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DubXanne: Popwave in Dub

Guido Craveiro’s Projekt „Dubxanne“ meldet sich nach langer Pause wieder zurück – sind denn wirklich schon unglaubliche 15 Jahre seit „Police in Dub“ vergangen? Hört man sich einmal quer durch’s neue Album „Popwave in Dub“ (Echo Beach) spielt Zeit keine Rolle mehr: Craveiro’s Produktionen sind damals wie heute einwandfrei produziert und abgemischt, der Sound sehr ausgeglichen und hochglanzpoliert. Womit wir aber schon beim ersten Kritikpunkt wären: So brilliant-saubere Produktionen begeistern vorderhand, nach mehrmaligen Hören machen sich allerdings Ermüdungserscheinungen breit. Alles ist so schön ordentlich, dass man Kratzer ins Vinyl machen möchte um ein wenig Schäbigkeit zu generieren. Bevor sich die Vinyl-Freunde unter uns empören: Diese Rezension basiert auf dem Stream des Albums.

Der Albumtitel „Popwave in Dub“ gibt die Richtung vor: Reggae-fizierte Coverversionen von 80er-Jahre Titel, irgendwo zwischen New Wave und simplen Pop angesiedelt – einmal querbeet sozusagen. Das gelingt manchmal beeindruckend gut, wie die vorab-Auskoppelungen von Kate Bush’s „Running Up That Hill“ und Blondie’s „Heart of Glass“ oder das furiose „Tainted Love“ zeigen; manchmal weniger gut (Depeche Mode’s „It’s no good“, Visage’s „Fade to Grey“) und einmal überhaupt nicht: Cindy Lauper’s Kaugummi-Pop „Girls Just Want to Have Fun“ gibt’s hier in der männlichen Variante, die jegliche Spritzigkeit des Originals missen läßt.

Das Album bietet schlussendlich noch sechs Dub-Versionen an, die uns naturgemäß am meisten interessieren: Die Mixes sind zeitgemäß, aber bei den Effekten etwas zurückhaltend. Letzteres muss nicht immer von Nachteil sein, insbesondere wenn man das repetitive Element in den Vordergrund stellen oder schlicht die Atmosphäre verdichten möchte. Siehe (bzw. höre) die gelungenen Dub Versionen von The Cure’s trägem „Lullaby“ und Blondie’s „Heart of Glass“. „Girls Just Want to Have Fun“ hingegen ist auch als Dub ein Reinfall – da war nichts mehr zu retten.

So ein hit & miss-Album ist schwer zu bewerten, und die Anzahl der Sterne kann nur ein bedachter Kompromiss sein. Auf der Haben-Seite gibt’s also ein nette Idee, eine gekonnte Produktion und einige schöne Titel und Dubs. Negativ machen sich der klinisch-saubere Sound und der eine oder andere Fehlgriff bei der Song-Auswahl; den Cindy Lauper-Totalausfall kann man auch nicht ignorieren. Möge sich daher jeder seine eigene Meinung bilden; für’n Rezensenten überwiegen letztlich die Positiva.

Bewertung: 3.5 von 5.

7 Antworten auf „DubXanne: Popwave in Dub“

Ich mag es auch gerne etwas dreckig, aber dieses Album ist so gut produziert, dass das schon wieder ein Wert an sich ist. Wie gut die Produktion tatsächlich ist, wird noch viel deutlicher, wenn man die Platte (oder die mitgelieferte CD) hört. Auch bei hoher Lautstärke extrem sauber und perfekt abgemischt. Voll aufdrehen macht bei diesem Album mit entsprechender Anlage richtig Spaß.
„Girls Just Want to Have Fun“ ist echt unangenehm: harmlos, brav und im Refrain auf „Boys“ umgeschrieben, weil hier ein Mann singt.
Die anderen Songs finde ich sehr stark und mit dem richtigen Gespür für Veränderungen (bspw. beim Tempo von „Video Killed …“) interpretiert, so dass einige Titel hier in neuem Glanz erstrahlen. „Heart of Glass“ höre in dieser Version ich zum ersten Mal gern.
Für mich mindestens 4 Sterne.

Guido Craveiro ist zweifellos ein exzellenter Produzent, Claas – man denke nur an das ausgezeichnete „I Don’t Like Reggae“-Album oder Delle’s ersten Solo-Release. Und doch schleicht sich über Zeit das Gefühl ein, als kämen seine squeaky-cleanen Tunes aus dem 3D-Drucker, alle scharfen Kanten zur Sicherheit feinst abgeschliffen. Das fühlt sich dann doch etwas steril und mutlos an.

Seine aktuelle Titel-Auswahl wird jeder Hörer anders beurteilen; ich finde sie ziemlich safe und nicht prickelnd. Beim Cindy Lauper-Absturz wird’s vermutlich einen Konsens geben. Oder doch nicht?

Mit der Titel-Wahl sprichst du nochmal einen berechtigten Kritikpunkt an: alles Titel, die auf jeder billigen „Best of Eighties“ drauf sind. Ein bisschen mehr Überraschung hätte hier gut getan. Craveiro legt vllt. zu viel Wert auf möglichst schnelle Eingängigkeit beim Hörer. Dass er nach der letzte. Staffel „Stranger Things“ den Hype um Running Up That Hill“ genutzt und schnell zwei Versionen davon rausgehauen hat, zeigt allerdings, dass er grundsätzlich ein gutes Gefühl für Trends hat.

Au weiha !

Da liegt mir aber doch die Frage auf der Zunge, wie viel hat man dir dafür gegeben GTK, daß du die Scheibe nun doch tatsächlich rezensiert hast ?
( Ich hoffe du verstehst die Frage richtig und es wird nicht nass an deinem Hosenbein GTK ;-) )
Also ich finde, über solche Produktionen müssen wir hier nicht unbedingt sprechen, obwohl ich ja gerade auch voll mit dabei bin ;-)
Bei den meisten guten DubScheiben ist der erste Eindruck normalerweise schon ziemlich gut aber dann wird es bei jedem Umlauf ( bzw. Stream ) jedesmal noch ein bischen besser. Hierbei ist es genau umgekehrt. Ich habe mich jedesmal mehr gelangweilt. Und beim dritten mal „Boys wanna be idiots“ bzw. „wanna have fun“ kam sogar etwas Zorn in mir hoch. Ich fand das original von „Zündie“ auch schon nerftötend, weil ich glaube, das dieses geplärre auch dazu benutzt wird, um die meisten saxophone zu stimmen. Ich bin jetzt so verstimmt, daß ich es nicht für mich behalte, was ich über dieses album wirklich denke.
Das ist nun aber wirklich die Aneignung einer fremden Kultur ohne Rücksicht auf deren Herkunft. Zum einen sind das nur reciclete – schon damals durch Radiopolitik unterstützte – Hits von ausschließlich weißen Musikschnösesln und zum anderen ist das völlig weichgespülte leicht dubverwandte nicht gerade tief gehende Musik.
Die zunächst ganz nett klingt aber dann auch schnell nerft, weil sie so rüber kommt, wie ein Eis ohne Zucker und jeglichen Geschmack bis hin zu einer veganen Pizza. Da bin ich jetzt aber echt mal raus.
Oder kommt bald Helene Fisher in Dub auf den Markt ?

Ja sorry, eventuell habe ich …. wanna have fun“ ( und den rest ) doch zweimal zu oft gehört ( außerdem ist auch für mich gerade ein „Doppelwumms“ bzw. ein doppelt langes Wochenede zu Ende gegangen ) ……………………….. lemmi

And the funny Dubblog.de Echo Beach show continues. Thank you lemmi, I could not have put it more aptly. Horrible 3.5 points for nothing, I can’t understand that.

Jo, ich fühle mich zwar meistens ein bischen schlecht, wenn ich meine Meinung ganz unverblümt zum Besten gegeben habe aber eigentlich lese ich auch gern mal einen richtigen Verriss, wenn mich die Musik so ganz und gar nicht packt.
Reggae und Dub waren für mich noch nie einfach nur good vibes. Besonders im Reggae wird bzw. wurde in den Texten auch kaum ein Blatt vor den Mund genommen. Ich mag das sehr.

Greetings ………………… lemmi

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