It’s a Family Affair, denn auch den Brüdern Adam und Jordan Chini liegt die Musik im Blut. Doch zunächst einmal zurück an den Anfang, wo alles begann. Familie Chini wanderte in den 1920er Jahren aus Italien in die USA ein. Ed Chini, der Großvater von Adam und Jordan, verdiente sich als kleiner Junge seinen Lebensunterhalt als Akkordeonspieler bei Radiosendern in Chicago. Nach dem Umzug der Familie nach Kalifornien wurde Ed, der sich zunehmend für Jazz begeisterte, Akkordeonist in der Band „The Four Sharps“. Eds Sohn Robert Chini trat in die Fußstapfen seines Vaters, lernte früh Schlagzeug und wurde später Songwriter für Motown. In den 1970er Jahren hatte Robert denselben Manager wie Muhammad Ali und hätte beinahe seinen großen Durchbruch gehabt, als er einen seiner Songs an Quincy Jones schickte, der für Michael Jacksons „Off The Wall“-Sessions infrage kam. Leider schaffte es der Song nur knapp nicht in die Auswahl. Von mehreren hundert eingereichten Songs landete er zwischen Platz 10 und 15. Schade, aber knapp vorbei ist eben auch vorbei.
Adam wurde 1985 geboren und bekam mit fünf Jahren sein erstes Schlagzeug. Sein jüngerer Bruder Jordan kam sechs Jahre später, 1991, zur Welt. Auch Jordan bekam mit sechs Jahren sein erstes Instrument, eine Gitarre. Da Robert Chini, der Vater der beiden Jungs, einen Job als Künstlerbetreuer bei Carvin Audio angenommen hatte, standen zu Hause regelmäßig neue Homerecording-Geräte zum Ausprobieren herum. Jordan Chini bastelte schon früh in seinem Zimmer an verrückter elektronischer Musik, wie sie Aphex Twin oder Autechre machten.
Trotz des Altersunterschieds von sechs Jahren waren Adam und Jordan immer eng miteinander verbunden und spielten auch zusammen in denselben Bands. Zwischenzeitlich gingen sie musikalisch getrennte Wege. Jordan Chini hat sich zum Multiinstrumentalisten und Musikproduzenten gemausert und unter dem Namen „Boy Dude: Cassette For You“ ein Album veröffentlicht, auf dem er Lo-Fi-Songwriting und Psychedelia mit der Ästhetik von experimentellem Funk und Soul verschmilzt.
Unter seinem neuen Alter Ego „Count Dubula“ (dubula = Zulu-Ausdruck für schießen, feuern) veröffentlichte er vor zwei Monaten „The Rise of Count Dubula“ (CQQL Records). Es ist nicht auszuschließen, dass Jordan das Album im Alleingang aufgenommen hat. Da er schon immer viel mit Soundtechniken gearbeitet hat, kann man auch hier davon ausgehen, dass Jordan mit einer Reihe von Gitarren, Bässen, Drumcomputern und Vintage-Synthesizern bewaffnet ins Studio verschwunden ist und sich ans Werk gemacht hat. Für mich ist „The Rise of Count Dubula“ pures Hörvergnügen. Jeder Song hat seine eigene Melodie, die Keyboards wabern lang und breit durch den Äther, die Dub-Effekte sind nicht übertrieben, der Bass rollt langsam und träge, aber immer mit Druck. Der Keyboardsound ist oft etwas pompös, fast theatralisch. Herrlich, wie das Theremin im Track „Born Again“ jault. Das ganze Album erinnert mich auch musikalisch an Jack Arnold B-Movies aus den 50er Jahren (Die unglaubliche Geschichte des Mister C.; Der Schrecken schleicht durch die Nacht; Tarantula etc.). Auch hier teilweise billigste Effekte, wie z. B. in „Black Lung“ ein ordentliches morgendliches Abhusten eines Kettenrauchers Marke „Letzte Grüße aus Davos“ oder ein fettes Aushusten nach einem Zug aus der Hookah. Aber ich mag das ganze Konzept so wie es ist: kurzweilig, dubbig, unscharf, emotional, trippig, verträumt, oder … denkt euch was aus.
Zusammengefasst: „The Rise of Count Dubula“ von Count Dubula ist ein amerikanisches Dub-Reggae-Projekt aus Los Angeles, Kalifornien, das vom Musikproduzenten und Komponisten Jordan Chini im traditionellen Dub-Stil eingespielt, aufgenommen und abgemischt wurde. Mit analogem Delay, Federhall und einem Big Knob Filter wurden die Aufnahmen durch einen Achtkanal-Mixer/Tape-Maschine Tascam 388 geschickt und dann mit einem improvisierten Ansatz abgemischt. Die Idee mit dem Kassettencover gefällt mir sehr gut. Das Album und das Layout wurden dadurch beeinflusst, dass Jordan Chini einige Aufnahmen seines Vaters (Robert Chini – ehemaliger Songwriter für Motown Records), also eine Kassette, aus den späten 70er Jahren ausgrub, was wiederum Jordan dazu inspirierte, in ähnlicher Weise zu experimentieren. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
3 Antworten auf „Count Dubula: The Rise Of … Count Dubula“
„Für mich ist „The Rise of Count Dubula“ pures Hörvergnügen.“
Ebenso ! ………………… Vor zwei Monaten wurden ja schon die ersten Kommentare dazu abgegeben. Dabei ging es allerdings in erster Linie um die Kassetten.
Mir ist durch die Rezension aber auch schon wieder meine ganze „Misere“ klar geworden. Die Listen (!) mit außergewöhnlich guter DubMusic sind inzwischen so lang und umfangreich geworden, daß diese sehr schönen Dubdaten bei mir auch schon wieder fast in Vergessenheit geraten sind. Sie sind zwar in meiner Liste und ich finde sie wirklich ausgesprochen gut aber ich habe sie auch bisher gefühlt nicht öfter als drei mal gehört. Allein die NeuErscheinungen vom letzten Wochenende beinhalten auch schon wieder jede Menge sehr guten Stoff, den ich im einzelnen gar nicht mehr kommentieren kann.
Die Riddims, die hier als Grundlage dienen, sind – für meinen Geschmack – extrem charmant. Und ich suche mir gern noch ein paar von den angebeotenen Adjektiven heraus. „Kurzweilig, dubbig, emotional, trippig und verträunt.“ Stimmt alles und noch viel mehr ! Lediglich mit „unscharf“, kann ich nicht so viel anfangen, was wohl daran liegt, daß ich es nicht so verstehe, wie es gemeint sein könnte. Ich finde die Hihat bei „Born Again“ doch ein wenig bis viel zu scharfkantig. Is noch lange nicht so schlimm, wie bei so manchem „TubbyDubHighPassVerzerrFilterSound“ aber ich mag das so nicht so wirklich. Dennoch mag ich den Dub sehr gern, da er mich ebenfalls, durch Keyboard und Theremin, sehr an die Atmosphäre von den alten Jack Arnold – Filmen und auch ein wenig an Edgar Wallace erinnert.
Es war eine Zeit, in der es noch lange nicht so viel Effekthascherei gab, wie es danach immer häufiger und nerviger wurde. Ich gebs ja zu, ich mag auch „Spider Man“ und „DeadPool“ aber normalerweise gehen mir diese extrem übertriebenen Computeranimationen seit „Matrix“ mächtig auf die Nüsse. Gefühlt, kommt heute kein ActionFilm mehr ohne so völlig alberne Effekte aus, wo jemand einen Schlag abbekommt und danach in physikalisch abnormer und unmöglichger Weise mindsestens 20 Meter, waagerecht (!) durch den Raum, bzw. durch die Luft fliegt. Bei Comics und Herr der Ringe, kann ich da noch ein Auge zudrücken, da es sich ja eh um völlig unrealistische Fantasien handelt aber bei Bond und vielen anderen ActionFilmen geht mir das aufs´ Skrotum ….. War noch was ?
Ach ja „The Rise of Count Dubula“ ! Insgesamt mag ich vor allem auch die Art des Halls auf der Snare. Ich finde so ist das perfekt !!!
Wahrscheinlich sind es auch hier wieder die analogen Effektgeräte, die mir dieses wohlig – warme und zum Schweben verleitende DubGefühl verschaffen.
Es handelt sich hier – auch für meinen Geschmack – um sehr ausgereifte und über jeden Zweifel erhabene Dubs bzw. DubMusic, die nicht nur durch den souveränen Einsatz der Effekte, sondern ganz besonders auch durch die – ebenfalls erst mal für meinen Geschmack – sehr groovigen Riddims und wohl nicht zuletzt durch das Talent des Musikers, bzw. der Musiker ( Oberbegriff für Musiker und Musikerinnen sowie auch für Musiker;Innen ) zustande gekommen sind.
Sehr interessant sind auch wieder die umfangreichen Informationen zu den Vorgeschichten und den Hintergründen zur Entstehung diese Daten.
Gut, daß es diese Rezension dazu noch gegeben hat. Dadurch habe ich die sehr gute DubMusic heute nochmal und bestimmt ( hoffentlich ) nicht zum letzten mal genießen können.
Greetings ……………. lemmi
Unfortunately, this album is a bit too short. Maybe I’m wrong, but the bass line on Born Again sounds like Aston Barrett’s unique bass line on Natural Mystic by Bob Marley & the Wailers. Another nice recommendation that is really worth listening to.
Yeah Mann !
It sounds like Aston Barrett´s „Natural Mystic“ – BassLine. Its not the same but it makes the same good Feeling, because it god the right timing for a magic BassLine. For me, the whole Album sounds like BassLines from Jamaica. In some Case(s) I can hear also Flabba´ Holt …..