Die Zürcher Dub-Combo Dub Spencer & Trance Hill ist im dubblog ein regelmässiger Gast. Ihre Alben heimsen in der Regel 5 von 5 Sternen ein, also die Höchstbewertung. Wenn einen nun ein Bekannter via Twitter auf ein „bislang offiziell unveröffentlichtes, nur einem kleinen Kreis bekannten“ Werk hinweist, das auf Youtube aufgetaucht sei, wird man natürlich hellhörig. Seit September 2020 ist das „Black Album“ dort offenbar online und hat bis dato gut 800 Hörerinnen und Hörer erreicht. Ist also ein Insider-Tipp geblieben und hat dafür umso mehr Fragen aufgeworfen. In der Tat: Was hat es mit diesem „Black Album“ auf sich?
Band-Bassist und -Manager Marcel „Masi“ Stalder bringt auf Anfrage Licht in die Sache. Um den Zeitpunkt von „Riding Strange Horses“ (2010) habe Nicolai Beverungen für sein Plattenlabel Echo Beach – wo auch Dub Spencer & Trance Hill ihre Sachen veröffentlichen – die Idee eines Echo-Beach-Jubiläumsalbums gehabt mit verdubbten Versionen bekannter Songs, zu dem auch die Zürcher einen Beitrag leisten sollten. Weil Stalder und Kollegen damals so viel Spass daran hatten, fremden Songs ein dubbiges Kleid anzuziehen, hatten sie plötzlich rund ein Dutzend Titel eingespielt mit der Idee, diese als eigenes Album zu veröffentlichen. Das Problem: Nicht für alle Lieder lagen die Rechte vor. Deshalb verschwand das Album in der Schublade – mit Ausnahme eines Songs, der es auf das erwähnte, ausschliesslich mit Coverversionen bestückte „Riding Strange Horses“ schaffte: „Enter Sandman“ von Metallica.
Der Rest des „Black Album“ fand auf anderem Weg das Licht der Öffentlichkeit. Zum einen boten es Dub Spencer & Trance Hill ihren Fans nach Konzerten auf selbergebrannten CDs an; es war allerdings eine Kleinstauflage von nur rund 100 Stück. Zum anderen brachte Echo Beach 2017 mit „Return Of The Supervinyl“ eine Best-of der Zürcher Band heraus. Wie es der Name besagt, nur auf Vinyl, dafür mit einem Zückerchen – einem Link auf das offiziell nie erschienene „Black Album“. Weil die Aktivierung des Links nur auf Umwegen möglich war und einiges an Nerven brauchte, die Vinyl-Auflage dazu schnell ausverkauft war, blieb das ominöse Werk weiterhin einem kleinen Kreis Interessierter vorbehalten. Bis es nun, vor mittlerweile fast einem Jahr, auf Youtube geladen wurde. Mutmasslich von einem Fan.
Nachdem die verschlungenen Wege des „Black Album“ damit geklärt wären, steht noch die wichtigste Frage im Raum: Lohnt es sich, den darauf enthaltenen zehn Songs ein Ohr zu leihen? Unbedingt – wenn man auf verdubbte Coverversionen steht! Marcel Stalder erklärt mit einem Lachen, jedes Bandmitglied habe seine „Jugendsünden“, seine „musikalischen Hasslieben“ eingebracht. Was Dub Spencer & Trance Hill daraus gemacht haben, ist – einmal mehr – schlicht grossartig. Selbst „The Final Countdown“ von Europe (das Original bereitet mir persönlich schier körperliche Schmerzen) ist ein Erlebnis. Im Gegensatz zu „Riding Strange Horses“ fehlen auf dem „Black Album“ allerdings die ursprünglichen Stimmen. Macht aber gar nichts. Wohl nur so konnte „I Feel Good“ von James Brown derart spooky und düster geraten. Mehr sei nicht verraten, ausser dass man sich solche Jugendsünden sehr gerne gefallen lässt. Das Album reiht sich nahtlos ins Frühwerk von Dub Spencer & Trance Hill ein. Dass sich der Schreibende eine nachträgliche offizielle Veröffentlichung wünscht, lässt sich aus den vorangegangenen Zeilen wohl unschwer herauslesen.
Tracklist:
1. „Enter Dubman“ („Enter Sandman“ von Metallica)
2. „The Final Dub Down“ („The Final Countdown“ von Europe)
3. „Eye Of The Lion“ („Eye Of The Tiger“ von Survivor vom „Rocky IV“-Soundtrack)
4. „Bomb Back“ feat. Nya („Bomb Track“ von Rage Against The Machine)
5. „Chilly Jean“ („Billie Jean“ von Michael Jackson)
6. „Tire“ („Fire“ von Jimi Hendrix)
7. „I Feel Stoned“ („I Feel Good“ von James Brown)
8. „Owner Of A Dub Heart“ feat. The Homestories („Owner Of A Lonely Heart“ von Yes)
9. „The Sea“ („The Ocean“ von Led Zeppelin)
10. „Until The End Of The Disc“ („Until The End Of The World“ von U2)