Da wird der King wieder zum Prince: Mit „Waterhouse Dub“ (Greensleeves/VP) liefert King Jammy ein lupenreines Dub-Album ab, so als wären die letzten 30 Jahre Regentschaft nicht geschehen. Das Album ist so dermaßen Old School, dass es wie aus der Zeit gefallen scheint. Es beginnt schon beim musikalischen Material, das ganz überwiegend aus den 1970ern und den frühen 1980ern stammt (zum Beispiel Earl Zeros „Please Officer“, Junior Reids „Shack A Lack Rock“ und „Jailhouse“, sowie eine neue Version von Jammys Signature Tune „Jammy’s a Shine“). Ein Retro-Konzept, das sich ziemlich nahtlos beim Mixing fortsetzt: So wie hier hat Jammy schon als Tubbys Lehrling Dubs gemixt. Die wenigen zeitgemäßeren Momente dürften von Jammys Söhnen Jam Two, John John und Baby G stammen, die ihren Lehrmeister bei der Arbeit an dem neuen Album unterstützt haben. Doch unabhängig davon, ob man diesen Ansatz für authentisch und einzig wahr oder für hoffnungslos veraltet hält, es stellt sich doch die Frage, warum Jammy überhaupt Interesse an einem solchen Projekt zeigt und offenbar eine verstärkte Zuneigung zu Dub entwickelt? (2015 bestritt er bekanntlich schon die eine Hälfte des Albums „Dub of Thrones“ (mit Alborosie). Wo kommt diese neue jamaikanische Wertschätzung für Dub her? Der Markt dürfte nicht sonderlich gewachsen sein. Mit Dub lässt sich kein großes Geld verdienen. Vielleicht liegt die Antwort schlicht in einer neuen Wertschätzung der musikalischen Qualitäten vollwertiger (meist historischer) Reggae-Produktionen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist in den letzten Jahren ein Stück des akustischen Reichtums von Reggae auf der Strecke geblieben. Die absolute Konzentration auf Gesang und Stimme ließ die Musk dahinter immer einfacher, glatter und reduzierter werden, bis sie schließlich nur noch der Unterstützung der Stimme diente, aber keinerlei Eigenwert mehr besaß. Im Dub ist es genau umgekehrt. Hier zählt die Musik und die Stimme verhallt im leeren Raum. Aus den aktuell typischen Reggae-Produktionen Jamaikas lassen sich deshalb auch keine überzeugenden Dubs mehr mischen. Der Musik fehlt die Kraft dafür. Aber genau das könnte der Grund sein, warum ein Studio-Veteran wie Jammy plötzlich wieder Lust auf Dub bekommt, auf seine musikalische Komplexität, auf Ecken und Kanten und auf die aurale Spannweite vollwertiger Produktionen. Und dafür sollten wir ihm dankbar sein, sein Album kaufen oder unablässig streamen und darauf hoffen, dass seine Einstellung Schule macht und eine Trendwende in Jamaika anstößt. Auch wenn mir die Dub-Experimente Europas deutlich mehr zusagen, als Jammys alte Schule, so wünsche ich mir von ganzem Herzen, eine richtig große, hoch qualitative Dub-Renaissance in Jamdown. Ob ich das noch erleben darf?
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2 Antworten auf „King Jammy: Waterhouse Dub“
Sind das den tatsächlich neue Dubs und nicht alte soundtechnisch aufpoliert? Ich war mir schon beim Alborosie-Album DoT unsicher. Dessen allererstes Dub-Album Dubclash hatte ja neben neuen auch alte Dubs drauf.
Ach, ihr seid so gut zu mir ! Freitag Nachmittag kurz ( naja noch 2 Stunden ) vorm Wochenende und ich bin mit meiner Kondition zum Arbeiten am Ende. Kein Wunder bei einer mindestens 40 Stunden Woche. ( Der oder die Verantwortliche dafür, gehört vor das Kriegsverbrechertribunal, wegen Verstoßes gegen die Menschlichkeit / unter anderem die ganze Verdi-Looser-Truppe ). Da erscheint hier diese schöne Dub-Scheibe, die nach einem Kommentar von mir schreit.
Ich kann vor allem kaum glauben, daß diese Scheibe über VP gelaufen ist. Die hat einen perfekten Sound ( bei mir Zuhause ). Ich kenne auch jeden riddim und habe wohl auch alles schon ähnlich ( oder vielleicht genauso ), irgendwo auf anderen Scheiben aber ich lege diesen Dub wirklich sehr gerne auf. Ich weiß gar nicht, wie das heutzutage so läuft. Gibt es überhaupt junge Leute ( unter 50 ;-) ), die diese Musik gerne hören und sich auch zulegen ?! Wir alten und die noch älteren müssen wohl damit leben, das man alles irgendwie schon kennt. Aber sollten da auch immer noch weiterhin Next Generations kommen, die auf „normale mucke“ keinen oder nur wenig Bock haben, sind solche Scheiben doch nahezu ein Geschenk des Himmels ( für mich allerdings auch immer noch ). Egal ob alt oder neu, jamaicanische Basslines reißen es immer wieder raus und machen es einzigartig und unübertrefflich. Immer, wenn ich beim hören dieser Scheibe dachte, „naja, dieser riddim ist jetzt nicht einer meiner Topfavoriten“, kam sofort danach ein Klassiker, der mich wieder in den Olymp der Gefühle pushte. Und wenn man tatsächlich doch mal ein wenig eingenickt ist, klingelt ja hin und wieder auch mal der Wecker ;-). Über solche Sound-Effekte kann man sicherlich streiten…… Ich finde es hierbei allerdings nicht so schlimm, bzw. sogar recht amüsant, weil es nicht übertrieben wird. Außerdem wusste auch Prince Jammy schon immer genau, wie man die empfindlichen Nippel und Schieber eines Mischpults einsetzen muss, damit sich die Magie voll entfalten kann. Und die kleinen Sound-Clash-Vocal-Einlagen, sind einfach nur Charmant, liebenswert und eben ORIGINAL ……. ganz im Gegensatz zu dem stupiden Rumgegröle der „False Flag Soundsystems“ die ja in Europa seit etwa der Jahrtausendwende „Furore“ gemacht haben. Ja, ich weiß, es gab auch gute ehrliche Soundboys aber die meisten die ich mir angetan habe waren ex-hipopper, denen gutes hiphop Material ausgegangen ist und sich dachten, dann legen wa jetzt eben mal n bischen Reggae auf. Die Geschwindigkeit und überhaupt das Gefühl dfür die Musik war denen völlig egal. Da wurde Bob Marley in schöner Regelmäßigkeit bis zur Mickymaus gepitscht und das selbe machten sie mit Sizzla, Capleteon und allen anderen Newcomern auch. Verräter !!!
Zum Glück ist ja dieser Pseudo-Sound-System-Hipe seit geraumer zeit vorbei. Es sind wieder echte Reggae-Liebhaber, die logischerweise übrig geblieben sind und für warme, leidenschaftliche Gefühle sorgen. Und den Dub haben sie entdeckt !!!
„Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist in den letzten Jahren ein Stück des akustischen Reichtums von Reggae auf der Strecke geblieben. Die absolute Konzentration auf Gesang und Stimme ließ die Musik dahinter immer einfacher, glatter und reduzierter werden, bis sie schließlich nur noch der Unterstützung der Stimme diente, aber keinerlei Eigenwert mehr besaß. Im Dub ist es genau umgekehrt.“
Genau das ist doch die große Krux an meinem Leben. Die Handy-Generation, die völlig durchgeknallten HandyKids, die „The Voice“ Fans und all jene, für die Musik nur aus Text, Stimme und Gesang besteht sind weltweit in der Überzahl. Deren Kritiklosigkeit und ihr ständiger Hunger nach „Neuem“ hat zur Folge, daß sich die Musikproduzenten schon gar keine Mühe mehr machen, sich in irgendeiner Form um Sound und die Wirkung der Musik als Ganzes zu kümmern. Perlen für die Säue, nennt man das. Ich schreibe das hier so selbstbewusst auf, weil genau Das von einem Artist in einem RiddimInterview, so zugegeben wurde. Dazu kommt noch, das man sich heutzutage keine Gedanken mehr um Melodien macht. Wozu auch, die meisten haben sich doch längst an die Sprechmusik gewöhnt. Ich habe mir neulich mal wieder verstärkt die alten Pablo Moses und auch Peter Tosh Scheiben gegönnt. Was für eine musikalisches Feeling !!! Ich bin dahingeschmolzen ……………….. allerdings habe ich die neueste Pablo Moses Scheibe auch im Laden gelassen, weil sie einfach nur schlaff und uninspiriert rüberkommt. VP ? Seine „Rebirth“ finde ich auch voll langweilig. Ist die Zeit für richtig gute – von JAH inspirierte Musik vorbei ?
Ist die Demokratie jetzt auch offiziell in Europa abgeschafft ? Werden hier jetzt auch Politiker, die friedlich für eine Sache kämpfen für lange Zeit einfach weggesperrt ? Sollen Kurden einen eigenen Staat bekommen ? Wird das von Europa und ganz besonders D-Land unterstützt ? Ist das selbe Anliegen für Katalanen strafbar ? ……………. oder bin ich jetzt völlig im falschen Film ?
Ach ja, hier ist ja der Dub-Blog, da sollte ich wohl nicht so weit ausholen.
Stop fashism !
Stop killing Woman and Child !
Stop the War !
Stop the dictatorship of Money !
Pave The Way RASTA !!!
Soviel erst mal zu „Waterhouse Dub“ ………………………… lemmi