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Tru Moses: Messages from the Rocket

Traditionalisten mögen digitale Releases und Music-Streaming verteufeln, aber einen ganz entscheidenden Vorteil dürfen sie dabei nicht ignorieren: für Wohnzimmer-Produzenten und Kleinst-Labels bieten digitale Vertriebswege eine erschwingliche Möglichkeit, die eigenen Werke unters Volk zu bringen. Wurden in den vergangenen 30 Jahren die musikalischen Produktionsmittel demokratisiert, so zieht nun auch der Vertrieb nach. Ich halte das für eine Bereicherung. Das Problem ist nur, die Perlen in der Überfülle an musikalischen Bits und Bytes zu finden. Eine davon habe ich jüngst entdeckt: Tru Moses, „Messages from the Rocket“ (Guardidub). Über den wahren Moses sind keine Infos aufzutreiben, ebensowenig wie über das obskure Musiklabel. Nur eines ist eindeutig: Die Musik schallt aus Spanien herüber. Warme, vollmundige Dub-Sounds mit fetten Bläsern, entspannt und easy, fast lounge-artig und natürlich hundert Prozent digital. Die Sound-Ästhetik – wie auch das Cover – widersprechen daher klassischer Reggae-Stilistik und setzen schon ein wenig Aufgeschlossenheit voraus. Hier scheiden sich die Geister: Wem beim Dub-hören die Reggae-(Geistes-) Haltung wichtig ist, wird sich schütteln, wer die Musik hingegen als das nimmt, was sie ist: Eine ästhetische Klangerfahrung um ihrer selbst Willen, wird mit den Messages from the Rocket wahrscheinlich Spaß haben.

Bewertung: 4 von 5.

5 Antworten auf „Tru Moses: Messages from the Rocket“

Wie jetzt … gibt es außer mir etwa noch andere, die digitale Releases und Streaming verteufeln ?
Ich dachte schon, ich bin der letzte meiner Art. Aber auch ich gebe Dir inzwischen uneingeschränkt recht. Du beschreibst hier eine neue Dub-„Scheibe“ und praktisch im selben Moment kann man sich die komplett im Netz ( zb. Spotify ) durch-und reinziehen. Ohne auch nur einen Cent dafür bezahlen zu müssen. Hätte ich das damals mit 16 schon gehabt, hätte ich wahrscheinlich niemals einen Beruf erlernt, da ich wohl von Morgens, bis spät in die Nacht, Roots Dub und Reggae gehört hätte. ( hätte , hätte, hätte …. mir is keine bessere Formulierung eingefallen ). Jedenfalls kann ich da auch beim besten Willen nix schlechtes dran finden. Lediglich das dadurch zur Verfügung stehende Angebot birgt die Gefahr der Übersättigung.
Für mich gibt es gar keinen schlechten Dub. Und so gefällt mir auch „Messages from the rocket“, obwohl der Bass hier bei mir doch ein bischen arg Dumpf klingt. Ja und dann gibt es ja noch die Dub Releases von Lee Perry ( Return of the Super Ape / Black Ark Vampires ), Sly and Robbie mit DubMatix und der Überflieger Richie Phoe ! Dagegen haben es die meisten Anderen erst mal ganz schwer. Soll heißen, das zwangsläufig jede Menge Dubs in der ewigen Streaming-Schleife vor sich hin vegetieren müssen.
Für mich geht die Zeit einfach zu schnell. Momentan muss ich mich noch überwinden, den online-Zahlungsverkehr zu akzeptieren. Ich zahle am liebsten immer noch in Bar und BitCoin ist für mich nur eine weitere Ausuferung der Finanzschwachmaten. Ich weiß, das eine hat mit dem anderen nix zu tun aber irgendwie passte das gerade.
Richie Phoe brauche ich jedenfalls als WAFE-Datei auf CD. Technisch kann sogar ich das inzwischen umsetzen aber die Sache mit der online – Bezahlung macht mich krank. Aber ich arbeite dran ……
Ja und dann erzählen die uns immer, so ne gebrannte Cd hält nur ca. 6 Jahre, dann is der Lack ab. Wie lange hält nochmal ne Vinyl ? Meine halten jetzt schon 40 Jahre !!! Soviel zum sogenannten Fortschritt. Insgesamt besteht der ganze Fortschritt zu viel aus Verarschung. Und die Verarschung dient vor allem der Wirtschaft ( siehe VW-Software , schon wieder Computer-Schmu ) und natürlich den systemüberflüssigen Finanzfuzzies.

Ja, is schon krass, was mir zu einem neuen Online-Dub-Release so alles durch den Kopf geht.

„Ich geh jetzt ins Bett ! Ach nee ich muss Arbeiten !“ …………………… lemmi

Es ist Montag ! Der beste Tag, um noch ein wenig rumzustenkern ;-)

Es geht mir jetzt nicht darum, Dir persönlich zu widersprechen aber ich würde grundsätzlich gern mal die Frage stellen, ob man alles was heute zu Tage so als „künstlerisch“ rausgehauen wird gut finden muss, nur damit man nicht als „Traditionalist“ oder „Unaufgeschlossener“ dasteht.
Bei dem Cover könnte man ja echt fragen – zumindest liegt mir die Frage auf der Zunge – „is das Kunst oder kann das weg ?“ Meine Erkenntnis ist eher, das wenn etwas richtig gut ist, dann findet das jeder gut. Siehe Richie Phoe ! Wer seine Dubs nicht mag, der mag wohl grundsätzlich keine Dubs. Mit „diesen Leuten“ ;-) … muss man darüber ja auch nicht reden.
Mich stört es nicht, wenn das Cover nicht der klassischen Reggae-Stilistik entspricht. Überhaupt ist das Cover für mich nicht wichtig, wobei ich mich schon auch über ein abgefahrenes Cover freuen kann. Manchmal hänge ich mir sogar ein Cover an die Wand. Dennoch würde ich dem Grafiker dieses Covers auch gern mal sagen dürfen, das es schlichtweg „scheiße“ aussieht. Ich will ihn damit nicht beleidigen, sondern eher auf den „richtigen Weg“ bringen. Mit anderen Worten, er könnte sich ruhig etwas mehr Mühe geben. Ich hoffe, das ich Dich als Grafiker ( wenn ich mich nicht irre ) damit nicht vor den Kopf gestoßen habe.
Wenn ein gewisser Künstler ( ich glaube der heißt Christo o.s.ä. ) einen alten Turnschuh in die Ecke eines Raumes nagelt und behauptet das sei Kunst, so mögen ihm das ja viele „aufgeschlossene“ Leute glauben aber für mich ist und bleibt das „hurrrz“.

Ich wünschte, ich hätte die Fähigkeit, das was ich sagen will, in ein bis zwei knackigen Sätzen rüberzubringen. Nun isses wieder mehr geworden und ich bin mir nicht sicher, ob mein Anliegen wirklich deutlich geworden ist.
Es gibt ja gute und schlechte Traditionen. Die Guten sollte man ruhig pflegen, die schlechten können ab in the outaspace.

Ich glaub, ich sollte mal n´ Snickers essen ……………….. lemmi

Hi Lemmi, die Frage, was „richtig gut“ oder nicht gut ist, lässt sich allgemeingültig nicht beantworten. Letztlich handelt es sich – sofern wir es nicht bei einem individuellen Geschmacksurteil belassen wollen – immer um bestimmte Bewertungskonventionen. Diese Konventionen bilden sich irgendwie unter den Leuten heraus, die über ein bestimmtes Thema einen Diskurs führen. Was nicht heißen soll, dass sich hier alle einig seien. Ich bewerte die Alben bei meinen Rezis möglichst immer vor diesem Hintergrund (vor allem, was die Auswahl betrifft). Aber natürlich spielt mein eigener Geschmack eine große Rolle. Dadurch, dass ich in meinen Rezensionen oft von mir selbst spreche („ich finde, mir gefällt, ich glaube“, etc.) versuche ich deutlich zu machen, dass ich hier kein allgemeingültiges Urteil über ein Album fälle, sondern es sehr subjektiv bewerte. Deshalb bin ich auch dankbar, wenn du mir in den Kommentaren widersprichst. Auf die Weise, führen wir hier unseren eigenen, kleinen Dub-Diskurs ;-).

High René,
ich bin Dir immer dankbar, wenn Du auf meine Kommentare noch eine Antwort hast. Eigentlich ist das „Hauptproblem“ ( wo is eigentlich mein Problem ? ), das wir uns im Grunde voll einig sind.
Ich hoffe, ich übertreibe nicht zu sehr aber wir beide und noch fünf andere in D-Land lieben DUB und wenn es mal nen kleinen Diskurs gibt, dann weil ich es meistens zu langweilig finde, einfach zu sagen, „jo, die Scheibe gefällt mir auch.“ Ich suche dann immer nach der Nadel im Heuhaufen bzw. nach dem einzigen Haar in der Suppe weit und breit. Und wenn ich keins finde, schüttele ich solange meinen Kopf, bis ein Haar hineinfällt. Dazu kommt noch, das ich immer einen Grund brauche, warum ich jetzt mal den einen oder anderen Dub „ignoriere“ bzw. stehen lasse, denn sonst reicht meine Lebenszeit nicht aus, um diese ganze geile Mucke zu hören und zu genießen.

Auf der Suche nach dem heiligen Gral, immer wieder stolpernd über den Stein der Weisen ………………. lemmi

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