Der mittlerweile 73-jährige Roots-Reggae-Sänger Horace Hinds uns allen besser als Horace ‚Sleepy‘ Andy bekannt, ist immer noch aktiv. Gerade hat er in Zusammenarbeit mit Jah Wobble, dem ehemaligen Bassisten der Post-Punk Band „Public Image Ltd. das Album „Timeless Roots“ herausgebracht.
Seine erste Single nahm er 1967 für den Produzenten Phil Pratt auf. Doch „This is a Black Man’s Country“ blieb erfolglos. Erst 1970 gelang ihm der große Durchbruch. Nachdem er im Studio One von Coxsone Dodd als Duo mit Frank Melody erfolglos vorgesungen hatte, versuchte er es wenige Tage später nochmal alleine und hatte Erfolg. Die 70er Jahre waren Horace Andys produktivste Zeit. Mit seinem unverwechselbaren Falsett-Gesangsstil sang er auf unzähligen klassischen Produktionen für Reggae-Produzenten wie King Tubby, Everton DaSilva, Gussie Clarke, Lloyd ‚Bullwackie‘ Barnes, Bunny ‚Striker‘ Lee, Tad Dawkins, Prince Jammy und für Keith Hudson nahm er z. B. „Don’t think about me“ auf. Ende der 1980er wurde es etwas ruhiger um Horace Andy. Durch seine Zusammenarbeit mit den Trip-Hop-Pionieren Massive Attack gewann er in den 1990er Jahren eine neue Generation von Fans. Auch in den folgenden Jahren nahm er immer wieder neue Musik auf. So erschien 1999 das Album „Living in the Flood“ auf dem Melankolic-Label von Massive Attack. Außerdem nahm er Alben für Mad Professor, Jah Shaka und Bunny Gemini auf und war Teil des Weltmusikprojekts „1 Giant Leap“. Mit den Riddim-Zwillingen Sly & Robbie entstand 2007 das beeindruckende Album „Livin‘ It Up“. Wie eingangs erwähnt, ist Horace Andy immer noch aktiv und tourt durch die ganze Welt.
Das Album „Horace Andy: Showcase“ (TADs), um das es hier geht, ist eigentlich eine Sammlung von Singles, die ursprünglich 1980 und dann 1984 von Vista in einer klanglich verbesserten Version veröffentlicht wurden. Jetzt gibt es eine um 12 Tracks erweiterte Re-Release Deluxe Edition. Alles bekannte Riddims und Klassiker, die Horace Andy in Bestform zeigen. Wir hören einen großartigen „Shank I Sheck“ Riddim und „Striktly Rub A Dub“ repräsentiert den Heavenless Riddim. Die nächsten Roots-Tunes „Chant Rastaman Chant“ und „Dub Chant“ lassen keine Zweifel aufkommen, denn das ist der Burial Riddim. Die Backing-Band sind die Roots Radics und gemixt wurde das Album von Sylvan Morris und Tad A. Dawkins. Lediglich der Opener „Cus Cus“ mit seinem „Chatty Chatty Dub“ ist eine Harry J. Produktion. Doch irgendwie machen mich diese Angaben und mein Gehör etwas stutzig, denn vom Sound her könnten die Tracks und ganz besonders die 12 Dubs auch von Scientist abgemischt worden sein.
Ob nun Sylvan Morris und Tad A. Dawkins oder Scientist dieses sehr schöne Album abgemischt haben, ist eigentlich zweitrangig. Viel wichtiger ist doch, was uns unterm Strich geboten wird, und das ist schlichtweg exzellent.
7 Antworten auf „Horace Andy: Showcase (Deluxe Edition)“
Das isses, was ich meine !
Diese Versions und insbesondere diese DubVersions sind doch der HauptGrund, warum wir uns hier getroffen haben. Das sind ( unter anderen ) die Riddims, die unsterblich und „unbreakable“ sind. Es fasziniert mich immer wieder, wie selbst so ein „einfacher“ Riddim wie
der im „Bandulu Dub“ eine so kraftvolle und spirituelle Wirkung auf mich entfalten kann. Ich liege diesem Groove zu Füßen und verehre ihn mehr als Haile Selassie selbst. Upps, wie ist mir denn dieser Satz jetzt wieder rausgerutscht ? Da muss ich wohl nochmal drüber nachdenken aber bis dahin bleibt der hier mal so stehen …..
Mir ist eigentlich auch egal, wer letztendes die geilen Dubs mischt. Ob nun Sylvan Morris, T.A. Dawkins, Scientist oder Haris Pilton … aber speziell in „Bandalu Dub“ passiert wider etwas, was ich eindeutig Sylvan Morris zuordnen muss. Es piept !!! …… ( gelegentlich aber immer noch viel zu oft ). Ich kann die Worte hier nicht hinschreiben, die mir dazu einfallen. Das würde für mich zum Platzverweis führen. (WTF)
Ich bin mir deshalb so sicher, weil Sylvan Morris den besten Dub aller Zeiten von Cuss Cuss mit Llloyd Robinson, für mich komplett versaut hat. Der Song ist immer noch super, wie am ersten Tag. Der im showcase Style anschließende Dub ist für mich die Offenbarung des ThomasEvangeliums ( ein bisschen Theatralik muss schon sein ), bis …
ja bis, er gildo horn auf übelste Weise dazwischen funkt, bzw. piept. Da der Tune aus dem Studio One ist und Sylvan Morris nunmal der ChefEngineer bei Studio One war, ist er für mich jedenfalls der Hauptverdächtige für diesen brutalen und hinterhältigen RhythmusMord. Sorry aber das werde ich ihm nie verzeihen. Ansonsten is alles gut mit Sylvan und mir. Aber wenn jemand diesen alten OriginalRiddim ohne „sputniksound“ kennt, würde ich mich durchaus mehr als nur freuen. Ja, ich habe auch eine super geile Version von Harry J auf sonem „Liquidator Sampler“, vom Cuss Cuss Riddim aber bevor ich jetzt alle Versions aufzähle, die ich von diesem Riddim habe und kenne, versuche ich erst mal zum Punkt zu kommen. ( Den Punkt sieht man am Ende des Satzes ;-) … den eigentlichen Punkt habe ich vergessen ). Egal, weiter im Text.
So lange wollte ich gar nicht auf dem „Bandalu Riddim“ rumreiten, das sollen lieber die jamaikanischen DJ´s machen aber ich bin geneigt da nochmal den „altklugen Besserwisser“ raushängen zu lassen. Bzw. vielleicht werde ich ja wieder eines Besseren belehrt. Wann und wo der Riddim wirklich zum ersten mal aufgetaucht ist, wissen andere bestimmt viel besser als ich aber ich kenne ihn nunmal in der Version von Black Uhuru als „Shine Eye Gal“ und das müssten dann doch eigentlich Sly and Robbie und nicht die Roots Radics sein, oder doch nicht ? Also es ist schon mehr als Frage von mir gemeint und ich möchte dich wirklich nicht belehren RasVorbei ;-)
Vielleicht habe ich aber auch nur einen Interpretationsfehler gemacht und deine Ansage mit den Roots Radics bezieht sich lediglich auf den „Burial Riddim“ …
Ja, man sieht, wie wichtig Riddims ( nicht nur ) für mich sind ! Da kann man sich sein ganzes Leben lang mit beschäftigen.
Und um irgendwie doch noch zum Punkt zu kommen, schreibe ich noch, daß ich hier keinen einzigen schwachen Moment bei den Riddims gefunden habe und mit Sicherheit auch nicht finden werde. „Leidiglich“
beim „Bandalu“. Aber der Dub ist insgesamt einfach auch zu gut, um sich so lange wie ich mit dem gepiepe rumzuärgern.
Für mich sind alle auf eine gewisse Weise gesegnet, die diese ganzen Singles mit den DubVersions auf der B-Seite
( manchmal auch A-Seite ) bei sich Zuhause aus dem Plattenregal ziehen können, um dann ( nicht ohne einen gewissen Stolz ), die Nadel in die knisternde Rille zu legen.
Im Gegensatz zum Streamen wäre schon allein DAS für mich ein kulturelles Ereignis.
Ansonsten muss ich noch gestehen, daß Horace Andy bei mir sehr von meiner Tagesform abhängt. Sein Falsett finde ich längst nicht so schlimm, wie viele andere aber Falsett liebe ich nur von EEK A MOUSE !
„Wake Up The Country ! Wake Up The Town !
The Champion Sound Is Aroun´ … “ EEK A MOUSE & King Kong !!!
Yeah Mann ! I love It …………………… lemmi
„Die Backing-Band sind die Roots Radics und gemixt wurde das Album von Sylvan Morris und Tad A. Dawkins.“
Hi lemmi, so steht es auf dem Cover meiner Vista Sounds LP.
All Rhythm laid at Channel One Studio. All Tracks laid by Roots Radics Band feat. Errol „Flabba“ Holt.
Hmmmh ja, ich weiß nicht, ob diese Unterhaltung wirklich hier hingehört aber ich finde keinen richtigen Grund, der dagegen spricht, außer, daß ich es vielleicht ein bisschen zu genau wissen möchte. Aber was solls, ich finde dieses Album hat durchaus mehr als nur zwei Kommentare verdient.
Ich nehme mal an, daß du dieses Album nicht als DoppelAlbum mit all diesen DubVersions in deinem Plattenregal hast. Wenn doch, herzlichen Glückwunsch ! Damit würdest du meinen Traum leben, während ich weiterhin träume.
Ganz klar, bei fast allen Tunes werden Style Scott und Errol „Flabba“ Holt schon fast bildhaft sichtbar. Ich kann sie quasi vor mir sehen, wie sie all diese feinen Riddims einspielen. Sorry, wenn ich die anderen Bandmitglieder jetzt nicht erwähnt habe. Ich glaube aber, daß man in diese DeluxeVersion noch ein paar zusätzliche Versions mit reingenommen hat, um sie auch für all jene spannend zu machen, die das RootsAlbum schon längst haben. Ich habe das RootsAlbum nicht aber ich finde diese Deluxe Edition ebenfalls extrem spannend.
Und ebenso spannend finde ich es, mir darüber klar zu werden daß „Bandalu Dub“ NICHT (!) von Sly and Robbie sein könnte, sondern von den Roots Radics. Als alter „ReggaeHase“ habe ich schon ein wenig den Anspruch an mich selbst entwickelt, den Unterschied zwischen diesen Bands herauszuhören. Auch wenn ich da öfter mal ne Niederlage erleiden musste.
Dann gibt es da noch diese HammerVersion von „Aint no sunshine“ auf dem Riddim von „Best Dressed Chicken In Town“ von dem es auf dem Doctor Alimantado Album auch noch eine fantastische (Vocal)DubVersion gibt, die laut Cover Lee“Scratch“ Perry zugeschrieben wird. Was mir auch zunächst sehr schwer viel, zu glauben aber das passt schon. Ok, ich oute mich hier wieder in mehrfacher Form als Banause, denn ich hätte natürlich zuerst mal auf mein Cover Zuhause schauen sollen, wer denn da bei „Best Dressed Chicken In Town“ die Instrumente spielt. Zudem ist es vielleicht auch seltsam, daß mich die Namen der Riddims eigentlich nie wirklich interessiert haben. Einen Riddim der „Best Dressed Chicken … “ heißt, gibt es so wahrscheinlich gar nicht aber das is mir doch egal, hauptsache ihr wisst, was ich meine. Trotzdem, finde ich es komisch, daß so ein RiddimJunky wie ich, nicht genau weiß, wie jeder Riddim denn nun genau heißt. Is mir aber trotzdem egal.
Und Cus Cus sowie der Dub dazu müssten doch eigentlich auch von den Harry J. Allstars eingespielt worden sein, was du allerdings auch geschrieben hast, wie ich gerade nochmal nachgelesen habe ;-)
Und auch dich machen einige der Angaben etwas stutzig, wenn du sie mit deinem absoluten Gehör in Einklang bringen möchtest.
Nun, es ist natürlich „Pfennigfuchserei“ ( oder so ähnlich ), wenn ich jetzt auch noch schreibe, daß ich „Cus Cus“ noch nie in dieser Schreibweise zu lesen bekam, wie es bei Spotify geschrieben steht.
Im Grunde, habe ich gerade das Gefühl, daß ich hier nur einen Eiertanz zum „Bandalu-Riddim“ aufgeführt habe und so möchte ich dann doch noch etwas sinnvolles schreiben. Mir geht es jedenfalls genauso wie dir und ich vermute auch bei den meisten Dubs, daß der Scientist da an den Reglern saß. Und ganz besonders fein finde ich es, daß es hier nicht so „raschelt“, wie bei so vielen Roots Radics Tunes und Dubs, die für eine gewisse Zeit im Channel One Studio als das „Non Plus Ultra“ betrachtet wurden. Mag sein, daß ihr mir spontan mindestens 10000 Gegenbeispiele aufs Display knallen könnt aber ich kenne Scientist in erster Linie ohne dieses „unmenschliche“ Geraschel. Das Geraschele klingt für mich eher nach einer Klapperschlange als nach einem Engineer, der sein Handwerk versteht. ( Ein kleines „gelbwürdiges“ Revangefaul meinerseits gegen Channel No.1, die damit sehr viele gute Tunes – für mich – ungenießbar gemacht haben ).
Und ich habe auch nicht das geringste dagegen, daß Burning Spear schon mal Schuhe aus Schlangenhaut getragen hat …. ( zumindest sahen die für mich so aus ). Ich brauche keine Schlangen. Weder in der Wildnis, noch auf der Autobahn und schon gar nicht vor den Aufzügen am Eifelturm. Kann aber sein, daß die ganz gut schmecken …..
Ok, bevor ich noch nen SchlangenTanz aufführe, sage ich tschüss und viel Spaß und gute Feelings bei „Horace Andy Deluxe“ …. lemmi
Ursprünglich waren diese zehn Tracks auf dem Album:
A1 – Cus Cus – Producer: Harry J. Johnson
A2 – Money Money
A3 – Cherry-O-Baby
A4 – Shank-I-Sheck
A5 – Strictly Rub A Dub
B1 – Chant Rastaman Chant
B2 – Babylon System
B3 – Jah Love Light
B4 – Aint No Sunshine
B5 – Something’s On My Mind
Die weiteren 12 Tracks sind Zugabe. Nein, mein Album ist keine Do-LP, es sind nur die 10 o.g. Titel drauf.
Bravo lemmi! Beim Schreiben habe ich mir noch überlegt, ob ich den Riddim von „Best Dressed Chicken In Town“ erwähnen soll. Dachte mir aber: „Vielleicht erkennt den jemand.“ Wie kann es anders sein?: Der Cannasseur, äh Connaisseur lemmi hört’s sofort.
Der „Best Dressed Chicken In Town“ Track ist eine Lee Perry Produktion und das Album von Dr. Alimantado ist das allerste Greensleeves-Album überhaupt.
High Ras Vorbei !
Auch dir vielen Dank für deine ergänzenden Infos ! Und auch Danke für dein Lob ! Hin und wieder tut mir ein Lob doch ganz gut. Sonst lobe ich mich immer nur selbst ;-)
Als „Cannasseur“ hat man es nicht immer leicht im Leben ;-)
Herrlich ! Ich liebe solche Wortschöpfungen !
„Thank God Its Friday“ von Morgen Freeman, kenne ich auch von dir Ras Vorbei ! Den Tune mag ich ganz besonders ;-)
„Sun Is Shining and the weather is sweet, it makes you gonna move your dancing feet“ ……. lemmi
„Ain’t No Sunshine“ ist der Riddim – „Best Dressed Chicken In Town“ ist der Song. Original stammt aus dem Jahre 1971 von Bill Withers
https://www.youtube.com/watch?v=YuKfiH0Scao&ab_channel=BillWithersVEVO
Ken Boothe’s Version stammt aus 1972:
Oh yeah !
Ich schmelze dahin ! Die Version kannte ich auch noch nicht. 1972 war ich noch zu klein für Reggae aber Big Six von Judge Dread war damals schon ein LieblingsTune von mir. Ich war allerdings damals so dermaßen „Open Minded“ daß ich mir danach ohne Probleme einen Tune von Heino reinziehen konnte, ohne ein schlechtes Gefühl zu bekommen. Desahlb frage ich mich heutezutage oft, warum die Leute alle immer so „open minded“ sein wollen. Ich sehe darin kaum Vorteile.
Aber die Version von Ken Boothe ist ebenfalls ein Hochgenuss für mich.
Ken Boothe hat eh eine der feinsten Stimmen, die jemals aus Jamaika kamen. Und der Riddim ist einfach nur der pure Groove. Ich habe da vom ersten bis zum letzten Ton eine Gänsehaut.
Wenn man sich davon die DubVersion anhören würde, wenn es denn eine gibt (?), wird man ohne Ausbildung zum Schamanen. Sach ich jetz ma so.
Danke für die sehr gehaltvolle Antwort ! ……………… lemmi