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Lucky Salvadori and Chalart58: Chicha Dub

Hier ein brandneues Album, dass starke Erinnerungen an einen Hit aus den 1970ern weckt – einer Zeit, in der ich mir des Dubs noch nicht bewusst war, aber diese im Radio rauf- und runter gespielten Single liebte: „Egyptian Reggae“ von Jonathan Richman & The Modern L0vers – wer outet sich altersmäßig und erinnert sich auch noch daran?

Ähnlich gitarrenorientierten Reggae mit leicht kauzig-skurrilem Ansatz bieten jetzt Lucky Salvadori und Chalart58 auf ihrem Album „Chicha Dub“ (La Panchita Records). Wobei ich das Wort „Dub“ im Titel etwas übertrieben finde – „Chicha Instrumentals Dubwise“ trifft’s da schon eher, aber wer mag schon derart sperrige Titel…

Gitarrist Salvadori und Schlagzeuger/DJ/Produzent Chalart58 sind im weitesten Sinn dem Dunstkreis Manu Chaos zuzurechnen; Ersterer tourt mit ihm, Zweiterer ist in der Dub-Szene kein Unbekannter und hat erst kürzlich mit Chao ein Reggae-Album veröffentlicht. Gemeinsam veröffentlichen die Beiden mit „Chicha Dub“ nun ein Album, dass von upbeat-Riddims lebt und vermutlich gute Laune verbreiten soll. Das Ganze ist leicht, schön und sauber produziert; hervorragend der Perkussionist, der sich in den Arrangements ausleben kann. Und trotzdem hat dieser Release ein paar eklatante Schwachstellen – als da wären: Der Bass ist für ein Dub-Album zu leise gehalten und geht im Mix fast unter; und wenn wir schon von Dub sprechen, so sind die einschlägigen Effekte alle da und auch gut platziert, aber der Funke will nur überspringen, wenn die allgegenwärtig quengelnden Gitarren mal eine Auszeit nehmen:

Der „Chicha Dub“ hätte durchaus auch als Soundtrack zur TV-Serie „The Munsters“ durchgehen können, so kurios geben sich manche Tracks. Mir hingegen fehlt die schleppende, oft mystische Schwere, auf denen sich ein Dub mit Hilfe diverser studiotechnischen Effekte aufbaut. Hier gibt’s das Gegenteil davon – wer das mag, wird das Album feiern.

Bewertung: 3 von 5.
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Dubby Stardust: Spaced Oddity

Dass hätte leicht ins Auge gehen können: Ikone David Bowie „in Dub“. Auch, weil die bisherigen Dub-Tributes des Echo Beach Labels extremst zwischen Hit (Police in Dub) und Miss (Palmer in Dub) schwankten. Nun ist es also da, dass etwas pseudo-witzig benannte „Dubby Stardust: Spaced Oddity„. Man hätte es auch einfach „David Bowie: Spaced Oddity“ oder wenn das aus urheberrechtlichen Gründen gar nicht geht, dann meinetwegen „The Thin White Duke: Spaced Oddity“ nennen können. Aber der Rezensent verliert sich wieder mal in Details…

Wie auch immer, das Album gilt es zu besprechen und nicht dessen Namen. Produzent Lee Groves hat sich ein paar Juwelen aus Bowie’s Katalog gekrallt, neu eingespielt und dem Dub-Treatment unterworfen. Dazu hat er noch einige stimmlich passende Sänger gefunden – mit der Betonung auf Sänger, denn ein Track (und noch dazu „Heroes“!!!) massakriert eine belanglos klingende Sängerin, deren Namen ich wohlweislich vergessen habe. Der Rest der Tracks aber… ja, der kann sich sehen (sprich: hören) lassen.

Wie Eingangs erwähnt, hätte das ein musikalisches Himmelfahrtskommando werden können, aber tatsächlich funktioniert’s: Die Sounds und Arrangements sind schwermütig, bassbetont und mit hypnotisch langsamen One Drops versehen (einzig „Let’s Dance“ hätte etwas mehr Wumms vertragen); der Dub Mix gelungen und sehr nah am Puls der Zeit. Das kann man vom aktuellen Konkurrenz-Produkt, Easy Star All-Stars‘ „Ziggy Stardub“ nicht behaupten, kommt es doch ziemlich konservativ (um nicht zu sagen: altbacken) rüber. Lee Groves hingegen ist der Spagat gelungen, viel vom Geist der Originale in die neuen Dub-Versionen überzuführen (besonders gelungen: „Black Star“, „Space Oddity“ oder „Ashes to Ashes“); Bowie-Enthusiasten mögen das unter Umständen anders sehen.

Summa summarum – trotz einiger weniger Kritikpunkte – ein durchaus gelungenes Album, dass der Rezensent on repeat rauf und runter streamt. Und offen gesagt: Da muss ein Volume 2 her; Bowie hat noch viele andere Meisterwerke zu bieten und Lee Groves ist offensichtlich der richtige Mann um a) die Tracks als Dubs zu inszenieren und diese b) mittels Sound und Mix zeitgemäß zu interpretieren. Inszenierung und Zeitgeist… letztlich zwei Qualitäten, derer sich gerade auch David Bowie kräftig bediente.

Bewertung: 4.5 von 5.
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Five Star Review

Dub Syndicate: Acres of Space

Nach mehr als 20-jähriger Wartezeit ist es endlich, zumindest in den Streamingdiensten, ab sofort wieder zu hören: Die Neuauflage des wohl besten Dub Syndicate Albums wo gibt – von „Acres of Space“ ist die Rede, dass das Echo Beach-Label dankenswerterweise wieder „ins Programm“ geholt hat. Wenn ich mir in Sachen Dub etwas sehnlichst erhofft habe, dann ist es die Wiederveröffentlichung dieses Albums. Chapeau, Echo Beach!

Es wird niemand überraschen, dass ich dieses Album – übrigens als einziges – als Meisterwerk bezeichne und die Review mit (mindestens) 5 Sternen enden wird. Was Style Scott und Adrian Sherwood 2001 hier erschaffen haben, ist mein persönliches Nonplusultra in Sachen Dub; hier stimmt einfach alles: von den Basslines, Arrangements, Produktion, Sound, Dubmix bis hin zur Cover Artwork. Jeder Titel ist „tight“ und „crispy“ – und was Adrian Sherwood mit den in Jamaika eingespielten Instrumentals angestellt hat, ist schlichtweg grandios: Da ist alles dabei, was wir vom ihm kennen, inklusive zusätzlich eingespielter Instrumente wie der Violine oder Harmonika und natürlich der Track für Track maßgeschneiderte Sherwood-Dubmix.

Was bleibt noch zu sagen? Ich könnte mich hier in Superlativen ergießen und warum ich gerade die Metapher „Acres of Space“ im dubblog.de immer wieder bemüht habe. Letztlich lege ich lediglich das Album jedem und jeder ans Herz und wünschte mir, dass ich sechs Sterne vergeben könnte – besser geht nicht.

Bewertung: 5 von 5.
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Dub Plantage: Beware of the Mega Magic Mushrooms!!

Heute werfen wir einen Blick zurück auf ein Album aus dem Jahr 2022 – quasi einem Oldie wenn man das so sehen will. Und das in einem Blog, das sich eigentlich dem Neuen und Frischen verschrieben hat! Nichtsdestotrotz zahlt sich so ein Rückblick gelegentlich aus – umso mehr, wenn es sich um ein feines Werk wie das Debüt von Dub Plantage handelt. In guter alter Dub-Tradition lautstark „Beware of the Mega Magic Mushrooms!!“ (D.P.T.) betitelt, scheint das quietschbunte Cover vorzuführen, in welche Welten man sich begibt – so man den Rat von Dub Plantage nicht befolgt.

Dub Plantage, ein Konglomerat internationaler Musiker mit Basis in Regensburg, konnte schon mit einigen EPs und Singles aufwarten – die fanden durchaus Beachtung, können aber mit dem Sound des vorliegenden Albums nicht mithalten. Und der gefällt dem Rezensenten, weckt er doch Erinnerungen an… ja doch, den RAS Records-Katalog der späten 80er und 90er Jahre. Doctor Dread wartete anno dunnemals unter anderem mit Dub-Alben von Culture, Israel Vibration und Black Uhuru auf; allen gemeinsam war eine eher karge Instrumentierung mit (mitunter etwas zu-)viel Klangraum für feine Dub-Vibes – siehe Culture’s „Stoned“, dem Dub zum „One Stone“-Album, als exemplarisches Beispiel. Hier knüpft Dub Plantage mit etwas mehr Verve an: Die Produktion ist sauber, die Arrangements sind einfach gehalten und schön instrumentiert, wenn auch der mehrfache Einsatz einer Soundsystem-Sirene etwas zu viel des Guten scheint. Sehr gut gefällt der Hall auf der knackigen Bassdrum – man möchte fast meinen etwas Paul Smykle rauszuhören… wunderbar. Ich meine auch, dass die insgesamt „nur“ acht Tracks des Albums völlig ausreichend sind – wohltuend in einer Zeit, wo in Releases 15 oder mehr Tracks, ungeachtet deren Qualität, sinnfrei reingestopft werden. Besser kleine, feine Portionen als schal schmeckender XXL-Fraß.

Alles in allem ergibt das eine Empfehlung für „Beware of the Mega Magic Mushrooms!!“ – insbesondere für jene, die Produktionen der 80’s und 90’s schätzen. War ja langsam an der Zeit, dass nach dem 70’s Revival endlich auch den darauf folgenden Jahrzehnten gehuldigt wird!

Bewertung: 4 von 5.
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Zweite Meinung

The Co-Operators: Vibrations from the Bionic Tabernacle

Ein Album-Titel, der Gutes verheißt: Allein schon die Worte „bionic“ und „tabernacle“ erzeugen wohl nicht nur bei mir wohlige Schauer; Erinnerungen an eine vermeintliche bessere Zeit – den 70er-Jahren – machen sich breit. Wo Vinyl noch Vinyl war, wo’s gekracht und gegrammelt hat, wo der Bass tonnenschwer von gefühlt nicht minder schweren Pressungen jamaikanischer Machart aus den Riesen-Boxen wummerte. In meinem Fall war das ein einschlägiger Plattenladen… lang ist’s her. Schlichter Vibe halt, mit den damals aufkommenden technischen Möglichkeiten umgesetzt: „Bionic Dread“, wenn man Dillinger in diesem Zusammenhang erwähnen darf.

Fast forward ins Jahr 2023, wo die Co-Operators mit ihrer Neuerscheinung „Vibrations from the Bionic Tabernacle“ (Waggle Dance Records) nonchalant die Zeit zurückdrehen. Immer noch schlichter 70’s Vibe, klangtechnisch allerdings auf der Höhe der Zeit – wobei man letzteres sowohl positiv als auch negativ sehen kann: „tonnenschwer“ ist jedenfalls aus dem Klang-Vokabular verschwunden… Träne im Knopfloch!

Die Co-Operators sind keine neue Erfindung; die Band aus Bristol um Produzent und Musiker Eeyun Purkins kann mit etlichen Singles und zwei Alben aufwarten. Sie sind auch mitverantwortlich für Joe Yorke’s rasanten Aufstieg in der Reggae-Welt und waren unter den ersten, die mit ihm des öfteren „co-operated“ haben. Die Zusammenarbeit ist noch längst nicht beendet; in wenigen Wochen schon wird das gemeinsame Album „A Distant Beat“ erscheinen.

Zurück zum zu besprechenden Dub-Album. Hier wurden Stücke aus den beiden Alben „Beating the Doldrums“ und „Rhythms from the Kitchen Sink“ dem Dub-Treatment unterzogen; dankenswerterweise sind das *nicht* die Ska- und Rocksteady-Tunes, sondern die feinen Roots-Perlen. Am Dub-Mix vom Herrn Purkins kann man nicht meckern, der geht runter wie Öl; ansonsten beklagt der Rezensent (wie nahezu immer): Zu wenig Bass, zu viel Höhen als Zeichen der aktuellen Hörgewohnheiten. Wenn man denn auf „Vibrations from the Bionic Tabernacle“ unbedingt etwas Negatives finden möchte, empfehle ich den Basslines Aufmerksamkeit zu widmen: Sie sind zwar wunderbar simpel, aber auch merkwürdig abgehackt gespielt – es fehlt ein wenig der Flow, das scheinbar endlose, repetative Dahinwummern ohne Unterbrechung. Das könnte Stilmittel sein, stört auf Albumlänge dann doch. Wie gesagt: Wenn man denn unbedingt was finden möchte.

Das ergibt summa summarum eine Empfehlung für The Co-Operator’s Dub-Debüt und die Anerkennung dafür, dass auch sie den Sound der 70er hochhalten.

Bewertung: 4 von 5.
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Dubmasters Meet Shashamane

Nicht nur Reggae, auch „Dub gone international“ – das zeigt gerade wieder ein aktueller, durchwegs gelungener Release: „Dubmasters meet Shashamane“ (ZIMA). Wiewohl es die Dub-Version des selbstbetitelten (und empfehlenswerten) Album der polnischen Band Shashamane ist, werden schon im Titel die „Dubmasters“ in den Mittelpunkt gestellt. Die Riege mit u.a. Umberto Echo und Dubmatix kann sich sehen und hören lassen; sie alle liefern erstklassige Dub-Mixes ab, die die Essenz der Vocal-Versionen einfangen – ein Vergleich bestätigt das eindrucksvoll. „No filler, all killer“ wie man anderorts so treffend zu sagen pflegte.

Es empfiehlt jedenfalls, auch in das Vocal-Album reinzuhören – feiner, old-school-instrumentierter Roots-Reggae, vorgetragen in klassischer BMW-Besetzung inklusive in den Fokus gerückter, I-Threes-inspirierter Vocals. Der Shashamane-Band gelingt es nicht nur die musikalischen Vibes der Vergangenheit heraufzubeschwören, sie optimieren sie zudem mit Arrangements, die den Vocals und Instrumenten genug Raum und bestmögliche Wirkung verschaffen. Die Dubmasters übernehmen dieses Konzept fast schon selbstlos: Die Dubs sind bar jeglicher Selbstdarstellung und können – zumindest vom Rezensenten – nicht den jeweiligen Mixmeistern zugeordnet werden. Eine runde Sache, sozusagen.

Und so wundert es nicht mehr, dass dermaßen (BMW-) inspirierte, fast schon historisch anmutende Musik mit einer spielerischen Selbstverständlichkeit gerade auch aus Polen kommt. Es zeigt lediglich einmal mehr, wo überall die Roots-Reggae-Fahne hochgehalten wird. Und letztlich: Wo das Ausgangsmaterial gut ist, kann auch beim Dub-Mix nichts mehr schief gehen. Beide Daumen hoch für die Dubmasters und die Shashamane-Band!

Bewertung: 4.5 von 5.

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Roots Inspiration meets Breadwinner: By the Rivers of Water

Roots Inspiration – ein UK Soundsystem/Studio bzw. eine lose Ansammlung von Musikern rund um Hughie Izzachar – legen ein neues Dub-Album vor: „By the Rivers of Water“ (Eigenverlag) heißt das Teil, abgemischt von Al Breadwinner aus, wie sollte es anders sein, Manchester, einem der UK-Hotspots für „all things Reggae“.

Ich habe noch Roots Inspiration’s 2020er „Organic Roots Vol. 1„-Album in guter Erinnerung: Es hält, was der Titel verspricht: Wunderbarer Roots-Dub in mitunter schönen, rauhen Soundgewändern, für die Dougie Wardrop verantwortlich zeichnet. Die Dub-Effekte sind auch nicht von schlechten Eltern: Herr Wardrop läßt’s mitunter krachen, das die Wand wackelt. Dieses Album als Referenz genommen, kommt „By the Rivers of Water“ nicht ganz so gut weg, was in erster Linie an Al Breadwinner’s Sound (und nicht den Dub-Effekten!) zu liegen scheint.

Der obige Video-Track kommt entsprechend besser rüber als die finale Version auf dem Album. Davon abgesehen: Geht es nur mir so oder sind des öfteren die live-Video-Aufnahmen aus den Studios die besseren Versionen? Der Vergleich scheint das auch bei diesem Track zu bestätigen: Die Effekte sind ungleich schöner und prominenter platziert.

Womit wir beim letzten Thema wären: Dem Album-Sound schlechthin. Breawinner’s Mix erinnert des öfteren an Mafia & Fluxy-Alben, die durchwegs (Ausnahmen bestätigen die Regel) in den niedereren Hz-Bereichen dröge dahinwummern: Eine superweiche Kick-Drum verschmilzt dermaßen mit einem nicht minder weichen Synth-Bass, sodass eine blubbernd-weiche Sound-Masse entsteht. Hier eine Bassline auszumachen, fällt schwer… und das klingt dann so:

Es lebe also der Rimshot, der das Ganze doch noch rausreißt. Ähnlich ergeht es, wenn auch in geringerem Ausmaß, den Tracks auf „By the Rivers of Water“. Möglicherweise wird der eine oder andere Dubhead diesen Sound schätzen – ich hingegen bevorzuge eine Kick-Drum mit Punch und eine klar definierte Basslinie.

Dem Leser bleibt wohl nichts anderes über, als sich selbst eine Meinung zu bilden; dafür gibt’s die beiden oben genannten Roots Inspiration-Alben als Stream auf den diversen Plattformen, Bandcamp hingegen bietet ungleich mehr Material von Roots Inspiration und Al Breadwinner an. Möge es ein Hörvergnügen werden!

Bewertung: 3.5 von 5.

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Drop Collective meets Chalart58 in Dub

Jazz oder Reggae? Reggae oder Jazz? Es ist fast alles da – One Drop, Key- und Gitarren-Skank, allein beim Bass hapert’s ein wenig: Virtuos gespielt, aber die hypnotische Wiederholung mag sich einfach nicht auf Dauer einstellen. Das und die Bläser(sätze) sind der massive Jazz-Anteil an der neuen EP des Drop Collective; simpel „Drop Collective meets Chalart58 in Dub“ nennt sie sich, erschienen beim notorisch bekannten Brixton Records-Label. Der Titel könnte nicht aussagekräftiger sein – was drauf steht, ist drin: Mit dem für den Dub-Mix verantwortlichen Produzent Chalart58 erhält man summasummarum eine kleine (4 Tracks) Portion katalanischer Klangkunst aus Barcelona.

10 Mann/Frau hoch – da mag sich schon der Gedanke an eine Kapelle, wenn nicht gar an eine Big Band einstellen – so klingt’s stellenweise. Freilich ist der heftige Jazz-Anteil nicht jedermann’s Sache, auch begeistern die Vokal-Fetzen einer doch recht belanglos klingenden Stimme nicht; aber die Tracks wachsen zweifellos, je öfter man sie hört. Schuld daran ist Chalart58, der mit seinem Mix feinste, wenn auch klassische Dub-Effekte aus dem doch etwas langweilig geratenem Vokal-Gegenstück „Come Shine“ heraus kitzelt.

Ich empfehle diese EP all jenen, die Groundation schätzen und gewillt sind, noch ein paar größere Schritte in Richtung Jazz zu machen; anderen wird das Ganze möglicherweise etwas zu intellektuell klingen. Gebt dem Teil eine Chance.

Bewertung: 3.5 von 5.

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Five Star Review

Joe Yorke: Noise and Emptiness

Schon klar, Falsetto ist nicht jedermanns Sache. In meinen Playlists findet sich gerade auch deswegen kein einziger Cedric Myton-Track, geschweige denn eines seiner Alben. Anders verhält es sich mit Falsetto-Backing Vocals in der Machart der frühen Aswad-, Steel Pulse- oder Tamlins-Aufnahmen – da passt’s einfach, da wurde harmonischer und ton-sicherer Kopfstimmen-Gesang abgeliefert. Siehe „Baltimore“ – was wäre der Track ohne diese Harmonies?

Auch Joe Yorke’s Debut „Noise and Emptiness“ (Rhythm Steady) liefert mitunter astreinen, treffsicheren Falsetto ab – sowohl als Lead- als auch als wunderbar gelungene Backing-Vocals. Nun sind wir aber das dubblog.de und Stimmen interessieren uns nur peripher; deshalb sei zur Entwarnung darauf hingewiesen, dass das Album mit dubbigen Instrumentals durchsetzt ist. Die Mischung macht’s aus; sie befreit den Release prophylaktisch von der gefürchteten Falsetto-Überdosis. Zweifellos tragen Yorke’s weit gestreute Tätigkeiten als Sänger, Produzent und Komponist zum Erfolg der Produktion bei; auch die eine oder andere Kollaboration mit mid-range Vokalisten wird ihren Anteil daran haben.

Es weht also frischer Wind von England gen die internationale Reggae-Community, was sich vor allem an der hervorragenden Produktion zeigt – alles sauber und vor allem nicht überbordend arrangiert. Das gibt der mitunter fast schon kargen Instrumentierung Raum zum atmen – ähnlich wie wir es aus dem knochentrockenen Rub-a-Dub der frühen 1980er kennen. Und ja, auch hier gibt’s fetten Bass zu hören:

Freilich ist „Noise and Emptiness“ ein Angebot, auf dass sich der werte Dub-Connaisseur erst einlassen muss – auch bei mir war es nicht Liebe auf den ersten Blick. Aber: Die Tunes haben enormes Wachstumspotential und krallten sich im Hörgang des Rezensenten fest. Und so kommt es, dass das Album zu meinen persönlichen Favoriten des Jahres zählt und eine fette Empfehlung wert ist.

Bewertung: 5 von 5.
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Emmanuel Anebsa: Dub Ina Sun

Emmanuel Anebsa, gebürtiger Brite mit jamaikanischen Vorfahren väterlicherseits, war mir eine bislang unbekannte Größe. Dabei hat der Mann seit dem Jahr 2000 laut Spotify gezählte 48 (!!!) Alben und noch mehr Singles herausgebracht – darunter Zusammenarbeiten mit Junior Kelly, Turbulence, Anthony B und anderen. Reggae allein ist dem Mann allerdings zu wenig: Er versucht sich auch als bluesiger Folk-Singer-Songwriter (soll heissen: Anebsa begleitet sich selbst an der Klampfe) und als Rapper, Produzent und Mixer; er scheint kein Genre auszulassen, das man in Richtung „Indie“ hinbiegen könnte. Und in der Tat, alle seine Releases sind auf dem eigenen Wontstop Record Label erschienen – was unter Umständen die schiere Menge an Output erklärt.

Jetzt liegt also sein neuestes Dub-Album vor (es gibt deren mehrere): „Dub Ina Sun“ (Wontstop Records). Es lässt den Rezensenten zwiespältig zurück – einerseits der dumpfe Mix und die grottig aufgenommenen Drums, andererseits schön dominierende, magen-massierende Basslines wie man sie in aktuellen Produktionen nur noch selten bis gar nicht zu hören bekommt. Wohltuend auch die Absenz jeglicher Tasteninstrumente; kein penetrant-lautes Skanken am Piano, dafür viele mit und ohne Effekte eingespielte Gitarren. Das Ergebnis ist ein erdig-purer, fast schon rudimentärer Klang, der den Aufnahmen ein gewisses Proberaum-Keller-Flair verleiht.

Großartige Dub-Effekte gibt’s nicht zu hören – ein wenig Hall hie und da, die eine oder andere Instrumentalspur wird ein- und ausgeblendet. Vielleicht ginge der Release sogar als Instrumental-Album durch; letztlich überzeugen aber die einfach gestrickten, einprägsamen Basslines mit ihrer klanglichen Dominanz und die mitunter exzellente Gitarrenarbeit. Klare Empfehlung für Gitarren-Junkies!

Bewertung: 3.5 von 5.