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Five Star Review

Ambient Warrior: Dub Journey’s

Jetzt haben wir einen erneuten Beleg dafür, dass unser kleines, feines Sub-Genre Dub zeitlos und grenzenlos ist. Angetreten hat diesen Beweis das australische Isle of Jura Label mit der offiziellen Neuauflage eines äußerst ungewöhnlichen Dub-Albums von Ambient Warrior: Dub Journey’s, das ursprünglich bereits 1995 auf dem englischen Label Lion Inc veröffentlicht wurde. Das Album ist grundsätzlich tief im Dub verwurzelt, bedient sich jedoch eines viel breiteren Spektrums, das gleichwertig verschiedenste musikalische Einflüsse und Stile aus der ganzen Welt aufnimmt und zu diesen wunderbaren Klanglandschaften zusammenfügt. Das Konzept für „Ambient Warrior“ wurde als Seitenprojekt für Ronnie Lion und Andreas Terrano geschaffen. Dem nicht ganz unbekannten Ronnie Lion war bei Aufnahmen ziemlich schnell aufgefallen, dass Andreas Terrano ein sehr talentierter Gitarrist und Keyboarder ist und so waren sich die Beiden in dem Ansinnen schnell einig, ein Oeuvre zu erschaffen, welches die vielfältigen musikalischen Einflüsse beider Protagonisten widerspiegelt. Andreas ist z. B. italienischer, armenischer und russischer Abstammung, was auf Dub Journey’s unüberhörbar zum Ausdruck kommt. Ronnie Lion aus Brixton kennen Insider als Labelbetreiber aus den Anfängen des britischen Neo-Dub.

Seit den frühesten Dubversuchen von King Tubby, Lee Scratch Perry, Augustus Pablo, Prince Jammy und wie sie alle heißen, wissen wir, dass guter Dub dich in deinem tiefsten Inneren berühren muss. Deshalb nimmt mich Ronnie Lions Slogan: „This is Ambient Warrior…coming to You from the Heart“, vorgetragen mit einer markanten Stimme (Dennis Rootical), die an Prince Far I erinnert, vom Start weg mit auf (m)eine unvergessliche Pilgerreise zum Kailash. (Kailash: Er gilt den Tibetern als heiligster Berg, wird verehrt von Hindus, Buddhisten und Bön, stellt das Quellgebiet der vier größten Ströme des indischen Subkontinents.) Wie bitte, der Kailash? Ja, weil diese typischen Klänge der tibetischen Gebetsglöckchen omnipräsent sind und immer wieder erklingen. Das Album ist wie aus einem Guss und verbreitet bei mir eine wohlig warme meditative Stimmung. Andreas Terrano webt sehr weiche Gitarrensoli und Synthesizer- /Keyboardklänge zu wunderbaren Klanglandschaften zusammen. Was der Vielseitigkeit des Albums sehr guttat, ist auch der Tatsache geschuldet, dass viele Musiker verschiedenster Genres und Instrumente an den Aufnahmen beteiligt waren. Neben südamerikanischen Elementen wie Tango und Bossa Nova (Eastern Dub; Cajun Dub); hören wir auch Harfe (Cajun Dub), russisches Akkordeon (Bayan; Southern Dub), Vibraphon und Maultrommel (The Good, the Bad and the Dub).

Meine Quintessenz des Albums lautet: Großartige Dub-Alben schleichen sich ganz langsam an dich heran. Du kannst sie einmal abspielen und sie sind „ganz nett“. Spiele sie zig-mal und ganz langsam formt sich ein Bild: kleine Details tauchen auf, der Geist des Dub und die Glückseligkeit der Wiederholung bahnen sich ihren Weg in deine Seele.

Schön, dass es noch Labels gibt, die es sich zur Aufgabe machen, solch äußerst seltene, einzigartige Dub-Klänge vor der Vergessenheit zu bewahren. Deshalb bekommt Isle of Jura für die Wiederveröffentlichung des Ambient Warrior: Dub Journey’s Albums von mir sechs von fünf Sternen.

Bewertung: 5 von 5.

6 Antworten auf „Ambient Warrior: Dub Journey’s“

Danke für den tollen Tipp, mir gefällt Dub Journey’s außerordentlich gut. Die Unbekümmertheit mit der Ambient Warrior alles mögliche ausprobiert, finde ich herrlich erfrischend und auch heute noch neu. Das Album bietet homogene und äußerst beruhigende Musik mit meditativem Klangblubbern. Ein flauschiger, sehr abwechslungsreicher Klangteppich für Herz und Hirn.

Das Fundament für dieses – auch schon im Jahr 1995 – recht ungewöhnliche Dub-Album bildet das Album vom „High Priest“ Roy Shirley (R.I.P)., es heißt „Black Lion Negus Rastafari“; es ist ebenfalls 1995 bei Lion Inc. erschienen. Roy Shirleys Stimme und bisweilen völlig abgefahrene Background-Chöre schaffen auch hier einen einzigartigen Sound, wie er vom Kommentator Steffen sehr schön beschrieben ist.
Infos & YouTube-Links zum Reinhören hier: https://www.discogs.com/de/master/666219-High-Priest-Roy-Shirley-Black-Lion-Negus-Rastafari

Hi Rootsmessenger,

das ist bei diesem Album die Frage, was war zuerst: das Ei oder das Hühnchen?
Egal, auf alle Fälle hat mir Kevin Griffiths, der Labelbetreiber von Isle of Jura, mitgeteilt, dass er bis Ende des Jahres die Veröffentlichung des Vocal-Albums plant. Als Vorgeschmack wurde Anfang Januar eine limitierte Single aus 1995 wiederveröffentlicht: https://isleofjura.bandcamp.com/album/greekie-my-island-i-will-never-forget
Wir dürfen weiter gespannt sein.

Hi zusammen,

die Frage nach dem Ei und dem Hühnchen hat mir keine Ruhe gelassen. Also habe ich mir den Veröffentlichungskatalog von Lion Inc nochmals genauer angeschaut:
Ambient Warrior: Dub Journey’s > Katalog-Nr: CDLINC007
High Priest Roy Shirley: Black Lion Negus Rastafari > Katalog-Nr: CDLINC011
Die Katalognummern lassen den Schluss zu, dass tatsächlich Ambient Warrior: Dub Journey’s zuerst erschienen sein müsste.

Als es zu dem Album noch keine Rezension gab, ist es mir beim „ReleaseQuickCheck“ auch positiv aufgefallen. Aber ich suche ja immer nach dem Haar in der Suppe, damit auch meine StreamingListen nicht zu voll werden. Zunächst war da auch das Wort „Ambient“ was schon mal ein Ausschlusskriterium für meich sein kann. Ich finde Ambient toll, ich mag es sogar sehr gern aber gegen meine Liebe zum Dub ist es nur zweite Wahl. So gaben dann auch AmbientDubs wie „Night Flight Over Trieste“ den Anlass für mich, auch mal weiter zu skippen. Nicht weil ich ihn nicht mag. Auch das muss ich nur aus Zeitnot skippen aber es gehört für mich hier nicht zu meinen HighLights. Gut gelungen ist hier meiner Meineung nach auch der „KeyboardBass“ der für mich gefühlt doch mindestens auf der Hälfte der Dubs hier zum Einsatz kommt. Er dröhnt nur ganz gelegentlich ( vielleicht liegt das auch an meinem „SoundSystem“ ) und ansonsten erzeugt er wirklich ein sehr angenehmes – Zitat – „KlangBlubbern“. Was ich für ein Album von 1995 schon sehr fortschrittlich finde. Da war nämlich noch sehr viel british neo dub am Start, was mich schon an das Ende von Dub denken ließ. Aber zum Glück gab es „sehr viele“ Menschen besonders Dubproduzenten, die auf diesen dröhnsound auch nicht hinauswollten. Erst durch die Rezension habe ich mir das Album jetzt öfter und intensiver angehört und besser spät als nie gecheckt, das mir das ganze Album sehr gut gefällt ( „tolle Erkenntnis“ ) und ich es auch jeder Zeit komplett durchhören kann. Ganz besonders mag ich es aber immer, wenn ich auf einem Album auch richtige „Special HighLights“
finde und die habe ich hier mit „The Ambient Warrior“ und „Eastern Dub“ gefunden. Das soll nicht über diverse andere HighLights – z.B. auch „The Good The Bad And The Dub“ hinwegtäuschen aber das sind nur HighLights für mich und eben keine „Special HighLights“.
Ok, bevor ihr jetzt noch von meinen ganzen HighLights ( ! ) „geblitzdingst“ werdet, sage ich mal tschüss und wünsche in jeder Hinsicht ein angenehmes Blubbern. ( Außer beim Stuhlgang )

So long ……………… lemmi

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