Was mussten meine trüben Augen sehen? Hat da nicht letztens Kollege Wynands das neue Album von Mato mäklerisch mit läppischen 3 Sternen abgespeist und damit wahrscheinlich nicht nur bei mir Schnappatmung ausgelöst? Diesen wunderbaren, neuen Release „Scary Dub“ (Styx Records) vom französischen Wunderwuzzi Thomas Blanchot, der unter seinem Pseudonym Mato 1A-Reggae, -Dub, -Hip Hop und diverse Remixes produziert? Also dem Mann, der sich 2014 mit seiner Dub-Version von Daft Punk’s „Homework“ ins kollektive Dub-Gedächtnis eingebrannt hat? Ja, werte Leser*innen… ich kann Eure Empörung ob dieses unglaublichen Fehlurteils sehr gut nachvollziehen! Ich geb‘ mal spontan eine Runde Riechsalz oder Baldriantropfen (je nach Bedarf) aus für alle deren Blutdruck ob des Schrecks verrückt spielt.
Eine Schockstarre später muss man wohl anmerken, dass Mato’s Dub eigentlich nichts für die original Dubheads ist. Da stellt sich nicht der wohlige Dub-Rausch ein – Ihr kennt das: Wenn die Knie weich werden und leicht einknicken; wenn der Kopf unwillkürlich im Rhythmus zu nicken beginnt und die akustische Welt aus einer hypnotischen, endlos-repitativen Bassline und schleppend-schweren Schlägen auf die Drums besteht – und noch dazu mit Echo & Hall & sonstigem Effekt-Arsenal ins psychodelische Traumland führt, wo Zeit dann nur noch aus Langsamkeit besteht. Also so fühlt sich’s jedenfalls bei mir an – gebt Bescheid, wenn Ihr da eher medizinischen Handlungsbedarf vermutet.
Nein, Mato ist eher Konzeptkünstler, Geschichtenerzähler, Comic-Zeichner, der 2 bis 3-Minuten-Stories in akustische Kleinode umsetzt. Oder sich auch schon mal der klassischen Musik oder der Filmmusik zuwendet, und das alles perfekt produziert & abgemischt – natürlich nicht für’s große Dance-Soundsystem, sondern für die gepflegte Heim-Anlage. Da findet noch nicht mal der sonst pingelig-kritische Rezensent etwas zu bemängeln, was schon mal eine Sensation für sich ist. Wie auch immer, Mato hat sich in seiner neuen Arbeit wieder mit der Filmmusik auseinandergesetzt; diesmal etwas enger gefasst mit dem Horror Movie-Genre. Da ist quasi alles vertreten was Rang & Namen hat – von Dracula, Frankenstein über Freddy Krueger und Michael Myers bin hin zu Fox Mulder und Dana Scully; wir wollen auch den weißen Hai und das Ding aus dem Sumpf nicht vergessen. Ein Album voller „Scary Dubs“ eben.
Jeder Track ist ein Comic für sich; die Film-Melodien sofort wiedererkennbar, die passenden Soundeffekte sensationell: Eine unheimliche Orgel, kreischende Frauen, Christopher Lee’s Stimme – „I am Dracula“ ist beste Dub-Unterhaltung:
Oder wie wär’s mit der Dub-Version vom „Jaws“-Theme, sprich dem „Weißen Hai“? Die langsam anschwellenden, dann nervösen, panik-verbreitenden Streicher… die Erinnerung an die späten 70er Jahre ist sofort wieder da:
Einen hab‘ ich noch: Michael Myers goes Reggae im „Halloween Dub“… uh… scaaary!!!
Mato macht diesmal also Musik für die SciFi/Horror/Splatter-Movie-Fans und natürlich auch für das Kind in den Dubheads. Es ist lockere Unterhaltung, leichte Kost, bestens präsentiert… und ich liebe es. Ich schmeiss‘ mich tatsächlich noch jedesmal weg, wenn ich den „Jaws Dub“ höre – und das Album läuft derzeit in Endlosschleife!
Das ergibt insgesamt locker 4 Sterne, Kollege Wynands… ach was, ich leg‘ noch einen halben Stern drauf: Es läuft gerade Akte X in Dub – „Die Wahrheit ist irgendwo da draussen“. Sooo scaaary!!!