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Dubmatix: Rebel Massive

Rebel Massive

Ich hatte schon befürchtet, dass Jesse King, der Mr. Dubmatix, uns in Richtung Mainstream verlassen würde. Nach dem etwas lieblichen „System Shakedown“ und den Club-orientierten Remixen auf „Clash of the Titans“ lag diese Vermutung nicht so fern. Aber nein! Das Gegenteil ist der Fall. Sein neues Album „Rebel Massive“ (Echo Beach), das am 19. April erscheinen wird, ist genau so, wie wir Dubheads es uns wünschen: kompromisslos, pur, ehrlich, solide und vor allem: rebellisch und massiv. Dubmatix bleibt seinem kraftvollen Sound nicht nur treu, sondern legt sogar noch eine Schippe drauf. Statt Dancehall-Spaß und Lovers-Gemütlichkeit, scheint Dubmatix – in bester Rebellen-Manier – den Globus mittels wuchtiger Bass-Wellen kräftig in den Hintern treten zu wollen (wo genau der ist, darf jeder für sich selbst bestimmen). Die Musik hat etwas ausgesprochen Militantes an sich – auch wenn Tenor Fly vom Showdown in der Dancehall toastet, so bleibt kein Zweifel daran, dass Dubmatix mit seinem heftigen Beat an einen ganz anderen Showdown denkt. Horace Andy hingegen scheint den tonnenschweren Rhythm seines Songs intuitiv richtig verstanden zu haben, wenn er eindringlich vom Weltuntergang singt. Es ist unüberhörbar: „Rebel Massiv“ ist kein „schönes“ – es ist vielmehr ein im wahrsten Sinne des Wortes „erschütterndes“ Album.

Dubmatix spielt virtuos mit dem Steppers-Sound, ohne in die abgenutzten Klischees dieses Genres zu verfallen. Er beherrscht es virtuos, Rhythms zu bauen, die sowohl konzentriert und auf den Punkt, als auch reich und voller Details sind. Atemberaubend ist dabei immer wieder die unbändige Kraft der Dubmatixschen Beats. Das Timing seiner Tracks ist so perfekt, dass die Wirkmacht jedes einzelnen Instrumentes sich in absoluter Synchronität zu den anderen entlädt. Der aufrechte, hochdynamische Dubmatix-Groove ist schlicht einzigartig. Und das erklärt auch, warum seine Alben trotz aller beteiligten Sänger sehr gut in der Schublade des Dub aufgehoben sind. Denn anders als bei „normalen“ Songs, bei denen Musik die Funktion eines „Backings“ erfüllt, geht es bei Dubmatix immer zuerst um die Musik. Stimme bzw. Gesang sind hier lediglich gleichrangiges Instrument – wozu auch der Mix, der den Gesang niemals in den Vordergrund stellt, beiträgt.

In der zweiten Hälfte des Albums wird der Dubmeister aus Toronto allerdings etwas versöhnlicher, die Beats klingen etwas weicher und Vokalisten wie Manchez, U-Roy und Cornell Campbell kommen ausführlicher zu Wort. Statt elf Tracks lang Prügel einzustecken, darf der Zuhörer auf den letzten Metern wieder zur Besinnung kommen, auf dem Luciano-Track „Seeds Of Love“ den Klängen einer lieblichen Flöte lauschen und etwas Hoffnung schöpfen. Wenn, ja, wenn da nicht noch der finale Track „Liberation“ wäre, der ihm, einem Boxer gleich, der gerade mit einem hoffnungsvollen Lächeln auf den Lippen die Fäuste sinken lässt, eine brutale gerade Rechte verpasste und ihn damit auf direktem Wege zu Track 1 zurück beförderte. Okay, mir soll‘s recht sein.

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