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Dub Dynasty: Gideon

Welche Namen tauchen beim Thema Dub vor eurem geistigen Auge auf? Sehen wir mal von den jamaikanischen Pionieren wie King T., Lee P., Prince J. und Scientist ab und blicken nach Europa: Dann dürften es neben dem verrückten Professor, Adrian S. und Jah S. eigentlich nur noch – richtig: Alpha & Omega sein. Und das sehr zu recht, denn sie haben den europäischen Dub mit ihrem an Bassschwere und dunkler Magie nicht zu übertreffenden Stil entscheidend geprägt. Inzwischen ist das Veteranenduo Christine Woodbridge und John Spronsen durch den Sohn von Spronsen, Ben „Alpha“, zu einer regelrechten Dub Dynasty gereift, die Ende letzten Jahres ihr neues Familienwerk vorlegte: „Gideon“ (Steppas). Wie gewohnt ein „Doppelalbum“ (wie man früher sagte), mit elf Vocal-Tunes gefolgt von neun Dubs. Im Prinzip ist alles wie gewohnt: Hypnotische Beats, dröhnender (handgespielter) Bass, wirklich schöne Songs und noch schönere Dubs. Lediglich der Sound hat sich im Vergleich zu den Vorgängeralben etwas geändert. Irgendwie klingt er jetzt mehr nach Sound System: Massive Bässe und schrille Höhen – dazwischen nicht viel. „Holy Cow“ oder „Thundering Mantis“ klangen etwas runder. Vom undurchdringlichen Dschungel-Sound klassischer A&O-Produktionen ganz zu schweigen. Lediglich die Vocals stehen schön präsent im mittleren Frequenzspektrum. Ich freue mich ja sehr, dass die Dub Dynasty durchaus Wert auf Textqualität legt. „Black Woman Civilisation“ ist dafür ein schönes Beispiel. Auch sonst gibt es eher wenig Esoterisches oder Religiöses zu hören, dafür umso mehr Systemkritik. Wenn schon Text, dann so!

Bewertung: 4 von 5.

4 Antworten auf „Dub Dynasty: Gideon“

„Massive Bässe und schrille Höhen – dazwischen nicht viel.“

Das könnte ich jetzt auch so stehenlassen, ohne dazu noch mehr sagen zu müssen. Mir gefällt im Großen und Ganzen auch der Sound von der Computer-Snare eher weniger.
Dieser Klang von der Snare hat mir soger den Sound vom Exterminator-( Label ? ) ziemlich madig gemacht. Zwischenzeitlich klingt der Snare Sound dann wieder ganz passabel.
Das ist jetzt nix „Absolutes“ aber so ist da mein Geschmacksempfinden. Leider bleiben die Basslines – wie immer bei A.u.O. – zu sehr in der „dunklen magie“ verstrickt. Ich steh da ja mehr auf „Voodoo“ inna Upliftmenmt Style“. Was mir hier bei „Gideon“ aber doch hin und wieder positiv aufgefallen ist, sind so kleine Keyboard – und / oder Synthesizermelodien, die es schaffen, mein Gemüt zumindest zwischenzeitlich ein wenig aufzuhellen. Ich glaube nicht, das ich mir über die Texte in Zukunft große Gedanken machen werde aber ich finde es auch sehr ok, wenn
die Textqualität über Religion und Esoterik hinaus geht. Am wichtigsten ist mir immer, das „whyties“ nicht auch noch über die Repatriierung nach Afrika singen. das finde ich regelrecht albern. Is mir dann aber trotzdem egal, wenn mich der Tune ansonsten „umhaut“.
Alles in Allem, bleibt es eine „Steppers-Scheibe“ und für mich kann ich das zusammenfassen, indem ich schreibe :

Ich habe die Musik zur Kenntnis genommen …………………………… lemmi

Haha klasse, „zu Kenntnis genommen“ – nüchterner kann man ja kaum darüber schreiben.

Ich hatte die Platte schon vor Monaten mal im Stream und fand sie soweit gut. An den Badewannen-Sound erinner ich mich übrigens nicht, der ist erfahrungsgemäß aber immer dann ein Problem wenn die Boxen auch die gleichen Frequenzbereiche (über)betonen oder dämpfen wie die Aufnahme.

Das Problem mit Dub Dynasty ist aber ihr m.E. bestes Werk, das mit der donnernden Gottesanbeterin. Das steckt nämlich, nicht nur für Stepper-Verhältnisse, voller Ohrwürmer. Und Prince David steuert ein paar Lines bei. Daran muss sich jedes neue Album einfach messen, das ist die Latte über die es zu springen gilt.

Pluspunkte gehen ans Cover-Bild, das Stukkateur-Soundsystem sieht auf Vinyl-Album-Größe bestimmt noch toller aus als auf meinem dreckigen 14″ Laptop. Da hatte „Mantis“ weniger zu bieten.

Ein neues „Evil Fi Bun“ ist da aber nicht drauf, auch kein „Ithiopia“. Dafür aber „Likkle Zion“, der Track bei dem ich mir irgendwie sicher bin den schon ewig zu kennen. Ob das wohl, ähnlich wie „His Foundation“, seit Jahren als Unreleased bei jedem zweiten europäischen Sound gespielt wurde? Und eigentlich liest sich die Liste der Feature-Gäste durchaus gut. Yehoud-I, dessen „Leave Babylon For The Mountain-Top“ (in der geilen Version OHNE Alpha Stepper) es irgendwie auch nur bei Youtube gibt, fällt mir direkt ein.
„Zion Surround“ mit seiner auszelebrierten Monotonie spinnt ein hypnotisches Myzel aus Hängematten in meinem Kopf. Dann geht es mit Echo Ranks in ähnlicher Stimmung weiter. Soweit, gar nicht mal übel. Wo ist das konisch-gedrehte Flugzeug? Wo die Sirene? Der Live-MC, der sich über kürzlich erlebte Polizeibrutalität dermaßen in Rage toastet und gar nicht merkt dass der Track vorbei ist?

Wahrscheinlich fehlt mir einfach der Moment kollektiver Extase vor einem richtig gewaltigen Sound System, den ich bei den Mantis-Tunes mehr als einmal hatte. Das wird sich wohl, so wie es aktuell aussieht, auch bis auf weiteres nicht nachholen lassen.

Dennoch gönne ich mir „Gideon“ noch mal in voller Länge, wenigstens auf guten Kopfhörern, auch wegen der Texte. Vielleicht nehme ich dann alle Kritik wieder retour, wer weiß. Ich mag ja Stepper durchaus. Für mich ist das der Link zu elektronischer Tanzmusik, nimmt vieles mit was ich daraus mag, erstaunlich zeitlos und dabei älter als viele Techno-Genres…

Aus der Erinnerung heraus vergebe ich vier Sterne.
Thundering Mantis“ bekam trotz einiger festgestellter klanglicher Fragwürdigkeiten fünf, man hört ja auch nicht jedes Album so oft durch dass einem störende Kleinigkeiten überhaupt auffallen.

High ropp auff !!!

Ja, auch ich bin hin und wieder ( in Wahrheit meistens ) stocknüchtern ;-)
Wenn auch nicht bis ins kleinste Detail aber eigentlich haben wir da doch wieder eine gewisse Schnittmenge gefunden. Jedenfalls hat es die „Thunderimg Mantis“
bisher als einzige geschafft, mich soweit zu überzeugen, mir das als EIGENTUM
zuzulegen. Ansonsten habe und brauchte ich bisher nix von diesem Team.
Ich musste allerdings herzlich Schmunzeln, als ich deine kleine Anekdote zu dem
Live Mc gelesen habe. Bob Marley hat ja auch einfach mal weitergesungen, obwohl wegen zu viel Krawall in der Menge der Konzertsaal schon fast geräumt war und die Wailers aus Panik auch schon die Bühne verlassen hatten.
Das ist echter Enthusiasmus !!
Allerdings wirft es auch Fragen auf ;-)

„Three Babylon Try To Make I and I Run“ …………………. lemmi

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