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Lee Scratch Perry: Rainford

Wie oft hatte ich schon die Aufgabe, ein neues Album von Lee Perry zu rezensieren? Ich habe aufgehört zu zählen. Dabei hatten meine Artikel eigentlich immer den gleichen Inhalt. Hier die Kurzversion: Wichtiger Produzent, interessante Backings und je weniger von Perry zu hören ist, desto besser. Es ist ja auch irgendwie tragisch. Lee Perry, genialer Produzent der 1970er Jahre, innovativ durch und durch, schon immer ein wenig verrückt, aber gerade deshalb auch genial. Zu Recht ein Held der Musikgeschichte. Doch statt seine Reputation still zu genießen, hat er beschlossen, nach der eigenhändigen Zerstörung seines legendären Black Ark Studios, unzählige weitere Alben zu veröffentlichen – eines schlechter als das andere. Nichtsdestotrotz überstrahlt der Mythos „Lee Scratch Perry“ alle Unzulänglichkeiten seiner Musik diesseits der 1970er Jahre. Immer wieder boten ihm (nicht selten recht prominente) Produzenten unterschiedlichster Musikgenres aufsehenerregende Kooperationen an. Und diese liefen stets nach dem gleichen Schema ab: Die Produzenten legten sich ins Zeug und überboten sich entweder darin, den magischen Black Ark-Sound möglichst zu reproduzieren, oder sie kreierten Crossover-Tracks zwischen ihrem jeweiligen Genre und Dub, über die Perry dann, äh, „singen“ konnte. Allerdings verzichtete Perry dabei konsequent auf Melodie und Inhalte. Mit etwas Zynismus ließe sich behaupten, dass die Dub-Versions immer das Beste an diesen Alben waren.

Nun haben wir es wieder mit einem neuen Perry-Werk zu tun. Der wichtige Produzent ist dieses Mal der vielleicht nicht weniger legendäre Adrian Sherwood. Er hat eine herausragende Stellung, denn er war es, der Perry 1987, rund zehn Jahre nach dem Black Ark-Niedergang, sein einzig wirklich gutes Album „Time Boom X De Devil Dead“ abrang. Auch danach fanden die beiden immer mal wieder zusammen, so wie auch jetzt. Das neue Werk, „Rainford“ (On-U sound), entstand in den letzten beiden Jahren an verschiedenen Orten der Welt und wird als das „persönlichste“ Werk des 83-jährigen vermarktet. Betitelt nach seinem Geburtsnamen, erzählt Rainford Hugh Perry darauf angeblich aus seinem Leben. Mir gelingt es allerdings kaum, seine genuschelten Lyrics zu verstehen. Das Album erscheint jedoch auch in Form aufwändiger Editionen – eine gar auf goldenem Vinyl gepresst –, denen die Lyrics als Booklet beiliegen. Viel Spaß beim Lesen.

Versteht mich nicht falsch. Ich habe großen Respekt vor Perrys Beitrag zur Reggae- und Musikgeschichte und zudem bewundere ich sehr seine Energie, in dem hohen Alter noch in den Studios und auf den Bühnen der Welt unterwegs zu sein. Perry ist wirklich einzigartig. Aber leider, leider sind seine Qualitäten als Songwriter und Sänger im Post-Black Ark-Zeitalter überaus beschränkt und ich muss ehrlich bekennen: Die Produktionen können noch so gut sein, sobald Perry seinen Senf dazu gibt, bin ich nur noch genervt. Das ist bei „Rainford“ nicht anders. Vielleicht sogar noch etwas schlimmer: Sherwood versucht dem kratzbürstigen Toasting/Gesang Perrys musikalisch zu begegnen und lässt seine Backings oft nicht weniger ruppig klingen. Ein cleveres Konzept, das wirklich hoch spannende Musik hervor bringt. Aber in Kombination mit Perrys Vocals klingt es oft einfach nur noch chaotisch. Kurz: Ich freue mich auf das Album „Rainford in Dub“.

Bewertung: 3 von 5.

36 Antworten auf „Lee Scratch Perry: Rainford“

High René !

Allein durch die Länge deiner Rezension erkennt man deine innere Zerrissenheit, dieses Album eher objektiv als durch die Brille b.z.w. Hörgeräte eines komplett infizierten On-U.Sound Nerds zu bewerten. Wenn ich mich auf die Ebene der Rationalität begebe ( für mich fast noch schwerer als für Lee Perry selbst ), muss ich Dir leider in nahezu allen Punkten recht geben. Auch ich muss ( nicht nur ) bei „Rainford“ besonders gegen Ende der meisten Tunes ein Höchtmaß an Toleranz aufbringen, da er leider dazu neigt, die aus meiner Sicht immer noch genialen Riddims durch Mickimausstimmen und Geräuschen, die eher zu einem Baby mit Blähungen passen, der Lächerlichkeit preiszugeben. Ob das verrückt ist oder einfach nur Resignation darüber, das Musik eben doch nicht die Welt verändern kann, weiß ich nicht. Ich könnte allerdings auch jede Menge Tunes von Perry aufzählen, wo für mich immer noch alles passt. Bei „Rainford“ macht er allerdings schon den ersten Tune gegen Ende zunichte, wo er leider total abspinnt. Dabei finde ich den Tune bis dahin inklusive Lee Perry einfach nur richtig FETT !!! Gegen Ende denke ich dann aber leider immer,
mmmmh, das kannste echt niemandem sonst vorspielen. Oder nach zwei dritteln ausblenden…… Davon gibt es leider zu viel auf „Rainford“. Vielleicht haben wir aber auch schlichtweg einen anderen Humor als Lee Perry.
Es ist gerade die Ruppigkeit der Backings, die dieses Album für mich zu etwas ganz besonderem macht. Und da schließt sich dann doch wieder unser Kreis, denn auch ich freue mich sehr auf das Album „Rainford in Dub“ !!!!!
Allerdings mit der Hoffnung verbunden, das es überhaupt eins geben wird. denn auch von „Time Boom“, „Secret Laboratory“ und fast allen anderen Alben mit Lee Perry gibt es keine kompletten DubVersions, soweit ich das mitbekommen habe.
Ich bin ja ein ganz großer Fan von Daniel Boyle ( ? ), ich glaube der zaubert auch in Cannada und der liefert zusammen mit Lee Perry auch sehr geile Showcase Alben ab. Da fällt mir im Moment kein einziger Tune ein, wo Lee Perry mich zu sehr nerft bzw. nervt. Und die DubVersions gehen bei mir bis ganz Tief ins Mark.

Nun ja, hoffen wir auf „Rainford in Dub“ ……………………. lemmi

Greetings René,

das habe ich hier bereits an anderer Stelle (Pay It All Back 7) geschrieben:
„Zu toppen wäre das Album tatsächlich nur noch mit ein paar zusätzlichen Dubs vom Meister (AMS) selbst. Platz wäre auf der CD noch reichlich“.
Da bin ich mit dir absolut d’accord.

Meiner Meinung nach gehst du mit dem Album etwas zu hart ins Gericht!
Endlich bekommt es Sherwood wieder hin, dass Perry nicht wie ein Maschinengewehr nur wirres, sinnentleertes Zeug brabbelt und dann nervt sein kautziges Gekrächze dennoch. Perry hat noch nie singen können und er wird es auch nicht mehr lernen.
Seien wir doch mal ehrlich, Lee Scratch Perry hechelt eigentlich seit dem Ende der Black Ark seiner Form hinterher und lebt seit Jahrzehnten von seiner wohlverdienten Reputation. Er liefert mal ganz miese „Auswürfe“ und dann wieder (relativ) schöne Werke ab, was natürlich sehr von den Produzenten abhängt, da gebe ich dir recht. Nur Adrian Sherwood und Daniel Boyle gelang bisher dieses Kunsstück und daran wird sich, wie ich befürchte, auch in Zukunft nichts mehr ändern. Perry wäre schon sehr lange ohne diese erstklassigen Produzenten eine Nullnummer, das wissen wir alle.

Ich jedenfalls bleibe dabei, dass „Rainford“ zu seinen besseren Alben aus der Spätphase gehört. Mich jedenfalls nervt an „Rainford“ gar nix auch nicht Perry’s Gekrächze, das sind wird doch seit Jahrzehnten gewöhnt.
Was für mich „Rainford“ weit über die jüngeren Perry Veröffentlichungen stellt, ist auch die offensichtliche Disziplin. Adrian Sherwood hat keine Panik davor, Perry’s sagen wir mal „Gesang/Äußerungen“ zu einem weiteren Teil des Mixes zu machen. Man könnte sogar sagen in einem gleichberechtigten, demokratischen Dub-Stil. Wenn, dann ist es sowieso kein reines Lee Perry Album, eher eine Collaboration zwischen Scratch und Adrian Sherwood, der ganz gewiss den wesentlicheren Teil dazu beigetragen hat. Wenn man sich dessen bewusst ist, dass keiner der beiden Protagonisten der offensichtliche Star der Show ist, dann… Ich wiederhole mich.

Und zu guter Letzt noch einen ganz besonderen Dank für deine Empfehlungen und da sind wir wieder auf einer Linie:
Guiding Star Orchestra – Natural Heights (aktuelle Riddim), Tomas Hegert – Dub på Svenska (Riddim vor Jahren), Lightman – Roots und Nils Petter Molvaer um nur einige zu nennen.
Die Nordlichter (Aurora borealis) sind soooo schön und haben’s echt drauf.

Stay tuned…und schöne Pfingsten

Dieses Album hat mich hin- und hergerissen: Die Teaser-Auskoppelungen fand ich grottig, das Album dann wesentlich besser… habe mich aber maßlos über die grauenhafte Plastikbontempi-Produktion von AS geärgert. Dann hat’s mir gedämmert, dass genau diese Tupperware-Sounds die richtige Unterlage für den Comicstrip-Charakter LSP sind – und auf einmal war wieder alles stimmig. LSP selbst liefert einwandfrei ab: So wie er es immer getan hat und wie man es auch von ihm erwartet – und das mit 83 Jahren. Chapeau!

Freut mich, dass ihr auch ein – zumindest etwas – zwiespältiges Verhältnis zu dem Album habt. Ich gehe mit Perry in der Tat etwas sehr streng ins Gericht. Aber es handelt sich dabei um meine persönliche Meinung und nicht um ein allgemeingültiges Urteil. Dass ihr das Album zum Teil anders bewertet, stellt die Subjektivität meiner Rezension ja unter Beweis. Im Übrigen versuche ich in der Regel, Kritik eher verhalten und konstruktiv und versöhnlich zu äußern, da ich ja weiß, wie sehr es schmerzt, wenn das eigene kreative Werk, mit dem man sich identifiziert und auf das man stolz ist, kritisiert wird.
Aber Rainford „schön“ zu schreiben, widerstrebte mir einfach. Perry ist eine Legende, aber das ändert nichts daran, dass mich sein Gebrabbel auf Rainford einfach nur nervt. Das wird mir umso deutlicher, je mehr ich mir wünsche, ungestört, also ohne Perrys „Gesang“, den Sherwood-Rhythms lauschen zu dürfen – was bei Rainford bei wirklich jedem Track der Fall ist. Perry ist für Sherwoods Musik kein Gewinn, sondern eine Schmälerung ihrer Qualität.
Dass es auch anders geht, haben andere Produzenten gezeigt, indem sie Perrys Stimme weitgehend im Mix versteckten:
https://dubblog.de/?p=2007
https://dubblog.de/?p=1695
https://dubblog.de/?p=1270

Ich meine, Du hast da größtenteils recht, René. Ich halte nichts davon, mehr oder weniger miese Releases schön zu reden – auch nicht, wenn das ein „Veteran“ ist, der vor x-Jahren großartiges abgeliefert hat… á la LSP oder AS.

Ich meine auch, dass es unsere Aufgabe ist, aus dieser seltsam vorbehaltlosen Huldigungs-Euphorie (siehe Reggaeville & Konsorten) auszubrechen und die Dinge zu sehen wie sie sind – möglichst objektiv.

Ich selbst bin ein scharfer Kritiker und ich nehme mir auch kein Blatt vor den Mund – dass bin ich der Musik und dem Künstler schuldig. Man sollte laufend prüfen und hinterfragen was man liebt – Künstler können ohne Kritik nicht wachsen, zumal Verkaufszahlen als Qualitätskriterium nicht mehr gültig sind; ebensowenig Ticketverkäufe an eine eingefleischte Community.

Also, bitte: Mehr Mut zu unverhohlener Kritik – um die Künstler aus ihrer „wir-lieben-alles-was-ihr-macht-Bubble“ zu befreien und die Musik wieder in Konkurrenz zueinander, und ganz besonders wichtig, in Konkurrenz zur anderen Genres zu stellen. BMW hat’s vorgemacht… make Reggae great again, sozusagen.

Ich glaube das man die unverhohlene Kritik erst lernen muss. Als ich Reggae für mich entdeckte war ich so begeistert und geflasht, das ich gar nicht fähig war, da auch nur im Ansatz irgendwas zu kritisieren. Für mich war alles was aus Jamaica kam heilig. Nicht nur die Musik. Es ging sogar soweit, das ich alle Menschen mit afrikanischer Herkunft über alles was „weiß“ ist gestellt habe. Die Schwarzen ( ich komme mir sogar bei dieser Beschreibung komisch vor ) bzw. die Afrikaner waren die Opfer und die weißen waren die Täter. Der Ursprung allen Übels kam aus Europa. Und so ganz falsch ist das ja auch gar nicht. Im laufe der Zeit habe ich dann doch mitbekommen, das auch die Afrikaner vor Brutalitäten aller Art nicht zurückgeschreckt haben. Dazu kamen noch Rituale, die man sogar heute noch an kleinen Mädchen durchführt, die ich nur für abgrundtief unmenschlich halten kann. Leider trugen all diese Details dazu bei, das ich nun auch nicht mehr alles gut finde, was mit Afrika zu tun hat. Richtig gute fantasievolle Musik kommt jedoch auch heute noch nicht ohne afrikanische Wurzeln aus. Die Rhythmen, die Melodien und eigentlich alles musikalische aus Afrika ( bzw. mit afrikanischen Wurzeln ) empfinde ich immer als pures Upliftment. Wohingegen gerade deutsche musik mich geradezu in den depressiven Selbstmord treiben könnte, wenn ich sie mir denn öfter anhören würde. Es gibt natürlich auch bei uns immer mal wieder die Ausnahme von der Regel. Zum beispiel Haindling oder Hubert von Goisern.
Die sind aber auch deswegen so gut, weil sie eben afrikanische Einflüsse in ihrer Musik zulassen und diese für meinen Geschmack auch noch gut rüberbringen.
Mit der Zeit habe ich dann festgestellt, das auch die Rastas oft nur mit Wasser kochen. Artists wie Gregory Isaacs ( Tot durch Crack ), Joseph Hill ( wohl zu viel Rum ) Eek A Mouse ( crack ), Buju Banton ( Cocain ) und Musiker, die echt glauben, das die Frau aus der Rippe des Mannes gemacht wurde ( manchmal denke ich, das stimmt doch ), haben mich gelehrt, das die eben doch nicht alle heilig sind. Deshalb wäre ich heute auch viel eher in der Lage auch einem Lee Perry zu sagen, das er manchmal ganz schön nervt. Ich stand vor etwa 30 Jahren mal an der Tanke neben ihm und obwohl er zwei Köpfe kleiner ist als ich, habe ich zu ihm aufgeschaut.

Greetings ………… lemmi

Pauschale Huldigungen… damit liegt man immer daneben. Ich erinnere mich als ich das erste Mal in den 80ern in Jamaica war… da war absolut nichts so wie ich es mir vorgestellt habe und wie es in den Reggae-Tunes beschrieben wurde. Es war schlichtweg schockierend, und je öfter ich in JA (nur der Musik und des Essens zuliebe :) war, desto mehr Einblick habe ich in den jamaikanischen Alltag bekommen. Ich wünschte mir noch heute, ich hätte vieles nicht erfahren oder mitbekommen. Rasta? Völlig verkorkst und egozentrisch bis-zum-geht-nicht mehr. Auch ein Pauschalurteil, freilich – aber ich hab‘ nichts Gegenteiliges kennengelernt… auch nicht von bekannten Künstlern die ich getroffen habe. Was man von denen auf Platte hören kann entspricht nicht dem, was sie leben. Das müssten sie ja eigentlich auch nicht, aber man erwartet sich halt schon dass sie „real“ sind, wenn Sie schon eine Weltanschauung mit Musik verknüpfen.

Was schwarz/weiß/welche Farbe auch immer angeht: Mir is‘ es wunderbar wurscht wo jemand herkommt, solang er nix verstörend Irrationales mitbringt (=Glauben/Religion) und seine Wurzeln lebt. Insofern hab‘ ich Schwierigkeiten mit Nicht-Jamaikanern (also weder dort geboren noch aufgewachsen noch elterlich vorbelastet), die da breiten Patois sprechen. Lächerlich, egal ob das Mellow Mood & Konsorten sind oder ein Faken-Rasta aus Grammat-Neusiedl.

Randbemerkung: Der Ursprung allen Übels kam und kommt imo nicht aus Europa oder von anderswo, sondern – und das hat sich bis heute nicht geändert – von Menschen, die einen Gott über alles andere stellen. Religion kills.

Greetings René,

momentan habe ich das Gefühl, dass da Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Bei „Rainford“ handelt es sich um ein neues Lee Scratch Perry (LSP) Album unter der Leitung von Adrian Sherwood. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass für dich eigentlich das fiktive „Rainford In Dub“ das Non Plus Ultra gewesen wäre, das ist aber „Rainford“ in der Tat nicht, hier muss man den „Gesang“ mit in Kauf nehmen.

Die von dir angeführen Beispiele hinken etwas.
Bei „Mad Professor and the Robotics featuring Lee Scratch Perry: Black Ark Classics in Dub“ weist das „featuring“ bereits darauf hin, dass LSP ein wenig in Erscheinung treten darf. Selbst da ist Ziegenmeckern und Babygeplärre zu hören. Diese Zwischentöne scheinen LSPs Trademark zu werden. Außerdem handelt es sich nicht um neue Titel sondern um Remakes klassischer Titel.

„Lee Scratch Perry & Subatomic Sound System: Super Ape Returns to Conquer“ ist solch eine übermächtige, geniale Vorlage, dass es wirklich eine Kunst gewesen wäre, das Teil komplett zu verkacken. Dazu kommt, dass es sich auch hier sowohl um uralt Riddims als auch Lyrics ebenfalls aus der glorreichen Black Ark Zeit handelt, die LSP auch teilweise zitiert, ergo weniger Spontangebrabbel.

Diese beiden Alben sind gut, nein „Super Ape Returns to Conquer“ ist sehr gut. Bei Mad Professors Black Ark Classics bin ich teilweise etwas zwiegespalten. „Soul Fire“ erinnert mich tatsächlich immer an diesen – von mir verhassten – Disco Fox und so richtig zünden die Remakes einfach nicht.

In Relation zu „Rainford“ haben die zwei oben genannten Alben generell ganz andere Ansätze, es werden „Black Ark Classics“ erneut durch den Wolf gedreht.
Lediglich bei „Lee „Scratch“ Perry: Back on the Controls“ gebe ich dir bedingt Recht, aber auch das ist – im Gegensatz zu „Rainford“ – ein Showcase Album.

Es mag sein, dass ich auf dem Holzweg bin. Auch ich habe schon LSP Alben verbal in die Tonne getreten und danach ganz selten abgespielt aber immer in der Hoffnung, doch noch versteckte Perlen zu entdecken. Das hat jedoch „Rainford“ meines Erachtens nicht verdient, weil es sich um ein neues, eigenständiges Album ohne klassische Vorbilder handelt.
Wen LSPs „Gesang/Gekrächze/Gemecker wasauchimmer“ stört, der muss dann doch auf die „Rainford In Dub“ hoffen.

Bis denno….

Früher hätte ich behauptet, dass sich LSP mit jedem, der das nötige Cash mitbringt, ins Studio stellt.

Heute werden es wohl Liebhaber-Projekte sein, weil Gewinn kann man da nicht erwarten… es sei denn man spekuliert mit LSP’s baldigem Ableben: Dann wird er als Pioneer abgefeiert werden ohne den die Musikwelt heute anders aussehen würde. Und seine Alben werden sich für kurze Zeit sehr gut verkaufen bzw. streamen lassen.

Eine Unterstellung? Gewiss, aber wir wissen: Das Business ist gnadenlos.

„Ziegenmeckern und Babygeplärre“

Auch hier, ist für mich die Dosis das Gift. Und ganz besonders bei „Cricket On The Moon“ finde ich es sehr schade, das er doch ein wenig zu extrem – auch für meinen Geschmack – in einer Tonlage agiert, die einem das Gefühl vermittelt, als ob er die Musik und besonders seine Hörer nur verarschen will. Gerade, weil ich mich auch eigentlich als Lee Perry Fan betrachte, fühle ich mich manchmal etwas vor den Kopf gestoßen.
Und es schwingt bei mir immer das Anliegen mit, auch andere Menschen für Lee Perry zu begeistern und wenn ich dann selbst an meine Grenzen stoße, was den Style betrifft, mache ich mir natürlich kaum Hoffnung, das zum Beispiel meine Kollegen jemals ansatzweise verstehen, warum ich so ein Fan von ihm bin.
Ich finde es ehrlich gesagt auch gar nicht so schlimm, wie René das Album bewertet hat. Immerhin hat es zu 4 Sternen gereicht ;-) Und er macht meiner Meinung nach auch ganz klar, das ihm die Backings sehr gut gefallen. Wären die nicht so gut, hätten wir über die Scheibe wahrscheinlich nirgends etwas gelesen.

„Randbemerkung: Der Ursprung allen Übels kam und kommt imo nicht aus Europa oder von anderswo, sondern – und das hat sich bis heute nicht geändert – von Menschen, die einen Gott über alles andere stellen. Religion kills.“

Damit komme ich so nicht klar gtkriz. Zumindest muss ich da eine Gegenthese aufstellen. Es wäre imo alles Gut, wenn wir Menschen endlich kapieren würden, das ( wenn es Gott,JAH,Allah wirklich gibt ) es nichts und niemanden über Gott gibt. Der Fehler liegt imo nicht im Glauben an Gott sondern darin, das „die Diener des satans“ den Glauben der Menschen missbrauchen und die religion über Gott stellen und uns aufzwingen wollen, was wo und wie wir zu Glauben haben. Und genau so interpretiere ich auch den Song „Relijan ….. killing in the name of the Lord“ von Talisman.

Ich kenne Menschen, die überzeugte Atheisten sind aber im Grunde streng die Einhaltung der 10 Gebote befolgen, ohne diese jemals gelesen zu haben. Diese Menschen sind für mich letztenendes „frommer“. als alle jemals existenten Päpste, sowie deren Kardinäle und das ganze andere vatikangesox.

„Religion kills“ !!! und der Glaube an Gott versetzt Berge !!!

„What you gonna do, when you know JAH is watching you“ ( Wailing Souls ) ………………………. lemmi

„Ich glaube, dass man die unverhohlene Kritik erst lernen muss“.

Dem ist so Lemmi, Kritik muss man austeilen aber auch einstecken können. Das ist ein ganz wichtiger Lernprozess, denn nur so ensteht, die von unseren Politikern gern zitierte, Streitkultur.

Leider sehe ich immer mehr, dass viele Menschen keine Lust mehr haben, sich mit Kritik auseinander zu setzen. Für sie besteht „Streitkultur“ darin, dem Andersdenkenden odentlich eins aufs Maul zu geben oder noch viel schlimmer Krankenhaus reif zu prügeln.

Zu meiner Schulzeit hat man noch gelernt alles zu hinterfragen und nichts kritiklos zu schlucken oder etwas für bare Münze zu halten, bloß weil es irgendwo gedruckt steht. Zu lernen sich vernünftig zu artikulieren und zu argumentieren ist ganz wichtig und fördert außerdem den Umgang mit der Sprache. Nur der Mensch ist nach momentanem Wissenstand in der Lage sich sprachlich zu verständigen. Leider tritt dieses Sprachvermögen bei Meinungsverschiedenheiten in der Öffentlichkeit immer mehr in den Hintergrund und macht roher, hirnloser Gewalt Platz. Dieser Zustand macht mir Angst.

Ich konnte noch nie etwas mit diesen „Rastafari“ grölenden „Pseudo-Rastas“ anfangen. Deshalb auch die Verballhorung Ras Vorbei ;-))
Kleines Schmakerl am Rande: der Onkel der Frau meines Bruder hat am Hof von Haile Selassi gearbeitet, der ist auch kein Rasta geworden ;-)

Nuja, lemmi… es ist imo in Ordnung wenn die Moral von einem gesunden Hausverstand herrührt – aber nicht, wenn sie von ein paar völlig durchgeknallten Psychos, die vor Jahrhunderten dieses oder jenes Buch verfasst haben, auch heute noch bestimmt wird. Die Teile muss man mal gelesen haben… das glaubt man nicht was da für Abartigkeiten drin stehen und was das für ein fehlgeleiteter, grausamer, tyranischer und menschenverachtender Gott sein soll.

Aber ich meine das Thema führt hier zu weit, ich habe mich vor meiner Abscheu vor Religionen verleiten lassen, sorry.

P.S.: Viele Menschen glauben eher an Gott als an sich selbst oder ihren Nächsten… wie traurig ist das denn…

„Ich finde es ehrlich gesagt auch gar nicht so schlimm, wie René das Album bewertet hat. Immerhin hat es zu 4 Sternen gereicht“ ;-)

@lemmi
Ich ehrlich gesagt auch nicht, René’s Kritik öffnet eine andere Sichtweise und seinen Respekt vor LSP lese ich auch aus jeder Zeile. Das ist keine Frage
Eine „Rainford In Dub“ hätte eben besser getaugt, c’est tout

Was ich sagen wollte, war lediglich, dass die Vergleiche (Verweise auf Werke) etwas hinken und ich habe auch versucht meine Sichtweise darzulegen.

Nein lemmi, da irrst du! Es waren 3 Sterne, aber auch das ist mir so etwas von „wurscht“ und wenn es nur 1 Stern wäre, hätte ich dennoch meine Meinung.
Man darf eine (andere) Meinung haben, man muss sie lediglich vernünftig zu begründen wissen und das hat René auf jeden Fall getan.

Stay tuned…

„P.S.: Viele Menschen glauben eher an Gott als an sich selbst oder ihren Nächsten… wie traurig ist das denn…“

Wie Du schon sagst, das Thema führt hier zu weit. Ich befürchte damit hast Du recht. Aber ich kann jetzt nicht anders.
Ich glaube nämlich nicht nur, sondern ich bin fest davon überzeugt, das Menschen, die aufrichtig an Gott glauben auch an sich selbst glauben und auch ein Mitgefühl für ihren Nächsten haben. Das können aber auch „die Ungläubigen“ um es mal mit den Worten eines Fanatisten auszudrücken. Ich weiß nicht, was es alles für Gründe geben kann, warum man nun an Gott glaubt oder nicht. Ich tue das ehrlich gesagt aus reinem Opportunismus, auch wenn das jetzt nicht die ganze Wahrheit ist. Ich fühle mich nicht über jeden Aspekt des Lebens erhaben. Ich habe und hatte in vielerlei Hinsicht schon so viel Glück im Leben, für das ich meiner Meinung nach nix konnte. Woher diese Neigung letztenendes kommt, weiß ich nicht aber ich wollte schlichtweg irgendjemandem dafür danken. Und da weder ich noch irgendein anderer Mensch ganz bewusst an bestimmten Stellschrauben meines Lebens gedreht hat, war Gott für mich das Naheliegenste an das ich mich wenden konnte.
Und als ich dann ganz bewusst den Reggaekosmus für mich entdeckt habe, war für mich klar, das diese Musik nicht einfach nur von Menschen gemacht wird ……………..

„Blessed is the man that walked not in the council of the ungodly“ ( STEEL PULSE ) …………………. lemmi

Ey ! jetzt kommt schon ! Verarscht mich nicht ! Da waren 4 sterne !!! Mario Bart würde sagen, den habt ihr gerade weggemacht ;-)

Oder muss ich jetzt doch mal zum Artzt ?! ………………. lemmi

War gerade beim Artzt und der hat mir gesagt, das ich die 4 Sterne wohl mit On-U.Sound Vol. 7 verwechselt habe.

Ein bischen mehr Konzentration bitte Herr Lehmann !!! ………………….. lemmi

Greetings

@lemmi
„Ziegenmeckern und Babygeplärre“ – Die Dosis macht das Gift (Paracelsus)

Ich verstehe einfach nicht, was da stört, weil es überhaupt nicht so häufig als dramaturgisches Mittel benutzt wird, wie es dir gefühlt vorkommt. Aber es gibt Momente, da stört einen die Fliege an der Wand. Selbst auf „People Funny Boy“ ist schon Babyschreien zu finden. Egal…

Wie, du willst deine Kollegen mit Lee Scratch Perry zum Reggae missionieren? Da bin ich heute schon Prophet, das wird dir niemals gelingen. LSP ist nicht für das flüchtige Hören bei der Arbeit geeignet. Den will ich sehen, dem sich LSPs Kosmos beim flüchtigen Hören erschließt.

Das möchte ich ausdrücklich betonen, auch mir liegt es fern irgendjemanden zu missionieren!!!

Nur das muss ich unbedingt noch los werden:
Ich hatte gestern Abend Besuch von einem sehr guten alten Freund und „Dubhead“, dessen Muttersprache Englisch ist. Wir haben die „Rainford“ sehr aufmerksam, step by step angehört und er hat mich auf semantische Dinge hingewiesen, die mir/uns mit limitierten (Schul-)Englischkenntnissen einfach flöten gehen. Ich möchte hier niemandem unterstellen, dass er kein Englisch kann, darum geht es auch gar nicht.
Aber Muttersprache ist eben doch Muttersprache

„Cricket On The Moon“ ist ein altes Märchen über einen hoffnungslosen Träumer, der von allen verspottet wird, aber seinen Traum nie aufgibt. Die ersten Worte des Albums sind „People repent“ (…tut Buße), LSP ist die Grille, die ungerecht behandelt wird.

Einige weitere Aspekte von vielen: Das Album ist im Grunde eine Hommage an viele frühere Upsetter Stile.
Der Album-Opener „Cricket On The Moon“ ist ein leiser Dub-Track, mit Hinweisen auf Super Ape und Micky Mouse, die als der perrysche klassische stream of consciousness humor gelten.
„Run Evil Spirit“ ist eine aufregende Beschwörung gegen dunkle Mächte und zitiert diesen klassischen Upsetters Rocksteady Flow, kombiniert mit klassischen Perry Dub Melodien.
„Makumba Rock“ bringt dann den „Black Magic Rock“ Track. Makumba ist eine traditionell afrikanische Phrase, die auch im südamerikanischen Sprachgebrauch häufig Verwendung findet und als „schwarze Hexerei/Magie“ gedeutet werden kann. Sie passt zur schamanischen Neigung von Lee Perry, das „dubby“ Space Echo erzeugt hier eine fast psychedelische Vision.
„House of Angels“ ist ein stetiger, fast nach Evangelium klingender Track.
Mit „African Starship“ (in Anlehnung an Garveys Black Star Liner) begleitet Pilot Perry den Hörer auf einer interplanetarischen Reise mit klassischem in Ganja Rauch gehüllten Dub-Sound und mäandrierenden Trompeten.
„Let It Rain“ mit wunderschönen Celli vermittelt eine Gospel-Blues Stimmung und Perry, versichert uns, dass er nicht stirbt – wollen wir es hoffen. „Let It Rain“ hat eine ernstere Lyrik über das vertraute Scratch-Thema von Gut und Böse und und und…
Eine Lee Scratch Perry „Monkey Reggae Party“ eben ;-)))

Mittlerweile verstehe ich zu 100% Adrian Sherwoods Statement:“It’s the most intimate album Lee has ever made, but at the same time the musical ideas are very fresh. I’m extremely proud of what we’ve come up as a piece of work“.
Auffällig ist, dass AMS nicht von seinem Album sondern dem von Lee Scratch Perry spricht. Sein Album wäre dann „Rainford In Dub“.
Schaun wir mal…dann sehn wir schon ;-)

Auf jeden Fall weiß ich, wer sich heute dieses geile Teil kaufen wird.

Ich mag es wenn Reviews mit viel Hintergrundwissen gespickt sind… Du bietest da feine Einblicke, Ras Vorbei!

LSP und Reggae – kann man in zwei Phasen teilen: die 60s/70s als vorwiegend innovativer Produzent… und die Zeit danach vorwiegend als… nuja, Künstler der von anderen produziert wird und live auftritt. Sollte man berücksichtigen wenn man LSP anderen nahebringen will.

Ich möchte übrigens das LSP-Abum ‚“Panic in Babylon“ mit den White Belly Rats erwähnen… das ist imo das allerbeste was LSP in seiner Spätphase zu bieten hat. „I’m a psychiatrist“ habe ich wochenlang in Dauerschleife gehört… grandiose Produktion, und LSP’s Gebrabbel haben die Produzenten in verständliche Bahnen gelenkt. Für dieses Album hätte er den Grammy bekommen sollen, wenn’s nach mir gegangen wäre.

Hey gtkriz, Panic in Babylon hatte ich schon verdammt lange, eigentlich viel zu lange, nicht mehr gehört. Das Album gehört auch für mich zu den riiichtig guten, mit den White Belly Rats hatte LSP nach fast 6 oder 7 Jahren Dürre und mäßig bis schlechtem Output wieder eine gute Backing Band gefunden.
„Panic In Babylon“ (Big Tune!) hat beinahe einen flotten, fast Ska Riddim mit richtig fettem Gebläse und „hüpfender“ Orgel – geil…

Yeah Men !

Panic In Babylon ist Super ! Vor allem und ganz besonders das Titelstück erzeugt bei mir Extase, wie ich auch schon mal geschrieben habe.
Ja, in meinem Leben ist es immer so, das ich sehr schnell an meine Grenzen stoße und es immer jemanden gibt, der mich bzw. meinen Enthusiasmus in den Schatten stellt. Euer Hintergrundwissen ist schon sehr fundiert und auch für mich immer sehr informativ. Wegen euch, bin ich überhaupt noch im Netz, ansonsten bietet es für mich nicht viel. Abgesehen von der Musik natürlich. Ich kokettiere auch immer gern mit meiner Interressenlosigkeit. Das einzige was mich wirklich interressiert, ist ein komplette und vollkommene Berieselung mit geiler Mucke oder einem geilen Film. Ein Buch ist schon fast zu kopflastig für mich. Aber naja, Reggaebücher habe ich dann doch so zwei bis drei gelesen. Mein Englisch ist nicht erwähnenswert. Und wie ich schon mal sagte, interressiert es mich auch nicht, was jemand singt, sondern wie es gesungen, getoastet oder gerappt wird. Ich habe natürlich auch nix dagegen, wenn ich mal einen Text oder meistens sind es nur die Kernaussagen eines Textes verstehe. Oft habe ich zu Texten von z.B. Alpha Blondy gesagt, „Ich habe keine Ahnung, wofon der singt aber so wie er das singt, kann er nur Recht haben.“ Das reicht in meiner kleinen Welt vollkommen aus, um glücklich zu sein.
Ich habe den Eindruck RasVorbei das ich mich auch oft zu missverständlich und ( trotz viel Text ) immer noch zu oberfächlich äußere. Jedenfalls meinte ich mit „Ziegenmeckern und Babygeplärre“ im Zusammenhang mit der Dosis nicht wortwörtlich nur genau das. Außerdem stehe ich oft sogar voll drauf. Aber bleiben wir einfach mal bei „Cricket On The Moon“. Ich finde den Tune eigentlich richtig super aber das gebrabbel und geplärre nach etwa zwei drittel des Tunes ist für meinen Geschmack einfach übertrieben und es macht für mich den Groove kaputt. Da is der Tune einfach nicht mehr cool für mich.
Das finde ich Megaschade !!! Aber natürlich geht meine Toleranz und meine Begeisterung für Perry weit über diese kleine „Überdosis an Albernheit“ hinaus und der Tune sowie die ganze Scheibe läuft bei mir komplett durch ( wenn ich sie denn hoffentlich bald mal geliefert bekomme ). Wenn du schon fragst, was da eigentlich stört, versuche ich es zu beschreiben. Es ist in erster Linie auch die Frequenz seiner Stimme, die mich in dem Fall ganz besonders nervt. Ich will hier nicht auf obermännlich machen aber es ist wissenschaftlich erwiesen, das das männliche Geschlecht mit zu hohen Frequenzen nicht klar kommt. Ok, ich gebe ja zu, bis zu den ohrenbetäubenden Frequenzen von Maria Carry ist es noch sehr weit hin aber vielleicht habe ich mein Problem etwas besser rüber bringen können.

Eigentlich bin ich noch nicht fertig aber ich hab neue Scheiben zuhause ….. ich muss jetzt los ……. bis denne ……… lemmi

Ok, wie ja schon durchgedrungen ist, habe ich die Scheibe noch gar nicht Zuhause und dem entsprechend ist meine Wahrnehmung auch noch sehr oberflächlich. Die Scheibe lief hier auf der Arbeit mal mehr, mal weniger laut und wenn ich jetzt ganz konkret nach Tönen suche, die mir nicht so zusagen, dann finde ich letztenendes auch nicht so viel, was mich richtig nervt. Gerade „Cricket On The Moon“ habe ich hier immer ( 2-3 mal ) auf volle Kanne gehört und da kam Perry bei Minute xy:zv ziemlich krass rüber. Wenn ich es leiser höre ist es schon gar nicht mehr so schlimm und im Grunde ist es ja auch nur kurz. Bei „Autobiography ……“ , auch ein Super Tune und gerade deswegen ein ganz kleines bischen schade, „singt“ einer oder „etwas“ immer „I am the Upsetter“, sozusagen im Background und das gefällt mir auch nicht so richtig gut. Aber das ist schon auch wider „klagen auf allerhöchstem Niveau“. Mein erster Eindruck von der Scheibe war eigentlich Begeisterung pur und irgendwie habe ich mich verleiten lassen, hier nach dem Haar in der Suppe zu suchen.
Meine Wahrnehmung von Musik hängt oft ( eigentlich immer ) von vielen Faktoren ab. Wir sind hier zwar nicht bei instagramm und ich erzähle jetzt nicht wie dick ich die marmelade aufs Brot mache aber so ganz gehört die Geschichte hier wieder nicht hin. Aber sie ist vielleicht lustig für euch und sehr peinlich für mich.
Bei gtkriz war eine Scheibe von Pickout All Stars in der Playlist. Sie gehörte zu den Scheiben die mir als sehr gut in Erinnerung waren. Jetzt gab es die als Vinyl und drei zwei eins meins. Gestern rauf auf den Teller und ab ging die Post.
Uiiii dachte ich „das is aber mal n´ richtig triefender schleppender Rhythmus“. Ich befand mich bereits „in anderen Umständen“ und war sehr offen, für alle Arten von Dub. Ich hörte die ganze erste Seite durch und hatte schon die ganze Zeit so eine Ahnung aber dazu später. Dann war ( endlich isse Zuhause ) „I have Seen“ von Oku Onuora an der Reihe.
Was für eine superaffentittengeile Megascheibe !!! Bislang habe ich die noch nie ganz durchgehört aber jetzt ist sie erst mal meine unangefochtene NR.1 !!! „If not yet, when“ hat „The Groove“ von meinen internen Charts auf Platz 1 verdrängt. Linval Thompsen würde eventuell sagen, „Its a big big big …. big Tune“ !
Danach war dann die zweite Seite von Pickout All Stars an der Reihe und ich dachte, nnnnnneeeee da stimmt was nicht.
Nadel wieder runter genommen und die Vinyl LP auf 45 laufen lassen. Boing ! Plötzlich habe ich die Scheibe wiedererkannt, so wie sie in der Playlist von gtkriz auch gelaufen ist und ich muss sagen, jetzt gefiel sie mir doch noch ne ganze Ecke besser. Tja, da habe ich doch glatt die ganze erste Seite in der falschen Geschwindigkeit gehört und mich lediglich ein wenig gewundert, warum die Riddims durchweg so schön schleppend waren. Eigentlich zu peinlich, um damit an die „Öffentlichkeit“ zu gehen aber ich liebe es, Tabus zu brechen.

Nun ja, es würde mich freuen, wenn ihr wenigstens darüber schmunzeln könntet, denn sonst wäre es bessser gewesen, ich hätte die Geschichte mit wahrem Hintergrund für mich behalten.

Ich grüße euch trotzdem ……………. lemmi

Damn right… das Oku Onuora-Album ist soundtechnisch der Hammer, und es hat richtig deepe Roots-Groves á la 80er Jahre drauf… Simmons Drums und so…. herrlich!

Interessanterweise stammen die supadupa Riddims / Produktion von Najavibes, aber deren eigenes neues Album ist imo an Langeweile nicht zu überbieten, der fette Klang von der Onuora-Scheibe fehlt auch komplett. Ob der Najavibes-Sänger noch lebt oder sich doch zu Tode gelangweilt hat… man weiß es nicht :)

Schon seltsam wie krass unterschiedlich die beiden Alben sind…

bei einem anderen sehr spannenden Genre, Cumbia, ist durch das zu langsame Abspielen ein eigenes Subgenre entstanden: die Cumbia rebajada. Es gibt wenig Info dazu auf Deutsch, daher keine Ahnung ob die einfach irgendwann die Singles auf 33rpm abgespielt haben (um nur alle 5 statt 3 Minuten wechseln zu müssen, haha) oder batteriebetriebene Platten- oder Kassettenspieler am Ende ihrer Laufzeit involviert waren. Was auf jeden Fall involviert war ist das heilige Kraut der Rastafari, das wird bei Cumbia nämlich auch des öfteren besungen.
Bei Dub stell ich mir das auch ganz geil vor, weil die Bässe dann ja auch noch tiefer runter kommen :D

Du bist da auf dem richtigen Weg, das habe ich dazu im www. gefunden:
„Die „Cumbia Rebajada“ wird nicht auf Konzerten getanzt oder in Studios aufgenommen, sondern ist ein Stil, der nur auf einem Plattenteller oder einer Kassette zu hören ist. Es handelt sich um Songs, die mit weniger Umdrehungen als die normalen wiedergegeben werden. Auf diese Weise ist die Musik langsamer zu hören, als ob die Batterien eines Recorders erschöpft wären. Die Rhythmen sind immer noch tropisch und fröhlich, aber langsamer, betäubender, fast wie eine Cumbia, die man unter Wasser hört“.

Da war sicherlich jemand mächtig stoned und hatte keine Lust, die falsch eingestellte Geschwindigkeit von 33rpm auf 45rpm umzustellen oder er hat sich einfach einen Jux erlaubt und schwupps war „Cumbia Rebajada“ geboren. Auch der Gesang klingt völlig dumpf und schon beinahe „gelallt“. Es kann sich also im Original nur um mit 45rpm gepresste Aufnahmen/Singles handeln.

Siehste ;-) , das meine ich doch immer …… Streamen is´ mangelhaft .

Aber ein geiler Tune Das ! Da haben wir doch unsere schöne Quetschkommode wieder ! Cumbia is aber auch echt ein geiler Rhythmus, wo ich auch immer mit muss. Kommt wohl auch eher aus Afrika als aus d-land.

Greetings ……………… lemmi

Da könnte ich jetzt Burning Spear zitieren. „JAH is my Driver“ !! Die Najavibes hat JAH mir noch nicht auf den Weg gelegt. Wohl wissend, das ich die auch langweilig finden würde. Aber ich schau jetzt mal nach, wer die sind. Da haben wir es wieder, mein Desinterresse ! Ich habe mir die Scheibe einfach nur angehört ohne zu fragen, wer da eigentlich spielt. Dabei ist diese Info schon wichtig ! Is halt n´ CD Cover. Kleine Schrift und so ……. meine Augen nix gut !

Ansonsten würde ich sagen, Nyahbinghy oder so ähnlich …………………… lemmi

Greetings Lemmi,

einer meiner Lieblingssprüche ist:“der Mensch ist fehlerhaft“ und ich finde es menschlich, wenn einem Fehler unterlaufen und man auch dazu steht. Solche Dinge sind schon (fast) jedem passiert – auch mir, nur einige sind leider nicht im Stande so etwas zuzugeben. Ich find’s jedenfalls witzig!

Zur „Rainford“ kann ich nur sagen, dass mir bei voller Lautstärke auch dieses Gekrächze von LSP am Ende von „Cricket On The Moon“ auf den Sack gegangen wäre. Möglicherweise soll das die Damaturgie steigern und wir verstehen LSP mal wieder nicht – wer weiß? Ich kann auch deine Einwände verstehen, manchmal ist LSP schon etwas drüber. Aber das kennen wir doch schon sehr lange und mögen dieses Exaltierte auch schon wieder an seinem Verhalten. So isses eben.
Auffallend an „Rainford“ ist doch, dass sich LSP doch sehr mäßigt und konzentriert bei der Sache ist. Das hätte ich dieser lebenden Legende so nie im Leben mehr zugetraut. Vielleicht werden wir „Rainford“ nach LSPs Tod (nein, er stirbt nie) als sein letztes großes Werk feiern. Time will tell..

Geschmack ist auch so eine, sehr subjektive Sache. Mir persönlich gefallen die Stimmen der beiden Sherwood Mädels Denise und Emily [(do you remember? „Hallo Emily (LSP), Hallo Lee Scratch Perry (Kinderstimme)] sehr gut und stören mich überhaupt nicht.
„Rainford“ ist ein klassisches (gutes) ON-U Sound Erzeugnis, je öfter ich das Werk höre, desto besser gefällt es mir. Ich kann überhaupt nicht aufzählen, wie oft mir das bei ON-U Sound schon passiert ist.

Stay tuned…

Ich mache nie Fehler !!! …………………. ,-)

Seit wann spielt man eine Vinyl LP mit mehr als 3 Tunes pro Seite auf 45 ab ??????????????????

Den Fehler haben die gemacht und ich habs spät gemerkt. Aber ich habs gemerkt …… gemerkt hab ichs ;-) ….. ich habs noch gemerkt ……… lemmi

Greetings,

ich habe gerade gesehen, am 12.07. gibt’s etwas Neues vom „Upsetter“; eine der legendären ON-U.Sound 10″ Discoplates.

Das ist die Info dazu:
A follow-up to his recently released and critically-acclaimed „Rainford“ set. The A-side of this EP serves up an extended version of album highlight “Makumba Rock”, vocal mashed into dub in classic Jamaican discomix style. On the flip is the essential non-album track “Heaven & Hell”, a psychedelic funk shuffle with decaying horns disintegrating into the fog of effects and relentless Upsetter wisdom. Both cuts are exclusive to this release, the latest in On-U’s long-running and highly collectable discoplate series.

Was mich für die zwei Protagonisten von „Rainford“ ganz besonders freut, ist, dass das Album bei Bandcamp sowohl als LP als auch CD bereits ausverkauft ist. Offensichtlich haben überraschenderweise Lee Perry & Adrian Sherwood den Geschmack vieler Reggae-/Dub-Liebhaber dann doch voll getroffen.
Nach der überaus positiven Resonanz folgt vielleicht doch noch ein Dub-Album. Hoffen wir’s mal!!!

Jetzt, wo das Album bei mir Zuhause schon öfter unter optimalen Bedingungen ( super Vibes in Form von super Wellen, mit perfekt geschliffenem Surfbrett unter den Füßen, in Form von „Healing Of The Nations“ ) gelaufen ist, kann ich das auch nur allzugut Nachvollziehen. Egal, ob Reinford Hugh eventuell an der einen oder anderen Stelle etwas nerft, so wird das in jedem Fall – wie so oft bei Reggae – durch excellente Musik aufgefangen und wenn ich ehrlich bin, so finde ich überhaupt nur ein paar ganz wenige Momente, wo Reinford – aus meiner Sicht – etwas über das Ziel hinausschießt.
Ich wünsche mir ja immer, das meine Kollegen und überhaupt alle die ich kenne endlich einsehen, das Lee „Scratch“ Perry der Beste ist. Aber wenn ein SuperBigTune mit dem Text „la,la,la,la …… kakakaka kackakakaa“ endet, schütte ich immer Wasser auf die Mühlen derer, die Meinen, ich hätte sie doch nicht alle, wenn ich immer felsenfest behaupte, Lee Perry ist tausendundeinsmal besser als z.B. Michael Jackson ………
Was ich aber ganz besonders gern mittteilen möchte, ist meine Begeisterung für „Kill Them Dreams“ !!!
Das hat sich inzwischen für mich als der „Oberkracher“ herauskristallisiert. Kann das sein, weil sich der Riddim so anhört, als sei er vom DUB SYNDICATE höchstpersönlich eingespielt worden ?!? Die Drums klingen für mich ganz klar nach Style Scott und alles andere steht dem in nix nach. Auch der Zirkus der Effekte ist hier mal wieder voll und ganz nach meinem Geschmack. Egal, der Tune ist meine momentane Nummer 1 !!! Das musste
jetzt raus, damit ihr bescheid wisst ;-) ….. Ein SoundSystem, welches diesen Tune nicht im Programm hat, ist ein Soundshitstim. Vergesst diesen Satz, denn er ist überflüssig. War nur ein Seitenhieb für die „Sounds“, die auf einem Dance mehr als einen Romain Würgo Song auflegen und meinen, das Lee Perry auf nem Dance nix taugt. Ich habe das zwar explizit auch noch nicht aus deren Munde so gehört aber ich habe auf nem Dance auch noch keinen Lee Perry Tune gehört. Außer bei mir natürlich. Bei mir sind sie alle gelaufen, von „Panic In Babylon“ über „Secret Laboratory“ bis hin zu Time Boom – Tunes wie „Kiss The Champion“ oder „Jungle“. Ok, zugegeben, es war nur eine kleine Tanzfläche aber die war voll ! Ich wollte hier jetzt keine Werbung für mich machen, sondern einfach nur mal rüberbringen, was ich für ein Toller Selector war, bzw. bin ………… ;-)
In diesem Sinne :

„Killing Dancehall, Softly“ ………… Lee „Scratch“ Perry on the wire, Lee „Scratch Perry Ball Of Fire !!!!!! ……. lemmi

Greetings Lemmi,

eins muss man dir lassen, du hast ein gutes Gehör ;-)), bei „Kill Them Dreams Money Worshippers“ spielt laut Credits tatsächlich Lincoln „Style“ Scott die Drums und deshalb klingt’s auch nach Dub Syndicate.
Lincoln „Style“ Scott’s (RIP) Tod ist meines Erachtens ein wirklich schwerer Verlust für den Reggae/Dub.

Stay tuned…

„Lincoln „Style“ Scott’s (RIP) Tod ist meines Erachtens ein wirklich schwerer Verlust für den Reggae/Dub.“

Abgesehen von den vielen anderen schweren Verlusten, hast Du hier aber nochmal so richtig tief den Finger in meine klaffenste Wunde gelegt.
Es gibt ja so vieles, was es nicht mehr gibt. Zum Beispiel, I JAH Man Konzerte mit seiner jamaikanischen Band aber der Verlust vom DUB SYNDICATE ist nicht mehr zu unterbieten. Die habe ich mindestens 10 mal Live gesehen. Extra Hotelzimmer gemietet und allles drum und dran. Und gefreut habe ich mich auf mindestens 20 weitere Live Konzerte vom DUB SYNDICATE ! Das schlimmste ist, das ich nicht im Frieden mit Style Scott „auseinader gegangen bin. Bei seinem ( für mich ) letzten Konzert ( in Köln ) hat das DUB SYNDICATE ( so wie immer ) nach ca. 90 Minuten aufgehört und war fertig für den Abend. Irgendwie hatte ich wohl im Unterbewusstsein schon gewusst, das dies unser letztes Date sein würde und wollte unbedingt mehr. Ich habe mir die Seele aus dem Leib gegrölt, damit es wenigstens noch 5 Zugaben gibt aber es blieb bei den 2 Zugaben, die schon innerhalb der 90 Minuten lagen. Ich fühlte mich, als wäre von meiner LieblingsPizza die hälfte in den Dreck gefallen und für immer und ewig im Sumpf des Verbrechens verschwunden. Ich war einfach zu blöd, zu checken, das 90 Minuten DubDrumming, a la Style Scott mit ordentlich Schmackes, eventuell auch ein bischen anstrengend sein könnten. Andererseits frage ich mich, wie die Heavy Metal Drummer es durchhalten, teilweise 2 1/2 Stunden die Doppelbassdrum zu steppen. Soll jetzt aber nicht heißen das ich das gut finde, denn wie ihr ja wisst, habe ich schon mit dem einfachen steppers aus Hinglan genug zu tun. Stellt euch mal vor die hinglanesen ( diese ollen kolonialisten sollen mir jetzt nicht mit rassismus kommen ) würden den Uk SteppersDub tatsächlich mehr als nur eine Nuance verändern wollen und kämen plötzlich mit einer Doppelbassdrummaschine daher.

Rage against the machine …………………. lemmi

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