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Good Over Evil: 12 Tribes

Oft höre ich neue Dub-Alben zum ersten mal während ich arbeite. Ich sitze dann vorzugsweise abends vor dem Computer, befinde mich in einem angenehmen Flow – weil ich endlich ungestört bin – schreibe, lese, konzipiere, bin konzentriert bei der Sache. Und ich gebe zu, dass so manches Dub-Album nahezu unbeachtet durchläuft. Ja ja, ich genieße dann die warme Atmosphäre der Musik, lasse mich tragen von den langsamen Beats, aber ich höre nicht wirklich hin. Bei „12 Tribes“ (Good Over Evil) von Good Over Evil war es etwas ganz anderes. Schon als die Bassline der ersten Tracks erklang, konnte ich nicht anders als aufhorchen. Seither ist es eines meiner aktuellen Lieblingsalben. Ich bin immer wieder erstaunt, dass es in dem stilistisch eher schmalen Rahmen zeitgenössischen Reggae-Dubs (also diesseits von Experimenten, Retro-Sound und Crossover-Spielereien) immer noch gelingen kann, Musik zu produzieren, die sich so deutlich vom Durchschnitt absetzt. Musik, die aus irgend einem rätselhaften Grund besser ist, als der Rest. „12 Tribes“ ist eines von diesen Alben. Die Effekte sind hier meisterhaft eingesetzt, der Sound ist druckvoll und klar. Jeder Track entfaltet eine eigene Atmosphäre, ohne den roten Faden zu verlieren. Es ist ein Album, das Dub in seiner reinsten Form zelebriert, aber mit einer Präzision und Intensität, die nicht oft erreicht wird. Hier scheint alles zu stimmen: Sound, Basslines, Komposition, Arrangement und Mix. Kraftvoll aber nicht brachial, magisch aber nicht düster, minimalistisch aber nicht langweilig, melodiös aber nicht kitschig. Hinter Good Over Evil stecken übrigens die beiden Spanier Jah Ivan und Dani Roots. Schon mit ihrem Album „Life Arkitect“ von 2023 haben die beiden bewiesen, dass sie ein feines Gespür für tiefgründigen, atmosphärischen Dub haben. Auch ihr späteres Projekt „Roots of One“ und die dazugehörige Dub-Version „Roots of Dub“ zeigten, dass hier zwei Produzenten am Werk sind, die nicht einfach nur Patterns aneinanderreihen, sondern Dub als künstlerischen Ausdruck begreifen. Am meisten Aufmerksamkeit bekamen sie zuletzt wohl für ihre Dub-Version von Aka Bekas Album „Living Testament“ – doch während dieses Projekt auf fremdem Material basierte, ist „12 Tribes“ ein reines Good Over Evil-Werk. Und es ist, ohne Frage, ihr bisher bestes.

Bewertung: 4.5 von 5.

3 Antworten auf „Good Over Evil: 12 Tribes“

Nun, bei mir ist dieses Album aus wohl einem ebenso rätselhaften wie unerklärbaren Grund völlig aus dem Radar gefallen. Dank deiner Rezension gebe ich ihm nochmals eine Chance, aber ich schaffe es kaum, die ersten drei Tracks am Stück durchzuhören.
Die Sounds (sollten das Bläser sein? Bei Benjamin… grässlich…) und die elektronischen Drumsounds fallen bei mir total durch. Das ist dann wohl die oft beschworene Geschmackssache.
Ich kann zwar ansatzweise intellektuell folgen und meine zu verstehen, was du in deiner Rezension meinst, aber es fährt bei mir ganz und gar nicht ein. Ich fühle diese Musik schlicht und einfach nicht. Das ist es auf den Punkt gebracht, voilà!
Nein, dieses Album bleibt eines von vielen, das bei mir keine Spuren hinterlässt und sehr schnell vergessen geht.

Also, ich kann euch beide ganz gut verstehen. Ich muss bei jedem Dub aufhorchen !!! Egal ob KI-Dub oder LKJ in Dub oder Dub vom Allerfeinsten
a la Mr. Woodwicker ( Geschmack ist Trumpf ). Wenn Musik läuft, ist alles andere Egal. Ich kann bei Musik abgrundtief Hassen, wenn sie mich falsch trifft, bzw. ganz und gar nicht nach meinem Geschmack ist.
Bei Punk und Heavy Metal is das zu nahezu 100 % der Fall. Vom Verstand her mag ich auch Punk und Heavy Metal, weil es ehrliche und handgemachte Musik ist. Aber was hat Musik mit Verstand zu tun ?! NIX !!! Musik ist einzig und allein Gefühl. Ich kann mich immer kaputtlachen, wenn ich sage ich finde die Musik scheiße und jemand anderes sagt, ja aber der Text ist gut. Und wenn Musik mich so rifft wie Reggae und Dub, dann bin ich bereit die ganze Welt zu lieben und zu umarmen.
Ich kann aber auch sehr gut verstehen, wenn diese Dubs hier nur so vorbeiplätschern oder sogar ein bisschen nerven. Es stimmt schon, daß die „KI-Drums“ nicht wirklich prickelnd sind und auch das, was eventuell Bläser auf billige Art ersetzen soll, kann mich nicht wirklich begeistern. Für mich ist das ein bisschen so, wie es eventuell für einen
Cineasten ist. Ein Cineast findet auch in einem B-Movie noch genug spannende oder sehenswerte Momente und Dub Connaiseure mögen vielleicht auch den einen oder anderen KI-Dub oder eben komplett „chemisch klingende“ Töne von nicht vorhandenen Instrumenten. Ich mag auch B-Movies, bzw. B-Dubs aber es fällt mir auch überhaupt nicht schwer, die nur einmal zu hören, bzw. zu sehen.
„Good Over Evil“ ist für mich eher ein B-Dub, den ich aber durchaus fühlen kann.
Allerdings kann ich übehaupt nicht nachvollziehen, wie man Dub oder Musik im Allgemeinen, so ganz nebenbei hören kann. Ich bin aber sehr Dankbar dafür, daß René diese Katze hier mal aus dem Sack gelassen hat. Ich frage mich nämlich sehr oft, wie ihr das alles so schafft. Einerseits will man doch wohl auch immer wieder mal die sogenannten „alten Sachen“ hören, was mich im Prinzip schon sämtliche Freizeit „kostet“ und andererseits ist da ständig das Verlangen nach neuen BassWellen, nicht zuletzt aus Angst die perfekte Welle zu verpassen. So geht es mir jedenfalls.
Ich stelle immer wieder erhebliche Mängel bei mir fest. Dazu gehört auch, daß ich keine Musik hören kann, wenn ich arbeiten muss. Oder sagen wir mal, wenn ich mich beim Arbeiten konzentrieren muss. Die Musik ist dabei immer dominant und ich kann mich in keiner Weise auf etwas anderes konzentrieren. UND ICH WILL ES AUCH NICHT !!!
Jetzt in diesem Moment, läuft hier keine Musik, weil ich mich auf mein Geschreibsel konzentriere. Mag ja sein, daß ihr euch denkt, „oh weh, der lemmi muss sich sogar bei seinen simplen Gedanken konzentrieren“ aber wie ich schrieb, habe ich da wohl gewisse Mängel.
Was solls, ich kann es nur so, bzw. ich will es nur so. Offensichtlich nehmt ihr aber auch nicht jeden Dub genau unter die Lupe, wenn so manches DubAlbum nahezu unbeachtet durchläuft.

( Übrigens : ich mag auch c-movies und manchmal auch d-movies, wobei das d hier mal wieder für deutschland steht )

Wenn Musik mit echten Instrumenten, analog eingespielt wird und sogar die Effekte und sonstige Soundspielereien eine art biologische Grundlage haben, dann kommen bei mir der Verstand und die Gefühle zusammen und bilden eine unerschütterliche Einheit …. oder so ähnlich.

Äh, wovon war nochmal die Rede ? ……………… lemmi

Also ich schließe mich Phillips Meinung an. Ich kann die Beschreibung im Review nicht nachvollziehen. Es hört sich so künstlich und gezwungen an. Nach dem dritten Tune war Schluss. Es langt nicht mal zum nebenbei hören, wobei ich da ganz beim Lemmi bin. Nebenbei is nicht, ganz oder gar nicht. Und dann möchte ich eine gewisse Dubessenz (ja, zb. ala Woodwicker oder dub shepherds) spüren und hören. Und die fehlt mir hier gänzlich.

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