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Biblical: Well Read Dubs

Biblical ist ein kultureller Sänger / Sing Jay, dessen einzigartiger Gesangsstil seit der Veröffentlichung seines ersten Albums „Inborn Precepts“ (2007) bestimmt vielen bereits aufgefallen ist. Er wuchs in einem nordkalifornischen Haushalt mit einem starken Hang zu Reggae und Rastafari auf. Musik nahm für ihn schon immer eine bedeutende Rolle ein. Sie war für ihn von Anfang an Nahrung für Seele und Geist. Beginnend mit den klassischen Roots-Reggae-Interpreten Bob Marley & The Wailers und Burning Spear, um nur zwei zu nennen, wurden die Lehren Rastafaris und die Begeisterung für jamaikanische Roots Music schon in jungen Jahren tief in sein Herz gepflanzt.

Nachdem Biblical bereits über zehn Alben veröffentlicht hat, folgt jetzt sein neuestes Album „Well Read Dubs“ (Trinity Farm Music). Das Pendant zur im April 2022 veröffentlichten „Well Read“ ist sein allererstes Dub-Album. Insgesamt zehn der ursprünglich elf Tracks wurden einer superben Dub-Veredelung unterzogen. Eingespielt wurde das Album mit der in Barcelona ansässigen Reggae-Band „Go A Chant“. Hinter dem Pseudonym „Go A Chant“ verbirgt sich auch der Musiker, Produzent und Kopf der Band – Manel (katalanische Form des Vornamens Manuel) Guerra. Der Musiker und Engineer hat bereits mehrfach, auch live, mit Künstlern wie Midnite/Akae Beka, Army, Tuff Like Iron, Ancient King, Iqulah und Prezident Brown zusammengearbeitet. Interessant: Als prägende musikalische Einflüsse nennt Manel Guerra einmal nicht Bob Marley & the Wailers an erster Stelle. Allen voran haben es ihm der mystische Burning Spear und ganz besonders Augustus Pablo angetan, dessen Far East Sound ihn ganz besonders beeindruckt und geprägt hat. Aber auch Einflüsse zeitgenössischer Künstler wie Midnite/Akae Beka von den US Virgin Islands sind problemlos auszumachen.

Die meisten Tracks, die auf „Well Read Dubs“ zu finden sind, erinnern sehr stark an den Sound, die Stimmung und die Vibes, welche z. B. die Band Midnite mit ihrem charismatischen Frontmann Vaughn Benjamin von den Jungferninseln in die Reggae-Welt getragen haben. Das Album beginnt sehr verhalten, mit zum Teil sphärischen Synthie-Klängen. Gefolgt von „ Dubfullness“ mit einer locker hüpfenden Orgel und tollen Percussions. Bei fast allen Tracks fällt die starke Gitarrenarbeit von Russ „Tuff Lion“ Williams angenehm auf – ganz egal ob an der Akustischen oder Elektrischen. Seine Beiträge tragen einen großen Anteil zum Gesamtbild der „Well Read Dubs“ bei. Der „Lion my Dub“ ist angereichert mit einem feinen, dezenten Melodika-Spiel. Generell ist die Grundstimmung des Albums angenehm entspannt, ja beinahe meditativ. Manchmal kommt Biblicals Stimme wie ein zusätzliches Instrument daher. Die im Raum frei schwebenden Gesangsfragmente sind mehr Lautmalerei denn Gesang und verleihen dem ganzen Klangkosmos eine weitere Facette. Keiner der Titel ist komplett „stript to the Bone“. Eine kleine, tragende Melodie ist immer auszumachen.
Alles in allem ist „Well Read Dubs“ ein sehr unterhaltsames Album mit mystischen Anklängen, die auch gerne mal wie bei „One Dub“ in jazzige Gefilde abdriften.
Achtung: Das Album erfordert meines Erachtens aufmerksames Hören und eignet sich weniger als pure Hintergrundmusik. Wenn man sich aber auf dieses zum Teil ungewöhnliche Album einlässt, offenbart es unglaubliche Dimensionen. So ging es jedenfalls mir, der die letzten Wochen das Album täglich hörte und mit wachsender Begeisterung schätzen lernte.

Noch zum Abschluss ein kleines Schmankerl für Gitarrenfreunde: „Tuff Lion: Ten Strings“ ein wunderschönes, gitarrenlastiges, etwas dubbiges Instrumentalalbum.

Bewertung: 4 von 5.

3 Antworten auf „Biblical: Well Read Dubs“

Nun, mich braucht niemand mehr für Dub zu begeistern… das hat Dub ganz alleine schon seit langem geschafft… aber immer mal wieder finde ich über euch gute Dubalben, die bisher an mir vorbeigerauscht sind… beispielsweise das Tuff Lion-Gitarre-Album (wobei ich da erst hoffe, dass es gut ist, aber in meinem Kopf hört essich schon mal gut an… reinhören kann ich dann erst später)… es ist ja mittlerweile echt schwierig geworden den Überblick zu behalten und da gehen einem manchmal echt gute Alben unterm Radar duch…
Ich surfe momentan auf den Wellen der Iditafari Family mit ihrem gerade eben erst erschienenen Album „Instrumentals + More part 1“, zu finden z.B. auf bandcamp… kommt sehr gut daher diese Deutsche Combo… ist aber kein reinrassiger ultraklarer Dub wie es der Titel bereits suggeriert, aber unter dem „more“ versteckt sich doch die eine oder andere Dub-Anleihung… trotzdem eine warme Empfehlung für alle Roots- und Dubliebhaber:innen!

Oh ja !

Dieses sehr feine Album habe ich auch schon wider“ vergessen. Wenn ich es nicht vergessen soll, muss das richtig als Scheibe auf den Markt kommen !!!
Besonders die extrem voluminösen und mystischen BassLines schaffen hier ein Fundament für die meditative Grundstimmung. Aber auch wenn der Bass das Wichtigste im Dub ist, so stimmt hier für mich auch das ganze Drumherum. Die Guitarre wird von „Tuff Lion“ sehr effektiv gespielt und trägt auch für mich sehr dazu bei, das dieses feine DubAlbum allerhöchste Aufmerksamkeit verdient. Das melodiöse Zusammenspiel von Drums, Bass, Guitarre und dem meist als Unterstützung für den RhythmusTeppich eingestzten Keyboard erzeugt bei mir eine kräftige Gänsehaut, die sich auch nicht so leicht wieder verflüchtigt.
Klar, grundsätzlich höre ich solche und eigentlich alle Dubs ( Musik im Allgemeinen ) natürlich mit der größten Aufmerksamkeit und nicht nur nebenbei. Schon gar nicht, während des Arbeitens !!! Aber ich finde, wenn diese Musik irgendwo als Hintergrundmusik laufen würde, dauert es auch nicht lange, bis der Hintergrund zum
alles einnehmenden Panorama wird und es nicht mehr möglich ist, sich dem Sound und der Atmosphäre zu entziehen. Sie erschafft, jedenfalls für mich, auch ein extrem wohliges Raumklima in der ganzen Wohnung, so das man das Gefühl hat, alle Räumlichkeiten sind maximal mit sehr gesunden Vibes ausgefüllt.
Vor langer Zeit ( etwa 2012 ) kam Yehjah and Go A Chant in haptischer Form ( deshalb habe ich sie auch nicht vergessen ) auf den Human Market Place. Besonders musikalisch war ( und ist ) diese Scheibe für mich immer noch eine Art Meilenstein in Sachen ReggaeMusic.
Und ja, ich bin auch ein GuitarrenFreund und kann mich deshalb der Empfehlung Tuff Lion „Ten Strings“ uneingeschränkt anschließen. Ebenfalls ein brillantes MusikJuwel, für all jene, für die Musik nicht nur aus „gebounce“ besteht.
Und das hier Heute von der Iditafari Family Family gesprochen wird, ist schon wieder regelrecht mystisch. Ich dachte nämlich gerade jetzt zu Ostern, was wohl aus denen geworden ist. Wenn ich sie nicht verwechsele, kenne ich die seit dem ersten „Sunshine“ Reggae Festival, wo sie noch nicht mal eine Band hatten. Ich bekam ein kleines „HobbyInterview“ mit, indem der Sänger so erzählte, was er und seine Frau ( Freundin ) noch so alles in Sachen Reggae vorhaben und ich dachte damals „wow, ganz schön ambitioniert“ was diese jungen Künstker immer so vor haben. Aber was soll ich noch „lästern“ ? Sie haben es gemacht !!! Inzwischen sind sie sogar mit Band am Start und ich habe mir gerade so einiges von Iditafari angehört und ich bin sehr positiv überrascht.

Greetings ……………….. lemmi

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