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Interview

20 Fragen an: Aldubb

Dein Name: Aldubb
Du lebst in: Berlin
Titel deines letzten Albums oder deiner letzten EP: Aldubb meets Diana Levi 10″ EP / Welcome to Bassland CD

Was ist deine Definition von Dub?
Schwer zu sagen. Remixte Reggae Musik mit wenig Vocalanteil, ich bestehe ja auch immer auf den Unterschied zwischen Dub und „Soundsystem“/“Steppas mit Gesang“. Dann gibt es noch eine ganze Welt voller Dub, der mit Reggae eigentlich gar nix zu tun hat und trotzdem Dub heißt. Also für mich gibt es da kaum Grenzen, wenig Vocal, das ist vielleicht das Wichtigste – neben einem bassbetonten Arrangement und dem Mix natürlich.

Was unterscheidet einen guten von einem schlechten Dub?
Mein Gehirn. Definitiv festmachen kann ich das nicht, manche Sachen find ich gut, manche nicht so. Als Producer hab ich die blöde Angewohnheit immer mit einem analytischem Ohr zu hören, das nervt manchmal, weil ich immer drüber nachdenke wie jetzt dies oder jenes gemacht wurde, oder ich analysiere den Mix, aber ob ein Dub gut oder schlecht ist, sagt mir das nicht, das ist zum Glück immer noch ein bisschen Magie.

Wie würdest du deinen Dub-Stil beschreiben?
Jetzt wird’s langsam fies… Kommt immer aufs Projekt an, meine eigenen Sachen gehen von rootsig über „Steppas mit Gesang“ bis Techdub oder gar Dubstep. Beliebt bin ich als Remixer wegen meiner Wobbelbässe in Verbindung mit King Tubby mässigen Delay Styles. Das Space Echo ist mein wichtigstes Instrument ;-)

Wie sieht der Entstehungsprozess eines typischen Dub-Tracks von dir aus?
Ich mache erst mal einen „Song“ – falls es eine Gesangsspur gibt. Dann teile ich das Arrangement in Instrumentengruppen auf und arrangiere den Song neu indem ich die klassischen Dub-Sachen mache, also muten, Delays, Hall, eigentlich läuft es da recht klassisch, wie King Tubby und Lee Perry das auch machten. Ich zerschneide auf digitaler Ebene die Spuren manchmal recht radikal, oder ersetze beispielsweise eine Bassspur durch einen Synthesizer. Einen richtig „typischen“ Dubtrack von mir kann ich mir grade nicht so richtig vorstellen. Ein Track den ich immer noch feiere ist „Let there be dub“ da ist irgendwie alles drin, mystische Sprechvocals mit Augenzwinkern, gefilterte Wobblebässe, digitale Drumsounds mit viel Effekt, aber auch echte Percussion und Riddimsection.

Wann bist du mit einem von dir produzierten Dubs zufrieden?
Mal ziemlich schnell – das ist oft ein gutes Zeichen, manchmal dauert es ewig (was aber auch nichts Schlechtes sein muss). Ich hab mir angewöhnt die Versionen immer ne Weile liegen zu lassen, und auch mal Personen meines Vertrauens vor zu spielen. Irgendwann erkläre ich den Song dann für fertig. Ich tue mich damit allerdings leichter, wenn es eine Deadline oder release Datum gibt. Am schlimmsten ist es, wenn ich meine eigenen Sachen mache, da könnte ich ewig weiter feilen, da setzte ich mir machmal selber Deadlines ;-)

Was sind deine persönlichen Dub-Top 5-Alben?
Dub Chemists: Light up your Chalice
Paul St Hilaire: Unspecified
East meets West: Time is the Master
King Tubby: Declaration of Dub
Lee Perry: Kung Fu Meets the Dragon

Wer ist für dich der größte Dub-Artist aller Zeiten?
Lee Perry

Und wer der aktuell interessanteste Dub-Artist?
Kein plan, ich höre recht wenig aktuellen Dub. Was ich weiß, ist, dass das letzte Mad Professor Album nicht so toll war. Richtig abgefeiert hab ich bisher alles von Benga, aber das ist ja Dubstep …

Was ist für dich die musikalisch interessanteste Dekade? Warum?
Die 70ger, da wurde so ziemlich alles erfunden, was auch heute noch Bestand hat, Punk, House, Metal, HipHop, Funk – Reggae gab es schon ’ne Weile, aber auch da kamen in den 70ger die besten und radikalsten Sachen raus. Dub hatte seine große Zeit, Rockbands experimentierten mit allem möglichen, Elektro-Avantgarde. Heute ist es schwer was Neues zu machen.

Was hörst du außer Dub?
So ziemlich alles, außer Gothik, Wave und Depeche Mode. Wenn’s beim Metal zu progressiv wird, steig ich auch aus. Ich mag repetative Musik, aber nicht zu minimal. Eine gewisse Punk-Attitüde find ich auch wichtig, allzu glatte Produktionen mag ich in keiner Stilrichtung.

Was ist dein aktuelles Lieblingsalbum?
Haha, Cultural Roots: Drift Away From Evil ist zwar nicht mehr ganz aktuell, hab ich aber grade für mich entdeckt. Errol Brown ist einer der besten am Mischpult!

In welcher Form kaufst du deine Musik: Vinyl, CD, Download, Abo? Warum?
Am liebsten Vinyl, wenn möglich, aber auch CD. Download hab ich noch nie gemacht, ich finde immer noch, dass man Musik auch ins Regal stellen muss, warum auch immer. Eigentlich kaufe ich überhaupt nicht mehr viel Musik, ich höre den ganzen Tag soviel im Studio und dann noch mein eigenes Zeug. Als Konsument hör ich Musik sowieso lieber im Club oder am besten auf ’nem Open Air, zuhause echt wenig.

Gelingt es dir, mit Musik deinen Lebensunterhalt zu bestreiten?
Ich bestreite meinen Unterhalt mit dem Planet Earth Studio – also durchaus zum Großteil mit Musik. Mein Label One-Drop Music macht hingegen keinen Gewinn. Also wenn man Karaoke und Hörbücher im weitesten Sinne als Musik einstuft, dann ja ;-)

Mit welchem Artist würdest du gerne einmal zusammen arbeiten?
Mutabaruka, Linton Kwesi Johnson …

Was ist deine besondere Stärke?
Viel Erfahrung. Ich habe das Gefühl, dass, je länger ich das mache, ich immer besser höre. Ausserdem hilft es mir oft, dass ich einige Instrumente, insbesondere Drums und Bass, auch selber spiele. Was ich immer unterschätze, ist mein Wissen über Studiotechnik und Geräte im allgemeinen. Ich finde es normal zu wissen, was ein Kompressor macht, und wie man eine Patchbay benutzt. Aber viele Produzenten benutzen leider immer mehr Presets und wissen gar nicht mehr was ein Treshhold ist, oder wie man einen Auxweg benutzt. Das hört man irgendwie.

Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Zufriedene Kunden. Aber gewählt habe ich diesen Job, weil ich schon immer gern von Musikequipment und Instrumenten umgeben war. Die menschliche Seite hab ich erst im Studioalltag kennen und schätzen gelernt. Es gibt nix Geileres, als wenn ein Musiker das Gefühl hat, das perfekte Studio gefunden zu haben.

Wovor graust es dir im Studio?
Abgesehen von Einbruch, Feuer und technischen Problemen, die den ganzen Betrieb aufhalten, nervt mich, wenn Leute nicht wissen, was sie wollen und immer wieder alles von vorne machen wollen. Es gibt „Rapper“ die fangen dann im Studio an auf Youtube ihren Beat zu suchen, und den Text zu schreiben. Ich berechne dafür mittlerweile knallhart die Stunden, aber nerven tut das trotzdem.

Wenn du gerade nicht an Dubs schraubst, was machst du dann am liebsten?
Reisen.

Welche Musik-Website steuerst du am liebsten an?
Soundcloud.

Wie siehst du die Zukunft von Dub?
Dub ist eigentlich zeitlos. Alle paar Jahre inspiriert Dub mal einen neuen Musikstil, zuletzt Dubstep, früher House und Triphop. Ich bin sehr gespannt. Ich denke, Reggaesongs remixen wird immer irgend jemand, das macht einfach zu viel Spass, als dass es irgendwann aufhören würde.

2 Antworten auf „20 Fragen an: Aldubb“

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