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Some Dub Stories: Chapter One

Annecy, das Venedig der Alpen, ist zweifellos eine der schönsten Kleinstädte der Welt. Die Hauptstadt der Haute Savoie ist berühmt für ihre grandiosen Sehenswürdigkeiten und den zweitgrößten natürlichen See Frankreichs auf 446 m Höhe. Zu den Attraktionen der ostfranzösischen Region Auvergne-Rhône-Alpes gehört nun auch eine Band, die mir bisher völlig unbekannt war: Some Dub Stories. Die vierköpfige Crew, die bereits im Vorprogramm von Zenzile und High Tone aufgetreten ist, hat vor knapp zwei Wochen ihr Debütalbum Some Dub Stories: Chapter One (Alpine Records) vorgestellt, ein umfangreiches und multidisziplinäres Projekt.

Das Team besteht aus Etienne Doutreleau an Trompete, Flügelhorn und Melodica, Boris Lacombe am Schlagzeug, Clément Gros an den Gitarren und Lucien Leclerc an Bass und Soundmaschinen, der auch für den Mix verantwortlich ist. Vier Musiker, die ihre Erfahrungen in so unterschiedlichen Formationen wie Hubris, Dub Silence oder Lamuzgueul gesammelt haben, beherrschen die Kunst, Pop, Psychedelic, elektronische Musik und Dub intelligent zu verbinden. Ein farbenfrohes und kraftvolles Hybridprojekt. Das futuristische Elektronik-Dub-Universum dieser Gruppe von jungen Musikern bietet einen frechen Dub Roots Mix, der ebenso verrückt wie poetisch ist. Zum Gesamtkonzept gehören auch sehr schön animierte Clips von Lucas Roig, die die Geschichte und die Abenteuer der kosmischen Schildkröte Obaba zusätzlich illustrieren.

Die Dub-Basis der einzelnen Tracks ist solide ausgearbeitet und öffnet sich in Richtung traditioneller Dub-Sounds, bevor sie sich mit den vielfältigen Einflüssen der Gruppe vermischen. Getragen von einem Hip-Hop-Rhythmus, einem meditativen Bass und einer melodiösen Trompete entsteht eine organische Atmosphäre, die Funken sprüht. So bietet „Salmon Swing Syndicate“ mit „blechblasigem“ Roots-Dub eine schöne Reise zwischen Sommerstrand und Unterwasser-Krabben-Dance. Die Protagonistin Obaba findet sich Pfeifchen schmauchend in einem warmen, farbenfrohen Universum wieder und entdeckt die Inselparty des „Salmon Swing Syndicate“ – eines meiner Highlights des Albums. Oder die langsamen, sich wiederholenden melodischen Bassschleifen, die uns in die Welt von „Purple Tribe“ gleiten lassen, gefolgt von einem kontrollierten, vertrauten Dub-Beat. Getragen von einem schwebenden Gitarrenriff gesellt sich bald eine jazzige Trompete hinzu. Die Klänge werden immer vielfältiger und bald entfaltet sich der Zauber von Some Dub Stories: Wir werden eingehüllt in eine elektroakustische Dub-Symphonie, vorgetragen von hochkarätigen Musikern. Die Musik ist traumhaft schön, doch die Botschaft von „Purple Tribe“ bleibt politisch, wie die Sprachsamples im Track zeigen, die flüstern: „Make racism wrong again!“

Some Dub Stories erzählen mit ihrer Musik die Geschichte von Obaba, der kosmischen Schildkröte, an den Grenzen mehrerer Universen. Zurück auf der Erde, in einer postapokalyptischen Atmosphäre, berichtet Obaba von ihrer Odyssee und lässt uns für knapp 44 Minuten in ein gelungenes kosmisches Dub-Epos eintauchen.

Bewertung: 4 von 5.

4 Antworten auf „Some Dub Stories: Chapter One“

Schön, daß ich mal wieder nicht der einzige bin, der sich dafür begeistern kann. Ich habe ja schon im „Radar“ geschrieben, das ich das spektakulär finde und daran hat sich nix geändert. Es hat sich im Gegenteil sogar noch verstärkt.
Ich mag ( bzw. ich mochte ) High Tone sehr gern und auch Zenzile gehört für mich mit zu den Topfavoriten in der europäischen und damit auch in der weltweiten Dub ( Community ) … ( ich finde dieses Wort lächerlich aber egal ).
Some Dub Stories passen da für mich sehr gut mit rein. Das ist der mysteriöse „AggroDub“, von dem ich nicht genug bekommen kann. Zudem wird er im Gegensatz zu den meisten SteppaDubs mit ordentlich SynthesizerSound sowie diversen Gitarrensounds und obendrein mit einer excellent gespielten Trompete vom Feinsten gewürzt und auch die geschmacksverstärkende UmamiKomponente befriedigt hier nicht nur den Gaumen, sondern erfüllt jede Zelle in Körper und Geist ( Gehirn ) mit neuer Kraft. Der Gitarist zaubert mit seiner Gitarre eine Diversität herbei, die für mich von „heavy“ Metal – Sound bis hin zu dem Klang einer Sitar reicht und dazu gesellen sich noch Flöten und ach weiß weiß ich nicht noch alles. Jedenfalls hängt der ganze „SoundBaum“ voll mit Lametta. Lediglich im Effektbereich gibt es noch Luft nach oben. DubEffekte sind zwar durchaus zu spüren aber für mich hören sich die meisten DubTunes auch sehr stark nach Instrumentals an. Besonders nach den dubbigen Einleitungen geht es oft bzw. fast immer in einen knackigen StappaRiddim über. Aber hier „steppt der Bär“ und hier „boxt der Papst im Kettenhemd“.
Hier gibt es nicht nur Bass, sondern auch BASSLINES !!! Die Riddims sind GEI-EL !!!
Und auch die animierten Videos zu den DubTunes sind sehr charmant. So scheint die kosmische Schildkröte Obaba ( nicht Verwandt mit Obama oder doch ? ), die Fähigkeit aus dem Weltall mitgebracht zu haben, die Gravitation abzuschirmen. Der lässige, schwerelos erscheinende Gang der „zweitcoolsten“ Schildkröte (…..;-)…..RasVorbei ) im ganzen Universum zeigt ganz deutlich, daß Obaba in Verbindung mit Dub sogar die kosmisch geltenden, physikalischen Gesetze außer Kraft setzen kann. Die Schildkröte Obaba hat jedenfalls den Groove !!! Eventuell hat auch der kosmische Inhalt ihres Pfeifchens einen großen Beitrag dazu geleistet.
Ich bin jetzt geneigt, hier noch ein kleines Hörbeispiel der LiveQualitäten von Some Dub Stories rein-zu-setzen. Sowas würde ich mir auch gen mal hier in Göttingen wünschen, als immer nur Jamaram ……
https://www.youtube.com/watch?v=_oAtXCiu5ig&list=OLAK5uy_kiLFefW4KHvqpeQLHqvAVZ_kpQpwFLQuk&index=6

„No matter what the People say, this Sound leads the way !!!“

oder noch besser :

„Whether you speak Spanish, French or Persian, This is an Aggro Dub Version“ …………………. lemmi

Stimmt, bei Régicide hört man tatsächlich eine Art (elektronisch erzeugte) Sitar. Die Jungs arbeiten mit allen möglichen akustischen Mitteln. Lemmi, du schreibst von einer „heavy“ Gitarre, womit du völlig richtig liegst. Ich nenne die Einflüsse einfach psychedelisch – den Gitarrensound, den Bands wie die Doors, Jimi Hendrix Experience, Grateful Dead, Jefferson Airplane, aber auch die Byrds und etwas später Led Zeppelin, Deep Purple oder Black Sabbath par excellence beherrschten. Mit diesem Steppas-Sound kann sogar ich etwas anfangen. Hier hat es Stil und artet nicht in sinnloses, eher seelenloses Gestampfe aus.
Diese Musik ist ein musikalisches Kaleidoskop, das irgendwie immer etwas Neues zu bieten hat.

A truly wonderful recommendation! Some Dub Stories make a pretty unusual sound. I really like the album because of that. A great discovery and as always a nice review!

The band musically blends elements of dub and uplifting melodies into a harmonically fused soundscape of electronic and dub reggae. I would have liked to hear a few more dub effects. But Chapter One is and remains a great surprise and discovery. From first listen I like this album.

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