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Rocksteady – The Roots Of Reggae

In den nächsten Tagen wird der Film „Rocksteady – The Roots Of Reggae“ in Deutschland Premiere haben. Ich habe ihn mir schon vorab angeschaut, nicht zuletzt, weil ich ziemlich gespannt darauf war zu sehen, ob endlich einmal eine gute Dokumentation über die Musik Jamaikas entstanden ist. Mein DVD-Regal ist prall gefüllt mit den dubiosesten Filmen über Reggae, meist dilettantische Versuche, dem Reggae zu huldigen, statt ihn zu erklären. Die einzige glorreiche Ausnahme ist die BBC-Dokumentation „Reggae: The Story Of Jamaican Music“, ein zweistündiger Streifzug durch die Reggae-Historie mit großartigem Footage aus allen Jahrzehnten der noch kurzen Existenz unserer Lieblingsmusik, mit sehr präzisem Off-Kommentar und schönen Interviews. Doch nun gibt es: „Rocksteady – The Roots Of Reggae“ und die BBC-Doku bekommt nicht gerade Konkurrenz in meinem Regal, sondern eine gute Ergänzung. Anders als bei der BBC liegt das Interesse des Regisseurs Stascha Bader nicht so sehr in der akkuraten Vermittlung von historischen Fakten, sondern eher bei den Menschen, die dem Rocksteady Mitte bis Ende der 1960er Jahre Leben einhauchten. Und genau in dieser Hinsicht wirkt „Rocksteady – The Roots Of Reggae“ manchmal wie eine Kopie von „Buena Vista Social Club“. Hier wie dort umkreist die Kamera die gealterten Musiker, zeigt sie im Studio und auf der Bühne, weidet sich an ihren zerfurchten Gesichtern und zeigt mit einem verschmitzten Augenzwinkern die alten Recken in  Posen, die der Zuschauer normalerweise von jungen Stars gewohnt ist. Und noch etwas lässt mich unweigerlich an Wim Wenders Original denken: Wir sehen ein Jamaika, das ähnlich wie Cuba, in der Mitte des letzten Jahrhunderts stecken geblieben ist. Wir sehen romantisch verfallene Orte, pittoreske Ruinen alter Theater, Orte unschuldiger Tanzvergnügen, die  ein Jamaika vor dem Sündenfall wiederauferstehen lassen. An diesen Orten stehen die Rocksteady-Veteranen, schwelgen in Erinnerungen an eine bessere Zeit und stimmen ein Lied an. Tja, innovatives Kino ist zehn Jahre nach „Buena Vista Social Club“ etwas Anderes. Aber als Freund von Reggaes „Goldenem Zeitalter“, nämlich der Rocksteady-Zeit, schaut man gerne über die allzu konventionelle Form des Films hinweg und freut sich, Gladstone Anderson, Ken Boothe, Stranger Cole, Marcia Griffith, Rita Marley, Derrik Morgan, Judy Mowatt, Dawn Penn, Leroy Sibbles und viele andere Musiker beim Musizieren zusehen zu dürfen. Langweilig wird das zu keiner Zeit, denn Stascha Bader entwickelt durch die Abwechslung von Studio-Szenen, Interviews mit den Artists (oft in deren erstaunlich kleinbürgerlich eingerichteten Häusern aufgenommen), dokumentarischen Straßenszenen und Footage aus den 1960er Jahren, eine kurzweilige Dramaturgie, die den Film sehr unterhaltsam macht. Gleichermaßen unterhaltsam sind die superb produzierten und aufgenommenen Songs, wenn auch Stascha Bader sich leider (aber verständlicher Weise) für die absoluten „Megahits“ des Rocksteady entschieden hat, derer man eigentlich schon etwas überdrüssig ist. Aber egal. Das ist alles klagen auf höchstem Niveau. Für eine Reggae-Doku ist „Rocksteady“ wirklich hervorragend gelungen und für jeden Reggae-Connaisseur ein Geschenk des Himmels.

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