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Dreadzone: Escapades

Escapades

Als ich Dreadzone Anfang der 1990er Jahren zum ersten Mal hörte, war es so etwas wie ein Erweckungserlebnis für mich. Dub wies hier erstmals deutlich über den Horizont des Genres hinaus. Dreadzone fusionierten Reggae, Dub, Elektronik und das, was damals „Leftfield“ genannt wurde, zu einem ungemein harmonischen Ganzen, dem typischen Dreadzone-Sound, der gänzlich neu und aufregend war. Folgerichtig ließ die Band den Reggae-Kontext schnell hinter sich, unterschrieb bei Virgin Records und verzeichnete 1996 mit „Little Britain“ sogar einen veritablen UK-Charts-Hit. Wahrscheinlich war kaum einem der damaligen Käufer klar, dass er eine Dub-Platte erwarb. Zu sehr war die Dub-DNA verborgen unter vielschichtigen Rhythmen, genrefremden Melodien (die eher an Folk, denn an Reggae denken ließen) und ungewöhnlichen Instrumentierungen. Nun, 20 Jahre nach Gründung der Band, und 17 Jahre nach „Little Britain“ erscheint das neue Album der Briten: „Escapades“ (Dubwiser Records). Inzwischen ist der Dreadzone-Sound, an dem die Band um Greg Roberts und Leo Williams unbeirrt fest hält, längst nicht mehr so spannend wie vor 20 Jahren. Zudem ist in der Hälfte der Stücke des neuen Albums die bisher so wohl gehütete Dub-DNA verloren gegangen. Sie musste Pop- und Rock-Genen weichen, aus denen ein paar ziemlich kommerziell anmutende Tracks (z. B. „Too Late“, Feat. Mick Jones) hervorgegangen sind. Schlimm! – Aber da wäre ja noch die andere Hälfte von „Escapades“, immerhin fünf Stücke, die bewahrt haben, wofür Dreadzone zwei Dekaden lang stand. Genannt seien hier die Songs „Rise Up“ oder „Next Generation“, beide mit Vocals von Earl 16. Auch wenn der Sound in den 90ern stecken geblieben scheint („Next Generation“ könnte auf dem Album „Second Light“ von 1996 veröffentlicht worden sein), so handelt es sich doch um gut gemachte Songs mit starken Melodien, ordentlich Reggae-Offbeat und dem klassischen Dreadzone-Dub-Feel. Was gibt‘s daran auszusetzen? Das Problem liegt wahrscheinlich weniger bei Dreadzone, als bei mir, dem ehemaligen Dreadzone-Verehrer, der dem neuen Album mit zu hohen Erwartungen begegnet. Wäre Dreadzone seinerzeit nicht so wahnsinnig „Avantgarde“ gewesen, dann würde es mich jetzt nicht so schmerzen zu erkennen, dass sie mit ihrer aktuellen Musik der Zeit hoffnungslos hinterher hinken. Es ist nicht fair, aber Dreadzone bewerte ich mit sehr hohem Maßstab. Wie sonst sollten wahre Innovatoren gemessen werde? Und hier ist Dreadzone vom Giganten zum Zwerg geschrumpft. Leider.

My verdict: Half of the album isn’t dub anymore. The other half is quite good, but doesn’t satisfy my super high expectations. Dreadzone seems to be stuck in the 90ies.
My rating: 5 (out of 10)
Check it out: not available yet

2 Antworten auf „Dreadzone: Escapades“

Oh ja, was war ich Fan von Dreadzone. Vor allem die Scheibe „SOUND“ ist für mich das Highlight aller Highlights von Dreadzone. Auch andere Musikstile, die sie verarbeitet haben, z.B. Rocken Roll wurden in ihren Händen zu richtig geiler Musik die ich sowohl als Tanz- als auch als Dub Musik voll abfeiern konnte. Das sie schon immer auch irgendwie radiotauglich waren, hat mich null komma nix gestört. Auch im Radio ist ja 1 von 10000, mal ganz gut. Leider kann ich seit einiger Zeit kein Dreadzone – Album mehr kaufen, ohne es vorher abzuchecken.

Schade ………………… lemmi

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