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Dubmasters Meet Shashamane

Nicht nur Reggae, auch „Dub gone international“ – das zeigt gerade wieder ein aktueller, durchwegs gelungener Release: „Dubmasters meet Shashamane“ (ZIMA). Wiewohl es die Dub-Version des selbstbetitelten (und empfehlenswerten) Album der polnischen Band Shashamane ist, werden schon im Titel die „Dubmasters“ in den Mittelpunkt gestellt. Die Riege mit u.a. Umberto Echo und Dubmatix kann sich sehen und hören lassen; sie alle liefern erstklassige Dub-Mixes ab, die die Essenz der Vocal-Versionen einfangen – ein Vergleich bestätigt das eindrucksvoll. „No filler, all killer“ wie man anderorts so treffend zu sagen pflegte.

Es empfiehlt jedenfalls, auch in das Vocal-Album reinzuhören – feiner, old-school-instrumentierter Roots-Reggae, vorgetragen in klassischer BMW-Besetzung inklusive in den Fokus gerückter, I-Threes-inspirierter Vocals. Der Shashamane-Band gelingt es nicht nur die musikalischen Vibes der Vergangenheit heraufzubeschwören, sie optimieren sie zudem mit Arrangements, die den Vocals und Instrumenten genug Raum und bestmögliche Wirkung verschaffen. Die Dubmasters übernehmen dieses Konzept fast schon selbstlos: Die Dubs sind bar jeglicher Selbstdarstellung und können – zumindest vom Rezensenten – nicht den jeweiligen Mixmeistern zugeordnet werden. Eine runde Sache, sozusagen.

Und so wundert es nicht mehr, dass dermaßen (BMW-) inspirierte, fast schon historisch anmutende Musik mit einer spielerischen Selbstverständlichkeit gerade auch aus Polen kommt. Es zeigt lediglich einmal mehr, wo überall die Roots-Reggae-Fahne hochgehalten wird. Und letztlich: Wo das Ausgangsmaterial gut ist, kann auch beim Dub-Mix nichts mehr schief gehen. Beide Daumen hoch für die Dubmasters und die Shashamane-Band!

Bewertung: 4.5 von 5.

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Roots Inspiration meets Breadwinner: By the Rivers of Water

Roots Inspiration – ein UK Soundsystem/Studio bzw. eine lose Ansammlung von Musikern rund um Hughie Izzachar – legen ein neues Dub-Album vor: „By the Rivers of Water“ (Eigenverlag) heißt das Teil, abgemischt von Al Breadwinner aus, wie sollte es anders sein, Manchester, einem der UK-Hotspots für „all things Reggae“.

Ich habe noch Roots Inspiration’s 2020er „Organic Roots Vol. 1„-Album in guter Erinnerung: Es hält, was der Titel verspricht: Wunderbarer Roots-Dub in mitunter schönen, rauhen Soundgewändern, für die Dougie Wardrop verantwortlich zeichnet. Die Dub-Effekte sind auch nicht von schlechten Eltern: Herr Wardrop läßt’s mitunter krachen, das die Wand wackelt. Dieses Album als Referenz genommen, kommt „By the Rivers of Water“ nicht ganz so gut weg, was in erster Linie an Al Breadwinner’s Sound (und nicht den Dub-Effekten!) zu liegen scheint.

Der obige Video-Track kommt entsprechend besser rüber als die finale Version auf dem Album. Davon abgesehen: Geht es nur mir so oder sind des öfteren die live-Video-Aufnahmen aus den Studios die besseren Versionen? Der Vergleich scheint das auch bei diesem Track zu bestätigen: Die Effekte sind ungleich schöner und prominenter platziert.

Womit wir beim letzten Thema wären: Dem Album-Sound schlechthin. Breawinner’s Mix erinnert des öfteren an Mafia & Fluxy-Alben, die durchwegs (Ausnahmen bestätigen die Regel) in den niedereren Hz-Bereichen dröge dahinwummern: Eine superweiche Kick-Drum verschmilzt dermaßen mit einem nicht minder weichen Synth-Bass, sodass eine blubbernd-weiche Sound-Masse entsteht. Hier eine Bassline auszumachen, fällt schwer… und das klingt dann so:

Es lebe also der Rimshot, der das Ganze doch noch rausreißt. Ähnlich ergeht es, wenn auch in geringerem Ausmaß, den Tracks auf „By the Rivers of Water“. Möglicherweise wird der eine oder andere Dubhead diesen Sound schätzen – ich hingegen bevorzuge eine Kick-Drum mit Punch und eine klar definierte Basslinie.

Dem Leser bleibt wohl nichts anderes über, als sich selbst eine Meinung zu bilden; dafür gibt’s die beiden oben genannten Roots Inspiration-Alben als Stream auf den diversen Plattformen, Bandcamp hingegen bietet ungleich mehr Material von Roots Inspiration und Al Breadwinner an. Möge es ein Hörvergnügen werden!

Bewertung: 3.5 von 5.

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Drop Collective meets Chalart58 in Dub

Jazz oder Reggae? Reggae oder Jazz? Es ist fast alles da – One Drop, Key- und Gitarren-Skank, allein beim Bass hapert’s ein wenig: Virtuos gespielt, aber die hypnotische Wiederholung mag sich einfach nicht auf Dauer einstellen. Das und die Bläser(sätze) sind der massive Jazz-Anteil an der neuen EP des Drop Collective; simpel „Drop Collective meets Chalart58 in Dub“ nennt sie sich, erschienen beim notorisch bekannten Brixton Records-Label. Der Titel könnte nicht aussagekräftiger sein – was drauf steht, ist drin: Mit dem für den Dub-Mix verantwortlichen Produzent Chalart58 erhält man summasummarum eine kleine (4 Tracks) Portion katalanischer Klangkunst aus Barcelona.

10 Mann/Frau hoch – da mag sich schon der Gedanke an eine Kapelle, wenn nicht gar an eine Big Band einstellen – so klingt’s stellenweise. Freilich ist der heftige Jazz-Anteil nicht jedermann’s Sache, auch begeistern die Vokal-Fetzen einer doch recht belanglos klingenden Stimme nicht; aber die Tracks wachsen zweifellos, je öfter man sie hört. Schuld daran ist Chalart58, der mit seinem Mix feinste, wenn auch klassische Dub-Effekte aus dem doch etwas langweilig geratenem Vokal-Gegenstück „Come Shine“ heraus kitzelt.

Ich empfehle diese EP all jenen, die Groundation schätzen und gewillt sind, noch ein paar größere Schritte in Richtung Jazz zu machen; anderen wird das Ganze möglicherweise etwas zu intellektuell klingen. Gebt dem Teil eine Chance.

Bewertung: 3.5 von 5.

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Five Star Review

Joe Yorke: Noise and Emptiness

Schon klar, Falsetto ist nicht jedermanns Sache. In meinen Playlists findet sich gerade auch deswegen kein einziger Cedric Myton-Track, geschweige denn eines seiner Alben. Anders verhält es sich mit Falsetto-Backing Vocals in der Machart der frühen Aswad-, Steel Pulse- oder Tamlins-Aufnahmen – da passt’s einfach, da wurde harmonischer und ton-sicherer Kopfstimmen-Gesang abgeliefert. Siehe „Baltimore“ – was wäre der Track ohne diese Harmonies?

Auch Joe Yorke’s Debut „Noise and Emptiness“ (Rhythm Steady) liefert mitunter astreinen, treffsicheren Falsetto ab – sowohl als Lead- als auch als wunderbar gelungene Backing-Vocals. Nun sind wir aber das dubblog.de und Stimmen interessieren uns nur peripher; deshalb sei zur Entwarnung darauf hingewiesen, dass das Album mit dubbigen Instrumentals durchsetzt ist. Die Mischung macht’s aus; sie befreit den Release prophylaktisch von der gefürchteten Falsetto-Überdosis. Zweifellos tragen Yorke’s weit gestreute Tätigkeiten als Sänger, Produzent und Komponist zum Erfolg der Produktion bei; auch die eine oder andere Kollaboration mit mid-range Vokalisten wird ihren Anteil daran haben.

Es weht also frischer Wind von England gen die internationale Reggae-Community, was sich vor allem an der hervorragenden Produktion zeigt – alles sauber und vor allem nicht überbordend arrangiert. Das gibt der mitunter fast schon kargen Instrumentierung Raum zum atmen – ähnlich wie wir es aus dem knochentrockenen Rub-a-Dub der frühen 1980er kennen. Und ja, auch hier gibt’s fetten Bass zu hören:

Freilich ist „Noise and Emptiness“ ein Angebot, auf dass sich der werte Dub-Connaisseur erst einlassen muss – auch bei mir war es nicht Liebe auf den ersten Blick. Aber: Die Tunes haben enormes Wachstumspotential und krallten sich im Hörgang des Rezensenten fest. Und so kommt es, dass das Album zu meinen persönlichen Favoriten des Jahres zählt und eine fette Empfehlung wert ist.

Bewertung: 5 von 5.
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Emmanuel Anebsa: Dub Ina Sun

Emmanuel Anebsa, gebürtiger Brite mit jamaikanischen Vorfahren väterlicherseits, war mir eine bislang unbekannte Größe. Dabei hat der Mann seit dem Jahr 2000 laut Spotify gezählte 48 (!!!) Alben und noch mehr Singles herausgebracht – darunter Zusammenarbeiten mit Junior Kelly, Turbulence, Anthony B und anderen. Reggae allein ist dem Mann allerdings zu wenig: Er versucht sich auch als bluesiger Folk-Singer-Songwriter (soll heissen: Anebsa begleitet sich selbst an der Klampfe) und als Rapper, Produzent und Mixer; er scheint kein Genre auszulassen, das man in Richtung „Indie“ hinbiegen könnte. Und in der Tat, alle seine Releases sind auf dem eigenen Wontstop Record Label erschienen – was unter Umständen die schiere Menge an Output erklärt.

Jetzt liegt also sein neuestes Dub-Album vor (es gibt deren mehrere): „Dub Ina Sun“ (Wontstop Records). Es lässt den Rezensenten zwiespältig zurück – einerseits der dumpfe Mix und die grottig aufgenommenen Drums, andererseits schön dominierende, magen-massierende Basslines wie man sie in aktuellen Produktionen nur noch selten bis gar nicht zu hören bekommt. Wohltuend auch die Absenz jeglicher Tasteninstrumente; kein penetrant-lautes Skanken am Piano, dafür viele mit und ohne Effekte eingespielte Gitarren. Das Ergebnis ist ein erdig-purer, fast schon rudimentärer Klang, der den Aufnahmen ein gewisses Proberaum-Keller-Flair verleiht.

Großartige Dub-Effekte gibt’s nicht zu hören – ein wenig Hall hie und da, die eine oder andere Instrumentalspur wird ein- und ausgeblendet. Vielleicht ginge der Release sogar als Instrumental-Album durch; letztlich überzeugen aber die einfach gestrickten, einprägsamen Basslines mit ihrer klanglichen Dominanz und die mitunter exzellente Gitarrenarbeit. Klare Empfehlung für Gitarren-Junkies!

Bewertung: 3.5 von 5.

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Five Star Review

Horace Andy: Midnight Scorchers

Adrian Sherwood.

…und fertig! Manchmal braucht’s tatsächlich nur zwei Worte und eine aussagekräftige Rezension hat sich quasi selbst geschrieben – zumindest für die gut informierte dubblog.de-Gemeinde. Über Herrn Sherwood, sein On-U Sound-Label und das von ihm produzierte Oeuvre – von Creation Rebel, New Age Steppers über African Headcharge, Singers & Players bis hin zum Dub Syndicate; zu Lee Perry, Bim Sherman und vielen anderen – braucht man wohl keine großen Worte mehr zu verlieren. It’s On-U Sound, man!

Doyen Sherwood selbst hat in seiner mehr als 30-jährigen Produzenten-Geschichte niemals an Relevanz eingebüßt – gut, manchmal hat er sich in etwas obskurere Gefielde begeben (etwa seine Zusammenarbeit mit Pinch), aber allein seine Produktionen mit dem Dub Syndicate und/oder Lee Perry zeigten wie sehr er am Puls der Zeit und darüber hinaus arbeitet. Wer erinnert sich nicht an Perry’s epochalen „Rainford„-Release und seinem nicht minder zu wertenden Counterpart „Heavy Rain„?

Jetzt haben wir wieder ein feines Doppel-Pack vor uns: Das bereits vor wenigen Monaten erschienene Horace Andy-Album „Midnight Rocker“ und sein eben herausgekommener Counterpart „Midnight Scorchers„. Ersteres überrascht durch einen für Sherwood-Verhältnisse recht klassischen Sound mit einem Horace Andy in Bestform; zweiteres mit, nun ja, Neuinterpretationen. So ein richtiges Sherwood-Treatment geht weit über Dub-Grenzen hinaus, kehrt das Innerste nach außen, läßt im Vocal-Mix Verschüttetes glänzen, fügt Instrumente und Vocals (Daddy Freddy, Lone Ranger) hinzu, blendet im Gegenzug Spuren aus und fettet das Gesamte soundmäßig dem Original gegenüber gewaltig auf. Alles Gründe, warum mir der Begriff „Dub Album“ zu wenig weit greift und ich das umfassendere „Counterpart“ für angebrachter halte.

Letztlich nur noch die Hard Facts: „Midnight Scorchers“ enthält sieben alternative Versionen von „Midnight Rocker“-Tracks plus drei neue Stücke, allesamt versehen mit dem tonnenschweren On-U Sound-Gütesiegel. Adrian Sherwood eben… und fertig!

Bewertung: 5 von 5.

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Mato: Jazz-Funk Dub Tribute

Thomas Blanchot aka Mato ist quasi ein Garant für exzellente analoge Produktionen made in France – man erinnere sich nur an seine Interpretation von Daft Punks „Homework„, das Filmmusik-Tribute „Holywoo Dub„, den Ausflug in die E-Musik „Classical Dub“ und schlussendlich seine Verbeugung vor dem Horror-Genre „Scary Dub„. Dafür gab’s bislang im dubblog.de gute bis sehr gute Rezensionen, obwohl wir es hier gefühlsmäßig eher mit Instrumental- denn Dub-Alben zu tun haben. Nicht, dass Mato mit Effekten geizt – im Gegenteil: Echo, Hall & Konsorten fügen sich dermaßen gut ins Gesamtbild ein, dass eher musikalische Exzellenz und feine Arrangements im Fokus stehen.

Einen Teil des Erfolgs der Mato-Werke macht sicher deren Wiedererkennungswert aus: Die Originale sind allgemein bekannt; deren Reggae- bzw. Dub-Interpretationen überraschen. Bislang zumindest, denn dieser Wiedererkennungseffekt fehlt Mato’s neuem Release „Jazz-Funk Dub Tribute“ völlig. Das ist freilich eine sehr subjektive Aussage; Hörer*innen, die im Jazz-Funk Genre – insbesondere den Aufnahmen der 1070er – zu hause sind, werden die neuen Reggae-Interpretationen vermutlich feiern. Dem Rezensenten hingegen fehlt dieser Bezug völlig, obwohl die Originale von Funk-Kapazundern wie Kool & The Gang, War, Grover Washington Jr. und Jazz-Größen wie Lonnie Liston Smith oder Weather Report stammen.

Unter’m Strich liefert Mato auf seinem nicht gerade originell, aber zutreffend betitelten „Jazz-Funk Dub Tribute“ wieder erstklassiges Handwerk ab, keine Frage. Da sitzt alles wo es hingehört, da kann man nicht meckern – der Wille zur Perfektion ist da, der Wille zur musikalischen Weiterentwicklung eher nicht. Ähnliche Instrumentierungen und Arrangements, so perfekt sie auch sein mögen, konnte man schon auf früheren Alben hören – diesmal aber fehlt der zündende Funke, die Lust an Neuem, am Experimentieren und der Mut, ausgetrampelte Pfade zu verlassen. Da wünscht sich der Rezensent mehr künstlerisches Risiko, mehr Überraschungen, weniger Weichspüler. Und er wünscht sich auch keine fade-outs mehr – die könnten zwar als eine Referenz an die 70er Jahre gesehen werden, wirken 2022 aber wie eine von Fantasielosigkeit geprägte Arbeitsvermeidung… muss nicht sein, Mato.

Bewertung: 4 von 5.
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Youthie & Macca Dread: The Roots Explorers

Wiewohl mich die ersten Monate des Jahres 2022 in Sachen Dub ziemlich ratlos, wenn nicht gar enttäuscht hinterlassen haben, scheint es in den letzten Wochen einen richtigen Schub sehr guter Releases gegeben zu haben: Zuerst überzeugte JonQuan & Associates auf voller Länge, dann lieferten Dub Vallila ein feines Album ab, und jetzt dröhnt mir Youthie & Macca Dread’s aktuelles Set „The Roots Explorers“ aus den Boxen entgegen. Was für ein eklektischer Mix aus Reggae, Jazz, Dub und World Music im weitesten Sinn, der dem hier ebenfalls besprochenen Vorgänger „Nomad Skank“ in nichts nachsteht.

Ras Vorbei’s treffende Rezension von „Nomad Skank“ könnte hier 1:1 wiedergegeben werden, zumal die Protagonisten die selben wie damals sind: Youthie – eine begnadete musikalische Handwerkerin – arbeitet sich an Trompete, Flöte und Akkordeon ab, Produzent Macca Dread sorgt für’s kongeniale Klangbild. Zusammen ergibt das quasi eine akustische Reise einmal rund um den Globus, mit gröberen Aufenthalten in diversen frankophonen Ländern, bei den Kelten und bei den – wie sagt man heutzutage politisch korrekt? – nun ja, bei den „Mobilen Ethnischen Minderheiten“. Langeweile kommt hier jedenfalls nicht auf, dazu sind Kompositionen, Arrangements und musikalische Ideen viel zu ausgefeilt. Dank der im Mixdown bestens erhaltenen Dynamik klingt „The Roots Explorers“ auch nach oftmaligem Hören nicht ermüdend: Ordentlich Bass und Punch auf den Drums – was wollen die verwöhnten Ohren mehr?

Und doch muss man sich auf dieses Album bewußt einlassen – es ist eines von der (mehr oder weniger) intellektuellen Sorte. Liebhaber von Bare Bones-Riddims der klassischen Art könnten hier ob der musikalischen Opulenz ein wenig überfordert sein und die durchaus berechtigte Frage stellen, was denn das alles mit Dub zu tun hätte. Nicht viel, werte Leser, nicht viel. „The Roots Explorers“ zählt vielmehr zu den besten und vielfältigsten Instrumental-Alben im Reggae-Genre, hands down.

Bewertung: 5 von 5.
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Dub Vallila – Katakom Beat

Spoileralarm: 4,5 Sterne für ein sehr schönes, groovendes, Dub-geschwängertes Instrumental-Album, das sich seinen eigenen Weg zu uns gebannt hat aus – man lese und staune: aus Helsinki / Finnland. Warum auch nicht; Talente sind überall zu finden. Hier haben wir’s allerdings mit einer Anhäufung davon zu tun; Band und Dub Mixer ergänzen sich idealst:

Die Band nennt sich Dub Vallila und „Katakom Beat“ (Playground Music Oy) ihr gelungenes Debut-Album. Die Besetzung so simpel wie effektvoll: Klassischer Reggae-Hornsatz trifft auf ebensolche Band; allein der Einsatz einer Hang-Drum fällt etwas aus der Reihe. Aber warum nicht; die Hang wird in den feinen Arrangements ebenso passend wie unaufdringlich eingesetzt. Das Ganze funktioniert auch live sehr schön:

Letztlich gilt es noch, den Dub-Mixer vor den Vorhang zu zerren – ein gewisser Micho Dread, der den kongenialen Partner am Mixingboard gibt: Sehr schöne klassische wie moderne Effekte, die punktgenau passen aber niemals die Hauptrolle übernehmen. Wer seinen Stil mag, findet mehr davon auf „Dub by Studiored„.

Und das alles aus Finnland, wer hätte das gedacht. Man könnte jetzt spitzfindig sein und sich einen etwas wärmeren overall-Sound wünschen; aber der Rezensent will überraschenderweise mal nicht kleinlich sein und sich einfach nur an den Basslines, Bläsersätzen und Dub-Effekten erfreuen. Wird wohl sein Sommer-Soundtrack 2022!

Bewertung: 4.5 von 5.
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Christos DC: Crisis 2.0 in Dub

Wo „I Grade“ drauf steht, ist Qualität drin – keine Frage: Bester Sound, Marke „sophisticated“. Siehe dazu die Rezension vom kürzlich erschienen Zion I Kings-Album „Future Oceans Echo„, das in erster Linie vom Konzept und nun ja, in zweiter Linie von den Riddims und den Effekten lebt. Wenn aber ersteres fehlt und zweites auch nicht das Gelbe vom Ei ist, dann hört sich das so an wie Christos DC’s neuer Dub Counterpart zu seinem „Crisis 2.0“ Album, das sich, no-na, „Crisis 2.0 in Dub“ (Honest Music) nennt – beides abgemischt von Laurent Alfred aka I Grade.

Um’s kurz zu machen: Hier steht „sophisticated“ für gepflegte Langeweile. Die Riddims plätschern ohne Spannungsbogen gepflegt dahin; es will sich mangels prägnanter Basslines kein Wiedererkennungswert einstellen. Selbes gilt für den Mix: Obwohl da nicht mit Effekten gegeizt wird, mag’s nicht recht zünden. Im Klangbild scheint alles mehr oder weniger gleich laut/leise zu sein, mutige Ausblendungen fehlen, akustische Gleichförmigkeit regiert, weniger wäre mehr. Eine Enttäuschung, da ist man von I Grade bessere Dubs gewohnt. Im Vergleich dazu schneidet das Vokal-Album „Crisis 2.0“ besser ab: Es ist Christos DC’s Stimme, die das Ganze zusammenhält und Orientierung bietet.

Das obige Beispiel mag nicht die eingängigste Melodieführung demonstrieren, ist aber, hands down, der beste Riddim des Albums. Und so kommt es letztlich, dass ich im vorliegendem Fall tatsächlich die Vokal-Tracks der Dub-Variante vorziehe, zumal auch dort Sound-Spielereien eingearbeitet wurden. Was zeigt: Manchmal hat man das Beste bereits abgeliefert und es Bedarf keiner weiteren Bearbeitung – und ja, man kann’s auch übertreiben mit der Perfektion.

Bewertung: 3.5 von 5.