Ich kann’s nicht beschwören, aber ich hege den starken Verdacht, dass wir es hier mit einer Weltneuheit zu tun haben: Einem Weihnachts-Dub-Album. Welch eine Erlösung! Endlich der passende Soundtrack für die Familienweihnachtsfeier! Okay, jeder hat wohl ein paar semi-peinliche Reggae-Christmas-Scheiben in der Sammlung, die jedes Jahr ran mussten. Doch damit ist nun Schluss. Denn jetzt gibt es Weihnachten mit unserer Lieblingsmusik: Dub! Richtiger Dub und nicht bloß instrumentaler Reggae mit Weihnachtsmelodien. „Es war keine leichte Aufgabe, traditionelle Weihnachtslieder so zu interpretieren, dass sie erkennbar bleiben, die kitschigen Melodien aber soweit entschärft werden, dass es nicht aus den Speakern tropft, sondern nach fettem Old-School-Dub klingt.“, sagt Marcel Stadler und präsentiert stolz das neue Album von Dub Spencer und Trance Hill: „Christmas in Dub“ (Echo Beach). „Wenn sich Reggae-Künstler des Weihnachtsthemas annehmen, erklingen oft genre-typische Grooves, auf welche die Christmas-Themen gelegt werden. Wir wollten einen anderen Weg gehen und suchten nach Möglichkeiten, die Melodie ins Zentrum zu stellen, die Vorlage dabei aber soweit wie möglich zu verlassen.“, erklärt er, „Manchmal wird erst beim zweiten Hören deutlich, worum es geht und welcher Weihnachtssong gemeint ist. Der Bass ist tonangebend, er ist es meist, der die weihnachtlichen Themen intoniert – alle anderen Instrumente ordnen sich darum herum an.“ Well done, Marcel, das Konzept geht voll auf. Entstanden ist ein absolut anspruchsvolles Dub-Album, das uns nicht mit Weihnachtsmelodien bedrängt, sondern mit top-ausgefeilten, handgespielten Dub-Produktionen. Ich bin sogar der Meinung, dass sich unser Dub-Quartett aus Zürich bei diesem Album soundtechnisch noch einmal deutlich weiter entwickelt hat. Denn der für sie typische raue Live-Sound, ist hier einem cleaneren Studio-Sound gewichen. Besonders begeistern mich aber die vielen Details im Arragangement, die ich bei früheren Alben so nicht wahr genommen habe. Markus Maier erklärt: „Zum ersten Mal in unserer nunmehr 12-jährigen Arbeit, haben wir auf die althergebrachte Verfahrensweise für Studio-Aufnahmen zurückgegriffen. Bei den bisherigen Alben haben wir immer alle zusammen im Studio aufgenommen. Danach kamen noch wenige Overdubs dazu. Beim Christmas-Album sind wir klassischer vorgegangen und haben die Spuren einzeln und in verschiedenen Studios aufgenommen und erst später zusammen gesetzt.“ Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten beim Dub-Mixing. „Die Mixes wurden alle „von Hand“ auf dem Mischpult und an den Effektreglern gefertigt.“ fährt Markus fort, „Kein Total Recall, keine Faderautomation, keine Möglichkeit, kleinere Mischfehler im Nachhinein zu korrigieren. Hast du einen Fehler gemacht beim Mix, musst du zurückspulen und den Song nochmals von vorne mischen.“
Das Ergebnis ist ein großartig ausgearbeitetes, reifes Dub-Album, das nebenbei auch noch ein paar kurze Phrasen bekannter Weihnachtmelodien bietet. Der perfekte Vorwand gegenüber der Familie, es die ganzen Feiertage nonstop rotieren zu lassen. PS: Zu Ostern passt es auch hervorragend!
4 Antworten auf „Dub Spencer & Trance Hill: Christmas in Dub“
Das Teil ist wirklich gut.
Oh Tannenbaum ………….
Klar, türlich habe ich mir das Teil gleich gekauft, ohne das vorher abzuchecken. Bei der Band is das bei mir keine Gefahr. Als ich sie Zuhause vor etwa 3-4 Wochen dann das erste mal gehört habe dachte ich, naja, eventuell fehlt mir einfach noch das Weihnachtsfeeling. Jetzt am Wochenende lief sie wieder komplett durch und leider kam auch diesmal noch kein Weihnachtsfeeling auf. Als Dub zu wenig und für Weihnachten nicht melodiös genug, würde ich das für mich beschreiben. Ein paar magische Momente hatte ich zwar aber insgesamt komme ich mit dieser Scheibe einfach nicht auf einen grünen Zweig.
Da gab es doch mal diese schöne Instrumental-Scheibe von Matthias Arfmann, wo er klassische Klassiker mit einem richtig guten Reggae-Ambient-Dub-Groove gesampelt hat. Das war bzw. ist für mich und sogar für die ganze Familie der richtige Stoff zu Weihnachten. Läuft seit Erscheinung jedes Jahr zu Weihnachten. Schade das es da bis heute keine Fortsetzung gab.
Und dann gibt es da noch so eine Scheibe von Noah House Of Dread ( On-U.Sound ). Auch die erzeugt bei mir ein richtig romantisches Weihnachtsfeeling aber diese ganzen anderen „semi-peinlichen Reggae-Chrismas-Scheiben“ höre ich seit ewigen Zeiten noch nicht mal mehr zu Weihnachten. Ich glaube, das Weihnachtslieder vom Grundsatz her schon so „peinlich schlecht“ sind, das selbst Reggae und Dub da nix mehr retten können. Das soll jetzt aber nicht so rüberkommen, als ob ich ein trockener Weihnachtsmuffel wäre. Nein ! Ich liebe Weihnachten !
Weihnachten ist bei uns bisher immer ein sehr schönes Familienfest gewesen und von mir aus kann das auch noch ewig so bleiben aber Weihnachtslieder und wohlmöglich sogar noch Weihnachtsgedichte ( würg ) haben bei uns nix mit Weihnachten zu tun. Deshalb komme ich auch mit WeihnachtsDubs nicht so richtig klar.
Weihnachtslieder sind natürlich nicht „peinlich schlecht“. Sie sind halt vor sehr langer Zeit entstanden, als die Welt von Reggae und Dub noch nicht mal geträumt hat. In einer Zeit, wo man noch Angst haben musste, für seinen Glauben gevierteilt zu werden, waren Weihnachtslieder wahrscheinlich doch eher schön als peinlich.
In diesem Sinne ….. „DUB AT ABBEY ROAD“ ………………… lemmi
he cool! wenn das gut ist, wird es heuer bei der bescherung gespielt – ob der rest der familie will oder nicht! (eher nicht ist sehr wahrscheinlich) :D
[…] ausgezeichneter Ruf, dem selbst konzeptuelle Seltsamkeiten wie „Riding Strange Horses“ und „Christmas in Dub“ nichts anhaben […]