Asche auf mein Haupt, manchmal gelingt es Musikern und Künstlern, jahrzehntelang unbemerkt unter meinem Reggae- und Dub-Radar zu segeln. Ein solches Phänomen ist der vielfach ausgezeichnete Andru Branch mit seiner insgesamt siebenköpfigen Band Halfway Tree.
Der kanadische Keyboarder, Sänger und Bandleader Andru Branch (*27. Juni 1968) ist das Mastermind der Reggae-Band Andru Branch & Halfway Tree, die bereits über 28 Jahre Bestand hat. Aufgewachsen ist er inmitten einer lebendigen Rastafari-Gemeinde in Toronto, wo er die feinen Nuancen des Reggae von einigen jamaikanischen Musikern lernte, die sich in der kanadischen Metropole niedergelassen hatten. Im Jahr 1995 gründete Andru Branch seine Band Halfway Tree, die er nach dem lebendigen Musikviertel in Kingston benannte, wo er zudem das große Glück hatte, mit einigen der berühmtesten jamaikanischen Musikern zu spielen und aufzunehmen. Obwohl die Band-Mitglieder im Laufe der Jahre wechselten, hat er immer versucht, seinen unverwechselbaren Band-Sound beizubehalten, der lt. Interview auf der Philosophie von Peter Tosh basiert: „Reggae ist spirituelle Musik mit spirituellen Zutaten für spirituelle Zwecke.“
Das erste Album, das schlussendlich auch meine Aufmerksamkeit erregte, war das mit Spannung erwartete dritte Dub-Album „Andru Branch & Halfway Tree: Weather The Dub“, das schon im Januar 2023 erschien und im Dubblog Release-Radar leider ohne Resonanz blieb. So blieb meine Rezension mangels Interesse zunächst in der Warteschleife.
Bereits 2021 veröffentlichten Andru Branch & Halfway Tree das dazugehörige Songalbum „Weather The Storm“, das während der COVID-19-Pandemie entstand und diese trostlose Zeit sowohl musikalisch als auch textlich reflektiert. Dabei gelingt es Andru Branch & Halfway Tree immer wieder, einen Hoffnungsschimmer durchscheinen zu lassen – die Botschaft der Liebe. Das von der Kritik hochgelobte Studioalbum wurde von dem amerikanischen Soundtüftler und Toningenieur Dartanyan ‚GreenLion‘ Winston aus Ohio einer kompletten Dub-Bearbeitung unterzogen. Produziert wurde diese Sammlung geradlinigen Roots-Reggaes mit üppigen Bläsersätzen und seidigen Gesangsfragmenten von Guillaume Bougard bei TABOU1.
Der erste Track des Albums, „We Are Dub“, baut sich langsam, eher schleppend auf, wobei die anfänglichen Klänge durch einen satten Bläsersatz erstklassig ergänzt werden. Der Track war bereits auf dem zweiten Dub-Album der Band „We Are Dub“ zu hören. „We Are Dub“ ist eine Sammlung von Dubs aus der damals 25-jährigen Karriere von Andru Branch & Halfway Tree. Mit von der Partie waren drei der besten jamaikanischen Reggae-Bassisten aller Zeiten: „Family Man“ Barrett, Chris Meredith und die Studio One-Legende Brian Atkinson, der ursprüngliche Bassist und Gründungsmitglied der weltberühmten Studio One Band „The Soul Vendors“. Diese Band aus Allstars entstand infolge der Auflösung der Skatalites im August 1965 und nannte sich nacheinander auch (Roland Alphonso &) The Soul Brothers (1965–67), The Soul Vendors (1967–68) oder Sound Dimension.
„Dancehall Dub“ ist eine schöne Version des vom Ska geküssten Songs „The Storm“, bei dem jedes Instrument nacheinander eine Führungsrolle übernimmt.
Der satte, vorwärtsdrängende Reggae-Beat von „Dub Times“ wird durch den Einsatz einer Djembe akzentuiert und gewinnt dadurch an Exotik.
Im darauf folgenden Stück „Dubtima“ vermitteln die Akkorde und Melodien einen Hauch von Orient.
Das düstere, fast schon dramatisch angelegte Stück, „The Dub Is Coming In“, ist eine Auseinandersetzung mit unseren innersten Dämonen, aber auch mit den Folgen des drohenden, vom Menschen verursachten Klimawandels.
Alle Tracks wurden von Dartanyan ‚GreenLion‘ Winston gekonnt dekonstruiert und mit einer Tonne Energie, Studio- und Mischpultmagie wieder zusammengesetzt. GreenLion zieht wieder alle Register und liefert ein wunderbar sprudelndes Klangbad aus Vocals, Echo, Hall und Delay. Alles in allem eine richtige Entdeckung eines sehr feinen, entspannten Albums mit satten Bläsersätzen und treibenden Gitarrenriffs, bei dem alles am richtigen Platz ist.
8 Antworten auf „Andru Branch & Halfway Tree: Weather The Dub“
Hey Dubblog and especially Ras Vorbei, you really are the best. Late, but not too late. Many thanks for the review and this great tip!
This is my perfect Dub Universe! A very relaxed mood, great riddims, accomplished instrumentalists and excellent mixes. You can literally hear the experience and enthusiasm of everyone involved in this production.
Für mich ein sehr gutes Beispiel dafür, daß auch die besten jamaikanischen Bassisten mal einen lauen Tag haben können.
Eigentlich kann ich gar nicht glauben, daß die da wirklich mitgemacht haben. Sorry aber es packt mich einfach nicht.
Ich kann sehr gut verstehen, daß die auch bei dir so lange unter dem Radar geblieben sind Ras Vorbei. Für mich können sie da auch bleiben.
Das klingt jetzt wahrscheinlich auch wieder zu hart, denn es ist DubMusik und es gefällt mir auch aber „gefällt mir“ würde bestimmt nicht in eine Top 5 DubChart Liste passen.
Also nix für Ungut. Ich habe lediglich versucht, zu beschreiben, warum die ganz große Begeisterung bei mir ausbleibt.
Greetings ………………. lemmi
Nun, ich möchte zunächst erst mal um Verzeihung bitten, daß mir gewisse Details in der Rezension „durch die Lappen“ gegangen sind.
Also sorry ! Ras Vorbei !
Als ich die Rezension nochmal las, habe ich erst gecheckt, daß die jamaikanischen Bassisten in erster Linie wohl bei „We are Dub“ dabei waren. Der TitelDub „We are Dub“ taucht hier zwar auch wieder auf aber ich „höre“ da keinen jamaikanischen Bassisten. Was nicht heißen soll, daß da keiner ist.
Rasta never get weary to „burn down babylon“ und ich bin immer noch nicht müde, nur bei BiassLines aus „Jamiaca“, bzw. von deren Verwandschaft aus Afrika und England, ein wirklich gutes Reggae bzw. DubFeeling zu bekommen. Mit anderen Worten und knallhart auf den Punkt gebracht, „whitefingers can´t discover real good Biasslines !“
Die Aussage ist so „riskant“, daß ich es nicht gewagt habe, sie in meiner Muttersprache zu formulieren.
Es ist ja nur so ein Gefühl, was mich immer wieder überkommt und ich kann es nicht durch Fakten oder wissenschaftliche Studien belegen aber wie ihr merkt, brauche ich da wohl langsam mal etwas Hilfe bzw. vielleicht auch „psychologische Betreuung“, weil ich in gewissen Abständen immer wieder mal ( hoffentlich nicht zu doll ) mit diesem Thema nerve.
Meine Fähigkeiten, Gefahren immer gut zu erkennen, sind sehr begrenzt. Daher begebe ich mich jetzt in die Gefahr, ein für alle mal widerlegt zu werden.
Leider war ich nun wieder voreingenommen, weil ich ja jetzt die Information im Kopf hatte, daß die jamaikanischen Bassisten vor allem auf dem „We are Dub Album“ mitgeholfen haben. Und so kann ich echt nicht mit Sicherheit sagen, warum das „We are Dub Album“ bei mir wesentlich mehr grooved als „Weather The Dub“.
Im Grunde würde es mir helfen, wenn ich jetzt ganz genau wüsste, daß die jamaikanischen Bassisten bei „Weather The Dub“ außer und wenn überhaupt, nur bei dem DubTune „We are Dub“ dabei waren. Und wenn, dann ja sowieso nur jeweils einer pro DubTune ;-) …. Mit anderen Worten gefragt, gibt es auf „Weather The Dub“ überhaupt eine BiassLine von einem jamaikanischen Bassisten oder sind das alles BassLines vom „whitefinger-mann“ ?
Ok, wie ihr seht, habe ich mich getraut, daß hier tatsächlich abzuschicken, obwohl ich mich mit meiner Wahrnehmung doch sehr allein fühle.
Das soll jetzt keine Kritik sein aber der DubBlog Slogan „IN BASS WE TRUST“ bringt es für mich noch gar nicht so richtig auf den Punkt.
Schon in meinem ersten ReggaeBuch habe ich gelesen, daß im Reggae und damit auch im Dub, das Schlagzeug den Herzschlag symbolisiert und der Bass die Seele von Reggae ist. Das kann ich voll und ganz akzeptieren, wobei ich aus meinem Empfinden heraus ergänzen muss, das der Bass zwar die Seele im Reggae ist, die BIASSLINE jedoch den Zustand der Seele beschreibt. Oder so ähnlich ……….. ;-)
Und leider bin ich mit sehr vielen BassLines von „whitefingers“ aus Europa oder deren Nachkommen in usa nicht Seelenverwand.
Von mir aus könnt ihr das Pfennigfuchserei nennen, was ich hier veranstaltet habe aber ich kann einfach nicht anders. Für mich ist die BiassLine wirklich der Zustand eines jeden Reggae und DubTunes. Alles andere ist nur Lametta. Wobei ich zugeben muss, daß ich durchaus auch mal auf BlingBling gut abfahre.
Ok, sollte ich doch mal wieder alles falsch verstanden haben und auch bei „Weather The Dub“ sind jamaikanische Bassisten am Start, sehe ich jetzt natürlich ganz alt aus ( so wie jeden morgen ). Egal, ich habs riskiert und ich hoffe, die Wahrheit wird mich nicht all zu sehr schockieren.
Außerdem gibt es ja noch die Möglichkeit, daß auch jamaikanische Bassisten mal müde werden, wenn sie keine leibhaftigen Rastas sind.
Oder sie haben die Magie im Laufe der Zeit verloren.
DUB against fashism !!! …………………………………….. lemmi
Und so kann ich echt nicht mit Sicherheit sagen, warum das „We are Dub Album“ bei mir wesentlich mehr grooved als „Weather The Dub“.
Hi lemmi, hier kommt die Antwort auf deine Frage:
Dubbing Into A Corner:
Bass: Christopher Meredith
Drums: Wilbur “Squidly” Cole
Everywhere I Dub:
Bass: Christopher Meredith
Drums: Wilbur “Squidly” Cole
My Jamaican Dub:
Bass: Brian “Bassie” Atkinson (Soul Vendors)
Dubsteady:
Drums: Joe Isaac (Studio One drummer, Soul Vendors)
Rhythm guitar: Earl “Chinna” Smith
Trombone: Everald Gayle
I’m So Dub:
Bass: Christopher Meredith
Drums: Wilbur “Squidly” Cole
Percussion: Andru Branch, Alvin “Seeco” Patterson
When I Say I Dub You:
Drums: Tony “Raffa Dean” White (born Jamaican)
Rhythm guitar: Derrick “Jah D” Lambert (Culture, D. Brown, G. Isaacs)
Percussion: Andru Branch, Alvin “Seeco” Patterson
Keep Dubbing Along:
Bass: Aston “Family Man” Barrett
Drums: Rolando “Phanso” Wilson (Chalice, Gumption)
Trumpet: Bobby Ellis
Trombone: Everald Gayle
The Valiant Dub:
Drums: Tony “Raffa Dean” White
Rhythm guitar: Derrick “Jah D” Lambert
Andrew Branch & Halfway Tree nahmen ihr Debütalbum „What If I Told You“ 1998 im Kingston Muzik Studio in Kingston auf und mischten es dort auch ab. Das Album wurde in Europa und den Vereinigten Staaten von Tabou 1 Records mit verändertem Artwork veröffentlicht und enthielt Gastauftritte von Earl „Chinna“ Smith und Mitgliedern von Bob Marleys „Wailers“: Aston „Family Man“ Barrett, Tyrone Downie und Alvin „Seeco“ Patterson. Aus dem Album sind einige Dubs auf „We Are Dub“ zu finden.
Yeah Ras Vorbei !
Vielen lieben Dank für diese fantastische Information. Sollten die jamaikanischen Bassisten letztlich doch auch bei „Weather The Dub“ mitgewirkt haben, so wäre das dann die Bestätigung meiner zweiten These, daß auch Jamaikaner mal etwas müde sein könnten und das natürlich auch dürfen.
So wie es jetzt aussieht, müsst ihr meinen „Bassismus“ dann aber doch hin und wieder nochmal ertragen, denn es scheint da irgendetwas zu geben, was die Jamaikaner für sich behalten haben. Eventuell gibt es doch so etwas wie eine geheime BiassLineFormel, die sich nicht rational erklären lässt und ihren Ursprung nach wie vor in Jamaika oder eben doch in Afrika hat.
Es wäre eine Freude für mich, wenn die jamaikanischen Bassisten wüssten, welch hohe Meinung ich von ihnen habe. Aber ich glaube darauf können die auch gut verzichten, denn im Grunde müssen sie ja längst wissen, daß sie die Besten sind, weil ja nahezu jeder Bassist außerhalb von Jamaika deren BiassLines mindestens einmal nachgespielt hat.
Ich bin kein Kardiologe und daher kann ich nicht sagen, ob es bei den Drums ebenfalls kleine Abweichungen oder gar Herzrhythmusstörungen gibt. Über die Drums habe ich selten etwas zu meckern. Die sind eh fast immer synchron mit meinem HeartBeat.
Naja, bei drum a. bass – mucke scheint mir da doch die Fase etwas verschoben zu sein. Trotzdem kann ich das auch hin und wieder, in ganz seltenen Fällen, mal ganz gut ab, wenn das Dubbing mich doch mitschleift.
Ich gebe zu, ich bin ein wenig stolz oder besser gesagt doch sehr erleichtert, daß du meine starke Vermutung bestätigt hast Ras Vorbei.
Ich würde niemals behaupten, daß ich es hören kann aber ich kann es anscheinend fühlen, ob es sich um eine BiassLine oder eben nur um eine BassLine handelt. Und mein größtes „Problem“, welches ich ganz besonders mit den meisten SteppaDubs habe ist, daß die noch nicht mal ne BassLine haben. Keine BassMelodie ?! Kein Reggae ! Kein Dub !!!
Achtung ! Das ist alles nur meine Meinung, bzw. mein Gefühl. Sollte es noch zweit-und drittmeinungen geben, würde ich sagen :
DubBlog is open 24/7 ……………………………….. lemmi
( Und nochmal vielen herzlichen Dank,für deine Recherche Ras Vorbei )
„Sollten die jamaikanischen Bassisten letztlich doch auch bei „Weather The Dub“ mitgewirkt haben, so….“
Nein, lemmi, haben sie nicht – die „Weather The Stom“ bzw. „Weather The Dub“ Riddims, Bass Lines etc. stammen allesamt von Andru Branch & Halfway Tree.
„Holy Emmanuel I , King Selassie I , Jaaaaaaaah Rastafari“
Yeah Mann ! Give Thanks Ras Vorbei !!!
„If i had the key to the world i´ll give it to you man“ ………….. lemmi