Kategorien
Review

Dublerone: Dub For Kailash

Wenn ich Dublerone lese, assoziiere ich unweigerlich „die zarteste Versuchung, seit es »Dubolade« gibt“. Dass die Schweiz mehr zu bieten hat, als Tresore, Banken, Franken, Berge, Käse, Rösti, Uhren und Schweizer Offizierstaschenmesser – um nur einige Klischees zu nennen – wissen wir Dubheads spätestens seit Hazer Baba, Dubment und allen voran Dub Spencer & Trance Hill. Nun kommt aus der Schweizer Hauptstadt Bern eine weitere zarte Dub-Versuchung mit dem schönen Namen „Dublerone“. Ein Projekt, das uns laut Infotext „the finest handcrafted Swiss chocolate dub music“ präsentiert. Mit dieser Formulierung haben die beiden Berner Multiinstrumentalisten Voni Rollins (Sax, Keys, Dub FX, Mix & Editing) und David Boumi (Drums, Bass, Guitar, Keys, Compositions) die Messlatte schon ziemlich hoch gelegt. Bereits der Titel des Albums „Dub For Kailash“ (PhaPha Records) weckte mein Interesse und steigerte meine Erwartungen. Dieser Berg fasziniert mich schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Der Kailash im Transhimalaya, zu Deutsch „kostbares Schneejuwel“, gilt als der heiligste Berg der Tibeter und Hindus. Auch Buddhisten und Bön verehren ihn gleichermaßen. Hier ist das Quellgebiet der vier größten Flüsse des indischen Subkontinents. Aus Respekt vor seiner religiösen Bedeutung ist der Berg bis heute nicht bestiegen worden. Obwohl Reinhold Messner 1985 die erste Besteigungsgenehmigung erteilt wurde, verzichtete er glücklicherweise aus Rücksicht auf die Durchführung.

Doch zurück zu diesem wunderbaren Album, das mit einer Gesamtspielzeit von 27 Minuten für meinen Geschmack leider etwas kurz ausgefallen ist. Ehrlich gesagt, hatte ich bis vor ein paar Tagen noch nie etwas von Dublerone gehört. Doch bereits der Titeltrack und Opener „Dub For Kailash“ bietet alles, was das Dub-Herz begehrt. Auf den Klang einer Gebetsglocke und Mönchsgesängen folgt ein fetter, rollender Bass, eine satte Bläsersektion, zarte Klänge einer sirrenden Tanpura, die dann in ein richtig fetziges Rockgitarrensolo münden. Überhaupt sind die Soundeffekte auf dem ganzen Album durchdacht und wirkungsvoll eingesetzt. Eine ganz andere Stimmung vermittelt der zweite Track des Albums, „Oblingada“. Hier klingt alles eher nach Bossa Nova und erinnert durch die mit Streichern unterlegte Bläsersektion an den soulig, funkigen Acid Jazz der späten 80er Jahre. Auch „Badman & Robadub“ besticht durch ein kräftiges Bass- und Schlagzeugfundament, auf dem sich die Gastmusiker Marco Wäspi an der Trompete und Maro Widmer an der Posaune so richtig austoben können, bevor sich ein paar jazzig angelegte Gitarrenläufe ihren Weg bahnen. „Just Bees and Dub and Flowers“ erinnert mit seinen sanften Gitarrenläufen an Wes Montgomery, bevor sich ein jazzig schräges Saxofon wellenförmig in den Vordergrund schiebt. Besonders positiv fällt mir bei „Dub For Kailash“ auf, dass sich die Tracks immer mehr in jazzige Gefilde begeben und die Blue Notes die Oberhand gewinnen. Wobei die üblichen Reggae- und Dub-Muster erhalten bleiben.

Alles in allem ein äußerst kurzweiliges Album, welches uns das Duo Dublerone mit seinen Mitstreitern hier präsentiert. Es würde mich nicht wundern, wenn David Boumi, Voni Rollins und die anderen beteiligten Musiker ebenfalls Absolventen der Musikhochschule Luzern wären. Egal, viel wichtiger ist doch, dass wir wie gewohnt ein sehr feines, hochwertiges Produkt aus der Schweiz geboten bekommen, das darüber hinaus als besonderes Schmankerl auch auf Vinyl erhältlich ist.

Bewertung: 4 von 5.
Kategorien
Review

Count Dubula: The Rise Of … Count Dubula

It’s a Family Affair, denn auch den Brüdern Adam und Jordan Chini liegt die Musik im Blut. Doch zunächst einmal zurück an den Anfang, wo alles begann. Familie Chini wanderte in den 1920er Jahren aus Italien in die USA ein. Ed Chini, der Großvater von Adam und Jordan, verdiente sich als kleiner Junge seinen Lebensunterhalt als Akkordeonspieler bei Radiosendern in Chicago. Nach dem Umzug der Familie nach Kalifornien wurde Ed, der sich zunehmend für Jazz begeisterte, Akkordeonist in der Band „The Four Sharps“. Eds Sohn Robert Chini trat in die Fußstapfen seines Vaters, lernte früh Schlagzeug und wurde später Songwriter für Motown. In den 1970er Jahren hatte Robert denselben Manager wie Muhammad Ali und hätte beinahe seinen großen Durchbruch gehabt, als er einen seiner Songs an Quincy Jones schickte, der für Michael Jacksons „Off The Wall“-Sessions infrage kam. Leider schaffte es der Song nur knapp nicht in die Auswahl. Von mehreren hundert eingereichten Songs landete er zwischen Platz 10 und 15. Schade, aber knapp vorbei ist eben auch vorbei.

Adam wurde 1985 geboren und bekam mit fünf Jahren sein erstes Schlagzeug. Sein jüngerer Bruder Jordan kam sechs Jahre später, 1991, zur Welt. Auch Jordan bekam mit sechs Jahren sein erstes Instrument, eine Gitarre. Da Robert Chini, der Vater der beiden Jungs, einen Job als Künstlerbetreuer bei Carvin Audio angenommen hatte, standen zu Hause regelmäßig neue Homerecording-Geräte zum Ausprobieren herum. Jordan Chini bastelte schon früh in seinem Zimmer an verrückter elektronischer Musik, wie sie Aphex Twin oder Autechre machten.

Trotz des Altersunterschieds von sechs Jahren waren Adam und Jordan immer eng miteinander verbunden und spielten auch zusammen in denselben Bands. Zwischenzeitlich gingen sie musikalisch getrennte Wege. Jordan Chini hat sich zum Multiinstrumentalisten und Musikproduzenten gemausert und unter dem Namen „Boy Dude: Cassette For You“ ein Album veröffentlicht, auf dem er Lo-Fi-Songwriting und Psychedelia mit der Ästhetik von experimentellem Funk und Soul verschmilzt.

Unter seinem neuen Alter Ego „Count Dubula“ (dubula = Zulu-Ausdruck für schießen, feuern) veröffentlichte er vor zwei Monaten „The Rise of Count Dubula“ (CQQL Records). Es ist nicht auszuschließen, dass Jordan das Album im Alleingang aufgenommen hat. Da er schon immer viel mit Soundtechniken gearbeitet hat, kann man auch hier davon ausgehen, dass Jordan mit einer Reihe von Gitarren, Bässen, Drumcomputern und Vintage-Synthesizern bewaffnet ins Studio verschwunden ist und sich ans Werk gemacht hat. Für mich ist „The Rise of Count Dubula“ pures Hörvergnügen. Jeder Song hat seine eigene Melodie, die Keyboards wabern lang und breit durch den Äther, die Dub-Effekte sind nicht übertrieben, der Bass rollt langsam und träge, aber immer mit Druck. Der Keyboardsound ist oft etwas pompös, fast theatralisch. Herrlich, wie das Theremin im Track „Born Again“ jault. Das ganze Album erinnert mich auch musikalisch an Jack Arnold B-Movies aus den 50er Jahren (Die unglaubliche Geschichte des Mister C.; Der Schrecken schleicht durch die Nacht; Tarantula etc.). Auch hier teilweise billigste Effekte, wie z. B. in „Black Lung“ ein ordentliches morgendliches Abhusten eines Kettenrauchers Marke „Letzte Grüße aus Davos“ oder ein fettes Aushusten nach einem Zug aus der Hookah. Aber ich mag das ganze Konzept so wie es ist: kurzweilig, dubbig, unscharf, emotional, trippig, verträumt, oder … denkt euch was aus.

Zusammengefasst: „The Rise of Count Dubula“ von Count Dubula ist ein amerikanisches Dub-Reggae-Projekt aus Los Angeles, Kalifornien, das vom Musikproduzenten und Komponisten Jordan Chini im traditionellen Dub-Stil eingespielt, aufgenommen und abgemischt wurde. Mit analogem Delay, Federhall und einem Big Knob Filter wurden die Aufnahmen durch einen Achtkanal-Mixer/Tape-Maschine Tascam 388 geschickt und dann mit einem improvisierten Ansatz abgemischt. Die Idee mit dem Kassettencover gefällt mir sehr gut. Das Album und das Layout wurden dadurch beeinflusst, dass Jordan Chini einige Aufnahmen seines Vaters (Robert Chini – ehemaliger Songwriter für Motown Records), also eine Kassette, aus den späten 70er Jahren ausgrub, was wiederum Jordan dazu inspirierte, in ähnlicher Weise zu experimentieren. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

Bewertung: 4 von 5.
Kategorien
Review

Channel One Sound System: Down In The Dub Vaults

Jah Shaka war bis zu seinem plötzlichen Tod höchstwahrscheinlich das bekannteste Reggae-Soundsystem Großbritanniens und darüber hinaus. Das Channel One Sound System der Brüder Mikey Dread und Jah T ist in Sachen Popularität und Bekanntheit fast ebenbürtig. Die beiden übernahmen 1979 das Geschäft ihres Vaters und brachten ihren Sound zu den lokalen Blues-Dances. Den Namen Channel One wählte Mikey als Hommage an das legendäre Channel One Studio auf Jamaika. Seit 1983 tritt Channel One jedes Jahr beim Notting Hill Carnival auf, der heute auf den Tag genau beginnt und am Montag, dem 28. August endet. Nachdem Mikey eine Auswahl von Greensleeves beim Notting Hill Carnival 2022 gespielt hatte, wurde er gebeten, in den Tresoren von Greensleeves zu stöbern und Tracks vorzuschlagen, die sich für ein Doppelalbum eignen würden. Nun ist es so weit: Pünktlich zu diesem weltweit einmaligen Ereignis präsentieren die „Roots Defenders of Notting Hill Carnival“ eine Sammlung von 20 Tracks als Doppel-Gatefold-Vinyl – „Channel One Sound System: Down In The Dub Vaults“ (Greensleeves). Eine LP mit Gesang und eine LP mit den dazugehörigen Dubs. Dazu ist Mikey Dread tief in die Schatzkammer des Greensleeves Labels gestiegen und hat einige längst vergessene Perlen ans Tageslicht befördert, die vor vielen Jahren als Maxi-Singles veröffentlicht wurden. Mit Künstlern wie Reggae Regular, Keith Hudson, Michael Prophet und Linval Thompson sowie Dubs von Sly & Robbie, Roots Radics und Rockers All-Stars bietet „Down In The Dub Vaults“ einen Überblick über die Tracks und Dubs, die über die Jahre eine wichtige Rolle in der Channel One-Rotation gespielt haben:
Michael Prophet mit „Just Talking“ ist so ein Klassiker, den Mikey Dread zum ersten Mal auf Jamaika gehört hat. Dieser Heavyweight-Dub aus dem Schneideraum des Channel One Studios in der Maxfield Ave, Jamaika, wird seit vielen Jahren vom Channel One Sound System auf ihren Dances gespielt. Auch Tetracks „Trappers“ von Gussie Clarke und Sly & Robbie durfte bei keiner Session fehlen. Mikey Dread sagt: „Einer der Tracks, bei denen man weiß, wann die KT88-Röhren aufgewärmt sind, ist „Let Go This One“ von Anthony Johnson.“ Fast schon eine Hymne für das Channel One Soundsystem ist „Can’t Pop No Style“ geworden. Der Song des jungen Hugh Mundell, entstanden unter der Regie von Augustus Pablo, ist auch heute noch fester Bestandteil ihres aktuellen Repertoires. Abschließend möchte ich noch zwei meiner persönlichen Highlights aus dieser wunderbaren Sammlung alter, ehrwürdiger Riddims hervorheben: Zum einen den von mir sehr geschätzten Keith Hudson mit „Bloody Eyes“ und dem dazugehörigen Dub „My Eyes Are Red“, zum anderen die Reggae Regulars mit „Black Star Liner“ und dem Dub-Pendant „The Dub (It’s Coming)“. Trotz unzähliger Durchläufe höre ich diese Maxi-Single aus meiner Sammlung immer noch mit wachsender Begeisterung.
Fazit: Diese Veröffentlichung enthält Tracks, die das Channel One Soundsystem seit über 40 Jahren spielt. „Das Projekt beleuchtet die Geschichte echter Roots & Culture Music mit Vocals & Dubs auf zwei Vinylplatten, die von einigen legendären Reggae-Künstlern stammen. Viele junge Leute kennen diese Hymnen nicht und haben sie vielleicht noch nie gehört, also ist diese Veröffentlichung wirklich für die nächste Generation von Soundsystems gedacht, die gerade erst anfangen“, sagt Mikey Dread.

Bewertung: 4.5 von 5.
Kategorien
Five Star Review

Jah Myhrakle: Who Keeps The Seals Dub

Beginnen wir doch mit einem Kommentar und der darin enthaltenen Feststellung von lemmi: „… da es wohl sehr schwer zu sein scheint, da überhaupt etwas drüber zu erfahren!“

Ja, das kann ich ohne weiteres unterschreiben, und weil ich bis heute keinen Fratzebook-Account habe und auch keinen brauche, weiß ich auch nicht, was dort auf dem Account von Jah Myhrakle zu lesen ist. Gutes Marketing sieht anders aus. Was ich von Jah Myhrakle über andere Kanäle herausfinden konnte, ist, dass er mit bürgerlichem Namen Eric Garbutt heißt und aus Belize kommt. Bereits 2020 veröffentlichte er sein drittes Album „All 4 U“. In der Zwischenzeit sind noch etliche dazugekommen. Es ist der helle Wahnsinn, wie viele Tracks von Jah Myhrakle alleine bei Amazon zu finden sind. Im Mai 2023 wurde „He Who Keeps The Seals“ veröffentlicht, dem dann im Juli „He Who Keeps The Seals Dub “ (Gold Den Arkc Recordsz) folgte. Wie schon auf den Vorgängeralben zeichnet sich auch Jah Myhrakles neues Album „He Who Keeps The Seals (Dub)“ durch einen originalen Roots-Reggae-Sound aus, der auch seine kraftvolle Stimme und die spirituelle Botschaft von Rastafari sehr überzeugend zum Ausdruck bringt. Die Vocals wurden in Brooklyn, New York, bei Gold Den Arkc Recordsz aufgenommen und abgemischt. Wo die fantastischen Dub-Mixe entstanden sind und wer dafür verantwortlich ist, kann ich leider nicht mit völliger Gewissheit sagen. Da Jah Myhrakle aber schon öfter mit dem einflussreichen Produzenten und Soundengineer Laurent „Tippy“ Alfred von I Grade Dub aus St. Croix zusammengearbeitet hat, könnte ich mir vorstellen, dass der auch dieses Album gemixt und gemastert hat. Die fetten Dub-Soundscapes und der gemächliche, ruhige Flow lassen mich darauf schließen. Die One-Drop-Riddims und sanften Basslines verschmelzen mit leicht Jazz-inspirierten Gitarren-Sounds, akustischen Texturen und eingewobenen Dub-Elementen zu einem prächtigen Gesamtwerk. Irgendwo kann ich in der vorliegenden Musik auch eine enge Verwandtschaft zu dem im November 2019 verstorbenen Vaughn Benjamin von Akae Beka heraushören, mit dem Jah Myhrakle ebenfalls zusammengearbeitet hat. Jah Myhrakle ist offensichtlich unerschütterlich auf seiner Mission, die kraftvolle Botschaft Rastafaris unter das Volk zu bringen. Für mich ist der vielschichtige Sound von „He Who Keeps The Seals Dub“ Meditation, Inspiration und Intensität in einem.


Kurzum: Jah Myhrakle ist ein elektrisierender Reggae-Künstler, der dich – im positiven Sinne – mental und spirituell beeinflussen wird.

Bewertung: 5 von 5.
Kategorien
Review

Aquarius Rock: The Hip Reggae World of Herman Chin-Loy

Herman Chin-Loy war von Kindheit an musikbegeistert. Zu Unrecht wird Herman Chin-Loy viel zu oft einfach vergessen, wenn die ganz Großen der Dub-Geschichte aufgezählt werden. Dabei gehört er mit seinem „Aquarius Dub“ aus 1973 im Grunde zu den Speerspitzen dieses Genres. Bevor er 1969 im zarten Alter von 21 Jahren seinen eigenen Plattenladen Aquarius und sein eigenes Label eröffnete, verkaufte er Schallplatten, arbeitete in Plattenläden und legte als DJ in einigen der angesagtesten Clubs Kingstons auf.

Obwohl er für die Gesangsspuren verantwortlich war, waren es seine fabelhaften Instrumentalstücke, die seine frühe Karriere am besten definieren und auf die sich diese Zusammenstellung konzentriert. Herman Chin Loy hat einen Sound, der so unverwechselbar ist wie kaum ein anderer im Reggae. Wie Lee Scratch Perry, war auch er stets auf das Schräge und Ungewöhnliche spezialisiert. Seine Labels Scorpio und Aquarius sind für einige der innovativsten Instrumentalstücke des Reggae verantwortlich. Von seinem Plattenladen in Kingston aus konnte er Anfang der 70er Jahre die „Street“-Vibes vieler seiner jungen, hippen Kunden perfekt einfangen. Anfangs entstanden seine ersten Instrumentalplatten unter dem Namen Augustus Pablo. Bis ein dünner junger Mann namens Horace Swaby mit einer Melodica in seinem Laden auftauchte. Herman gab dem jungen Swaby den Namen Augustus Pablo und nahm ihn mit ins Studio. Der Rest ist Geschichte.

Hier auf „Aquarius Rock“ (Pressure Sounds) haben wir einige der lebendigsten funky Reggae-Tracks, die je auf Jamaika gemacht wurden. Es gibt auch eine Handvoll Vokal-Tracks, aber auch die sind Killas. Die auf dem Album versammelten Instrumentalstücke zeigen eindrucksvoll Hermans frühe Studiokarriere. Chin-Loy machte sich im Studio die Talente der Hippy Boys (auch als The Upsetters II bekannt) und der Now Generation zunutze und begann, eine Flut von Instrumentals zu veröffentlichen, auf die sich diese Zusammenstellung verstärkt konzentriert. Die von Keyboards dominierten Stücke wurden Augustus Pablo zugeschrieben, unabhängig davon, wer tatsächlich an den Tasten saß. Von dem jungen Melodica-Spieler, der bei Chin-Loy aufgetaucht war, veröffentlichte der Produzent dessen erste Single „Iggy Iggy“ ebenfalls unter dem Pseudonym Augustus Pablo. Horace Swaby behielt seinen neuen Künstlernamen bei und landete immer wieder Hits, allen voran „East of the River Nile“, mit dem er seinen unverwechselbaren Far-East-Sound etablierte.

Auf „Aquarius Rock“ findet sich ein halbes Dutzend klassischer Pablo/Swaby-Solosingles, bei denen der Produzent zum Teil auch als DJ fungiert. Einige Aufnahmen sind mit Instrumentalstücken kombiniert, was die außergewöhnliche Arbeit der Band und die erstaunliche Kreativität von A. Pablo selbst noch mehr unterstreicht. Das musikalische Können ist durchweg phänomenal, sei es bei den Instrumentalstücken der Band, den Soloausflügen der Bläser, den mitreißenden Melodica-Stücken und natürlich den von Keyboards dominierten Stücken. Diese Instrumentalstücke sowie die Solostücke von A. Pablo machen den Großteil des vorliegenden Sets aus. Zwei Vokalstücke stammen von Alton Ellis, der sein „Alton’s Official Daughter“ sauber, jedoch etwas ungeschliffen vorträgt, während Dennis Brown das „Song My Mother Used to Sing“ gefühlvoller beisteuert. Eine unbekannter Archie McKay singt „Pick Up the Pieces“, das nichts mit dem Klassiker der Royals zu tun hat. Beres Hammond präsentiert hier eine seiner frühesten Aufnahmen, ein unglaublich warmes „No More War“, gefolgt von Hermans „No More Version“. Weniger bekannt als sein Cousin Leslie Kong, verdient Herman Chin-Loy dennoch die vollste Aufmerksamkeit, und diese Compilation ist eine längst überfällige Hommage an eines der einflussreichsten Talente des Reggae. Die feinen Scat-Intros stammen alle von Herman Chin-Loy höchstpersönlich.

Bewertung: 4.5 von 5.
Kategorien
Review

Fire feat. Adrian Sherwood: Live

Meine Rezension möchte ich mit einem recht herzlichen Dank an lemmi beginnen. Er war derjenige, welcher mich auf dieses unglaublich fremdartige und doch faszinierende Projekt aufmerksam machte. Asche auf mein Haupt: Die Veröffentlichung im Januar dieses Jahres habe ich komplett verschlafen.

Mir ist sonnenklar, dass diese Platte nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Möglicherweise gefällt sie mir gerade deshalb umso mehr. Die Aufnahmen zu „Fire feat. Adrian Sherwood“ (Salgari Records) sind bereits am 04. Oktober 2020 beim Turiner Jazz Festival, in Italien, entstanden. Ein musikalisches Audio-Video-Projekt, das so ambitioniert ist, dass ich die Biografie der Band gerne als Lackmustest für das heranziehe, was auf dieser Platte heraufbeschworen wird: Fire feat. Adrian Sherwood ist eine Kollision von elektronischer Musik, Dub, Jazz, Global Beats, Field Recordings und visueller Kunst. Es ist die Verdichtung musikalischer und visueller Sprachen, die sowohl für die Künstler als auch das Publikum allumfassend ist. Fünf gestandene Musiker, eine englische Dub-Legende – Adrian Sherwood, die absolute »Schutzgottheit« des englischen Dub – und ein Videokünstler lassen die Techniken des zeitgenössischen elektronischen Jazz mit Live-Dubbing und der Echtzeit-Aufführung eines Films kollidieren. Zwischen Publikum und Musikern wurde der Film auf der Bühne auf eine Leinwand projiziert.

Jetzt wurden endlich diese faszinierenden Live-Aufnahmen dem Publikum zugänglich gemacht. Das höchst bemerkenswerte Ensemble wurde vom Trompeter Ivan Bert (Dark Magus Orchestra, Emma for Peace, Jazz TO Nepal) gegründet. Zur Crew gesellten sich: Saxofonist Gianni Denitto (Zion Train, T.U.N., Kora Beat), der Vibraphonist und Perkussionist Pasquale Mirra – einer der vielseitigsten und inspiriertesten Jazz-Vibraphonisten Europas – (Mop Mop, C-mon Tigre), der Drumer Filoq (Italian Institute of Cumbia, Uhuru Republic, Vinicio Capossela), sowie der Multiinstrumentalist, Gitarist und Produzent Marco „Benz“ Gentile (Africa Unite, Meg, Architorti). Für die Visuals dieses Multimedia-Projekts war Riccardo Franco-Loiri aka Akasha verantwortlich.

Kurzum: Das Resultat ist lysergisch. Es wurden beruhigende und beunruhigende Atmosphären geschaffen. Die Wechsel zwischen menschlichen Stimmen und bizarren exotischen Elementen sowie zwischen Jazzelementen und postindustrieller Einsamkeit wurden perfekt in das Gesamtkonzept integriert. Die Band, aber auch Adrian Sherwood sind wahrlich »on fire«. Durch Sherwoods genialen Dub-Mix mit z. T. schon lange vergessenen Samples von Prince Far I, Andy Fairley, Dub Syndicate und Albert Einstein wird das Endprodukt noch überproportional verstärkt. Da sind sie, die ungehörten Sounds, denn On .U Sound presents: „Tunes from the Missing Channel“! Die Interaktion zwischen Fire und Sherwood ist atemberaubend. So etwas kann meines Erachtens nur der open-minded, schon immer alle Konventionen brechende, A. M. Sherwood. Einzigartig!

Bewertung: 4.5 von 5.
Kategorien
Review

Rougher All Stars: Dub Me Like That

Erinnert sich noch jemand an den legendären Auftritt der Blue Riddim Band aus Kansas, Missouri? Die erste amerikanische Reggae-Band, die 1982 beim legendären Reggae Sunsplash auftrat und in den frühen Morgenstunden vor rund 14.000 Zuschauern den Jarrett Park in Montego Bay mit einem sensationellen Auftritt zum Kochen brachte. Die knapp 36-minütige LP „Alive in Jamaica“ (Flying Fish) aus dem Jahr 1986 dokumentiert diesen spektakulären Gig, der vom Rockers Magazine zur besten Performance des viertägigen Festivals gekürt und vier Jahre später für den Grammy Award für das beste Reggae-Album des Jahres nominiert werden sollte.

Ja, aber was haben die Rougher All Stars mit der Blue Riddim Band zu tun? Eine ganze Menge. Beide Bands kommen aus Kansas und sind im Grunde eins, wie das 2013 erschienene Album „Blue Riddim Band Meets Rougher All Stars: Enter The Riddim“ (Rougher Records) zeigt. Einige der beteiligten Musiker wie die Multiinstrumentalisten Todd „Bebop“ Burd aka „The Little General“ und Emily „Goldie/Goldilocks“ Madison spielten in beiden Bands. Die beiden waren auch für die Co-Produktion und den Mix des o. g. Albums verantwortlich, auf dem sich der Song „Do Me Like That“ befindet, der wiederum für den Titel des neuen Albums Pate stand, von dem hier die Rede sein soll.
Weitere zehn Jahre später erscheint nun „Rougher All Stars: Dub Me Like That“ (Rougher Records) und die Rougher All Stars sind inzwischen zum Duo geschrumpft. Die acht sorgfältig ausgearbeiteten Dubs und Instrumentals wurden von Todd „Bebop“ Burd und Emily „Goldie/Goldilocks“ Madison produziert, geschrieben und arrangiert. „Dub Me Like That“ spiegelt die Musik der Pioniere dieses Genres wider. Mit gebührendem Respekt vor dem musikalischen Erbe verkörpert dieses Album den Geist der ganz Großen des klassischen Reggae. Todd Burds und Emily Madisons Engagement für Authentizität ist in jedem Ton des Albums zu hören. Von pulsierenden Basslinien bis hin zu komplexen Bläserarrangements wurde jeder Track in Echtzeit mit Gastmusikern aufgenommen. Die Dub-Effekte wurden sparsam, aber gezielt eingesetzt, und das Spektrum der dargebotenen Tracks reicht von schnelleren Ska-ähnlichen Nummern bis hin zu klassischen Dub-Takes. Kurzum, das Ergebnis spiegelt unbestritten die wahre Essenz des zeitlosen Reggae-Dub-Sounds wider. Burd erklärt im Interview: „Wir wollten ein Album machen, das der goldenen Ära des Dub Tribut zollt, aber auf die uns eigene Art und Weise. Während wir unseren Wurzeln treu bleiben, verleihen die subtilen Jazz-Nuancen dem Sound eine einzigartige Note, was meiner Meinung nach zu einem fesselnden Erlebnis führt.“ Weiter fügt Emily Madison hinzu: „Wir wollten ein Album schaffen, das die Zeit überdauert. Darum hoffen wir, dass die Leute noch viele Jahre diese Stücke hören werden.“ Zu wünschen wäre es den Rougher All Stars allemal.

Bewertung: 4 von 5.
Kategorien
Review

The Grapes of Dub: Combat Dub

Fangen wir mal mit Fragen an: „Wer würde das im Radio spielen? Welcher Veranstalter würde es wagen, dieses Material live zu präsentieren? Woher kommt diese Musik?“ Der legendäre Moderator John Peel, einst eine Institution in der britischen Radiolandschaft, ist leider schon lange (2004) tot. Er hätte sicherlich „The Grapes of Dub: Combat Dub“ (Giant Pulse Records) in seiner Sendung ein Forum geboten und einem breiteren Publikum vorgestellt. Auch das ON .U-Sound-Mastermind Adrian Sherwood hat bereits Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre im Londoner Berry Street Studio einen ähnlich vertrackten Sound produziert und sich über alle existierenden Regeln, Gesetze und Grenzen hinweggesetzt.

Auch ich kann sagen, dass ich mich seit Erscheinen des Albums intensiv mit ihm beschäftigt habe, denn von Zeit zu Zeit braucht auch mein Geist solche, etwas schwer zugängliche, psychedelische Hörerlebnisse. Das liegt nicht unbedingt an der Einnahme irgendwelcher bewusstseinsverändernder Substanzen. Abstrakte Klänge, die durch den unverhohlenen Einsatz und Missbrauch modernster Technik entstehen, finde ich schon immer sehr spannend und erfrischend. Edgar Varèse, Karlheinz Stockhausen oder CAN sind da nur einige Beispiele.

Über die Grapes of Dub habe ich im »Netz« sehr wenig gefunden, außer, dass die Aufnahmen im Puzzle Studio in Barcelona entstanden sind und im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurden. Weitere Information zu den acht Tracks habe ich keine … null, nix, nada. So bleibt mir nur die akustische Annäherung, und die hat es in sich. Zu hören ist eine freie Rhythmusgestaltung, die auf den Prinzipien des Reggae basiert und doch von musikalischer Avantgarde in Verbindung mit harter Punk-Ethik beeinflusst ist. Klanglich ist „Combat Dub“ eine weitgehend instrumentale Angelegenheit, mit Hunderten von Effekten, entfernt klingenden Geräuschen und ohne erkennbare Gesangssamples. Im Grunde lässt sich der Sound in keine bestimmte Kategorie einordnen. Die Klangexperimente mit aktiven Frequenzen, aus dem Takt geratenen Geräuschen, Rhythmen innerhalb von Rhythmen und endlosen Bandbearbeitungen finde ich wie zu alten African Head Charge, New Age Steppers und Barmy Army Zeiten extrem spannend. Ja, der On .U Sound Addict wird bei „Combat Dub“ mühelos viele Parallelen heraushören, dennoch ist den Grapes of Dub über 40 Jahre nach den Vordenkern aus dem Berry Street Studio ein sehr spannender Hightech-Rhythmus-Mix aus menschlichen, tierischen und maschinellen Geräuschen gelungen. Solche Sounds bekommt man leider viel zu selten zu hören. Diese Kopfmusik finde ich schlicht und ergreifend großartig!

Bewertung: 4 von 5.
Kategorien
Review

Spellbreakers: Spellbreakers

Hoboken ist ein Stadtteil an der Schelde im Süden von Antwerpen (Belgien) mit ca. 40.000 Einwohnern. Es war bis 1983 eine eigenständige Gemeinde und im 16. Jahrhundert auch Namensgeber für eine der zahlreichen niederländischen Siedlungsgründungen am Hudson, direkt auf der anderen Flussseite des heutigen New York. Hoboken-Studio, war da nicht mal was?

Kingston Echo, der Gitarrist, Produzent und Soundengineer der Spellbrakers, gibt die Richtung vor und erzählt: „Ich liebe jamaikanische Musik, seit ich ein Kind war. Dieses Projekt ist das Ergebnis meiner Experimente mit dem Aufnahmeequipment, das ich über die Jahre gesammelt habe, um meine Bands aufzunehmen. Ich habe versucht, dem rauen, ungeschliffenen Gefühl der alten jamaikanischen Aufnahmen, die ich so sehr liebe, treu zu bleiben. Das bedeutet, dass diese Aufnahmen komplett analog und alles andere als perfekt sind.“ So klingt das selbst betitelte Debütalbum der „Spellbreakers“ (Bona-Fi Records). Die Mission lautet: zurück zu den alten Spiel- und Aufnahmetechniken. Die Rhythmussektion wird live im Hinterhofstudio von Kingston Echo aufgenommen und mit altem analogen 16-Spur-Equipment abgemischt. Dabei präsentiert die Band aus dem Stadtteil Hoboken ihre ganz eigene, respektvolle Interpretation des Roots-Reggae der Blütezeit, mit sparsamen Anspielungen an den britischen Reggae der 70er und 80er Jahre.

Das Album beginnt mit dem über sechsminütigen Flame Of Clarity, das auf einem Riddim basiert, der stark an Bob Marleys „Natural Mystic“ erinnert. Von weitaus größerem Interesse für den Dubblog sind allerdings die sechs Dub-Versionen der vorhergehenden Vocal-Tracks, was keineswegs heißen soll, dass die Vocal-Tracks nichts taugen. Wie gesagt, auch der „Clarity Dub“ weckt Erinnerungen an Bob Marley. Beim darauf folgenden „Growing Dub“ glänzt eine bemerkenswerte Bläser-Sektion, das Tempo wird merklich angezogen und Carlton „Carlie“ Barretts „zischelnde“ Drum Patterns kommen mir dabei immer wieder in den Sinn. Offenbar ist Missing Link, der Drummer der Spellbreakers, ein glühender Verehrer von Carlies Drumming. Im grundsoliden „Deliverance Dub“ hören wir Gesangsfragmente, der brasilianisch stämmigen Sängerin Juli Jupter, die sich im Vergleich zu den zuvor veröffentlichten 12?-Singles stimmlich deutlich weiterentwickelt hat. Egal ob es sich um einen langsamen One-Drop oder einen schnelleren Riddim handelt, sie singt beide mit Finesse. Außerdem haben Juli Jupter und Missing Link auch das schöne Cover gestaltet. Bei den Spellbreakers liegt vom Mixing bis zum Coverdesign alles in den Händen der Band. Mir persönlich gefällt besonders „House of Dub“ mit seinem schleppenden Rhythmus und den immer wieder aufblitzenden Horn- und Orgelpassagen. Bei „Dub Your Step“ sind Gesangsfragmente von Missing Link zu hören, der im Original den Gesang übernommen hat.
Alles in allem ein solides Album mit sehr viel klassischem Touch, nicht mehr und nicht weniger. Ob man das noch braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Der Gitarrist und Produzent Kingston Echo und der Drummer Missing Link sind beide Mitglieder der Hoboken Hi-Fi Hausband, die auch als Hi-Flyers bekannt ist.

Bewertung: 3.5 von 5.
Kategorien
Review

Some Dub Stories: Chapter One

Annecy, das Venedig der Alpen, ist zweifellos eine der schönsten Kleinstädte der Welt. Die Hauptstadt der Haute Savoie ist berühmt für ihre grandiosen Sehenswürdigkeiten und den zweitgrößten natürlichen See Frankreichs auf 446 m Höhe. Zu den Attraktionen der ostfranzösischen Region Auvergne-Rhône-Alpes gehört nun auch eine Band, die mir bisher völlig unbekannt war: Some Dub Stories. Die vierköpfige Crew, die bereits im Vorprogramm von Zenzile und High Tone aufgetreten ist, hat vor knapp zwei Wochen ihr Debütalbum Some Dub Stories: Chapter One (Alpine Records) vorgestellt, ein umfangreiches und multidisziplinäres Projekt.

Das Team besteht aus Etienne Doutreleau an Trompete, Flügelhorn und Melodica, Boris Lacombe am Schlagzeug, Clément Gros an den Gitarren und Lucien Leclerc an Bass und Soundmaschinen, der auch für den Mix verantwortlich ist. Vier Musiker, die ihre Erfahrungen in so unterschiedlichen Formationen wie Hubris, Dub Silence oder Lamuzgueul gesammelt haben, beherrschen die Kunst, Pop, Psychedelic, elektronische Musik und Dub intelligent zu verbinden. Ein farbenfrohes und kraftvolles Hybridprojekt. Das futuristische Elektronik-Dub-Universum dieser Gruppe von jungen Musikern bietet einen frechen Dub Roots Mix, der ebenso verrückt wie poetisch ist. Zum Gesamtkonzept gehören auch sehr schön animierte Clips von Lucas Roig, die die Geschichte und die Abenteuer der kosmischen Schildkröte Obaba zusätzlich illustrieren.

Die Dub-Basis der einzelnen Tracks ist solide ausgearbeitet und öffnet sich in Richtung traditioneller Dub-Sounds, bevor sie sich mit den vielfältigen Einflüssen der Gruppe vermischen. Getragen von einem Hip-Hop-Rhythmus, einem meditativen Bass und einer melodiösen Trompete entsteht eine organische Atmosphäre, die Funken sprüht. So bietet „Salmon Swing Syndicate“ mit „blechblasigem“ Roots-Dub eine schöne Reise zwischen Sommerstrand und Unterwasser-Krabben-Dance. Die Protagonistin Obaba findet sich Pfeifchen schmauchend in einem warmen, farbenfrohen Universum wieder und entdeckt die Inselparty des „Salmon Swing Syndicate“ – eines meiner Highlights des Albums. Oder die langsamen, sich wiederholenden melodischen Bassschleifen, die uns in die Welt von „Purple Tribe“ gleiten lassen, gefolgt von einem kontrollierten, vertrauten Dub-Beat. Getragen von einem schwebenden Gitarrenriff gesellt sich bald eine jazzige Trompete hinzu. Die Klänge werden immer vielfältiger und bald entfaltet sich der Zauber von Some Dub Stories: Wir werden eingehüllt in eine elektroakustische Dub-Symphonie, vorgetragen von hochkarätigen Musikern. Die Musik ist traumhaft schön, doch die Botschaft von „Purple Tribe“ bleibt politisch, wie die Sprachsamples im Track zeigen, die flüstern: „Make racism wrong again!“

Some Dub Stories erzählen mit ihrer Musik die Geschichte von Obaba, der kosmischen Schildkröte, an den Grenzen mehrerer Universen. Zurück auf der Erde, in einer postapokalyptischen Atmosphäre, berichtet Obaba von ihrer Odyssee und lässt uns für knapp 44 Minuten in ein gelungenes kosmisches Dub-Epos eintauchen.

Bewertung: 4 von 5.