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Review

Gregory Isaacs: Night Nurse Dub

Spoiler: „Night Nurse Dub“ (TABOU1) ist nicht der Dub-Counterpart zu Gregory Isaacs‘ bereits 40 (!) Jahre altem Meisterwerk „Night Nurse“ – selbst wenn uns das Cover des neuen Releases das auf den ersten Blick glauben machen möchte. Wär‘ ja auch eine mittlere Sensation im Reggaeland gewesen, wenn plötzlich eine Dub-Version des 1982er-Albums aufgetaucht wäre. Wir können heute nur erahnen wie es klingen würde, vermutlich aber so in etwa wie Godwin Lodge’s Extended Mix von Material Man (B-Seite der Night Nurse 10“):

Zurück zum neuen „Night Nurse Dub“: Auch hier haben wie im Original die (heutigen Restbestände der) Roots Radics alle Riddims eingespielt – nämlich ein zweites Mal im Jahr 2000, zusammen mit weiteren Tracks aus Isaacs‘ ausschweifendem Katalog. Die Absicht war ein Tribute-Album, dass sich allerdings erst einige Jahre später manifestieren sollte. Style Scott war schneller, hat sich die Bänder der Instrumentals geschnappt und 2001 auf seinem eigenen „Lion & Roots“-Label als „Style Scott & Flabba Holt: Nurse in Dub“ rausgebracht. Ich erinnere mich, dass es deswegen einigen Wirbel gab und gar von Diebstahl die Rede war. Wie auch immer, diese Bänder wurde in den On-U Sound Studios von Dub Syndicate’s live-Keyboarder und Samples-Abfeuerer Alon Adiri abgemischt – und das erschreckend lahm. Mit Dub Syndicate-Aufnahmen hatten diese Tracks herzlich wenig zu tun; Adrian Sherwood selbst war hörbar nicht involviert. Das Ergebnis war ein langweiliges, sparsam instrumentiertes und etwas leer klingendes „Dub-Album“ mit wenig wirksamen Effekten oder Samples – dafür aber mit einer störend dominanten Bass-Drum: 

Fast forward ins Jahr 2003: Das Tribute-Album ist fertig und erscheint unter dem Titel „We Sing Gregory“. Sänger wie Luciano, Don Carlos, Max Romeo, Sugar Minott, Bunny Rugs und nicht zuletzt Gregory Isaacs selbst interpretieren die Cool Ruler-Klassiker, darunter das gesamte Night Nurse-Album. Herausgekommen ist ein von Gaylord Bravo abgemischtes, etwas dumpf klingendes Album, das nicht zünden will – keineswegs überraschend, den Isaac’s Gesangsstil und Diktion sind nun mal einzigartig und bieten jeder Neuinterpretation die Stirn. 

2018 gab es einen Versuch, dieses Album digital als „We Sing Gregory (Deluxe Remix Edition)“ wiederzubeleben: Der 34-Track Megapack beinhaltet zahlreiche, von Dartanyan Winston abgemischte Discomixes plus die zuvor erschienen Gaylord Bravo-Mixes. Das hätte ein sattes Album werden können – sowohl vom Klang her als auch von der Spieldauer. Letztlich lag’s wieder am dumpfen Sound und den nicht wirklich aufregenden neuen Mixen, die zudem nicht im Einklang mit den älteren Mixes gemastert wurden. Das Teil kann man in seine Audiothek aufnehmen, einen triftigen Grund dafür gibt es allerdings nicht.

Womit wir endlich im Jahr 2022 und beim eigentlichen Gegenstand dieser Rezension angekommen sind. Es sind immer noch die Instrumental-Aufnahmen aus dem Jahr 2000 bzw. die 2003 mit Vocals versehenen Versionen, hier von Dartanyan Winston als reine Dubs abgemischt. Hat sich was gebessert? Nein, es sind immer noch diese schleppenden, dumpf klingenden Aufnahmen* – wohl besser als die öden 2001er-Mixes von Alon Adiri und durchaus mit mehr Effekten versehen, aber wenn’s nicht grooved, dann grooved’s halt nicht. Das Album hat es freilich auch nicht leicht, denn es wird immer mit dem 1982er Original verglichen werden – und an diesem Rubadub / Lovers Rock-Meilenstein kann man sich eigentlich nur die Zähne ausbeißen: Gregory Isaacs und die Roots Radics in Höchstform sind unschlagbar.

Bewertung: 2.5 von 5.

*Grundlage dieser Rezension ist der Stream von bandcamp.com, der – auch über ein gutes Sound System gehört – klanglich sehr zu wünschen übrig lässt.

Eine Antwort auf „Gregory Isaacs: Night Nurse Dub“

Yo, is auch für mich nicht das allerbeste Beispiel für „The Mighty Mystic Dub Music“.
Dennoch bin ich bei den BassLines nach wie vor hin und weg.

Für mich ist und bleibt die BassLine im Reggae und Dub das Maß aller Dinge ! Ohne magische BassLine grooved bei mir dann gar nix mehr. ( Siehe natural Whyspers ).

I swear ! I do not believe in a simple deeply Bass ! I believe in mirical fantastic BassLines, born and grown up in Jamaica and all over the world !

„Stop The War !!!“ ……………… lemmi

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