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Zweite Meinung

The Co-Operators: Vibrations from the Bionic Tabernacle

Ein Album-Titel, der Gutes verheißt: Allein schon die Worte „bionic“ und „tabernacle“ erzeugen wohl nicht nur bei mir wohlige Schauer; Erinnerungen an eine vermeintliche bessere Zeit – den 70er-Jahren – machen sich breit. Wo Vinyl noch Vinyl war, wo’s gekracht und gegrammelt hat, wo der Bass tonnenschwer von gefühlt nicht minder schweren Pressungen jamaikanischer Machart aus den Riesen-Boxen wummerte. In meinem Fall war das ein einschlägiger Plattenladen… lang ist’s her. Schlichter Vibe halt, mit den damals aufkommenden technischen Möglichkeiten umgesetzt: „Bionic Dread“, wenn man Dillinger in diesem Zusammenhang erwähnen darf.

Fast forward ins Jahr 2023, wo die Co-Operators mit ihrer Neuerscheinung „Vibrations from the Bionic Tabernacle“ (Waggle Dance Records) nonchalant die Zeit zurückdrehen. Immer noch schlichter 70’s Vibe, klangtechnisch allerdings auf der Höhe der Zeit – wobei man letzteres sowohl positiv als auch negativ sehen kann: „tonnenschwer“ ist jedenfalls aus dem Klang-Vokabular verschwunden… Träne im Knopfloch!

Die Co-Operators sind keine neue Erfindung; die Band aus Bristol um Produzent und Musiker Eeyun Purkins kann mit etlichen Singles und zwei Alben aufwarten. Sie sind auch mitverantwortlich für Joe Yorke’s rasanten Aufstieg in der Reggae-Welt und waren unter den ersten, die mit ihm des öfteren „co-operated“ haben. Die Zusammenarbeit ist noch längst nicht beendet; in wenigen Wochen schon wird das gemeinsame Album „A Distant Beat“ erscheinen.

Zurück zum zu besprechenden Dub-Album. Hier wurden Stücke aus den beiden Alben „Beating the Doldrums“ und „Rhythms from the Kitchen Sink“ dem Dub-Treatment unterzogen; dankenswerterweise sind das *nicht* die Ska- und Rocksteady-Tunes, sondern die feinen Roots-Perlen. Am Dub-Mix vom Herrn Purkins kann man nicht meckern, der geht runter wie Öl; ansonsten beklagt der Rezensent (wie nahezu immer): Zu wenig Bass, zu viel Höhen als Zeichen der aktuellen Hörgewohnheiten. Wenn man denn auf „Vibrations from the Bionic Tabernacle“ unbedingt etwas Negatives finden möchte, empfehle ich den Basslines Aufmerksamkeit zu widmen: Sie sind zwar wunderbar simpel, aber auch merkwürdig abgehackt gespielt – es fehlt ein wenig der Flow, das scheinbar endlose, repetative Dahinwummern ohne Unterbrechung. Das könnte Stilmittel sein, stört auf Albumlänge dann doch. Wie gesagt: Wenn man denn unbedingt was finden möchte.

Das ergibt summa summarum eine Empfehlung für The Co-Operator’s Dub-Debüt und die Anerkennung dafür, dass auch sie den Sound der 70er hochhalten.

Bewertung: 4 von 5.

3 Antworten auf „The Co-Operators: Vibrations from the Bionic Tabernacle“

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