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Review

Sound ’n‘ Pressure Story

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Als ich Anfang der 1990er Jahre die Dub-Version von „Warm The Nation“ hörte, war es wie eine Offenbarung für mich. UK-Dub war in das Zentrum meines Blickfeldes getreten und dieser Track verkörperte den neuen Sound wie kein zweiter. Noch heute kann ich diese Faszination beim erneuten Hören wieder spüren. Die Bassline ist schlichtweg grandios, und trägt den stoisch treibenden Steppers-Beat, der in überaus reizvollem Kontrast zum betont langsamen Spiel der Melodika steht. Und dann wäre da noch diese winzige Melodie, die immer wieder sporadisch anklingt. Ein großer Wurf – wie auch Anthony Cummins, Adam Holden, Mark Evans und Hamish Brown erkannten, nachdem sie den Track als Dubplate an verschiedene UK-Soundsystems gegeben hatten. Die Reaktion darauf war so überwältigend, dass die Vier direkt beschlossen, ein eigenes Label zu gründen – das sie Sound ,n‘ Pressure tauften – „Warm The Nation“ als reguläre 12“-Single zu veröffentlichen und sogleich weitere Tracks aufzunehmen. Bis das Label 1995 seine Pforten wieder schloss, entstanden insgesamt fünf 12“-Singles, von denen allerdings nur vier veröffentlicht wurden. Reggaearchive-Records, das neue Label, das sich die Pflege des Erbes des UK-Reggae auf die Fahnen geschrieben hat und zuletzt mit einer schönen Label-Kompilation von Fashion Records auf sich aufmerksam machte, hat nun alle vier Singles sowie die lediglich als Dubplate in Umlauf gebrachte fünfte 12“ schön chronologisch auf der CD „Sound ’n‘ Pressure Story“ (Reggaearchive-Records) zusammen gestellt und mit umfangreichen Linernotes versehen. In dieser Zusammenstellung wird deutlich, wie eigenständig der Sound des Labels seinerzeit war. Sein ureigendstes Charakteristikum war es, einen relativ schnellen Steppers-Beat mit der absoluten Langsamkeit des restlichen Arrangements eines Stückes zu kontrastieren. So scheint sich die Bassline kaum von den Tieftönern lösen zu wollen, die Echos schallen endlos zwischen rechtem und linkem Kanal hin und her und die von Melodika oder Keyboard intonierten Melodien fließen zäh wie Honig, während das Schlagzeug in schnellem Schritt durch den Track marschiert. Auch nach über 15 Jahren UK-Dub, haben die fünf Sound ,n‘ Pressure-Stücke wenig von ihrer Faszination verloren. Wie schön, dass sie nun den Sprung ins Zeitalter der digitalen Verfügbarkeit geschafft haben.
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