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J. Robinson (WhoDemSound): Dubplates Volume 1

Ich höre die Musik von J. Robinson seit Jahren. Releases auf WhoDemSound, diverse Dubplates, immer wieder taucht sein Name auf. Und trotzdem: Ich weiß nichts über ihn. Keine Bio, kein Interview, kein Gesicht, keine Anekdote. Auch das Internet – sonst zuverlässig auskunftsfreudig – bleibt stumm. Keine brauchbaren Informationen. Keine Hinweise. Keine Geschichte. Das ist unbefriedigend, aber vielleicht auch konsequent. Also bleibt nur die Musik.
Und die, muss ich zugeben, läuft bei mir gerade ziemlich oft. Genauer gesagt: „Dubplates Volume 1“ (Whodemsound). Ein Album, das keinerlei Überraschungen bereithält. Keine stilistischen Experimente, keine neuen Produktionsideen, keine markanten Sound-Details. Digitaler UK-Dub, wie man ihn kennt. Warm. Gleichförmig. Funktional. Und trotzdem höre ich es ständig. Ich klicke auf Play. Immer wieder. Ich höre es laut. Nicht aus analytischem Interesse, nicht aus Neugier. Sondern weil es einfach da ist. Weil es läuft. Und weil es gut läuft.
Was mich dabei irritiert: Ich halte mich eigentlich für einen offenen, suchenden Hörer. Ich mag Experimente. Ich schätze Ungewöhnliches. Ich finde Gefallen an Brüchen. Aber hier ist nichts davon. Und ich genieße es trotzdem. Denn dieser Dub – so glatt, so unspektakulär, so stoisch – trifft etwas in mir, das ich sonst gern ignoriere: mein Bedürfnis nach Kontinuität. Nach Wiederholung. Nach Sound, der sich nicht aufdrängt, sondern einfach bleibt. Ich höre also nicht genau hin. Ich analysiere nichts. Ich lasse laufen. Und werde ruhig. Der Bass ist da, tief und weich. Die Percussions klackern vor sich hin, polyrhythmisch, aber nie hektisch. Die Offbeat-Chops kommen, wie sie kommen müssen. Keine Überraschung. Keine Variation. Und doch: Atmosphäre. Viel Atmosphäre. Wenn ich darüber nachdenke, würde ich vielleicht genau diese Tracks auflegen, wenn mich jemand fragt, was Dub eigentlich ist. Ich würde keinen herausragenden Klassiker spielen, auch keinen experimentellen Dub am Rande des Genres. Sondern J. Robinson: Dub als Zustand. „Dubplates Volume 1“ ist also kein Album, das erklärt werden will. Es will gespielt werden. Und dann noch mal. Und dann wieder. Vielleicht ist das seine größte Qualität. Und vielleicht erklärt sich J. Robinson damit besser als jede Bio es könnte.

Bewertung: 4 von 5.

Eine Antwort auf „J. Robinson (WhoDemSound): Dubplates Volume 1“

Na, da möchte ich aber doch dringend Einspruch erheben ! Auch wenn es vielleicht nicht die Kernaussage dieser Rezension ist, so möchte ich doch, auch aus reinem „Spass for fun“, erwähnen, dass es unserem LieblingsMusikGenre nicht gerecht wird, wenn man diesen UK-Dubs „zutraut“ DubMusic zu bescheiben, geschweige denn, näher zu bringen. Wobei es sicherlich den Fans, von genau dieser Art von Dub, voll und ganz aus der Seele spricht. Ich werde das nie verstehen, warum mir diese Art von Bescheidenheit ganz und gar nicht zu eigen geworden ist. Wie kann man sich mit so wenig zufrieden geben, frage ich mich immer wieder, nur um mich dann hin und wieder auch mal dabei zu erwischen, dass mir manchmal, sogar noch weniger reicht, um voll und ganz zufrieden zu sein. Es gibt Dubs, die nur aus echtem Schlagzeug, echtem Bass und einem Keyboard bestehen und trotzdem fühle ich mich so, wie René hier bei diesen Dubs von J. Robinson. Meistens ( immer ) haben diese handgezupften BiassLines aber eine wesentlich schönere und auch spannendere BassMelodie, so dass es mir wesentlich mehr gibt, als diese doch sehr fantasielosen BassLines, die mich ganz besonders im UK-Dub doch eher langweilen als eine magische Faszination in mir auslösen. Was sicherlich auch faszinierend wirken mag und auch an mir nicht spurlos vorübergeht, ist die schiere Menge an BassMolekülen, die da aus den Boxen strömt. Da bleibt fast kein Platz mehr für Sauerstoff oder andere Stoffe, die sich normalerweise so in der Luft befinden, weil der gesamte Luftraum vom BassSound gesättigt ist. Des is scho´ krass !
Also, ohne das jetzt auf die Goldwaage legen zu wollen, konnte ich es mir nicht verkneifen, nochmal zu erwähnen, dass Dub – für mich – wesentlich mehr ist, als nur dieser minimalistische UK-Dub. Ich weiß gar nicht, ob ich Dub überhaupt so lieben könnte, wenn es nur diese UK-Synthesizer Dubs gäbe, die auf mich eher so wirken, wie Brötchen zum Aufbacken als ganz spezielle, mit Liebe zum Detail zubereitete Brötchen vom Bäcker unseres Vertrauens. Aber solange es alle Sorten gibt, gibt es für mich keinen Anlass zur Sorge.
Wenn mich jemand fragen würde, was Dub ist, könnte ich wohl nicht anders, als ein DoppelAlbum zusammenzustellen, bei dem es von King Tubby bis hin zu Adrian Sherwood reicht und auf die zweite Hälfte würde ich all diese computergenerierten Dubs präsentieren, die von Uk-Dub bis Psy – Dub reichen. Auch die haben ihren Reiz für mich aber eben nur „gelegentlich im privaten Bereich“.
Ein gutes Beispiel für einen Grund meiner doch eher ablehnenden Haltung, gegenüber diesen „AutomatenDubs“ sind diese künstlichen „Rimshots“ , die hier z.B. bei „Step In / Dub In“ so richtig „schön“ nerven. Bei mir schaukelt sich das mit jeder Sekunde richtig hoch, da ja auch sonst nicht viel im Dub passiert, was von dieser „Ödniss“ ablenkt.
Ok, das ist und bleibt wohl meine Wahrnehmung zu diesen Dubs. Ich weiß ja, dass ich damit niemanden, „bekehren“ kann. Ihr hört ja doch, was ihr wollt und warum sollte das auch anders sein. In dieser Hinsicht sind wir doch alle gleich ;-)

So long ……………… lemmi

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