Dieses bereits 2017 erschienene Album muss von der Reggae-/Dubwelt komplett verpennt worden sein, denn nur so kann ich mir erklären, dass dieses hervorragende Werk auf keiner der einschlägigen Seiten bislang Erwähnung findet.
„Dub Meets Horns“ (digital Album bandcamp) ist keineswegs ein waschechtes Dub-Album, vielmehr handelt es sich um extended Discomix-Tributversions mit allerfeinsten Brass-Lines und tiefsten Roots-Rhythmen. Es ist eine tiefe Verbeugung vor den alten Meistern Rico Rodriguez, The Skatalites, Cedric „Im“ Brooks & The Light Of Saba, Tommy McCook & Sound Dimension und Studio 1. Wir hören hier beileibe kein inspirationsloses Nachspielen alter Klassiker, sondern die geniale Umsetzung bekannter Riddims in die „Jazzy Side Of Reggae.“
Die Rootz Lions aus Rotterdam wurden 2016 vom Bassisten Carlos Silva aka Rootz Lion gegründet. Für das Projekt „Dub Meets Horns“ konnte die nur vier Mann starke Roots Reggae Band, bestehend aus Drums, Bass, Guitar und Keyboards noch den versierten Jazz-Saxofonisten King Cooper (aka Jan „King“ Kooper in der Jazzwelt) aus Amsterdam, sowie einen der führenden Posaunisten in der momentanen Reggae-Szene Hornsman Coyote gewinnen.
Die Länge der sechs Titel bewegt sich zwischen knapp sechs und gut acht Minuten. Die Rootz Lions rollen ihren fantastischen Roots Reggae-Teppich aus, auf dem sich dann die Gastinterpreten nach Lust und Laune wunderbar austoben und beeindruckend ihre Akzente setzen können. Besonders erwähnen muss ich auch das Keyboard/Piano, das stellenweise so schön schräg klingt, wie ein leicht verstimmtes Barklavier. Für dieses Album haben sich wahre Virtuosen zusammen getan und ein durchweg überzeugendes, nicht alltägliches Werk abgeliefert.
Auch wenn es sich um kein 100%iges Dub-Produkt handelt, wie es der Titel suggeriert, muss es dennoch in diesem Blog Erwähnung finden, denn „Dub Meets Horns“ ist umwerfend gut, keine Minute zu lang und beweist uns erneut, dass Jazz und (Instumental)Reggae/Dub immer noch eine enge Verbindung pflegen. Möglicherweise ist das der Ansatzpunkt, um Reggae/Dub über die Schiene Jazz einem breiteren Publikum bekanntzumachen. Aktuelle Beispiele sind die – auch in Jazzkreisen hochgelobten – Alben von Nat Birchall („Sounds Almighty“) und Vin Gordon („African Shores“) in Zusammenarbeit mit Al Breadwinner. Murderer…