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Haze St. Dub: A New Beginning

Es ist eine der Veröffentlichungen, über die man zufällig stolpert. Man hört kurz rein, etwas lässt aufhorchen. Noch kann man nicht sagen was, aber wiederholtes Hören legt Schicht um Schicht frei und letztlich eröffnet sich etwas Interessantes, Spezielles, Schönes. Etwas, das den Rezensenten zur Recherche herausfordert. Was er schlussendlich findet ist das Debut eines (vermeintlich) unbekannten Künstlers, von dem er mehr wissen möchte und mit dem er Kontakt aufnimmt. Es ist Andrew Stoch aka Drew Keys, der unter dem Pseudonym Haze St. Dub das Album „A New Beginning“ (Haze St. Studios) herausgebracht hat. Drew ist begeistert von der Idee, Teile eines Interviews in eine dubblog.de-Rezension einfließen zu lassen. Ich maile ihm am 12. Dezember 2020 die Fragen dafür – „… lass Dir Zeit und beantworte nur die, die Du interessant findest“.

Und hier sind wir nun – mit einem feinen Album, oder besser gesagt: einer feinen 7-Track EP, die bis auf den Track „Nebula“ wie aus einem Guss wirkt. Sicher, das sind Dub-Tracks, aber nicht von der althergebrachten Sorte: Die Arrangements und Instrumentierung sind dafür einen Tacken zu einfallsreich und erinnern, auch vom nicht sonderlich bass-lastigen Mixdown her, an Rock/Pop-Instrumentals im Reggae-Gewand. Das ist keineswegs despektierlich gemeint, zumal da offenkundig versierte Musiker*innen am Werk sind. Drew Keys selbst fährt Keyboard-Sounds auf, die man bislang selten oder gar nicht im Genre gehört hat; sie klingen zeitgemäß, angesagt und könnten genauso auf einem in den Billboard-Charts gelisteten Track auftauchen. Ähnliches könnte man von seinem Dub-Mix sagen – klassisch Echo und Hall: ja, aber da sind auch Effekte, die man eher einem Club-Remix zuordnen würde. Contemporary Dub? Nein, das wäre übertrieben; es ist vielmehr eine interessante Mixtur aus musikalischem Können, Klangfarben und unüblichen Effekten. Ist das noch Dub oder sind es schon Instrumentals? Manche Fragen stellen sich im Nachhinein als völlig unwichtig heraus. Es ist jedenfalls ein Album, dass den engen Horizont des klassischen Dubs etwas weiter nach hinten rückt. 

Drew Keys selbst ist versierter und gefragter Keyboarder und Posaunist; er arbeitet mit Shaggy, Arkaingelle, den Zion-I-Kings rund um Tippy Laurent, den Common Kings und vielen mehr auf der Bühne und im Studio. „A New Beginning“ ist sein Debut unter eigenem Label, aufgenommen im eigenen Studio und ein wichtiger Teil seines musikalischen Vermächtnisses. Er ist am 18. Dezember 2020 verstorben. 

Live Dub by Haze St Dub aka Drew Keys.

Bewertung: 4 von 5.

4 Antworten auf „Haze St. Dub: A New Beginning“

Das Interview ist leider nicht mehr zustande gekommen, meine Reminder blieben unbeantwortet. Ich hatte schon befürchtet, meine Fragen wären ihm zu sehr in die Tiefe gegangen. Von Drew Key’s Tod habe ich erst vor einer Woche erfahren. Es ist schon eigenartig, wie das meine Sicht (und vielleicht auch die der Leser*innen) auf das Album geändert hat.

Ich musste im letzten Satz auch echt schlucken. Daher erst mal REST IN PEACE Andrew Stoch.

Mir wären die Dubs auch so runter gegangen wie feinstes Olivenöl. Dafür hätte er wirklich nicht sterben müssen. Ich war sofort mit den ersten Takten voll dabei. Auch wenn sie tatsächlich ein wenig an Rock und Pop erinnern. Das geht mir vor allem mit den Synthypassagen im ersten Dub so. Aber ist akzeptabel und wird durch den hervorragenden Gesamteindruck zur Nebensache. Und auch das mit „Nebula“ kann ich gut nachvollziehen. Der fällt wirklich „hinten runter“ und hätte mir allenfalls als Intro getaugt. Alle anderen Dubs hier, sind vom Feinsten und es wundert mich gar nicht, das es Verbindungen zu den Zion I Kings gibt, bzw. gegeben hat. Die Riddims gehen von smooth bis richtig fett. Dubeffekte lassen auch keine Wünsche offen, so das ich nur begeistert sein kann.
Das Einzige, was mich wirklich stutzig macht ist, das auch international erfahrene DubScouts ;-) über diese super schönen und meinen ( unseren ) Horizont erweiternden Dubs rein zufällig stolpern mussten, damit wir alle hier davon erfahren konnten. Manchmal stopert man ja über eine kleine Roadblock aber über so eine DubBlock stolpern wir doch alle immer gern.
Jo, der war flach aber mir is jetzt auf die Schnelle nix besseres eingefallen.

Auf jeden Fall sind das tolle neue Dubs !

Vielen Dank ……………………….. lemmi

Die schönsten Dubs sind doch die, über die man unerwartet stolpert, nein?
Neue Alben die angekündigt sind und die man sehnlichst erwartet, müssen dem hohen Erwartungsdruck erst mal entsprechen – und die wenigsten können das.

Ich empfehle den werten Leser*innen das Geschehen im „New Release“-Bereich von dubblog.de mitzuverfolgen. Dort werden sie alle umgehend gelistet, die Neuerscheinungen – auch die, für die es keine oder vorerst noch keine Rezension gibt. Auf das niemand mehr über Neuerscheinungen stolpern muss.

Ausser den „DubScouts“ – die sind ja geradezu zum permanenten Stolpern verpflichtet :)

(die Bezeichnung „DubScout“ ist der Hammer… wirklich sehr treffend für die dubblog.de-Redakteure, meine ich!)

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