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Five Star Review

AMJ Meets RSD: Sky Blue Love

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Für eine Reggae-Band ist AMJ ein denkbar uncooler Name. Hier allerdings passt er tatsächlich ziemlich gut, denn die Band hinter dem Namen ist ebenfalls recht uncool. Es handelt sich um das Drum & Bass-Duo Andy Clarke und Mark Spence sowie den Produzenten John Hollis, die bereits in den 1980er Jahren in der Bristoler Band Restriction zusammen spielten. Drei ältere Herren also, die einen sehr gepflegten Reggae mit Jazz-Flair spielen. Interessanterweise angereichert mit Gastmusikern aus Kuba, dem Senegal, Burkina Faso und Kolumbien. Rodigan mag es und für einen trägen Sonntagnachmittag kann ich es mir auch sehr gut vorstellen. Nun aber kommt das zweite Akronym und dadurch wird die ganze Angelegenheit obercool: RSD. Die wahren Dubheads wissen natürlich, dass diese drei Buchstaben für Rob Smith stehen, jenes musikalische Genie, das unter den Namen More Rockers und Smith & Mighty in den 1990er Jahren, ebenfalls von Bristol aus, den Sound des UK-Reggae ins Hier und Jetzt katapultierte, um anschließend die Foundation dafür zu legen, was heute Dubstep und UK-Bass heißt. Seit einigen Jahren zeichnet er für fantastisch radikale Remixes verantwortlich, die von gewaltigem Bass-Sound und stoisch-repetetiven Beats geprägt sind. Verrückt, was dann passierte: Ausgerechnet dieser Rob Smith nahm sich der eher sanften Sounds von AMJ an und remixte deren Oeuvre: AMJ Meets RSD, Sky Blue Love (Astar Artes). Das Ergebnis ist streckenweise atemberaubend. Aus dem braven Instrumental „Heartbeat“ mixte Smith eine pure Druckwelle aus Bass. Noch unglaublicher: „Serious Signs“ beginnt mit lieblichen Klängen einer spanischen Gitarre, bevor auf Takt 32 unvermittelt eine Bass-Attacke einsetzt, die alles andere mit einem Handstreich hinwegfegt. Ein 20 Hertz-Tsunami. Der Großteil des Albums ist aber deutlich gemäßigter, gibt außer dem Bass auch den anderen Instrumenten Raum, modelliert die doch ganz guten Arrangements heraus und beweist damit, dass AMJ letztlich doch gar nicht so uncool sind. Smith pimpt den Sound, gibt ihm Ecken und Kanten und macht ihn bereit für den Dancefloor – aber auch für das geneigte Ohr des sachkundigen Dub-Connaisseurs. Da zeigt sich doch mal wieder, was ein talentierter Dub-Handwerker zu erreichen vermag, wenn er die richtigen Knöpfe zu drehen weiß.

Rating 5 Stars

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