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Aquarius Rock: The Hip Reggae World of Herman Chin-Loy

Herman Chin-Loy war von Kindheit an musikbegeistert. Zu Unrecht wird Herman Chin-Loy viel zu oft einfach vergessen, wenn die ganz Großen der Dub-Geschichte aufgezählt werden. Dabei gehört er mit seinem „Aquarius Dub“ aus 1973 im Grunde zu den Speerspitzen dieses Genres. Bevor er 1969 im zarten Alter von 21 Jahren seinen eigenen Plattenladen Aquarius und sein eigenes Label eröffnete, verkaufte er Schallplatten, arbeitete in Plattenläden und legte als DJ in einigen der angesagtesten Clubs Kingstons auf.

Obwohl er für die Gesangsspuren verantwortlich war, waren es seine fabelhaften Instrumentalstücke, die seine frühe Karriere am besten definieren und auf die sich diese Zusammenstellung konzentriert. Herman Chin Loy hat einen Sound, der so unverwechselbar ist wie kaum ein anderer im Reggae. Wie Lee Scratch Perry, war auch er stets auf das Schräge und Ungewöhnliche spezialisiert. Seine Labels Scorpio und Aquarius sind für einige der innovativsten Instrumentalstücke des Reggae verantwortlich. Von seinem Plattenladen in Kingston aus konnte er Anfang der 70er Jahre die „Street“-Vibes vieler seiner jungen, hippen Kunden perfekt einfangen. Anfangs entstanden seine ersten Instrumentalplatten unter dem Namen Augustus Pablo. Bis ein dünner junger Mann namens Horace Swaby mit einer Melodica in seinem Laden auftauchte. Herman gab dem jungen Swaby den Namen Augustus Pablo und nahm ihn mit ins Studio. Der Rest ist Geschichte.

Hier auf „Aquarius Rock“ (Pressure Sounds) haben wir einige der lebendigsten funky Reggae-Tracks, die je auf Jamaika gemacht wurden. Es gibt auch eine Handvoll Vokal-Tracks, aber auch die sind Killas. Die auf dem Album versammelten Instrumentalstücke zeigen eindrucksvoll Hermans frühe Studiokarriere. Chin-Loy machte sich im Studio die Talente der Hippy Boys (auch als The Upsetters II bekannt) und der Now Generation zunutze und begann, eine Flut von Instrumentals zu veröffentlichen, auf die sich diese Zusammenstellung verstärkt konzentriert. Die von Keyboards dominierten Stücke wurden Augustus Pablo zugeschrieben, unabhängig davon, wer tatsächlich an den Tasten saß. Von dem jungen Melodica-Spieler, der bei Chin-Loy aufgetaucht war, veröffentlichte der Produzent dessen erste Single „Iggy Iggy“ ebenfalls unter dem Pseudonym Augustus Pablo. Horace Swaby behielt seinen neuen Künstlernamen bei und landete immer wieder Hits, allen voran „East of the River Nile“, mit dem er seinen unverwechselbaren Far-East-Sound etablierte.

Auf „Aquarius Rock“ findet sich ein halbes Dutzend klassischer Pablo/Swaby-Solosingles, bei denen der Produzent zum Teil auch als DJ fungiert. Einige Aufnahmen sind mit Instrumentalstücken kombiniert, was die außergewöhnliche Arbeit der Band und die erstaunliche Kreativität von A. Pablo selbst noch mehr unterstreicht. Das musikalische Können ist durchweg phänomenal, sei es bei den Instrumentalstücken der Band, den Soloausflügen der Bläser, den mitreißenden Melodica-Stücken und natürlich den von Keyboards dominierten Stücken. Diese Instrumentalstücke sowie die Solostücke von A. Pablo machen den Großteil des vorliegenden Sets aus. Zwei Vokalstücke stammen von Alton Ellis, der sein „Alton’s Official Daughter“ sauber, jedoch etwas ungeschliffen vorträgt, während Dennis Brown das „Song My Mother Used to Sing“ gefühlvoller beisteuert. Eine unbekannter Archie McKay singt „Pick Up the Pieces“, das nichts mit dem Klassiker der Royals zu tun hat. Beres Hammond präsentiert hier eine seiner frühesten Aufnahmen, ein unglaublich warmes „No More War“, gefolgt von Hermans „No More Version“. Weniger bekannt als sein Cousin Leslie Kong, verdient Herman Chin-Loy dennoch die vollste Aufmerksamkeit, und diese Compilation ist eine längst überfällige Hommage an eines der einflussreichsten Talente des Reggae. Die feinen Scat-Intros stammen alle von Herman Chin-Loy höchstpersönlich.

Bewertung: 4.5 von 5.

6 Antworten auf „Aquarius Rock: The Hip Reggae World of Herman Chin-Loy“

Ja, eine sehr sehr schöne Zusammenstellung, aber wie bereits (irgendwo in einem anderen Kommentar von irgend jemandem) erwähnt: absolut nichts Neues.
Ich feiere diesen Teil der jamaikanischen Musikgeschichte voll ab und habe schon Unmengen an Material (CDs, LPs und Downloads) angehäuft… braucht es noch mehr? Die modernste Technik hilft zumindest bei der x-ten Aufbereitung der Originalbänder und dem weiss ich nicht wie vielten Remaster… trotzdem kommen bei mir immer wieder die Fragen auf: Ist das nur noch Ausverkauf und Geldmacherei? Und wer heimst sich da die „Brötchen“ ein (im Sinne von: ist das fair?)?
Nun ja, wenn damit Menschen für diese Musik begeistert werden können, dann von mir aus gerne…

Morsche Philipp!

„…………………… bereits (irgendwo in einem anderen Kommentar von irgend jemandem) erwähnt: absolut nichts Neues.“

Das ist sogar meine Aussage im Release Radar, und die ist nach wie vor richtig. Wer die Veröffentlichung von 2004 hat, braucht nicht in Panik zu verfallen. Wer sie nicht hat, sollte zugreifen.
Das vorliegende Album ist ein wichtiges Stück jamaikanischer Musikgeschichte. Viele der darauf enthaltenen Tracks waren lange Zeit nicht mehr physisch erhältlich – außer vielleicht zu horrenden Preisen auf Plattenbörsen. Offenbar gibt es immer noch viele (neue) Freunde des Reggae/Dub, die sich auch für die Roots des Genres interessieren und sich über solche Re-Releases freuen. Die Nachfrage nach Klassikern zeigt sich auch daran, dass die Vinyl-Edition von „Aquarius Rock“ bereits ausverkauft ist.

Deine Befürchtungen „Ausverkauf und Geldmacherei“ teile ich hier nicht. Pressure Sounds ist kein dubioses Underground-Label, das seine Künstler nicht angemessen oder überhaupt nicht bezahlt.

herman, hasnt made music since the 80s when he left the island. i’m happy with whatever we are given. you think this a money grab? some records sold on bandcamp that proabably cost 10 less than they are getting sold for? some streams? c’mon brodie think.. there aint shit for money in music unless you are a lucky handful of artists. the people that do this still are the ones who really love it.

Morsche Männers ( und Männerinnen ) !!!

Ja Ras Vorbei ! Vieles kommt mir bekannt vor, manches würde ich sogar wieder finden. Es ist aber auch immer wieder schön, mal so einen Sampler – von echten Connaiseuren zusammengestellt – aufzulegen und am Stück zu genießen. Vielleicht habe ich die Scheibe auch deshalb 2004 liegen gelassen, weil es mir „damals“
zu bekannt vor kam. Vielleicht hatte ich da gerade andere Sampler gekauft, wo ebenfalls viele dieser Versions oder sehr Ähnliche vorhanden waren.
„Iggy Iggy“ zum Beispiel ist mir sehr geläufig und das „trallere“ ich auch des öfteren vor mich hin. „East Of The River Nile“ is ja auch klar und so weiter und so fort.
All diese Snacks habe ich aber eh erst lange Zeit nach ihrer Entstehung entdeckt. Vieles kam durch Sampler alles auf einmal und so haben sich die DubTunes und auch die meisten Roots Tunes aus dieser Zeit bei mir nicht so „eingebrannt“ wie zum Beispiel eine Scheibe von Misty In Roots, die ich in Abwechslung mit ASWAD, Black Uhuru, Steel Pulse, Bob Marley und all den Legenden ( mögen Burning Spear und all die anderen everliving Legends mir verzeihen ), ein ganzes Jahr lang und weit darüber hinaus, viel intensiver inhalieren konnte. Die Pausen wurden und werden im Laufe der Zeit für jede Scheibe natürlich immer länger, da immer mehr Neues ( und Altes ) dazu kommt. Daher wäre es schön, mindestens sieben Leben zu haben.
Und wie du ja auch inna Rezension wieder sehr schön und ausführlich berichtet hast, ist Herman Chin – Loy durchaus auch eine „SpeerSpitze“ für Dub.
Der „Aquarius Dub“ hatte soweit ich mich noch erinnere auch in der „Dub Konferenz“ von Helmut Philpps eine gewisse Schlüssselrolle inne.
Aber auch damit kenne ich mich noch nicht richtig gut aus. Ich habe die „Aquarius Dubs“ echt noch nicht richtig „auf der Pfanne“ muss ich gestehen.

Deshalb werde ich jetzt gleich ( „jetzt gleich“ ist auch immer wieder schön ) dem Link da oben folgen und mein Gedächtnis auffrischen.

So long ……………………. lemmi

Aquarius Dub !!!

Ich höre so gut wie gar keinen DubEffekt. Lediglich „Strip To The Bone“ oder so ähnlich. War das nicht sogar noch die Zeit, wo eher noch „gebounced“ als gedubbed wurde oder muss ich das DubBuch nochmal lesen !?
Naja, das muss ich sowieso !
Wie auch immer, obwohl ich Minimalismus im Dub nicht favorisiere, ist das hier ein blendendes Beispiel für das Feeling, welches die Musiker aus Jamaika damals hatten. Ich kann das in Endlosschleife hören und freue mich bei jedem Umlauf mehr.
Es ist diese Magie, die mir bei den meisten heutigen Produktionen fehlt.
Damals muss wohl die Aura von Haile Selassie ganz tiefe Spuren in die Seelen der Jamaikaner gefurcht haben, wodurch sie diese Spiritualität schon allein in die Riddims transferieren konnten.
Ein weiterer Vorteil für diese mystische Kreativität war wohl auch der Umstand, daß sie damals damit noch kein Geld verdienen wollten, weil sie dachten, das interssiert eh keinen. Heute müssen ( bzw. wollen ) fast alle Musiker in Jamaika damit Geld verdienen und es schleichen sich immer mehr weichgespühlte „randb rythmusse“ mit ein und sogar von rhythmischen Fehlentwicklungen wie trap wird nicht zurückgeschreckt.
Was soll so ein ReggaeConnaisseur wie z.B. ich da noch mit anfangen ???
Ich bin ja genau deshalb ReggaeFan geworden. weil mir in nahezu allen anderen Musiken dieser Groove gefehlt hat und immer noch fehlt.

„Reggae ist für Leute, denen etwas fehlt.“ ……. ist einZitat aus dem letzten Marley Film, der noch ganz groß in den Kinos lief.
Mir geht nur leider die Doppeldeutigkeit bis heute nicht aus dem Kopf, die in dieser Formulierung „drinne“ steckt ;-)

Mir fehlt hier noch ne ganze Menge auf unserem Planeten. Ganz besonders was das friedliche Zusammenleben der Menschen betrifft.
Und wenn hier gleich immer „alle“ ausrasten, nur weil irgendwo jemand ein Buch verbrennt, dann finde ich das auch ziemlich bekloppt. Noch bekloppter finde ich es allerdings, daß jemand, der sich für schlauer hält, diese Provokation so öffentlich macht, wenn man doch genau weiß, das es jede menge Bekloppte gibt, die nur darauf warten, wegen so einer Lapalie auszurasten.
Fazit : Egal was es genau ist, sicher ist, daß hier nicht nur mir was fehlt ;-)

„Take heat ! Take heat ! And smoke up the collie weed“
Don´t burn books !!! Its a german „naziding“ !
You understand mr. swedischboy !?!

Weder die Bibel noch der Koran sind mir Heilig.
Bei dem Buch DubKonferenz sieht das dann schon etwas anders aus.

Ok, ich machs kurz …….. tschüss …… lemmi

mane, couldn’t have expressed it better. pioneers at the forefront of a whole new musical genere that imo, laid the foundation for modern beat maker style production. artists just messing around with studio equipment not being afraid to do something strange and weird. making the songs not worriying about a perfect mix then immeadiatly pressing a records and selling them out their own store.

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