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Christos DC: Kung Fu Action Theatre

Christos DC ist das Pseudonym von Christopher Vrenios, einem Sohn zweier professioneller Opernsänger aus Washington D.C. – was den letzten Teil seines Künstlernamens sofort erklärt. Den Spitznamen Christos verdankt Christopher seiner griechischen Großmutter. Nach seinem Mini-Album „Matchbox In Dub“ von 2023 meldet sich der griechisch-amerikanische Reggae-Musiker und Produzent mit einem bahnbrechenden Projekt „Christos DC: Kung Fu Action Theatre“ (Honest Music) zurück. Ein reines Instrumentalprojekt, das traditionelle chinesische Instrumente mit Roots-Reggae-Arrangements verschmilzt. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich bin der Meinung, dass die Verwendung chinesischer Instrumente ein Novum in diesem Genre ist.
In einem Interview nennt Christos DC zwei Gründe, weshalb er ausgerechnet ein Instrumentalalbum mit traditionellen chinesischen Instrumenten veröffentlichen wollte. Christos DC ist mit Kung-Fu-Filmen aufgewachsen, und die Musik, die er dabei hörte, hat ihn schon immer fasziniert, was ihn wiederum dazu brachte, mehr über klassische chinesische Musik im Allgemeinen zu erfahren. Die Idee, diese beiden Stile miteinander zu verschmelzen, trug er seit vielen Jahren mit sich herum, und das Ergebnis ist nun „Kung Fu Action Theatre“. In „Kung Fu Action Theatre“ kommen drei klassische chinesische Instrumente zum Einsatz: die Guzheng (eine Halbröhrenzither, die mit den Fingern gespielt wird), die Yangqin (ein chinesisches Hackbrett, das einem Saiteninstrument ähnelt und mit Klöppeln gespielt wird) und die Erhu (eine zweisaitige Röhrenlaute, die mit dem Bogen gestrichen wird, ähnlich einer zweisaitigen Geige). Kaum zu glauben, der Hintergrund ist zu 100 Prozent traditioneller Reggae, aber eines kann ich ohne Umschweife sagen: Die chinesischen Instrumente fügen sich traumwandlerisch in eine Fülle kreativer Arrangements ein und schaffen einen neuen Sound, der von Natur aus geheimnisvoll ist.
Zwei Tracks aus dem Projekt wurden bereits vorab von Christos DC veröffentlicht: das eklektische »Mountain King«, das auf Edvard Griegs klassischem Bühnenstück „In the Hall Of The Mountain King“ basiert, und das hypnotische »Distance«, bei dem die chinesische Instrumentierung im Vordergrund steht.
Insgesamt sind die Kompositionen, Darbietungen und die Produktion von „Kung Fu Action Theatre“ von höchster Qualität. An einfallsreichen Arrangements mangelt es nicht. Von der mäandernden, leicht melancholischen Grundidee von »Dread And Alive« bis zu »Far East«, bei dem das Tempo und der Fluss des rhythmischen Arrangements zunehmen. »Long Road« greift mit einer melancholischen, beunruhigenden Komposition den Titel des Albums auf, während »Mystic« mit seinem schnellen Schlagzeugarrangement etwas von Steppers hat. »Rising Sun« ist pures Vergnügen, »Survival« stimmt nachdenklich, während »Swan Lake« (ähnlich wie »Mountain King«) das Lied der Schwäne aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis klassischem Ballett aufgreift und neu belebt.

Es fällt sofort auf, dass sich Christos DC diesmal für einen warmen Roots-Sound mit Bläsern (Brian Falkowski – Saxophon und Paul Hamilton – Posaune) entschieden hat. Ein Sound, der mich sofort an US-amerikanische Virigin Islands-Produktionen erinnert, und das ist kein Zufall, denn das gesamte Projekt wurde von Laurent ‚Tippy I‘ Alfred von I Grade Records professionell abgemischt. Wir hören kein überbordendes Dub-Feuerwerk, sondern einen exzellenten meditativen Klangteppich mit ruhig mäandernden Riddims ohne viel Schnickschnack. Mit Musikern wie Style Scott, Flabba Holt, Kenyatta Hill, chinesischen Künstlern und vielen anderen hat Christos DC letztlich alles richtig gemacht und ein höchst anspruchsvolles Werk geschaffen.

Bewertung: 4.5 von 5.

3 Antworten auf „Christos DC: Kung Fu Action Theatre“

Ein ganz hervorragender Review, zumal ich an Christos DC vorbeigerast wäre … :-) Und das wäre ziemlich schade gewesen, denn ganz feiner Dub perlt in meine Ohren. Asiatische Klänge im Dub kenne ich nur von JahYu & Alpha Steppa. Doch hier haben die beschriebenen Instrumente deutlich mehr Entfaltung & Einfluss und ergänzen sich faszinierend mit den Bläsern. Und dann auch noch Tippy Alfred! Ein tolles Album, wenn der geneigte Hörer mit den ungewohnten Klängen warm wird!

Als sehr geneigter Hörer, bzw. als „allseits bekannter“ DubConnaisseur, komme ich natürlich überhaupt erst bei „ungewohnten Klängen“ auf Temperatur. Ungewohnte Klänge sind mit der Hauptgrund, warum ich so gern DubMusic höre. Und auch die chinesische Variante ist mir nicht komplett fremd. So hat zum Beispiel Jah Wobble schon vor langer Zeit mit dem Chinese Dub Orchestra meine sehr zugeneigten Ohren entzückt.
https://www.youtube.com/watch?v=HJMj-ZX_8Uw
Sowas entdeckt man ja auch nur für sich, wenn man nicht voreingenommen ist. Oder vielleicht auch gerade deswegen ! Ok, Jah Wobble ist schon auch immer interessant für Dub Connaisseure aber das Wort Dub im Chinese Dub Orchestra hat sicherlich auch zusätzliche Aufmerksamkeit errregt. Und somit, ist dieses schöne Album auch schon lange in meinem Besitz.
„Action Theatre“ ist für mich ebenfalls ein ganz tolles Album. Bei den Riddims, habe ich nicht das geringste zu meckern und die chinesischen Instrumente erzeugen hier auch für mich eine ganz spezielle Magie.
Auch wieder schön, daß Ras Vorbei uns diese Instrumente wieder etwas näher erleutert und damit auch noch näher gebracht hat. Auch eine „Geige“ mit nur zwei Saiten kann einen DubConnaisseur sehr verzücken. Dazu kommt der schöne Effekt des „Ungewohnten“, was bei mir zusätzlich eine psychedelische Wirkung erziehlt, wenn es denn so klingt wie hier bei „Kung Fu Action Theatre“.
Ein ganz besonders spannendes und prickelndes Gefühl kommt bei mir bei „Long Road“ auf. Eventuell ist es gerade die „beunruhigende Komposition“, die mich ein wenig schaudern lässt. Aber eher so, wie man sich das in einem spanneden Film wünscht. Irgendwie hat der ganze Riddim eine Tonlage, die bei mir eine Art Hochspannung erzeugt.
Fantastisch !!!
Ok, ich möchte nix schlechtes über Tippy I Alfred schreiben aber hier hat er sich in Sachen DubMix doch arg zurückgehalten. Macht überhaupt nix ! Aber das Album hat für mich dadurch doch eher den Charakter eines InstrumentalAlbums. Allerdings vom Allerfeinsten !

Greetings ……………… lemmi

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