Heiß, heißer, Danakil. Die Danakil-Senke in Äthiopien ist mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 35,6 Grad Celsius der heißeste Ort der Erde, vereinzelt wurden schon Temperaturen von bis zu 60 Grad Celsius gemessen. Seit 30 Millionen Jahren driften hier zwei Erdplatten auseinander. Durch diese tektonischen Bewegungen wird gleichzeitig die Erdkruste immer dünner und sinkt ab, was zur Folge hat, dass die Oberflächentemperatur stetig steigt – weswegen das 10.000 Quadratkilometer große Areal den Beinamen „unwirtlichster Ort auf unserem Erdball“ trägt.
Jetzt wissen wir auch, woher die französische Reggae-Band Danakil aus Marly-le-Roi bei Paris ihren Namen hat. Gegründet wurde die Band im Jahr 2000 auf der Schulbank des Gymnasiums „Louis de Broglie“ in Marly-le-Roi (Yvelines), wo damals eine Gruppe befreundeter Musiker zur Schule ging. Ihre Musik bewegte sich von Anfang an zwischen Reggae und Weltmusik. Im Jahr 2011 gründete die Gruppe das unabhängige Label Baco Records, heute Baco Music.
Vor zehn Jahren reiste die Band zum ersten Mal für Aufnahmen nach Bamako (Mali) und traf dort den malisch-französischen Künstler Manjul in seinem Studio. Manjul ist bekannt für seine eigenen Werke wie „Dub to Mali“ (siehe Rezensionen) sowie für zahlreiche Kollaborationen mit anderen internationalen Bands und Künstlern (Sugar Minott, The Skatalites, Cedric Myton, Clinton Fearon, Amadou et Mariam, Tiken Jah Fakol, etc.).
Die Begegnung von Danakil mit dem Multi-Instrumentalisten und Tontechniker Manjul führte wie fast selbstverständlich zum Beginn gemeinsamer Projekte. Seitdem hat (der Bretone) Julien Souletie alias Manjul an allen Folgealben der Gruppe mitgewirkt. Er mischte auch die Vorgänger-Dub-Alben „Echos du Dub“ (2012) und „Entre Les Lignes Dub“ (2014). Hier beginnt auch die künstlerische Zusammenarbeit zwischen dem Toningenieur Damien „Bobby“ Coutrot und Manjul, zwei leidenschaftlichen Reggae- und Dub-Musikern, die seit nunmehr zehn Jahren mit Danakil im Studio und auf der Bühne zusammenarbeiten.
Nun präsentieren uns Bobby und Manjul mit „Dialogue de Dub“ (Baco Music) ein, wie ich finde, wunderbares Dub-Remake des Danakil Klassikers und Erfolgsalbums aus dem Jahr 2008. Schon damals saß Bobby federführend am Mischpult. Die vorliegenden acht Dub-Versionen des Danakil-Vorzeigealbums haben die beiden Protagonisten ganz in der Tradition des Dub »vierhändig« abgemischt. Ehrlich gesagt haben mich die Electro-Dub-Ausflüge von Danakil nie erreicht. Mit „Vieillards Dub“ und „Marley Dub“, um nur zwei Tracks des aktuellen Albums exemplarisch zu nennen, haben sie es endlich geschafft. Die beiden Toningenieure der Band, Damien „Bobby“ Coutrot und der Franko-Malier Manjul, haben das Album gemeinsam produziert und ihr ganzes Talent am Mischpult unter Beweis gestellt, um ein kleines Juwel zu schaffen, das es zu entdecken gilt. Warum von den ursprünglich elf Tracks nur acht einer Dub-Behandlung unterzogen wurden, bleibt ein Mysterium.
Alles in allem muss ich sagen, dass ich von Danakil im wahrsten Sinne des Wortes geflasht wurde, da ich niemals mit einem solch traditionellen Sound gerechnet hätte. „Dialogue de Dub“ ist wirklich ein sehr feines Album geworden.