Kategorien
Five Star Review

Ono-Sendai Sound Battles The Root Of All Evil

Schon der große Pablo Picasso wusste: „Gute Künstler kopieren. Große Künstler stehlen“. Oder wie wir Deutschen sagen: „Gut geklaut ist besser als schlecht selbst gemacht“. Der Kreative nennt diesen Prozess „Inspiration“. So ähnlich muss wohl „Ono-Sendai Sound Battles The Root Of All Evil“ entstanden sein. Der in Tilburg (NL) lebende Multiinstrumentalist, über den so gut wie nichts in Erfahrung zu bringen ist, liefert uns hier einen Sound, man könnte auch sagen eine Reminiszenz an längst vergangene Zeiten und verstorbene Helden dieses Genres. Insbesondere an King Tubby, Yabby You, Roots Radics, Lee Perry, Joe Gibbs, Scientist, Errol T und so viele andere, denen wir diese wunderbare Musik verdanken.
Ein kreativer Prozess wie die Entstehung eines so großartigen Albums findet nie im luftleeren Raum statt. Vielmehr ist das Ergebnis dieses Weges die logische Folge einer Verkettung von Eindrücken, die der Künstler sammelt und mit seinen Erfahrungen in Einklang bringt. Wenn man zum Beispiel ganz normal Musik hört, werden diese Eindrücke als unbewusste Wahrnehmungen im Gehirn abgespeichert. Kreative Menschen wie Ono-Sendai Sound scheinen diese Dinge aufzusammeln, wie ein Eichhörnchen, das Nüsse hortet, um sie dann abzurufen, wenn sie gebraucht werden.
Aber viel wichtiger ist natürlich die bewusste Inspiration durch aktives Beobachten und Zuhören weit über den eigenen Tellerrand hinaus. So oder so ähnlich muss Ono-Sendai Sound vorgegangen sein. Für „Battles The Root Of All Evil“ hat er sich einige Reggae-Klassiker von Johnny Clarke, Peter Tosh, Eek-A-Mouse, John Holt, Gregory Isaacs und anderen vorgenommen und daraus ein zeitgemäßes, packendes Dub-Album gemacht. Die Riddims sind nach wie vor unübertroffen und die Textsamples untermalen diesen atemberaubenden Mix. Hall getränkte Percussions bahnen sich ihren Weg durch einen dichten Schleier aus Echos und Hall. Selbstverständlich bilden auch hier Bass und Schlagzeug das Rückgrat dieser detailverliebten Produktion. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf jeden einzelnen Track speziell eingehen, denn für mich zählt der Gesamteindruck des knapp 35-minütigen Albums, das es in diesem noch jungen Jahr bereits in meine engere Auswahl für die Jahresbestenliste geschafft hat.
Abschließend muss ich doch noch einen Track erwähnen, „Rich Mans Curse Dub“, weil er mich mit diesem permanent bedrohlichen Geräusch eines kreisenden Hubschraubers irgendwo fesselt und gleichzeitig schlimme Erinnerungen an die Berichterstattung über den Vietnamkrieg weckt. Eine eindringlichere Version von „Police in Helicopter“ habe ich bislang noch nicht gehört.

Bewertung: 5 von 5.

3 Antworten auf „Ono-Sendai Sound Battles The Root Of All Evil“

Bei diesem vorliegenden Review lohnt es sich mal wieder, zuerst zu hören und dann zu lesen. Denn auch wenn die Riddims eingehend bekannt sind, es wird wirklich die Essenz herauskristallisiert. Absolut klare, massive Bassline, die mir schon an sich große Freude bereitet. Eine erfrischende Neuauflage der Klassiker. Ich stimme Ras Vorbei absolut zu, wenn er entsprechend Picasso zitiert.
In geringem, aber erkenntlichem Maße erinnert mich die Neugestaltung der Klassiker an die Machart von Brain Damage und ihrer Interpretation des Hebron Gate Albums, besonders beim Higher Bidder Dub. Also die Essenz herausarbeiten und entsprechend sphärisch untermalen. Eine Machart, die mich äußerst beglückt und mich das Album nicht nur einmal hören lässt. Der Gedanke an die perönliche Jahresbestenliste kam mir ebenfalls unter. Die vollen 5 Sterne kann ich absolut nachvollziehen.

Hubschrauber haben mich auch schon immer fasziniert. Sehr oft habe ich auf der „Stautobahn“ davon geträumt, mir auch einen Hubschrauber zu kaufen, damit ich über diese ganzen „armen Schweine“ da unten im Stau einfach drüber wegfliegen kann. Egal in was für überdimensionalen Karren die so rumgestanden haben, sei es ein fetter Benz, ein dicker Audi oder ein protziger BMW. Sie standen auf der Autobahn oder kamen nicht schneller voran, als ne Weinbergschnecke am Sandstrand. Auch auf mich hat der Sound von rotierenden Rotorblättern eine magische – wenn auch nicht so bedrohliche – Wirkung, da ich bei der Berichterstattung zum VietnamKrieg nach dem Sandmännchen ins Reich der Träume geschickt wurde. Ich war da noch zu klein. Ich finde ebenfalls bei „Rich Mans Curse Dub“, die SoundVibes der Rotorblätter nahezu genial in ihrer Wirkung, muss aber doch ein kleines bisschen meckern, weil die für meinen Geschmack, nicht unbedingt den ganzen DubTune durchlaufen müssten. Und ich muss auch sagen, daß es diesen Effekt schon mindestens einmal noch viel besser gab. Jedenfalls empfinde ich das so. Ich sag nur, „This is the End“ von den Doors in „Apocalypse Now“. Für mich einer der besten Filme aller Zeiten !!! Aber auch ohne Film unübertroffen. Ebenfalls sehr imposant finde ich den Hubschrauber auf „The Wall“ von
Pink Floyd. Der beste DJ, den wir hier in Göttingen jemals hatten, war so cool und hat damit immer „Johnny B. Good“ von Peter Tosh eingeleitet. Der Effekt war natürlich beim allerersten mal gigantisch. Erst eine ganze Weile dieser Hubschrauber und als du denkst, jetzt geht es mit Pink Floyd weiter, setzen die Drums und die BiassLine aus Jamaika ein. Ich habe das dann natürlich genau so auf eine meiner Lieblingscassetten aufgenommen. Ich fand das war einfach „richtig gut geklaut“ von mir ;-) Später habe ich es dann gewagt, nach dem Intro von Alpha Blondy zu „Jerusalem“ die Babylon by Bus Version von „War / No more Trouble“ aufzulegen. War auch ein sehr guter Effekt, für den ich immerhin nicht von den Tanzgästen gebottelt wurde. Es war sehr riskant von mir, da „Jerusalem“ von Alpha Blondy hier in Göttingen sowas wie ein 4 Jahres Hit war. Naja, bei „War“ von Bob Marley bleibt ja auch kein Auge trocken und von daher hielt sich das Risiko in Grenzen.
Soviel zu dem Hubschrauber-Sound, der hier auch sehr gut kommt aber ich musste die anderen HubschrauberEinsätze einfach erwähnen, weil ich die doch so geil finde. Nun gut.
Oft bin ich geneigt, den Künstlern nahezulegen, lieber zum hunderttausendsten mal, eine BiassLine bzw. einen Riddim aus Jamaika zu klauen oder besser gesagt neu zu bearbeiten, als es schlecht selber zu machen. Magische BiassLines sind keine Selbstverständlichkeit, wenn ich mich nicht irre. Weder aus Jamaika noch sonst woher, kommen heute noch solche Riddims, wie sie auch hier vom Ono-Sendai Sound mit einer weiteren DubVariante, excellent in Szene gesetzt wurden. Ich bin begeistert !
Als Beispiel muss ich einfach „Ganja Smuggling“ von EEK A MOUSE erwähnen. Is ja der erste Tune von „Wa do dem“, wenn ich mich nicht irre. Ich hatte vorher noch nie etwas von EEK A MOUSE gehört aber damals kaufte ich eh jede und zwar ausnahmslos jede ReggaeScheibe, die ich im Laden bekommen konnte. Und als ich die Scheibe Zuhause auflegte und „Ganja Smuggling“ losrollte, wusste ich, was Real DanceHall Style ist und immer bleiben wird !!! Sehr oft habe ich das Gefühl, daß ich damit bei weitem nicht der einzige bin, denn nahezu alle Soundsystems haben diesen BIG TUNE mit einem der biggest Riddims ever in ihrem „Programm“.
( Ich müsste das jetzt ein wenig „realtivieren“, denn soooooo oft war ich jetzt auch wieder nicht bei einem Soundsystem aber das behalte ich jetzt lieber für mich, denn sonst geht eventuell meine Laudatio auf die jamaikanischen Riddims nicht ganz so gut ins Blut, wie sie es hoffentlich jetzt tut )
Ja, auch ich habe dieses Album bereits in meinen Top 5 Charts für 2025 ;-) Die Messlatte liegt damit schon wieder ziemlich hoch aber ich bin mir sicher, da wird es noch jede Menge kreative Inspiration geben.
Und an all die BassMänner in der Welt, schicke ich noch den Gruß raus,
„lasst euch nicht von mir entmutigen“ ! Jede BassLine ist besser als keine BassLine ! Es scheint mir nur manchmal so, daß viele Menschen Bass mit BassLine verwechseln.
Von mir aus kann man an die 5 Sterne auch noch ein paar PolarLichter dranhängen ;-)

Greetings in the name of DUB !!! ……………………………. lemmi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..