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Review Zweite Meinung

Sly & Robbie: Dub Serge

„Hä?“, dachte ich zuerst, „die haben ein 1:1-Remake von „Aux Armes, etc …“ eingespielt, Serge Gainsbourgs All-Time-Best-Seller? Dem Album, das sie ursprünglich 1979 aufgenommen hatten? Spinnen die beiden älteren Herren Sly Dunbar und Robbie Shakespeare jetzt total?“ Tja, es stimmt: „Dub Serge“ (Tabou1) von Sly & Robbie ist tatsächlich ein exaktes Remake des 1979er Originals. Selbst die komplette Band (neben Sly & Robbie) ist dieselbe, wie vor 41 Jahren: Mikey Chung, Dougie Bryan, Robby Lyn und Sticky Thompson – nur Ansel Collins fehlt. Verrückt! Aber die Geschichte dahinter rückt das Werk ins rechte Licht. Das Remake wurde bereits 2011 aufgenommen, als sich Tabou1-Label Chef Guillaume Bougard mit Sly, Robbie und der Band im Studio befand, alle Aufnahmen für ein Funk-Album eingespielt waren und noch ein ungenutzter Studiotag zur Verfügung stand. Sie beschlossen, den verbleibenden Tag für das Remake des legendären Serge Gainsbourg-Albums zu nutzen: Nur so, aus Spaß und ohne Ambitionen. Tatsächlich haben die Rhythm-Twins und ihre Co-Worker das komplette Album innerhalb von nur sechs Stunden im Kasten gehabt. Was für eine Leistung! Die Aufnahmen wanderten ins Archiv. Bougard erinnerte sich ihrer erst wieder, als Universal-Records ihn für ein Sly&Robbie-Interview anfragte, das für eine Serge Gainsbourg-Doku gefilmt werden sollte, zum Anlass des vierzigjährigen Jubiläums von „Aux Armes etc …“. „Warum nicht am Jubiläum mitverdienen“, dachte sich Bougard. Immerhin hatten Sly & Robbie 1979 für die Aufnahmen des Bestsellers nur je 250 Dollar erhalten, und keinen weiteren Cent an Tantiemen. Unglaublich, aber so war das damals in Jamaika. Also kramte Bougard die 2011er Aufnahmen hervor, dubbte sie in Windeseile (wahrscheinlich um dem ursprünglichen Aufnahmetempo gerecht zu werden) auf einem alten PC und entließ sie in die Welt. So sieht’s aus Leute: Wie kann man ein Album mit solch einer Entstehungsgeschichte negativ rezensieren? Ich bringe es nicht übers Herz – und ehrlich gesagt: Es ist gar nicht so schlecht.

Lest auch die Rezension meines Kollegen gtkriz

Bewertung: 3 von 5.

Eine Antwort auf „Sly & Robbie: Dub Serge“

In nur 6 Stunden eingespielt und in Windeseile auf einem PC gedubbt? Das erklärt natürlich einiges :)

1979… S&R waren halt Studiomusiker, die ihren Part abgeliefert haben (auch wenn der genial ist… andere Studiomusiker tragen aber mitunter ebenso wesentlich zur Produktion bei und sind nicht in den Credits, sprich kriegen keine Tantiemen). Man sollte auch bedenken, was man für seinen Dollar 1979 bekommen hat, insbesondere in Jamaica… wo der US-$ im Gegensatz zum JA-$ immer die Oberhand hatte.
Andererseits habe ich noch immer einen 1-JA-$-Schein von einem meiner ersten Trips auf die Insel. Den gibt’s ja schon sehr, sehr lange nicht mehr… und so ein Schein muss schon was wert gewesen sein (sonst wär’s ja eine Münze gewesen). Den Schein lass ich mir mal einrahmen :)

Just sayin‘ – food for thought.

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