Heute werde ich den Beweis antreten, dass Reggae/Dub alle Kontinente der Erde erfasst und fest im Griff hat. Vom Südpazifik geht es direkt nach Schweden, in den hohen Norden der nördlichen Hemisphäre.
Vor einigen Jahren wandte sich Ras Teo, ein gebürtiger Schwede armenischer Abstammung, mit der Frage an Magnus „Daddy Natural“ Hjalmarsson: „Warum arbeiten wir nicht zusammen?“ Der Grund dafür war, dass der in Kalifornien lebende Ras Teo nach Hause kommen und ein Album mit schwedischen Musikern aus seiner Heimatstadt Uppsala machen wollte. Der Bassist, Produzent und Mann hinter dem Label King Solomon Productions ist Magnus „Daddy Natural“ Hjalmarsson. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der schwedischen Reggae-Pioniere Natural Way, die 1995 ein 17-Track starkes Album mit dem Titel „1924“ veröffentlichten. Also ließ „Daddy Natural“ seine Beziehungen spielen, trommelte ein paar Musiker zusammen und das Projekt „Coming Home“ mit Teodik Hartoonian alias Ras Teo konnte starten. Apropos Trommeln: Am Schlagzeug sitzt „Daddy Naturals“ Sohn Teodor Lindström alias „Junior Natural“. Der Kern von The Naturals besteht also aus Musikern aus Uppsala. Für die Backing Vocals sind einige schwedische Reggae-Acts wie z.B. Papa Dee und andere verantwortlich. Internationale Gesangsunterstützung kommt von Ashanti Selah und Roberto Sanchez, über dessen Label A Lone-Ark das Album vertrieben wird. Gleiches gilt für die Bläsersektion, die von Zoe Brown, Patrick „Aba Ariginal“ Tenyue und Trevor Edwards unterstützt wird.
Nach „Ras Teo & The Naturals: Coming Home“ folgt nun das Dub-Pendant „Acoustic Vibes: Dub The Palace Prince Back Home“ (King Solomon Records). Schon der erste Track „Dubkind“ beginnt mit einem schönen Nyahbinghi-Drumming, begleitet von einigen sehr schönen Flötenpassagen, die sich durch den ganzen Track schlängeln. Die eigentliche Magie des zweiten Tracks „Dub Timer“ kommt durch die Anklänge an andere Genres, wie z.B. die aus dem Jazz bekannten Blue Notes, die durch die Bläser ins Spiel gebracht werden. Natürlich könnte ich jetzt in diesem Stil weitermachen, aber ich möchte, dass ihr noch etwas zu entdecken habt. Das Album enthält unglaublich viele weiche, warme, soulige oder einfach nur schöne Klänge. Die Rhythmussektion ist immer pointiert, die gesamte Instrumentierung ist fantastisch. Butterweiche Leadgitarrenläufe, stoische Basslinien, wohltemperierte Bläser und eine etwas schräg klingende elektrische Orgel runden diesen herrlichen Sound perfekt ab.
Alles in allem ein Album, das ich schon viele Male mit wachsender Begeisterung gehört habe. „Dub The Palace Prince Back Home“ ist eine großartige Leistung aller Beteiligten. Es ist ein musikalisch mitreißendes Projekt, das von Roots über Dub zu Jazz, Soul und Nyabinghi und wieder zurück pendelt. Keine leichte Aufgabe, die hier aber mit Bravour gemeistert wurde. Gemastert wurde das Album von Tomas Boden, der hier sein ganzes Können zeigt und uns diese atemberaubende, nordisch unterkühle Platte schenkt. Ich mag diesen Sound – lasst ihn einfach auf euch wirken.
Trivia: Bisher wusste ich nicht, dass Ras Teos Familie direkte Verbindungen zu Haile Selassie I hatte. Laut Ras Teo wurde seine Familie nach dem Völkermord an den Armeniern 1915/16 von Haile Selassie aufgenommen und versorgt.
4 Antworten auf „Acoustic Vibes: Dub The Palace Prince Back Home“
Dass die Schweden gute Musik machen können weiß ich, bzw. wissen wir ja schon lange seit ABBA …… äh quatsch, seit Papa Dee wollte ich schreiben. Der Sound und ganz besonders auch der DubSound aus dem hohen Norden sind bisher immer auf allerhöchstem Niveau. Ich merke gerade selbst, dass ich – bestimmt nicht zum ersten mal – inhaltlich nicht viel anderes oder gar mehr schreiben kann als unser fleißigster Rezensent ;-) Den Sound und die Technik hat Ras Vorbei auch schon gelobt und auch die Instrumente hinterlassen bei mir den selben, tiefen und wohltuenden Eindruck. Die Flöte spielt schön „sphärisch“ und insgesamt kommen die Bläser hier so zum Einsatz, wie ich das brauche. Sie treten hier sehr effektiv in Erscheinung, klingen voll und richtig fett und haben in keinster Weise das Bedürfnis „den Abend zu retten“, indem sie sich eben nicht mit übertrieben langen Soli und jazzig verkopften „SelbstbefriedigungsOrgien“ aufdrängen und mir nicht nur den Abend, sondern gleich den ganzen Tag versauen. Das ist DubKunst, so wie ich sie immer unterstützen werde. Ich mag ja eigentlich jeden Dub. Selbst dem stoischsten und monotonsten SteppaDub kann ich bei richtiger TagesForm immer noch was abgewinnen aber es sind Alben wie dieses hier, wonach ich immer suche. Um so schlimmer ist es, dass es mir im Release Radar komplett durchgeflutscht ist. Manchmal ist die „DubKanne“ halt voll und läuft über. Gut dass der DubBlog und speziell Ras Vorbei, über den sehr guten Sevice hinaus, auch als Auffangbecken für „Dubs That Time Forgot“ wirken. Manchmal denke ich, meine Kommentare werden tatsächlich gelesen und hin und wieder habe ich das Gefühl, man nimmt Rücksicht auf meine Befindlichkeiten. Ich habe mal bei einem Dub von bzw. mit Papa Dee über den schlaffen und zu häufigen Einsatz von Rimshots gemeckert und hier wurde, für meinen Geschmack, ganau der richtige Ton und der richtige Sound getroffen. Ganz extrem gefällt mir das bei „Dub And Sing“. Der Effekt auf den Rimshots ist genau mein Ding. Und wo ich gerade bei Effekten bin, muss ich auch noch den Einastz und vor allem auch den Sound der RiddimGuitar bis in allerhöchte Gefilde loben. Zudem wurde hier das Mischpult zu einer Art „James Webb – EffektTeleskop“, da ich mir ziemlich sicher bin, dass der wuchtige HallEffekt auf der spritzigen Riddimguitar bis ins Deep Field aller Gefühle reichen müsste. Verstärkt wird das Ganze für mich noch dadurch, dass die Riddim Guitar – bei einigen DubVersions – nur kurz „reingeschoben“ oder eben gezupft wurde, bevor sie dann zu Wissen bekommt, was Dub wirklich ist. Ich finde das grandios, galaktisch und ganz besonders auch theatralisch ;-)
Ja, wie „gesagt“, ist das im Grunde die Bestätigung der Rezension von Ras Vorbei, nur nochmal mit meinen Worten und hier und da, vielleicht noch durch den einen oder anderen Effekt meiner Formulierung, etwas verstärkt.
Ich kann ja „weiße Rastas“ eigentlich nicht im Geringsten nachvollziehen, da es sich bei RASTAFARI um eine Freiheitsbewegung für die geschundenen und ewig unterdrückten schwarzen Bewohner unseres Planeten handelt.
Aber nachdem ich hier auch das Nachwort in Form von Trivia gelesen habe, fange ich jetzt doch an, zu überlegen, ob Haile Selassie nicht doch der Jesus war, bzw. ist, der uns ja so etwa 2000 Jahre nach seinem ersten Erscheinen, wieder besuchen wollte. Vielleicht hätte er seine Zeitmaschine noch etwas genauer justieren sollen oder die Bibel hat das wider mal nicht so richtig wahrheitsgetreu übermittelt.
Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie die Frau aus der Rippe des Mannes gemacht sein soll ……………
Ok, egal, ein tolles Album und ich bin geneigt zu schreiben, „Dub never dies, just becomes immediately propably“
Cool Runnings ……………….. lemmi
Das Album ist wahrlich sehr schön gelungen und von der gesamten Soundumsetzung her entspricht es ziemlich genau dem, was ich mag und mir wünsche.
Und natürlich kommt Rastafari aus einem zutiefst schwarzen Freiheits- und Gleichberechtigungsdenken. Nun sind aber doch einige Jahre vergangen (noch nicht 400 years), aber Rastafari hat sich sicherlich auch verändert und entwickelt und ist an einem anderen Ort angelangt als in den 1930ern und -40ern im Pinnacle auf Jamaica. Es ist quasi mit der Erfolgsgeschichte der Reggaemusik international verbreitet worden. Zudem es gibt keinen Rastafari-Kanon, der festlegt, wie genau Rastafari zu leben vorschreibt und für wen es vorgesehen ist, Rastafari wird nicht zentral „geleitet“. So wie ich das mitbekommen habe, gibt es viele verschiedene lokale Rasta-Gruppierungen, die mal strikter und engstirniger sind und mal offener und fortschrittlicher. Nicht zuletzt ist das „Reasoning“ ein wichtiger Grundpfeiler, da wird über viele Fragen und Themen „meditiert“ und diskutiert und ausgetauscht. Und für jeden Mensch kann es meiner Ansicht nach Gründe geben Rastafari zu leben oder zumindest damit zu sympathisieren, sind doch allgemeingültige Grundsätze resp. Begriffe wie Justice, One Love, Equalitiy… zentrale Anliegen der Bewegung. Damit können sich viele Menschen identifizieren.
Insofern habe ich für mich mal entschieden „weisse“ Rastas zu respektieren und zu akzeptieren. Für mich persönlich ist das nichts, aber vieles aus der Rastafari-Philosophie und Livity fühle ich durchaus mit…
Blessings
High Philipp !
Durch den Reggae und meinen Enthusiasmus dafür, bin ich natürlich auch ganz schnell zu einem Sympathisanten von RastafarI geworden und selbstverständlich wollte ich mit 16 auch DreadLocks haben. Und da fing es dann schon an. DreadLocks mit glatten blonden Haaren sind nicht nur sehr aufwendig zu machen, es sieht auch nicht wirklich echt aus. Aber schon könnte ich wieder so verstanden werden, als ob ich denke, RastafarI „besteht“ nur aus DreadLocks und ner gut gefüllten Chalice. Und wenn ein Musiker auf der Bühne das Mikro ins Publikum hielt, habe ich selbstverständlich auch ein inbrünstiges RASTAFARI gebrüllt, wenn er oder sie es hören wollte.
Ich bin ja kein Lektor. Mit anderen Worten, es muss schon ein Buch über Reggae oder Dub sein, damit ich mal was lese. Und so kam es mir schon ganz gelegen, dass ich mich als weißer ReggaeFan nicht unbedingt mit den Lehren von Haile Selassie I beschäftigen muss, da ich immer dachte, diese Religion ( was es ja auch nicht ist ) ist nicht für mich gedacht. Was aber nicht heißen soll, dass wir nicht alle von Haile Selassie etwas lernen könnten. Und wenn nix dazwischen kommt, habe ich in etwa 9 Jahren richtig viel Zeit. Da kann ich den ganzen Tag lesen
und zum Lernen ist es ja angeblich nie zu spät.
Kurz um, ich glaube, jeder weiße Rasta, wird sich das in seinem Kopf schon so hindrehen, damit er damit klar kommt aber für mich persönlich ist es nichts. Zumal ich weder die Bibel noch den Koran als „Das Wort Gottes“ einfach so hinnehmen kann.
Ich schrieb das hier so hin, weil ich in letzter Zeit mal das eine oder andere Reasoning von Mutabaruka im „Fernsehen“ auf YouTube gesehen habe. Und zuletzt hat er eben sowas gesagt, wie das mit der „schwarzen Freiheitbewegung“. Und er hat noch mehr Wasser auf meine Mühlen gegossen, indem er den Rastas den Rat gegeben hat, nicht in der Bibel nach Rechtfertigungen, Erklärungen oder gar Beweisen für ihren speziellen Glauben zu suchen. Die Bibel und das Christentum wurden fast allen Menschen außerhalb Europas mit brutaler Gewalt übergestülpt und aufgezwungen. Ohne dabei auch nur im geringsten Rücksicht auf die jeweilige Geschichte der unterdrückten Bevölkerung zu nehmen. Wie soll ich da sowas wie Respekt für das Christentum oder gar für die Kirche aufbringen ?!
Ich habe mich aber sehr für Mutabaruka gefreut, denn wenn sich bei den Rastas das Wissen oder zumindest die Erkenntnis durchsetzt, in der Bibel stehen nur „Sachen“ die sich Menschen irgendwann mal ausgedacht, bzw. zusammengeschustert haben, denke ich Toll ! Endlich haben sie es geschnallt. Mutabaruka meinte, die Rastas sollten sich in Bezug af Rasta Far I nur mit den Lehren von Haile Selassie beschäftigen, da sie in der Bibel nicht zur Wahrheit finden werden. Möge mir Mutabaruka verzeihen, wenn ich ihn falsch verstanden und zu oberflächlich wiedergegeben habe. Oberflächlich war ich auf jeden Fall aber ich hoffe nicht ganz falsch. Hin und wieder wurde ich sogar mal gefragt, wie das denn nun so alles ist und ich hätte hier auch ein Referat in unserem Institut über Rastafari halten können aber sowas maße ich mir nicht an. Ihre Lebensphilosophie sollen und müssen die Rastas schon selbst erklären. Außerdem kann ich gar keine Referate sondern nur abgelesene „Stotterate“ halten.
Es tut mir leid aber zu einem richtigen Reasoning zu diesem Thema reicht es bei mir nicht. Ich sage auch nicht, ob ich das richtig oder falsch finde, sondern nur, dass ich es nicht nachvollziehen kann, wenn unsereiner einen auf Rasta macht.
Ich bin Reggae und Dub Fan und sonst nix. Rastafari ist mir ne Nummer zu groß.
Hoffentlich versteht mich niemand falsch. Am Ende mag meine Arroganz gegenüber den christen und der bibel und auch über koran und muslime sowas wie Blasphemie sein aber ich werde den Eindruck nicht los, dass sie alle Opfer von Gehirnwäsche sind. Sie sollen still gehalten werden und auf ein besseres Leben nach dem Tod hoffen.
Kann natürlich sein, dass Gott Allah oder JAH an der Himmelspforte zu mir sagt, „Du kommst hier nich rein“. Hoffentlich lässt sich der Heilige Geist dann wenigstens auf ein Reasoning mit mir ein.
So long ……………….. lemmi
So long ……………… lemmi
Sorry, das habe ich noch vergessen !
Vielleicht habe ich das hier auch schon mal irgendwo zum Besten gegeben.
Ich habe mal eine Doku gesehen, wo es überwiegend um diese sogenannten BoboRastas ging. Für mich sind das keine Vorbilder und im Großen und Ganzen mag ich sie auch nicht. Erstens haben die keinen richtig guten Reggae gemacht ( Ausnahmen bestätigen fast immer die Regel ) und außerdem haben die sich auch in „sachen“ Homophobie nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich gestehe jedem Menschen seine Homophobie zu, wobei ich das eher aus meiner Brille betrachte. Phobie heißt nicht Hass sondern Angst. Es gibt keinen einzigen Grund Homsexuelle zu hassen aber man muss jetzt auch nicht unbedingt versuchen selbst einer zu werden. Ein wenig ironisch oder vielleicht sogar polemisch ausgedrückt.
Was ich in der Doku aber richtig unsympathisch fand, war dieser „TürSteher“, der ernsthaft meinte, der Besucher solle doch erst mal sein Hemd in die Hose machen, bevor er den BoboRasta besuchen könne. Ja, is schon klar, es ist sein Heim und er bestimmt, wie man dort aufzulaufen hat aber ich darf das meiner Meinung nach auch gern extrem spießig und befremdlich finden, wenn jemand so drauf ist. Selbst die RastaScene scheint im Inneren sehr gespalten zu sein und ich frage mich, was ist blos los mit den ganzen jungen Leuten. Geht Palmöl im Essen etwa zu sehr auf den gesunden Menschenverstand ? Naja und die Fische sind ja auch alle voller Plastik. Kann schon sein, dass sich das alles negativ aufs Gehirn auswirkt. Und ja, auch ich esse Fisch ;-)
Deshalb mag ich den Reggae von den richtigen originalen Rastas auch am liebsten, denn die haben es alles schon trefflich auf den Punkt gebracht, wenn ich nur zum Beispiel an Bunny Wailer denke, der schon damals das Amagideon besungen hat.
Oh weh, hoffentlich bekomme ich trotzdem einen Schlüssel für das Schloss an der Himmelspforte.
Greetings ………………. lemmi