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Jim: Jimmy Reggae Dub

Es ist immer wieder faszinierend, welch unterschiedliche Stimmungen Dub transportieren kann. Der Abstand zwischen der neuen EP von Jim: „Jimmy Reggae Dub“ (JIM) und einem energiegeladenen Steppers könnte größerer jedenfalls nicht sein. Der „Peter Pan des französischen Hip Hop“, als den er sich selbst bezeichnet, hat hier ein zutiefst melancholisches Werk vorgelegt. Geradezu quälend langsame Beats, rau und pur, kontrastieren zu Akkordeon- und Harfenklängen und federleichten, elegischen (synthetischen) Sopranstimmen. Alles in Moll minus. Was Melancholie betrifft, kennt Jim sich bestens aus. Mit seinen Hip Hop-Produktionen hat er ihre Abgründe bereits intensiv erkundet. Seit Jahren leidet er unter einem hochgradigen Tinnitus – schrecklich für jemanden, dessen Leben der Musik gewidmet ist. Aber vielleicht war das ja der Grund, sich den ruhig fließenden Basslines von Dub zuzuwenden. „Jimmy Reggae Dub“ (der Titel ist jedenfalls nicht auf dem Niveau der Musik!) ist innerhalb von drei arbeitsintensiven Wochen in Studioklausur entstanden. „I felt suffocated after 10 years of hip hop“, erklärt Jim, „I always liked reggae but never thought of doing it one day. But with confinement and my desire to explore something else, this EP was born. I tried to get the sound as acoustic and raw as possible.“ Das ist Jim perfekt gelungen. Oft sind es ja gerade die Genre-Außenseiter, die – vielleicht auch unbewusst oder aus Unvermögen – mit den Konventionen brechen, Neues entdecken und so die Musik bereichern.

Bewertung: 3.5 von 5.

7 Antworten auf „Jim: Jimmy Reggae Dub“

Klasse René,

was für eine wirklich geile Empfehlung, läuft bei mir gerade in Endlosschleife. Akkordeon und Harfe in Dub – endlich!!!

Tinnitus ist ein ganz übler Fluch, mich hat es mit Anfang 40 erwischt. Man nennt ihn auch „Verlust der Stille“. „Schrecklich für jemanden, dessen Leben der Musik gewidmet ist.“ Musik ist manchmal das einzige Mittel, dieser Krankheit die Stirn zu bieten. Da kann ich nicht nur mitfühlen, ich leide sogar mit.

Music is a lady, that I still love, ‚cause she gives me the air that i breathe…

Oh, Hallo René und Hallo Jim !

Jetzt muss ich mich ja richtig zusammenreißen, damit Jim nicht noch melancholischer wird.
Deshalb schreibe ich erst mal, was mir gut gefällt, bevor ich dann über meine offengelassenen Wünsche schreibe.
Die elegischen Sopranstimmen ( ich finde es ja auch immer wieder spannend, was man im DubBlog so für Worte lernt )
sowie die Harfenklänge und vor allem – ich nenne es mal – das „Glockenspiel“ ( wobei es sich wohl um eine Art Xylophon handelt )
gefallen mir sehr gut und erzeugen bei mir auch eine gewisse Melancholie, ohne mich dabei traurig zu machen. Das ist für mich sehr wichtig,
denn ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, Musik zu hören, die mich traurig macht.
Auch der Sound ist schön „rau und pur“. Das Schlagzeug setzt feine Akzente und sorgt bei mir für „Upliftment“.
Der erste Dub ( Prends moi …….. ) haut bei mir richtig rein. Auch wenn es euch bald nerven sollte ( oder schon nervt ), beurteile ich das für mich
wieder vom Fundament aus. Die BASSLINE !!! catcht mich voll und ganz, wenn ich mal ein Wort von René verwenden darf. Dazu die synthetischen,
elegischen Gesänge und das feine „Glockenspiel“ machen Lust auf mehr davon. „Dans nos coeurs“ geht rein „Basslinetechnisch“ auch noch bei mir durch
aber jetzt muss ich dann doch leider wieder meckern.
Die meisten Basslines ( also die drei übrigen ) machen mich dann doch etwas traurig. Die erzeugen bei mir einfach keinen Groove. Zwischen den einzelnen
Basswellen, sind zu große Pausen, für meinen Geschmack. Da merkt man doch die Herkunft und die alte Liebe zu HipHop würde ich sagen.
Allerdings hatte auch HipHop zu Anfang noch richtig gute Basslines, bis es schließlich vom weißen Mann „anektiert“ wurde. Das geht jetzt aber „OffTopic“.
Ja und dann ist da ja noch die Sache mit dem Akkordeon. Als ich das in der Rezension gelesen habe, hatte ich eine richtige Vorfreude auf dieses
Instrument in Verbindung mit der DubMusic entwickelt. Aber hier wird mir zu wenig Luft in Form von „Aircraft“ in das Akkordeon gepumpt. Da hätte ich schon
gern etwas mehr Spektakel, bzw. Spielfreude. So, erzeugt es doch zu viel Melancholie für mein Grundfeeling und ich habe es wesentlich lieber,
wenn Musik mich euphorisch macht. Die einzigen, die für das Akkordeon die nötige Mentalität haben, sind die Iren und die Österreicher ( „!“ ).
„Ich weiß ja nicht ob sie es schon wussten“ ………. aber Cannabis verschafft auch bei Tinnitus eine gewisse Linderung. Jedenfalls bei mir.
Vielleicht hätte ich mir diesen Satz lieber sparen sollen, denn ich möchte niemanden auf eine falsche Fährte oder falschen Pfad bringen.
Aber ich konnte mir das wegen der verkorksten Gesetzeslage in d-land und Frankreich auch nicht verkneifen. Wir sind bald die einzigen Länder in Westeuropa,
wo man immer noch Probleme mit der „Stasigestapo“ wegen dem Heilkraut bekommen kann. Wiederlich !
So möchte ich meinen Kommentar aber nicht beenden. Wie immer, habe ich hier auch die Haare in der Suppe herausgefischt aber das soll nicht darüber
hinwegtäuschen, das es eine Dubscheibe ist und mir von daher schon mal grundsätzlich ziemlich gut gefällt.

„In Bass We Trust“ ………………….. lemmi

Sorry Ras Vorbei, ich hätte dich gern in meine Begrüßung mit einbezogen aber während ich schrieb hast Du hier kommentiert …………..
Ja, ich weiß, ist nicht so schlimm aber ein spezielles Ding aus der Rastaphilosophie
ist ja die Sache mit dem Respekt bzw. Raspekt und somit wollte ich auch Dir hier nochmal Hallo sagen ;-)

„Die Harmonie als Ziel für die Zukunft“ …………………… lemmi

Hi lemmi,

das ist doch überhaupt kein Problem und ich hätte das auch niemals so aufgefasst, dass du mich bei der Grußformel vergessen hättest. Das passt schon!

In einer Sache muss ich dir einmal – was äußerst selten vorkommt – widersprechen.
„Die einzigen, die für das Akkordeon die nötige Mentalität haben, sind die Iren und die Österreicher“ – das kann ich so nicht stehen lassen. Die Franzosen haben sehr wohl das Akkordeon in ihrer Musikkultur verankert und verfügen meines Erachtens auch über die „nötige Mentalität“. Man sagt, französische Auswanderer hätten das Instrument sogar in die „neue Welt“ gebracht und dort die Cajun Music kreiert.
Trotzdem muss ich dir, was die Melancholie betrifft recht geben, das Akkordeon im Chanson verbreitet immer einen Hauch von Schwermut.

Und hier gebe ich dir wieder recht auf ganzer Linie:
Ganja hilft tatsächlich bei Tinnitus, das ist zwar berweits nachgewiesen aber es gibt darüber keine klinischen Studien. Auch, weil es die Pharmaindustrie einen feuchten Kehricht interessiert, hier vernünftig zu forschen. Weshalb soll man sich den Ast absägen, auf dem man sitzt? Viel lieber will man die völlig nutzlosen und teuren „Tinnitus Medikamente“ gewinnbringend an den Mann/Frau bringen. Hanf und seine Wirkung wurde fast 2000 Jahre vor Christus erstmals in einem chinesischen Heilbuch erwähnt. Das macht jetzt schlappe 4000 Jahre, dass die Menschheit mit dieser Pflanze Erfahrung hat. Viele wissen auch nicht, dass Ganja Die Migräneprophylaxe des 19. Jahrhunderts war. Das soll jetzt keine Laudatio werden, es gibt für alles ein für und wider, das gibt es aber auch für Aspirin.

Who feels it, knows it…

Hihi, lächle ich ganz kleinlaut RasVorbei !

Damit musste ich ja ganz klar rechnen, das meine These zur „AkkordeonMentalität“
nicht die allgemeingültige Meinung wiederspiegelt. Ich könnte jetzt meine wüstesten
Theorien über die Mentalitäten der einzelnen europäischen Völker kundtun, wobei die Franzosen als ziemlich depriemiertes, melancholisches Volk eingestuft wurden und werden. In etwa so wie wir deutschen. Ich glaube die Iren haben da doch mehr Lebensfreude und die Österreicher sind soweit ich das beurteilen kann auch ein sehr lockeres und mit gutem Humor beseeltes Völkchen. Gibt es bei uns im Rurhgebiet auch aber die meisten hier ( dazu gehöre ich wohl auch ) sind mir einfach zu deprimiert, zu ernst und schlicht weg, nicht fröhlich genug. Aber hey, ich merke ja selber, das das mal wieder ein Thema ist, wo ich mich extrem weit aus dem Fenster lehne.
Einigen wir uns auf Geschmacksache ?

Greetings ………………. lemmi

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