Was für ein schönes Album: Hornsman Coyote Meets House of Riddim, „Madman Slide“ (House of Riddim)! Eines der beeindruckendsten Werke, die ich in den letzten Wochen gehört habe. Die Rhythms sind satt, dynamisch, voller Wärme und Emotion – und dazu dieses beeindruckende Lead-Instrument: die Posaune. Sie klingt einfach majestätisch. Wahrscheinlich liegt es an ihrer dunklen Klangfarbe und dem relativ hohen Tieftonanteil im Vergleich zur Trompete, dass sie so warm, entspannt und souverän klingt – genau das, was perfekt zu Dub passt. Kein Wunder, dass auch die Band Message jüngst die Posaune als Lead-Instrument einsetzte. Hornsman Coyote zeigt uns, wie vielseitig das Instrument sein kann: mal sanft und groovend, mal energetisch und treibend. Manchmal umschmeichelt sie den Rhythmus, manchmal klingt sie wie die Posaunen von Jericho. Sieben Tage lang Posaunenspiel lässt die stärksten Mauern einstürzen – so behauptet es die Bibel. Hornsman spielt die Posaune 11 Tracks lang, was sich auf 43 Minuten addiert, bei der richtigen Lautstärke aber auch Wände wackeln lässt. Wichtig: Wer bei „Instrumentalalbum“ und „Posaune“ an Dean Frasers Saxophon-Exkursionen denkt, braucht hier keine Angst zu haben. Anders als bei Fraser, wo das Saxophon oft etwas isoliert über den Rhythms schwebt, interagiert Hornsmans Posaunenspiel harmonisch mit den Backings, ist darin geradezu eingebettet und verbindet sich organisch mit den Rhythms, ohne je aufdringlich zu wirken. Dazu wendet Hornsman einen cleveren Trick an: Er spielt die Posaune häufig auf zwei Spuren, die im Mix übereinander gelegt werden, was das Instrument weicher und sanfter klingen und es noch stärker mit den Rhythms verschmelzen lässt. Aber all das wäre nur halb so beeindruckend ohne die grandiosen Backings von House of Riddim. Diese österreichische Band gehört wirklich zu den Besten – ihre Produktionen sind handwerklich meisterhaft und zeigen, wie gut Reggae und Dub klingen kann.
5 Antworten auf „Hornsman Coyote Meets House of Riddim: Madman Slide“
„Wer bei „Instrumentalalbum“ und „Posaune“ an Dean Frasers Saxophon-Exkursionen denkt, braucht hier keine Angst zu haben.“
Yo, da fühle ich mich natürlich direkt angesprochen ;-)
Gibt es eigentlich noch mehr DubFans, die so wie ich ( inzwischen ) an einer regelrechten „SaxoPhobie“ leiden ? Oder richtet sich der Satz wirklich nur an mich ?
Nun, bei mir beschränkt sich das eigentlich nicht nur auf das Saxophon.
Ich komme mit jeglicher Art von ( aus meiner Sicht ) übertriebenem „gevoice“ ( gesinge und gebläse ) nicht klar. Wenn sich Saxophon für mich eher wie eine Arie von Mariah Carray ( oder so ähnlich ) anhört, ergreife ich fluchtartig die Flucht. Genauso ist das mit Flöten, Posaunen und Trompeten und was es da sonst noch so gibt.
Das is ähnlich wie das ( ebenfalls aus meiner Sicht ) übertriebene Gitarrengeschrummel bei Heavy Metal oder ( ich wage es kaum auszuschreiben ) Jimmy Hendrix. Oh weh, bitte nicht hauen.
Auch hier ist mir die Posaune auf AlbumLänge zu viel. Aber jedes einzelne Stück hier auf dem Album ist für sich mal wieder eine Wucht.
Besonders „Human“ und „Long Ship“ haben es mir bisher sehr angetan.
Aber es ist ein tolles Album und ich wollte die schöne Rezension nicht unbeachtet lassen.
( Trotzdem empfinde ich Gebläse meistens irgendwie als spießig und fühle mich an James Last Shows erinnert, wobei der wohl gar nicht so spießig war, wenn ich mich nicht irre. Aber seine Mucke und seine Show waren und sind mir ein Gräuel ).
Greetings ………………….. lemmi
Ich kann das sowas von Nachvollziehen, lemmi! Mir geht es ebenfalls so, obwohl ich bei dem vorliegenden Album durch die Massivität vom House of Riddim so beeindruckt bin, dass ich das Saxophon ausblenden kann. Mal mehr, mal weniger. Aber wenn du schon in die Kiste des fast nicht auszusprechenden greifst, wage ich es auch. Wenn schon wo Augustus Pablo dabei steht, next tune. Oder ich such mir den Riddim und genieße ohne Getröte. Damit tue ich vielleicht dem Pioniers des Trötismus unrecht, aber für mein Ohr ist es einfach nur anstrengend. Und das ist bei übertiebenen Gitarrensolos und affektiertem Gesang genauso. Um noch ein Bsp anzuführen, bei Queen lauf ich schneller davon als ein Porsche den Start hinlegen kann. Also ich kann dich absolut verstehen. Dennoch møchte ich in keinster Weise die Qualität der hier genannten Musiker diffamieren. Lemmi will das sicher auch nicht, aber Gehöre sind verschieden und da es ja eine kaum überblickbare Auswahl an Tunes mit Offbeat gibt, kann sich ja jeder raussuchen, was einem taugt. Aber trotzdem gut, wenn mal das mal angesprochen wird. Greetings und ein spannendes Offbeat-Jahr!
Yo „Don Giovanni“ !
Freut mich immer sehr, wenn ich mit meiner Meinung oder mit meinem Empfinden nicht so allein auf der Welt bin. Sowohl im Guten als auch im schlechten. Ich habe mich auch immer sehr gefreut, wenn ich bei Reggae-Live-Konzerten auch andere gesehen habe, die nahezu komplett ausgetickt sind, weil die Musik so extrem gut war.
Ja und Queen ist auch für mich eine völlig andere „Baustelle“. Auf lange Sicht eigentlich alles, was nix mit Reggae zu tun hat. Obwohl meine Playlist auf Spotify, in der ich keine ReggaeTunes habe, immerhin auch fast schon 7 Stunden geht. Gelegentlich kommt da immer noch was dazu.
Den Tabubruch mit Augustus Pablo habe ich hier auch schon öfter mal vollzogen. Melodica auf AlbumLänge ist auch für mich sehr anstrengend. Aber wenn ich Musik mit Melodica höre, dann Augustus Pablo und Dr. Pablo vom Dub Syndicate. ( Ich traue mich das auch kaum zu sagen aber eingentlich dachte ich immer, es handelt sich dabei um Dr. Augustus Pablo ;-) ) Und ich wiederhole mich. Ich brauch(e) heute kein „neues Album“ mehr, wo insgesamt mehr als 5 Minuten melodica erklingt. Als Grundlage für DubEffekte oder als kleine mystische Einspielungen immer wieder gern aber dann is auch gut.
Und ja, ich möchte genauso wie du keine Musiker diffamieren. Schon gar nicht House Of Riddim. Dazu auch gleich nochmal ne kleine Geschichte, die ich allerdings auch nicht zum ersten mal erzählen werde. Mein erstes Album von Hornsman Coyote habe ich wochenlang gefeiert weil auch die Riddims und der Sound voll und ganz meinen Wünschen entsprachen aber es sind genau diese Alben, an denen ich irgendwann gemerkt habe, daß ich ein gespaltenes Verhältnis zu Melodien habe, die mir im übertragenen Sinne, ins Ohr pieken. Und somit war mein erstes auch gleichzeitig mein letztes Album vom Hornsman.
Ich hoffe ich nerve hier nicht zu sehr rum aber wer es langweilig findet, kann ja auch „umschalten“.
Ich möchte aber gern noch meine erste Begnung mit House Of Riddim schildern. Da ich mit Zeit auch so meine Probleme habe, kann ich nicht mehr sagen, wann es war. Ich sag nur ReggaeJam in Bersenbrück. Das Festival wird wohl auch heute noch, immer wieder auf Platz eins gesetzt aber ich konnte das noch nie verstehen. Erstens wurde man da schon am Bahnhof von der „neudeutschen gestapo“ nach etwas Cannabis durchsucht und fast genauso schlimm fand ich am Anfang bzw. bei meinem ersten mal in B.Brück, die Qualität der Musik bzw. der Bands. Ich habe fast die ganze Zeit draußen auf der Wiese gelegen und alles was ich von drinnen zu hören bekam, klang nach Anfängern bzw. nach Bands, die es auch mal mit Reggae versuchen wollten. Und das mir, der normalerweise schon in Extase kommt, wenn der Drummer mit dem SoundCheck anfängt …… Und ich schwöre, daß es genau so war ( oder zumindest sehr ähnlich ). Nach all dem „wischiwaschikram“ und den unzähligen HobbyBands die aufgetreten sind, kam plötzlich richtiger Reggae aus dem Klostergarten zu mir, auf die Wiese vor dem Haupteingang. Es ging plötzlich ein Ruck durch meinen ganzen Körper und ich fühlte zum ersten mal die Kraft von Reggae, die ich bis dahin in B.Brück so vermisst habe. Es war House Of Riddim, die sich gerade einspielten bzw. den SoundCheck machten. Für mich hatte das ( und jetzt breche ich wieder ein Tabu ), die Qualität von den Roots Radics.
Eine ( weiße ) Reggaeband aus Östereich spielt so geilen Reggae ??!
Ich konnte es echt kaum glauben. Aber es war so. ( Ich glaube es ist inzwischen bekannt, daß ich in Sachen Reggae auch ein Rassist bin, habe inzwischen aber auch schon „schwarze, schlaffe Reggaebands“ erlebt, die meilenweit von der Power der Wailers, Roots Radics, Sly And Robbie sowie Gladiators und naja …. ich möchte sie jetzt nicht alle aufzählen, entfernt waren. Ach ja, die Robotiks ( nicht die von heute ) haben es auch locker geschafft, mit vier Mann einen Sound zu kreieren, der für mich einfach jeden TurboBooster in den Schatten stellt. Das war und ist für mich die Urkraft von Reggae, wobei ich einräumen muss, daß ich von den Bands der ersten Stunde nur die Skatalites noch Live and Direct erleben durfte. Und auch das war nicht die Urbesetzung aber alle Musiker der ersten Reggae-Ska-Stunde, waren dabei. Bei RasVorbei kann man in der Rezension „Herb Dub Colie Dub“ erfahren, welche Besetzung ich erleben durfte. Nicht nur aber auch wegen Johnny „Dizzy“ Moore an der Trompete hatte ich während des ganzen Konzerts immer wieder mal Tränen der Freude in meinen Augen. Dagegen ist heutezutage nunmal alles Pippikram. Auch die jetzige Besetzung der Skatalites hat für mich keinen Charme mehr. Die Konzerte mögen immer noch gut sein aber mein „Problem“ ist, ich habe den Vergleich und es grooved einfach nicht mehr so, wie es mal war.
So wie es mal war ! Da könnte ich vom 100sten zum 1000sten kommen.
Michael Rose tat sich nach vielen Jahren der Trennung wieder mit Black Uhuru zusammen, um nochmal an alte Zeiten anzuknüpfen aber ich sage mal, da war nix mehr zum anknüpfen, denn alle hatten bereits den Faden verloren. Außerdem war Black Uhuru ohne Puma Jones sowas wie eine „Mission Impossible“. Aber es konnte meiner Meinung gar nicht anders sein, als daß es eine ganz schlaffe „Nummer“ wurde, denn da war nix mehr aus einem Guss, sondern jeder spielte so ein bisschen vor sich hin. Abklatsch (!) nenne ich sowas ! ( Trotzdem würde ich mich natürlich noch über so ein Konzert freuen aber dafür fahre ich keine 100 Kilometer oder mehr, mehr ).
Ja sorry Giovanni, wenn ich dich jetzt zu sehr vollgelabert habe. Eigentlich wollte ich mich nur bei dir bedanken, daß du ein wenig Wasser auf meine Mühlen gegossen hast. Nun is da wieder so eine Art Vergangenheitsbewältigung und sozusagen eine psychologische Selbsttherapie meinerseits draus geworden aber was soll ich machen, irgendwie macht mir das Spaß. Ich könnte auch noch mindestens zwei Stunden weiter schreiben aber ich mach lieber mal ne Pause.
Jedoch nicht ohne noch klarzustellen, daß meine Arroganz gegenüber HobbyReggaeBands nicht böse gemeint ist. Auch ich saß vor mindestens 30 Jahren mal mehr oder weniger zufällig vor so einem Schlagzeug, weil jemand meinte, ich hätte eventuell Talent dafür. Ich konnte aber nur die ganz einfachen Riddims von Sly Dunbar und Style Scott ein kleines bisschen, mit Autogenschweißstäben, auf dem Schweißtisch, nachspielen. Immerhin konnte ich wohl halbwegs das Tempo halten und so kam es, daß auch zwei erfahrenere Musiker mitspielten und schon klang das ganze halbwegs, zumindest ein bisschen nach Reggae. Für mich war ab diesem Moment klar, wir haben jetzt ne ReggaeBand und ich bin der Drummer !!! Es gibt echt nicht viel, was sich besser anfühlt, als mit Freunden oder eben richtigen Musikern zusammen Musik zu machen. Die Gefühle die da noch drüber gehen, sind meistens nur sehr kurz ;-) ….. if you know what I mean.
Naja, mein Talent war wohl letztlich doch nicht so groß und so ist aus mir kein Musiker und schon gar kein Drummer geworden. Was ich aber damit sagen will ist, daß auch ich, mit nur einem bisschen mehr Talent fürs Musikmachen, vielleicht auch heute noch in einer dieser unzähligen schlaffen HobbyBands spielen würde. Und selbstverständlich würde ich mich über jede Buchung für ein LiveKonzert sehr freuen aber das macht die ganze Sache auch nicht besser. Denn Reggae muss man richtig können und nicht nur so halb.
House Of Riddim kann es …………………………… lemmi
Jo, so wie du meine Mühlen begossen hast mit deinem Kommentar, so war ich ebenfalls motiviert Wasser drauf zu schütten. Denn die Thematik der affektierten Trötterei und überdimensioniertem Gesang oder Solos trifft einen Nerv. Und zwar einen, der oftmals Unausgesprochen ist. Und deshalb freut es mich so klare Worte zu lesen. Dabei geht es aber immer um subjektive Empfindungen, die aber hier auf diesem Blog in fairer und respektvoller Weise geoutet werden! RESPECT!
Das ist leider heutzutage selten geworden und ich führe das schon auf eine Grundthematik des Reggae zurück, den propagierten respektvollen Umgang, auch mit anderen Meinungen (abgesehen von den homophoben Verirrungen und Entgleisungen mancher Artists). Außerdem, warum gibts sonst die Kommentarfelder, wenn diese nicht von den Lesern genutzt werden, vor allem wenn die Rezensionen einen entsprechenden Nerv treffen. Also ich lese/høre jede Rezension und freue mich über jeden Kommentar, egal wie lang er ist;-)
Ich weiß nicht, ob da da bei mir sowas wie „die Büchse der Pandora“ geöffnet hast und ich hoffe ich kann es auch etwas kürzer.
Respektvoller Umgang hat wohl auch etwas mit dem Alter zu tun und hier simma ja alle nicht mehr die Jüngsten. Also spllten wir das inzwischen können, finde ich. Auf youtube, facebook und all dem anderen scheiß, scheinen wohl nur Kinder zu brabbeln. Einge Ausnahmen gibt es wohl auch hier. Aber was da so verzapft wird ist – aus meiner Sicht – ganz üble Gehirnwäsche und Massenmanipulation.
Man muss entweder noch zu Jung sein oder man ist durch die Emission des Bildschirms komplett verstrahlt worden. Besonders der sogenannte Rechstruck bei den Jugendlichen unterstreicht dabei meine Sichtweise.
Ein erwachsener Mensch, der auch nur ein klitzes kleines bisschen im Geschichtsunterricht mitbekommen hat, kann doch unmöglich auch nur einen kleinen Schritt nach rechts gehen und Parteien wählen, in denen offensichtlich auch Nazis rumblubbern. Wenn sie wenigstens blubbern würden, ginge es ja noch, denn gegen das Blubbern habe ich im Allgemeinen und ganz beonders im Speziellen gar nichts. Auch ich habe die real existierende Demokratie nicht als perfekt empfunden aber das kleinere Übel wird sie immer für mich sein.
Naja, man hört die dollsten Sachen, auch in unseren Schulen haben sich kleine verschissene Nazis als Lehrer getarnt und propagieren rechten Gedankenmüll und handeln im Einzelfall sogar danach. Das merken aber nur die Schüler am eigenen Leib, die nicht in d-land geboren wurden. Und weil ich es ja auch mal etwas kürzer probieren wollte, schreibe ich jetzt nur noch, daß der Krieg gegen die Demokratie mit der Aufhebung der Faktenchecks in den asozialen brabbelmedien,
nun in die nächste kritische Phase übergeht. Da hilft nur der komplette Boykott. Alles abschalten ! Nix mehr posten und nix mehr im SS-Net lesen. Ja, das muss gerade ich schreiben, denn ich poste ja sehr gern.
Aber nur noch im DubBlog. Ihr könnt mich auch gern eines Besseren belehren aber bitte mit RESPEKT ;-)