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The Orb Featuring Lee Scratch Perry: Present The Orbserver In The Star House In Dub

The-Orb-Dub

Verrisse spare ich mir gerne, aber zu einem Album wie „The Orb Featuring Lee Scratch Perry: Present The Orbserver In The Star House“, das Ende letzten Jahres erschien, muss man einfach Stellung beziehen. Meines lautete: Lee Perry und The Orb passen zusammen wie das Plancksche Strahlungsgesetz und Micky Maus. Hinzu kommt: Perry ist schlimm, wie in den letzten 30 Jahren nicht anders gewohnt. Die Elektronik von The Orb ist hingegen ganz in Ordnung – hat nur leider mit Reggae nichts zu tun. Doch nun, knapp ein halbes Jahr später, machen The Orb endlich Nägel mit Köpfen, denn sie präsentieren mit „The Orb Featuring Lee Scratch Perry: Present The Orbserver In The Star House In Dub“ (Cooking Vinyl) eine Remix-Version des obigen Albums, auf der Perry in zumindest 50 Prozent der Tracks den Mund halten muss. Und zwar auf den 11 Instrumentalversionen, die zwar nach wie vor nichts mit Reggae zu tun haben, aber trotzdem – und das hört man erst jetzt ohne Perrys Redeschwall so richtig – ziemlich klasse sind. Statt öder House-Beats, bieten sie abgefahrene Rhythmuskonstruktionen, gespickt mit zahllosen Samples der analogen Musikwelt. Manche Tracks lassen eher an Funk, Afrobeat oder vertrackte Minimal-Produktionen denken, als dass sie gängige House-Klischees bedienen. Eigentlich haben die beiden Orb-Hintermänner hier so etwas wie Dub produziert, ihn allerdings durch die Unterschlagung des Reggae-Offbeats geschickt getarnt. Und noch etwas fehlt: Hall & Echo. Doch keine Sorge, genau das bieten die anderen 12 Tracks – allesamt Remixe dreier Songs: „Golden Clouds“, „Soulman“ und „Ball Of Fire“. Richtig spannend für Dubheads (mit Reggae-Offbeat-Vorliebe) sind davon allerdings nur vier Stücke, nämlich jene, bei denen Minimal-Produzent Deadbeat und Dub-Über-Producer Mad Professor an den Reglern saßen. Ersterer hat Perry & The Orb in eine Echokammer geschickt, aus der es scheinbar kein Entkommen gab. Vollkommen hypnotisch, geradezu mystisch, wabert sein Basic Channel-Minimal-Beat durch Zeit und Raum, während Perrys auf Silben gekürzte Vokals scheinbar endlos widerhallen. Mad Professor hat in seinem „Remix“ dem Orb-Original offenbar gar nicht vertraut und einen komplett neuen Reggae-Rhythmus unterlegt. Ich finde: es ist einer seiner besten Dubs der letzten Jahre geworden.

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