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Review

Steve Mason & Dennis Bowell: „Ghost Outside“

Für einen Menschen mit eingeschränktem musikalischen Horizont, der auf Rock so allergisch reagiert, wie dessen Freunde auf Reggae, musste ich erst einmal nachschlagen, wer Steve Mason überhaupt ist. Okay, nun weiß ich es, er ist ein schottischer Rock-Musiker mit Nähe zu Trip Hop und Folk. Hochgelobt, begeistert gefeiert und total angesagt. Wie schön, dass er mit „Ghosts Outside“ (Domino), der Dub-Version seines 2010 veröffentlichten Albums „Boys Outside“, nun die Aufmerksamkeit des Mainstream auf unser schönes, kleines, liebes Genre lenkt. Die Verantwortung für die Verdubbung legte er in die Hände von Dennis Bovell, worauf dieser Hüne von Mann erst einmal (fast) alles aus den Original-Tracks gelöscht und durch Reggae-Skank-Pianos, Reggae-Shuffle-Organs, Reggae-Rhythm-Guitars und natürlich Reggae-Basslines ersetzt hat. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Mason und Bovell stundenlang darüber verhandelt haben, wie viel von den Originalaufnahmen übrig bleiben soll. Das Ergebnis ist eindeutig ein Reggae-Dub-Album, dem aber die Herkunft aus einem fremden Genre deutlich anzuhören ist. Abgesehenen von Masons eigenwilligem und latent nervigen Falsett-Gesang, der immer mal wieder eingeblendet wird, ist der Hybrid aus Reggae und Rock ganz harmonisch gelungen. Bovell ist trotz seiner vermeindlichen Radikalkur recht gefühlvoll ans Werk gegangen und hat versucht, die eigenwillig melancholische Stimmung des Originalwerkes zu erhalten. Trip-Dub könnte man es nennen und sich ganz entfernt an Mad Professors Neuinterpretation von Massive Attacks „Protection“ erinnern lassen. Ja, das passt.

 

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