An Mellow Mood – der italienischen „en vogue“ Reggae Combo mit den Dreadlocks-Zwillingen an den Mikros – mögen sich die Geister scheiden: Den einen ist’s zu viel Dancehall, den anderen zu viel Roots und dann gibt’s noch jene, die Patois singende Wohlstands-Europäer für hochnotpeinlich halten. Zum Glück interessiert uns Mellow Mood hier nur peripher, denn tatsächlich geht’s in erster Linie um Paolo Baldini, der als Produzent, Tontechniker und Mix-Meister bei allen Produktionen der Band eine federführende Rolle einnimmt.
Über Baldini braucht man wohl keine großen Worte mehr zu verlieren – seine Produktionen für diverse Künstler sind generell von hoher Qualität; richtig glänzen kann er aber bei seinen Dub-Mixes: Das sind musikalische Rammböcke, deren Punch die Speaker-Membranen einer Zerreißprobe unterziehen. Da jagt ein Dub-Effekt den anderen; zwischen Echo- und Hall-Attacken fiept’s und blubberts, dass es eine Freude ist.
Das gilt natürlich auch für Mellow Mood’s aktuellen Release „Mañana Dub„, den Baldini im Gegensatz zum extrem komprimiert klingenden Vokal-Album „Mañana“ herrlich basslastig tönen läßt: So gesättigt und gleichzeitig dynamisch muss Dub 2023 klingen.
Damit wäre der „Mañana Dub“ eigentlich ein Anwärter für eine 5 Sterne-Review, wenn… ja wenn da nicht der Wunsch nach etwas moderneren Sounds bestünde. Mellow Mood bzw. Produzent Baldini zeigen sich hier nicht sonderlich experimentierfreudig, siehe/höre die Drum- und Percussions-Samples oder die Synth-Sounds. Das mag Meckern auf hohem Niveau sein – soll aber aufzeigen, dass da doch noch ein wenig Luft nach oben ist.
3 Antworten auf „Mellow Mood & Paolo Baldini DubFiles: Mañana Dub“
Mehr Power! So würde ich den Unterschied zwischen dem Original-Album von Mellow Mood und der Dub-Version von Paolo Baldini definieren. Irre, was er hier vor allem aus den Bässen herausholt. Die Dubs sind präsenter und aggressiver als die Ursprungsversionen, bei denen sehr viel Wert auf Harmonien gelegt wurde. Für mich ein Anwärter auf die Top Liste 2023.
Das Vinyl soll leider erst im Oktober erscheinen. Ich fürchte, bis dahin werde ich das Album digital so oft gehört haben, dass die Platte erstmal im Regal verschwindet.
Im Release Radar wollte ich unter den Kommentar von Claas schreiben, dass es Paolo Baldini – für meinen Geschmack – diesmal nicht so gut gelungen ist, aus den doch ( ich schreibe das jetzt ganz leise ….pssst ) etwas schlaffen Riddims von Mellow Mood ein kraftvolles DubAlbum zu produzieren. Aber ich konnte mich beherrschen und habe meine BadVibes mal für mich behalten.
Nun schreibst du in der Rezension alles noch viel besser auf, als ich es empfunden habe. ( Is ja auch dein NebenJob ;-) ). Es geht uns ( mir jedenfalls auch nicht ) nicht um Mellow Mood, sondern um Paolo Baldini !
„Da jagt ein Dub-Effekt den anderen; zwischen Echo- und Hall-Attacken fiept’s und blubberts, dass es eine Freude ist.“
Für mich ist das die Essenz deiner Rezension und des gesamten Albums. Ich habe eigentlich nix gegen Synthesizer, die nicht nur im Dub, für eine zusätzliche fluffige Atmosphäre sorgen aber wenn wir unter Synth – Sounds das Selbe verstehen, dann sprichst du mir auch in diesem Punkt voll und ganz aus dem Herzen. Es sind genau diese Synth-Sounds, die mich bei so vielen ODG-Produktionen etwas irritieren. Es klingt halt etwas zu sehr gekünstelt oder auch einfach nur zu schroff, wobei ich schroff ja eigentlich gar nicht immer so abweisend empfinde. Ich finde auch, das du die „mangelnde“ Experimentierfreudigkeit ( für mich gibts die nur bei Mellow Mood ) kritisierst, trifft den Nagel genau auf den Kopf. Paolo Baldini schraubt und frickelt mit so viel Freude an allem, was sich am Mischpult und darüber hinaus, irgendwie bewegen lässt, daß ich mir keinen Weihnachtsbaum vorstellen kann, der besser geschmückt sein könnte, als seine Dubs. Das kann man auch bei dem Video, wo er Live and Direct am Zaubern ist, in voller Gänze bestaunen und bewundern. Mir geht da das Herz auf. Da wird Musik zu einem kosmischen Erlebnis, wenn nicht gar zu einer Offenbarung, wenn man über die nötige Intelligenz verfügt. Ganz normale Bürger ( so wie zum beispiel alle meine Kollegen ) haben dafür keine Synapsen. Naja, wir mögen uns trotzdem sehr und ich mein das ja auch nicht so ganz ernst.
Ich glaube auch, das ich Mellow Mood unterschätze. Zumindest der Tune mit den Emeterians ist ihnen gut gelungen, wobei das vor allem an der melodiösen Stimme der jungen Dame liegt, wenn ich mich nicht irre. Ich habe auch komplette Alben von den Emeterians ( ok, ich glaube es ist nur eine ), wo das mit dem Gesinge auf weite Strecken wider maßlos übertrieben wird aber das nur mal so ganz nebenbei.
Also ja, mein erster Eindruck von dieser Scheibe ( es sall ja „bald“ eine geben ), ist nun durch die Rezension nochmal etwas mehr ins rechte – nein ins richtige – Licht
gerückt worden und ich bin mir sicher, daß ich am Ende um einen Kauf nicht drum herum komme.
So long ………………… lemmi
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