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Five Star Review

The Breadwinners: Return to the Bakery

Dreizehn Jahre. Eine Ewigkeit in der schnelllebigen Welt digitaler Soundästhetiken, aber ein Wimpernschlag im Kosmos des Dub, wo sich die Zeit ohnehin in endlosen Echos und Reverbs auflöst. The Breadwinners, unter der Führung des notorisch zurückhaltenden Studio-Magiers Al Breadwinner, melden sich nach dieser Zeit erstmals mit einem neuen Dub-Album zurück: „Return to the Bakery“ – und es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Von der ersten Basslinie an ist unmissverständlich klar: „Return to the Bakery“ ist kein nostalgisches Experiment, sondern eine hingebungsvolle Hommage an die goldene Zeit des Reggae und Dub. Produziert und gemischt im hauseigenen Bakery Studio, bleibt Breadwinner seinem ethischen Kodex treu: analoge Bandmaschinen, Vintage-Outboard-Gear und ein Aufnahmeprozess, der das Live-Gefühl förmlich in die Magnetspuren prägt. Dabei klingt nichts angestaubt oder museal – im Gegenteil. Die Dubs rollen warm, organisch, mit einer Klangtiefe und Dynamik, wie sie nur mit heutigen Aufnahme- und Mastertechniken möglich ist. Jedes Delay, jeder Federhall ist nicht nur Effekt, sondern ein Instrument für sich, mit Seele und Eigenleben. Die Gästeliste liest sich wie ein Who’s Who des Reggae-Undergrounds. Nat Birchall und Stally lassen ihre Tenorsaxophone erklingen, während die lebenden Legenden Vin Gordon (Trombone) und KT Lowry (Trumpet) feine Bläsersätze beisteuern, die direkt aus der goldenen Ära des Studio One zu stammen scheinen. Alrick Chambers verleiht dem Ganzen mit seinem Flötenspiel eine fast ätherische Qualität. Doch der wahre Star bleibt Al Breadwinner selbst. Seine Dub-Mixe sind keine simplen „Versions“, sondern kunstvolle Dekonstruktionen. Wie ein Bildhauer meißelt er aus jeder Session eine neue, eigene Realität. Die Spuren werden fragmentiert, neu zusammengesetzt, im Raum verschoben – ein Spiel mit den Gesetzen der Physik und Psychoakustik. Man wähnt sich bisweilen im Black Ark Studio zu besten Zeiten. Nicht, weil hier plump kopiert wird, sondern weil der Geist von Lee Perry tatsächlich heraufbeschworen wird: die Verspieltheit, das Unerwartete, die charmanten Unsauberkeiten, die digitalen Produktionen heute so schmerzlich fehlen. Natürlich stellt sich die ketzerische Frage: Brauchen wir historisierende Musik?  Ist es nicht überflüssig, den Dub der 70er-Jahre bis ins kleinste Detail nachzubauen? Die Antwort gibt das Album selbst – mit einem entspannten, selbstbewussten Lächeln: Nein, ganz und gar nicht! Denn hier geht es nicht einfach um eine bloße Kopie vergangener Sounds. Diese Musik ist vielmehr eine Hommage an das Handwerk, ein sinnliches Erlebnis, das sich bewusst dem schnellen Konsum und den perfekt berechneten Streaming-Playlists entzieht. Sie fordert unsere Aufmerksamkeit – und belohnt uns dafür mit intensiven und zutiefst befriedigenden Hörerfahrungen. Und selbst wenn man als Kritiker einwenden möchte, sie sei „redundant“, bleibt sie doch vor allem eines: ein reines Vergnügen – und allein das reicht völlig aus, um ihre Existenz zu rechtfertigen.

„Return to the Bakery“ ist also kein Album für den beiläufigen Konsum und schon gar kein Soundtrack für den Hintergrund. Es ist ein akustisches Kunstwerk, das mit Hingabe und handwerklicher Präzision gefertigt wurde. Wer sich die Zeit nimmt, in diese Klangwelt einzutauchen, wird nicht nur von warm pulsierenden Bassläufen und kunstvoll eingesetzten Delays empfangen, sondern erlebt eine musikalische Tiefe, die unmittelbar zu den spirituellen Wurzeln des Dub zurückführt. Es ist Musik, die nicht der Zeit hinterherläuft, sondern die sie aufhebt.

Bewertung: 5 von 5.

3 Antworten auf „The Breadwinners: Return to the Bakery“

„Es ist Musik, die nicht der Zeit hinterherläuft, sondern die sie aufhebt.“

Die ganze Rezension geht mir runter wie feinstes „Ooooolio De Olivio“.
Aber der letzte Satz ist schon fast so etwas wie eine Heilung für mich, da ich ja chronisch „der Zeit“ hinterherlaufe. Ich weiß auch nicht aber ich bin irgendwie immer zu Spät. Außer wenn ich mit der Bahn fahren muss …..
Wäre schön, wenn Albert Einstein auch in diesem Punkt recht hat und die Zeit am Ende nur eine Illusion ist. Die Zeit ist eigentlich auch gar nicht so das Problem, sondern viel mehr die Uhrzeit und die ist ja wieder nur so eine Erfindung des Menschen. Ein weiser Afrikaner hat mal gesagt, „die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit“. Ich liebe sowas.
Nein, ich komme noch nicht zum Punkt, denn ich finde es richtug gut, hier meine Meinung frei äußern zu dürfen und genieße es, dabei nix „unausgesprochen“ lassen zu müssen. Oder müssen zu lassen ? Ich weiß es gerade nicht. Klingt irgendwie beides komisch aber geht grad nich besser. Die Rezension, das Album und besonders der AlbumTitel,
erzeugen in mir den Drang, ein paar „Grundsätzlichkeiten“, „redundant“ zu returnieren.
Zurück zum Bäcker ! Nehmen wir doch nur mal die Entwicklung der Bäckereien in d-land. Vielleicht habt ihr ja das Glück und in eurer Stadt gibt es noch den einen oder wenigstens den anderen traditionellen Bäcker. Unser letzter Bäcker, der noch richtig individuelle BackSnacks zu bieten hatte, hat vor etwa 40 Jahren zugemacht, weil er gegen die großen Bäckereiketten mit ihren billigen KI-fertigbackmischungen keine Chance mehr hatte. Die Mietbonzenhaie, haben mit ihren überhöhten Ladenmieten kräftig mitgeholfen, viele gute Traditionen und Tugenden der Bäcker nahezu komplett verschwinden zu lassen. Heute werden Brötchen nicht mehr angeliefert, sondern direkt im Laden von den Verkäuferinnen aufgebacken. Das können wir ja auch schon selbst zuhause erledigen. Und auch bei Musik handelt es sich ja in gewisser Weise um Nahrung. Food for thought ! Die Produktion am Computer ist ja schon ein gewaltiger Rückschritt in die Gegenwart und in die Zukunft. Wenns jetzt auch noch mit KI weitergeht, ist es entgültig vorbei mit individuellen MusikSnacks. Eine KI bekommt ihre Inspiration von all dem, was sie im Netz so findet. Ein gesegneter Künstler bekommt seine Inspiration aus dem gesamten Kosmos. ( Wenn ich mich nicht irre ;-) ). Da können wir noch so viele Daten auf Servern sammeln, an das Universum kommen wir nicht ran.
Mit Al Breadwinner und den Breadwinners haben wir noch einen guten alten Bäcker, der uns mit ganz speziellen und leckeren Brötchen, nicht nur versorgt, sondern sogar verwöhnt. „Dub for thought“ würde ich sagen. Die Riddims sind nicht nur in „Crazy Times“ Natural Mystic, sondern über die gesamte Albumlänge, in jedem Tune und in jeder Zeile. Besonders hervorragend bzw. herausstechend sind für mich die Klangeffekte bei den Rythmusinstrumenten, insbesondere bei der Rythmusgitarre, die den Reggae zupft. Bei mir entsteht da das Gefühl, dass jeder einzelne Ton eine spezielle Klangbehandlung bekommt, indem Frequenzen verschoben und verwoben werden und zudem mit Hall und Echo in die transzendente Ebene gehoben werden. Who feels It, knows it ! If you know what I mean.
Und wenn es jetzt noch meine alte Lieblingbäckerei geben würde, könnte ich mir davon sogar noch eine richtige Scheibe kaufen. Es wäre nicht die erste, die ich von „Al Breadwinner and the Winners“ zuhause auflegen kann aber aus meiner Sicht auf jeden Fall die Beste !

Wie schonmal erwähnt, ALL KILLERS ! NO FILLERS !

Tolles Album …………………… lemmi

BOING !

So ein paar alte traditionlle Bäcker gibts wohl doch noch. Das Album gibts als Brötchen bzw. so richtig als Scheibe. Da muss ich jetzt aber mal wieder „just in time“ ne Bestellung machen ………..

Hopp Hopp lemmi, die Zeit rennt ………………….

Da hat doch der „verrückte Glatzkopf“ lemmi den Natural Mystic-Riddim
mit dem von „Crazy Baldhead“ verwechselt. Erst denken dann schreiben !
Wie auch immer. Dieses grandiose Album als Vinyl zuhause auf den Plattenteller zu legen, hat ein schönes langes Wochenende zu einer
ausgefüllten und sehr bewusstseinserweiternden Erfahrung gemacht.
Meine „Stereoanlage“ hat das Album genauso geliebt wie ich selbst und wir werden hoffentlich noch eine langjährige Dreierbeziehung fortführen können.
Bin begeistert ! …………… lemmi

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