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Ras Red I: Gweithredu Dub

Soll mir mal einer sagen, dass man sich nicht doch von einer Verpackung beeinflussen lässt. Wäre auf dem Album ein Comic (Wimmel)Bild von Tony McDermott zu sehen gewesen, dann wäre ich viel früher auf dieses Oevre aufmerksam geworden. Leider prangt auf dem vorliegenden Album lediglich ein „Monchhichi“-ähnliches Wesen mit sehr geröteten Augen vor einem Soundsystem. Für Monchhichis war ich Anfang der 80er bereits viel zu alt. Heute stolperte ich wegen des walisischen Wortes „Gweithredu“ (engl. Action) erneut über dieses von mir völlig übersehene Album. Die Rede ist, wie ihr oben unschwer erkennen könnt, von Ras Red I: Gweithredu Dub. Wenn das abgebildete Wesen Ras Red I (lies „Red Eye“) stilisieren soll, dann hat er offensichtlich, feinste Sativa Landrasse konsumiert, die seiner Kreativität einen echten Kick nach vorn verpasste. Russell Squire, so heißt der Multiinstrumentalist, Produzent und Dubmaster aus Taunton, einer Stadt in der Grafschaft Somerset im Südwesten Englands, mit bürgerlichem Namen. Mit „Gweithredu Dub“ hat er eine Werkschau zusammengestellt, die man zweifellos als Hommage an die Blütezeit des Reggae Ende 1970er, Anfang 1980er verorten muss.
In England ist Ras Red I kein Unbekannter und seine Dub-Workshops sind in der Grafschaft Somerset kein Geheimnis mehr. Außerdem engagiert er sich für den Fortbestand der ältesten auf der Insel gesprochenen Sprache, dem Walisisch (Cymru > engl. Wales).
Das vorliegende Album ist eine Mischung aus fast im Alleingang eingespielten Eigenkompositionen, die neu gemixt wurden und einigen Ras Red I Favoriten, die im Laufe der letzten vier Jahre mit anderen Interpreten im eigenen Studio entstanden sind. So gefällt mir „Swine“, eine Anspielung an George Orwell’s Animal Farm, von One Style MDV (MDV = Many Different Variations) ausgesprochen gut. One Style MDV sind eine Band mit Mitgliedern afrikanischen Ursprungs aus London, die bereits auf über 30 Jahre in Sachen British Reggae zurückschauen können und mich immer leicht an Misty in Roots erinnern. Zumindest, was ihren Output anbelangt, sind sie Misty in Roots sehr ähnlich.

Mit seinen eigenen Dub-Tracks und den Dub-Remixen einiger Gastinterpreten zeigt dieses Album Ras Red I als einen vielversprechenden Grassroots-Dub Künstler. Für den sehr relaxten Mix hat dann der Meister lieber ein bisschen einer Indica Variation zu sich genommen, denn „Gweithredu Dub“ versprüht statt „Action“ eher ein wohlig warmes Laid Back Feeling. Genau das, was einen entspannten Abend ausmacht.

Bewertung: 4 von 5.

17 Antworten auf „Ras Red I: Gweithredu Dub“

Das Album wäre noch um einiges besser, wenn es nicht am „Scientist-Syndrom“ leiden würde. Die HiHats haben mitunter soviel Treble drauf, dass mit die Ohren schmerzhaft flirren und die Nachbarhunde jaulen (letzteres stimmt nicht, aber schreibt sich gut :-)

Mir ist kein „Scientist-Syndrom“ bekannt, was soll das sein? Scientists ureigener Sound oder was? Wer die Anlage aufschrubbt, dass die Nachbarhunde jaulen, sollte dringend sein Hörvermögen untersuchen lassen.
In meinen Ohren klingt alles so, wie es sein muss – relaxt eben.

Scientist hatte mal einen ureignen Sound, dann hatte er mutmaßlich ein Hörgebrechen – seither sind seine Trebles over-the top. Das kann man z.B. sehr gut am aktuellen Re-Release von „Scientist Dubs Culture Into A Parallel Universe“ nachvollziehen. Seine älteren Mixes klingen hingegen (für die damalige Zeit) top!

Oh ja !

Bei „Scientist Dubs Culture Into A Parallel Universe“ muss man ordentlich an den Frequenzen schrauben, damit man keinen „Tinitus“ bekommt. Wenn dann noch ( hin und wieder mal ) meine „Lieblingsraschel“ / Tamburin ohne Fell dazu kommt, geht mein Feeling schon in Richtung „Hyperakusis“. Jedoch, wenn ich erst mal einen „Klangkompromiss“ gefunden habe, geht aber mal so richtig die Post ab. Diese Power in den Riddims gibt es – nach meinem Empfinden – heute nirgendwo mehr.
Jedefalls auch – ganz nebenbei – ein ganz feiner Tip !!!

So long ………….. lemmi

Am EQ oder an den Bass- und Treble-Reglern herumzudrehen ist natürlich eine Lösung um gewisse individuell wahrgenommene akustische Defizite auszugleichen. Ich mache das seit langem nicht mehr, weil dadurch der möglichst objektive Vergleich von Alben, Künstlern, Produzenten, Studio- und Mastering-Engineers, aber auch mitunter fragwürdigen Label-Vorlieben nicht mehr möglich ist. Zudem gibt es ja auch immer wieder zeitgemäße Bestrebungen, was das kreieren eines gerade hippen Sounds betrifft. Man denke nur an den Sound der 90er Jahre vs. Sound von den 70ern. Oder das Mastering Vinyl vs. CD vs. Stream.

Und ja, diese Scientist-Dubs vom Culture-Album sind ein extremes Beispiel, vor allem die ersten beiden Tracks. Auch der Unterschied im Vergleich zum Vocal-Counterpart spricht imo Bände. Ich habe mitunter auch die Vermutung, dass das nicht immer beabsichtigt ist und der Original-Datenträger (Bänder, Files) womöglich beschädigt wurde. Oder die Kopie der Kopie der Kopie der Kopie aus obskuren Quellen als Wiederveröffentlichung verwendet wurde. Alles schon vorgekommen.

Apropos guter Sound: Ranking Joe’s neue Single „Stop Putin“ knallt mega rein. Laut hören und sich vom Riddim das Sonnengeflecht massieren lassen… booom!

Yeah Mann !!!

STOP PUTIN !!! Dafür ist Reggae ja auch bekannt, das es auch ganz spontan zu aktuellen Themen richtige BigTunes raushauen kann.
Ranking Joe ist mir auch immer sehr willkommen. Allerdings habe ich ihn erst in den letzten 10 – 15 jahren richtig zu Schätzen gelernt. Seine älteren „Sachen“ wurden wohl noch nicht richtig gemastert. Da fehlte mir immer der Wumms. Aber allein sein „Who you bad so“ mit Mungos HiFi ist für mich allererste Sahne ( Schagobers ).
STOP PUTIN ! hat in der Tat ebenfalls richtig Wumms und der Riddim passt zur momentanen allgemeinen Wetterlage.

Nochmal wegen Sound : „Scientist Dubs Culture Into A Parallel Universe“ habe ich sogar als CD in meiner Schublade Zuhause gefunden. Hab´se dann natürlich gleich noch mal reingeschmissen und ja, das ist soundmäßig richtig in die Hose gegangen. Ich habs ehrlich gesagt noch nicht mal mit dem Equalizer geschafft, den Sound genießbar zu machen.
Wahrscheinlich habe ich die Scheibe deshalb fast komplett verdrängt und vergessen. Ich dachte damals „Scientist hat wohl echt keinen Bock mehr“.

Inzwischen hat er mich aber doch hin und wieder voll überzeugt.

„Can´t stop me from talk“ …………………… lemmi

Entschuldige bitte gtk, dass ich da nochmal nachfrage. Du hast selbst das Wort „mutmaßlich“ gewählt, hast du irgendwo Belege dafür? Ich habe jetzt stundenlang in Dokumentationen und auch Interviews gesucht und keinerlei Anhaltspunkte für deine Aussage gefunden. Wo hast du diese Information her?

Ja gerne, Steffen – Nachfragen & Dialog & Erörterungen & Diskussionen sind mir immer willkommen!
Du sagst es – mutmaßlich heißt, dass es keine Belege gibt. Die Recherchen gehen Göttin-sei-Dank nicht soweit dass man Einsicht in Scientists medizinische Diagnosen haben möchte :-)

Die Basis für die Mutmaßung ist, dass seine frühen, unter uns sehr bekannten und geschätzten Mixes akustisch trotz der damals nicht gar so elaborierten Studio-Technik sehr ausgewogen sind, seine späteren Mixes hingegen unter extremen lauten Trebles im oberen kHz-Bereich leiden. Sprich die Hochtöne, die schon schmerzhaft werden können, so man ein gutes Hörvermögen besitzt und zugleich auch jene Hochtöne, die zumeist als erster in Verlust gehen – bei Hörgebrechen, aber auch im fortgeschrittenem Alter. Ich hab‘ da meine eigenen Erfahrungen gemacht – dank eines lauten Knalls, der kurzfristig die mittleren Töne (Sprechbereich) beeinträchtigt hat. Eine Behandlung und x-fache Hörtests später passt wieder alles, das Hörvermögen liegt in allen Frequenzen sogar weit über dem Altersdurchschnitt… Hallelujah, danke dem Doc!

„das Hörvermögen liegt in allen Frequenzen sogar weit über dem Altersdurchschnitt…“

Das ist die Grundvorraussetzung für alle Dub Connaisseure und eventuell auch Dub Connaisseusen ( falls es solche FabelWesen geben sollte ).

( Ja is ja gut …… bin ja schon wieder weg aber den konnte ich mir nicht verkneifen ….. )

Ach und zum Hörvermögen bzw. „mutmaßlichen Hörschaden“ vom guten „alten“ Mad Professor sag ich jetzt mal nix ……. Ich denke aber, das es nach jeder Tour zwangsläufig schlechter werden musste, mit dem Hörvermögen. Und dann fehlt da auch oft jemand wie Chris Blackwell, dem der Sound einer veröffentlichten Scheibe ganz und gar nicht egal gewesen zu sein scheint bzw. schien.
„Who knows the true secret of a´ master tape?“

So long ……………… lemmi

„Monchhichi“ ??? ….. Ich muss doch sehr bitten Ras Vorbei ;-)

Wie kannst du nur meinen guten alten „Action Team Mann“ mit sonem Monchichi „verwechseln“? Der Action Team Mann war damals die „männliche“ maskuline Variante bzw. Verbesserung vom guten alten Ken. Der Action Team Mann war mein ganz spezieller Freund, mit dem ich viele AbenteurFilme in meinem Kinderzimmer und weit darüber hinaus „gedreht“ bzw. gespielt habe. Ich hatte vom Hubschrauber, über Tauchausrüstung mit fettem Schlauchboot, bis hin zum PolizeiAuto incl. Wasserwerfer, nahezu das gesamte Equipment für meinen Helden dabei.
Später habe ich mir für „gewisse Stunden“ auch mal die BarbiePuppe meiner kleinen Schwester ausgeliehen. Auch ein Action Team Mann brauch mal was fürs Herz ;-)

Die Musik auf „Gweithredu Dub“ ist ebenfalls genau richtig für mein „DubHeart“. Was, wann immer ich sowas schreibe, in erster Linie natürlich an den BassMelodien liegt. Ich würde behaupten, die BassMelodien sind alle von „Flabba“ Holt „ausgeliehen, bzw. inspiriert. Vom DrumSound a la Style Scott höre ich hier nix, was besonders auch am „Sound“ von der SnareDrum zu erkennen ist. Die klingt hier – für mich – eher nach nem umgedreheten Schuhkarton als nach der SnareDrum von Style Scott. Mit Effekten auf der Snare Zeit wurde auch extrem gespart. Aber das empfinde ich gar nicht so sehr als Problem, da es dem Charme der Riddims nix anhaben kann. Denn die BassLines wirken auf mich, wie der gesamte Blutkreislauf, den ich zu Beginn meines „Seins“ im Mutterleib gespürt habe. Das war schließlich auch der Grund, warum ich es selbst mit meiner Geburt nicht ganz so eilig hatte.
Ich verstand damals noch nicht, warum ich diesen „wohlig warmen Platz, inclisive Laid Back Feeling“ verlassen soll. Ich bin mir nicht ganz sicher aber es würde zu mir passen, das ich nen Deal mit JAH gemacht habe, indem es darum ging, das, sobald ich den GeburtsKanal verlasse, der erste ReggaeTakt hier auf Erden gespielt wird. Ansonsten wäre ich da geblieben, wo ich war. Im Mutterleib !!! Naja, sehr oft denke ich, der Deal war gar nicht schlecht. ( Manchmal denke ich auch, ich hab se nicht mehr alle ….. aber das is ok so ).
Insgesamt komme ich auch mit dem Sound sehr gut klar, obwohl ich den Einwand von gtk mit dem „terrible“ Treble auch sehr gut nachvollziehen kann. Ich glaube aber, das das besonders auf Kopfhörer richtig schlimm zum Tragen kommt. Auch ich habe am Wochenende mal wieder über Handy auf Kopfhörer Musik gehört und ich muss sagen, das muss man wirklich wollen oder man hat eben keine andere Möglichkeit. Wie könnt ihr das nur alle akzeptieren ? Oder habt ihr alle nen kleinen tragbaren Equalizer zwischen Handy und Kopförer geschaltet ?!

Also, wenn ich am Sound nicht selbst was regeln kann, dann kommen mir die Tränen ……………..

Die Riddims von Misty In Roots sollte sich auch mal ein DubWizzard vornehmen. Misty In Roots RUUUUUUUUUUULES !!! LIVE UP !!!

So long …………… lemmi

„Die Riddims von Misty In Roots sollte sich auch mal ein DubWizzard vornehmen.“
Lemmi, ein paar Dubs findest du als Single B-Sides und Extended Maxi Mixes auf: Misty In Roots: Singles Collection 1978 – 1986. Prinzipiell hast du recht, ein „richtiges“ Dub-Album gibt es von Misty bis heute leider nicht.

Hehe, is schon manchmal lustig. Da geht es hier um Ras Red I und wir reden über Misty In Roots. Sorry an Ras Red I.
Mein Brain ist halt am liebsten abwegig unterwegs.
Ich würde aber gern noch ergänzen, das ich bei den Dubs von Misty In Roots noch mehr „DubExperrymente“ haben möchte. Ich habe zum Beispiel auf der Maxi-Single von „Poor and Needy“ eine schöne DubVersion dabei aber bei einem kompletten DubAlbum würde ich mir viel mehr analoges Mischpult Arrangement wünschen.
Besser ausgedrückt würde ich sagen, die Riddims müssten für mich zunächst noch viel mehr „zerschreddert“ werden, bevor sie dann mit ordentlich DubLametta wieder zusammengestzt in ganz neuem „SoundLicht“ erscheinen.

„Lets become Red Eyes“ ………………… lemmi

I’m awfully sorry, lemmi, aber der legendäre „Action Team Man“ ist komplett an mir vorbeigerauscht und deshalb reichte meine Fantasie lediglich bis zu den mir vage bekannten Monchhichis. Siehste, unter dem Aspekt macht jetzt „Gweithredu“ sogar Sinn. Entschuldige bitte mein Unwissen, offenbar habe ich damals bereits mit anderen, für mich interessanteren, Dingen gespielt. ;-)))
Besten Dank für die Richtigstellung!

Spot on, lemmi!
Beim Mad Professor ist das allerdings so eine Sache – meist klingt er mies, manchmal aber auch sehr, sehr gut. Ich meine – und das ist auch wieder eine Mutmaßung – dass das Ariwa Studio nicht das *räusper* aller-allerbeste ist. Dazu kommt noch der massenhafte Output… da wird für Qualität nicht viel Zeit bleiben. Mixt er aber in einem ordentlichen Studio für Künstler mit entsprechendem Budget wie Massive Attack (siehe das „No Protection“-Album oder die Dubs im Rahmen der Neuauflage des „Mezzanine“Albums als Deluxe-Version) dann ist das klanglich schon sehr, sehr schön.
Ansonsten – wie gesagt – ist der Professor nicht so meins. Abgesehen von dem akustischen Mängeln möcht‘ ich auch diesen notorisch nervenden Bongo-Freak auf den div. Mad Professor-Aufnahmen durch Sonn‘ und Mond schiessen – bildlich gesprochen.

„Ansonsten – wie gesagt – ist der Professor nicht so meins. Abgesehen von dem akustischen Mängeln möcht‘ ich auch diesen notorisch nervenden Bongo-Freak auf den div. Mad Professor-Aufnahmen durch Sonn‘ und Mond schiessen – bildlich gesprochen.“

Hehe ( smile ) ….. ich merke, ich bin nicht der einzige, der hin und wieder, mehr oder weniger, ganz spezielle Befindlichkeiten hat ;-)

Greetings ……………….. lemmi

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