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Dubblestandart & Firehouse Crew present Reggae Classics

„Ich wollte schon lange Songs aufnehmen, die in meinem Leben große Bedeutung haben und mich inspirieren. Es war an der Zeit für eine Verbeugung vor ein paar handverlesenen Artists“, umschreibt Paul Zasky die Idee hinter dem neuen Album von Dubblestandart. Was nach einer verklärten Rückschau klingt, ist tatsächlich ein in vielerlei Hinsicht gehaltvoller Release geworden, der sich an Roots-Perlen der späten 70er und 80er Jahre heranwagt. Wer dahinter das x-te Bob Marley-Cover vermutet, wird überrascht sein: Hier wird Schwergewichten wie Matumbi, den Twinkle Brothers, Steel Pulse oder Burning Spear die Ehre erwiesen.

Zasky, Mastermind und Bassist der Wiener Formation Dubblestandart, geht diesmal auch produktionstechnische neue Wege – nicht umsonst überrascht das Album mit dem Titel „Dubblestandart & Firehouse Crew Present Reggae Classics“ (Echo Beach). Initiiert von Producer Devon D. fanden die Aufnahmen mit der Firehouse Crew 2017 und 2018 in Kingston’s legendärem Anchor Studio statt. Das Ergebnis ist eine für Dubblestandart-Verhältnisse sehr zurückgenommene und auf’s Wesentliche konzentrierte Produktion, die stark vom Spiel der Firehouse Crew geprägt ist.

„Wir haben wenig bis gar nicht nachproduziert, um die Sounds so original wie möglich hinzubekommen – dadurch ist ein sehr transparentes Klangbild zustande gekommen. Da spielt natürlich auch der einzigartige Aufnahmeraum des Anchor Studios eine große Rolle; dort bekommt man einen Drumsound hin, der einfach den richtigen Rootsvibe hat“, so Zasky, der sich bei den Aufnahmen weniger als Bassist denn als Sänger eingebracht hat. Auch das eine Überraschung, setzen Dubblestandart doch üblicherweise auf Samples und Guest Vocals – etwa von Marcia Griffiths oder Lee „Scratch“ Perry. 

Wer bislang das Thema „Dub“ vermisst hat, sei beruhigt: In bester Showcase-Manier folgen auf Vocal-Versionen die korrespondierenden Dubs, abgemischt in Robbie Ost’s Wiener GoEast-Studio. Auch hier zeigt sich eine ungewöhnliche Zurückhaltung: Solide Dubs, die in erster Linie von Danny Axeman’s groovenden Basslines leben. Mehr Mut zum Klangabenteuer hätte gut getan, zumindest bei den Dubs auf der CD- bzw. Streaming-Version des Albums. Die Vinyl-Variante von „Dubblestandart & Firehous Crew Present Reggae Classics” hingegen wartet exklusiv mit rauheren und etwas gewagteren Dubs auf. Wer einen Plattenspieler sein eigen nennt, ist hier klar im Vorteil (und die CD gibt’s zum Vinyl gratis dazu).

Klangtechnisch ist am Album einiges zu bemängeln; so könnten die Mitten zugunsten von Bass und Höhen etwas weniger prägnant sein, aber dem allgegenwärtigen Trend zum „hot mastering“ kann sich auch Reggae und Dub nicht entziehen. Dem einen oder anderen wird George Miller’s extrem trocken klingende Kick-Drum auffallen, dafür gönnt sich Paul Zasky ein mehr als ausgiebiges Hall-Bad für seine Vocals. Das kann, muss man aber nicht mögen – trägt jedoch viel zum charakteristischen Sound von „Dubblestandart & Firehouse Crew Presents Reggae Classics“ bei.

Bleibt noch die Frage, ob Paul Zasky’s Album-Konzept aufgeht – selbst gesungene Cover-Versionen schwergewichtiger Songs von 70er/80er Roots Reggae-Ikonen mit der Firehouse Crew als Backing-Band. Eine schwierige Aufgabe, die nur mit Abstrichen gelingt – mal besser (Twinkle Brother’s „I’m No Robot“), mal schlechter (Johnny Clarke’s/Culture’s „Jah Jah See Dem A Come“), mal überraschend gut (Burning Spear’s „Fly Me To The Moon“). Der Knackpunkt ist Zasky’s wenig charismatische Stimme, die an den übermächtigen Originalen scheitert und auch die Einordnung des Albums im Dubblestandart-Oevre schwierig macht: Ist es ein von der Firehouse Crew eingespieltes Solo-Album des Band-Bassisten oder doch eines des Kollektivs Dubblestandart? Vielleicht wäre das bessere Konzept gewesen, ein Album mit dem Titel „Dubblestandard presents Reggae Classics in Dub“ herauszubringen und sich damit vorbehaltlos auf ein großes Soundspektakel einzulassen. Aus meinen Speakern wummern jedenfalls vorwiegend die Dubs – und zwar die von der Vinyl-Version des Albums.

Bewertung: 3 von 5.

10 Antworten auf „Dubblestandart & Firehouse Crew present Reggae Classics“

Da wird meine Geduld wider auf eine harte Probe gestellt. Habe mir natürlich auch die Vinyl – Version + CD bestellt. Mein Laden bekommt die aber erst frühehestens in einem Monat. Ich hoffe, das ist nicht zu hoch von mir gepokert, da ich irgendwo was von limitierter Auflage und so gelesen habe. Die Vinyl – Dubs soll man noch nicht mal streamen können. Oder habe ich da was falsch verstanden ? Ok, das ist erst mal egal. Mir gefällt die Scheibe bisher sehr gut. Auch wenn ich Dir, was den Gesang von Zasky betrifft Recht geben muss. Auch die Dubs sind etwas zu jamaikanisch ( soll heißen, schwaches Herb = wenig DubExperimente ), haben aber einen sehr guten Groove. Überhaupt hat die Scheibe einen sehr satten und festen Sound. Der Gesang ist der einzige Schwachpunkt hier für mich aber nerven tut er mich auch nicht. Vor allem auch gut, das nicht immer nur Bob Marley neu „aufgemischt“ wurde, sondern auch mal ein paar andere Heroes. Gegen die Jamaican Heroes ( David Hinds hat zumindest Migrationshintergrund ) war der gute Herr Zasky allerdings von vorn herein chancenlos.

Greetings …………. lemmi

Paul Zasky’s Mut bei der Songauswahl ringt mir schon einigen Respekt ab, dass sind ja mitunter Perlen die vorwiegend Enthusiasten bekannt sind („I’m no robot“,“Hypocrite“). Andererseits ist eine Interpretationen der in erster Linie von Joseph Hill’s Culture bekannten Rasta-Hymne „Jah Jah See Dem A Come“ als ob man mit vollem Bewusstsein ins offene Messer rennen würde. Selbst Jamaikaner mit ausdrucksstarker, charismatischer Stimme sind spektakulär an Interpretationen von Culture-Songs gescheitert – siehe das „Remembering Joseph Hill“-Album auf dem Penthouse-Label.

Greetings,

nee Leute, der Gesang von Paul Zasky geht für mich leider überhaupt nicht. Wenn ich die Titel hören möchte, dann doch viiiel lieber die Originale. „Babylon The Bandit“ oder „Fly Me To The Moon“ (eigentlich sogar alle Titel), um Himmels Willen, was hat den Paule da geritten. Sorry, aber wenn ich nicht besonders gut singen kann, dann wage ich mich doch nicht an solche „Überwerke“. In meinen Augen sind die Songs dermaßen blutleer, dass sich sofort das Gefühl einstellt, die Originale seien schamlos und ohne den gebührenden Respekt verunstaltet worden! Fremdschämen!!!
Das einzig Gute an dem Album sind die Dubs, die Dubblestandart auf alle Fälle auch schon besser hingezaubert hat. Die sind aber schon noch ok und deshalb hätte es Dubblestandart auch bitte dabei belassen sollen. Schade!

So, jetzt ist auch diese Scheibe bei mir zu Hause ! Is schon ein ganz nettes Paket. Vinyl LP mit Cd dabei. Wie gern hätte ich das auch von Richie Phoe. Also ich sag nix gegen Dubblestandart. Ich finde die spielen „Tight“ wie der Sänger von Seeed das vieleicht sagen würde.
Tja ….. aber der liebe Paul Zasky. Eigentlich ist es schon mal gut, das mich sein Gesang ( zumindest meistens ) nicht so nervt aber ganz besonders bei Steel Pulse und Culture zieht sich doch so ziemlich alles bei mir zusammen. Da merkt man erst mal, welch Charisma sowohl Joseph Hill als auch David Hinds hatten bzw. haben. Die meisten anderen Originale sind mir wohl nicht so geläufig, so daß ich mit Zaskys Gesang da besser klar komme. Aber wenn es euch bei den anderen CoverVersions von Zasky genauso geht, wie mir bei Steel Pulse und Culture, dann kann nur noch ein guter Urologe helfen ……..

Fazit : Passt schon ! …………………………….. lemmi

Greetings

„Ich finde die spielen „Tight“

Die Riddims wurden nicht von Dubblestandart sondern ausschließlich von der legendären Firehouse Crew in den Anchor Studios eingespielt. Die Firehouse Crew war King Tubbys Haus- und Hofband aus Mitte 80er. Mit von der Partie waren Paul „Wrong Move“ Crossdale, Georg Miller, Bongo Herman und Danny „Axeman“ Thompson, welche die Riddim-Tracks für diese sechs Klassiker bauten.

Lediglich gedubbed wurde das Ganze dann mit analogem Equipment von Robbie Ost in den Wiener GoEast Studios. Die Dubs alleine betrachtet sind doch von guter Qualität.

Also, wie bereits gesagt, ich kann mir Zaskys „Gesang“ nicht antun, selbst die „Gesangsfetzen“ in den Dubs sind schon grenzwertig. Mir kommen immer die Originale und die Originalinterpreten in den Sinn und dann tut es nur noch weh. :-( Wobei ich die Songauswahl generell sogar sehr gelungen finde, aber die gesangliche Umsetzung…unterirdisch.

Aha !?!

War mir gar nicht so klar, obwohl es ja ganz groß draufsteht. Dubblestandart AND (!) The Firehouse Crew (!).

Die spielen natürlich auch „Tight“. Wenn nicht die, wer denn dann !?!

Trotzdem finde ich Dubblestandart auch ne richtig stramme Band. Zum Beispiel bei der „Woman In Dub“ und auch der Vocal-Vorlage spielen die für meinen Geschmack richtig schön Kompakt und auf den Punkt. Ganz besonders bei „Dont worry, what the people think about you“ passt für mich alles und nicht zu Vergessen der Megahit ( nur die Welt hat das wider mal nicht gecheckt ) „Holding you close“ mit Marcia Griffiths ( oder war es doch die Judy Mowett ) ist ganz excellent
gelungen. Für mich ist das ein Welthit ! Is natürlich die Frage ob ein Welthit auch gleichzeitig ein guter Tune für ReggaeFans ist.

So gut wie die Jamaikaner können die natürlich nicht sein. Das wär ja noch schöner. Wo kämen wir denn da hin.

Greetings …………… lemmi

Bei Dubblestandart gebe ich dir zu 100% recht, möglicherweise bin ich deshalb von dem neuen Album so sehr enttäuscht, weil Paul Zasky mit seinem „Gesang“ wirklich alles verhunzt. Zasky ist zweifellos ein guter Bassist und keines der früheren Dubblestandart Alben fand ich weder schlecht noch langweilig. Sie hatten immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Stimmen für die gesanglichen Beiträge. Jazzmin Tutums Stimme („Dont worry, what the people think about you“) passt wunderbar – Hammer! Marcia Griffiths sowieso…
Lassen wir es dabei, denn davon wird „Reggae Classics“ auch nicht besser. Gesanglich bleibt das neue Album für mich eine Niete.

Der fliegende Frosch (Wilhelm Busch)

„Wenn einer, der mit Mühe kaum,
geklettert ist auf einen Baum,
schon meint,
daß er ein Vöglein wär,
so irrt sich der.“ ;-)

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