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Prince Fatty meets The Mutant Hifi: Return Of Gringo!

Wenn es einen Namen im Reggae-Biz gibt, der wie kein anderer für puren Eklektizismus steht, dann ist es der von Prince Fatty. Der Mann plündert schamlos die lange, glorreiche Geschichte des Genres und bastelt aus dem Diebesgut schlimme Homunculi, die jedem ernsthaften Reggae-Puristen kalte Schauer über den Rücken jagen. Doch all jene Reggae-Liebhaber, die in der Lage sind, zu ihrer Lieblingsmusik eine kleine, zart subversive und ironische Distanz zu wahren, können nicht anders, als die Musik Fatties mit einem breiten Grinsen im Gesicht lustvoll zu goutieren. Ich gehöre zu dieser Kategorie und ich bekenne mich dazu: Prince Fatty ist mein Held! Nach seinen beiden Dub-Alben „Survival Of The Fattest“ und „Supersize“, seinen Produktionen für Lilly Allen, Holly Cook und Little Roy, hat er mich mit seinem neuen Werk nun vollends zum loyalen Soldier of Fatty‘s Army gemacht: „Return Of Gringo“ ist eine aberwitzige Mischung aus Surf-Gitarren, Ska, Spaghetti-Western-Soundtrack und (gelegentlich) russischen Weisen. Versuchen wir in unserem, ohnehin von einer absurd-chaotischen Welt malträtierten Gehirn die Vorstellung einer Jam-Session zu evozieren, bei der Dick Dale, die Skatalites, Ennio Morricone und Alessandro Alessandroni (jener Gitarrist und Sänger, dessen Pfeifen in unzähligen Italo-Western zu hören ist) einvernehmlich im Studio beisammen sitzen und jeder von ihnen sein Ding durchzieht (seid ihr noch bei mir?), während Mike „Prince Fatty“ Pelanconi und sein Kompagnon Nick „Mutant Hifi“ Colowe mit einem wahnsinnigen Grinsen auf den Lippen den „Record“-Knopf drücken. Wer sich das halbwegs vorstellen kann, ist reif, sich das Album ohne die Gefahr eines (zusätzlichen) Hirnschadens anzuhören.

Doch Spaß beiseite. Wollen wir mal ernst sein, jetzt. Ehrlich: Bei iTunes wird das Album tatsächlich als „Original Soundtrack“ angeboten. Offensichtlich hält die Software es für den (Morricone-)Soundtrack des Films „The Return Of Ringo“ von 1965 mit Giuliano Gemma in der Hauptrolle. Da sollten die Apple-Server in Cupertino aber noch mal genau hinhören: Zu so einem Stuss hätte sich der alt ehrwürdige Signor Morricone niemals herab gelassen! Pelanconi & Colowe aber schon. Letzterer (übrigens Adrian Sherwoods rechte Hand und Co-Produzent von Asian Dub Foundation, Dub Syndicate, African Head Charge und Little Axe) spielt hier Gitarre, Glockenspiel, Bass, Keyboard und Melodika, während ersterer den ganzen Kram kräftig durchmixt. Nicht zu vergessen die tapfere Horn-Section und der schwitzende Drummer, der versucht mit seinem sperrigen Instrument Schritt zu halten. Und natürlich Alessandro Alessandroni, der als Gastmusiker tatsächlich mit von der Partie ist. Jemand sollte den Film drehen, dessen genialer Soundtrack hier zu hören ist!

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