Auch wenn man es vordergründig meinen könnte: Kubix ist keinesfalls der Sohn von Talentix, dem „Sichelmacher“ aus Lutetia (Paris), der einigen aus dem Asterix-Band V „Die goldene Sichel“ bekannt sein dürfte. Vielmehr ist Kubix ein äußerst talentierter Gitarrist, Produzent und Komponist, der bereits 2005 sein eigenes Label, Attik Productions, gründete. In den Jahren 2015 und 2017 gewann er einen Grammy Award als Gitarrist.
Geboren wurde Xavier ‚Kubix‘ Bègue 1980 in einem der Pariser Vororte. Begeistert vom Gitarrenspiel seines Vaters, beschloss er als Teenager auch dieses Instrument zu lernen. Danach spielte er relativ schnell in Rock- oder Reggae-Bands. Seine Virtuosität an der Gibson führte bald dazu, dass er als Begleitmusiker Künstler wie Barrington Levy, Lee Scratch Perry, IJahman Levi, Horace Andy, Ken Boothe, Mo’Kalamity und viele andere auf den größten Festivals begleitete. Als gefragter Session-Musiker spielte Kubix auch bei einigen französischen Reggae-Bands wie Meta & The Cornerstones und den Colocks, deren „Sur Les Sentiers Du Dub“ aus 2013, leider auch im Dubblog bisher keinerlei Erwähnung fand. Ein weiterer überzeugender Beweis, dass die Franzosen weit mehr als nur langweiligen, monotonen Steppers drauf haben.
Sein erstes Solo-Album „Kubix: Guitar Chant“ (Attic Productions) erschien 2020. Im November 2022 wurden die ursprünglichen elf Tracks um fünf zusätzliche Vocal-Tracks erweitert und als Deluxe Edition erneut veröffentlicht. Das Hauptelement des Albums ist natürlich die Gitarre, aber Kubix hat es tatsächlich verstanden, renommierte Musiker um sich zu scharen, die alle genügend Freiraum erhielten, ihre Virtuosität und Spielfreude unter Beweis zu stellen. So hören wir die japanische Pianistin Aya Kato (Kymani Marley, Sean Paul, Mykal Rose, Meta & The Cornerstones …), den Keyboarder Marcus Urani (Groundation) oder noch wesentlich überraschender: Der legendäre Bassist und Sänger der Gladiators, Clinton Fearon, spielt bei dem Gladiators-Trademark-Track „Mix Up“ den Bass. Bei „Still Standing“ mit klassischen Nyahbinghi Drums und „The Walk“ hören wir den legendären Vin Gordon an der Posaune (Bob Marley, Skatalites, Burning Spear …). Weitere bekannte Gäste auf dem Album sind: Eric „Rico“ Gaultier (Faya Dub & Faya Horns) und Matthieu Bost (Bost & Bim) am Saxofon, Manjul an den Percussions und Manudigital am Bass.
Das Album wurde zwischen Paris (Wise Studio) und New York (Rift Studio) aufgenommen und vereint nicht weniger als 21 Musiker. Geleitet wurden die Aufnahmen von Fabrice Boyer alias Fabwize (Bost & Bim) und/oder Sébastian Houot (Tu Shung Peng), der auch für das Mixing verantwortlich zeichnet. Zum krönenden Abschluss übernahm Jim Fox in den Lion & Fox Recording Studios das Mastering. Ein unglaublich schönes Album, das auch seine Inspirationen aus Kubix’ musikalischen Fähigkeiten und Erfahrungen seiner langen Karriere schöpft. Mal klingt die Gitarre nach George Benson, mal nach Wes Montgomery, mal nach Ernest Ranglin.
Kurz: Wem jazzlastige Instrumental-Alben à la Monty Alexander und Ernest Ranglin gefallen, wird auch bei „Guitar Chant“ genüsslich mit der Zunge schnalzen. Wieder einmal ein vom Dubblog viel zu spät entdecktes Meisterwerk.
5 Antworten auf „Kubix: Guitar Chant (Deluxe Edition)“
Das Album ist wirklich wunderschön. Jeder Song hat eine eigene Faszination. Bis heute kannte ich Kubix nicht. Danke auch für die schönen Tipps im Text.
Very nice, there is so much material to be heard! But don’t believe that this album is difficult and indigestible. On the contrary, it is full of subtleties, other layers that all bring something into the feat that is based on a very intelligent track list. This album is a real surprise. I’m really impressed.
„Mix Up“ oder „Bongo Red“ ?
Oh oh, vielleicht sollte ich noch ein paar Tage warten und mir das Album noch 10 mal anhören. Vielleicht ist heute einfach nicht der Tag, an dem ich mich darauf richtig einlassen kann. Meine spontane Reaktion geht jedenfalls nicht in Richtung Begeisterung. Ja, ich mag Ernie Ranglin und ich habe auch so ein zwei Scheiben von Monty Alexander aber gerade beim Monty, brauche ich eine jazzige Tagesform, um überhaupt einigermaßen empfänglich für seine jazzigen Improvisationen zu sein. Spätestens nach der Hälfte eines jeden Monty-Albums, geht mir das jazzige „Klaviergeklimpere“ doch sehr auf meine Nerven. Und auch hier springt bei mir der Funke ( zumindest heute ) noch nicht sofort über. Ich bin vielfach mit dem sehr stark jazzig angehauchten Musikgefühl regelrecht überfordert. Eventuell bin ich dafür einfach nicht intelligent genug. Obwohl es dabei eher um körperliche Intelligenz als um die geistige Intelligenz geht. Rein vom Kopf her erkenne ich sehr wohl die Qualität der Musik aber in meinen Venen und im ganzen Körper tut sich leider nicht viel Gutes bei mir. Im Gegenteil ! „Grow Old By Your Side“ ist ein gutes Beispiel für alles, was mich in der Musik auf die Palme bringt. Ein Schalgzeugrhythmus, der zwar – für mich – sehr schwierig ist aber bei mir überhaupt nicht grooved. Scheint mir auch eher für den Kopf gedacht zu sein als für ein wohliges Körpergefühl. Naja, und ich denke mal, inzwischen sollte jedem, der von mir schon mal einen Kommentar über Saxophongespiele gelesen hat klar sein, das ich dieses Saxophon unerträglich finde. Das betrifft sowohl die Melodie als auch den Sound, der sich für mich schon fast wie eine quäkige Klarinette anhört. Das Album hat natürlich auch jede Menge gute Momente, die sogar ich wahrnehmen kann aber ich muss doch für mich resümieren, das ich darauf auch gut verzichten kann. Ein Album, das ich als zu „verkopft“ bezeichnen würde. Ein Ausdruck, den ich hier im DubBlog kennen gelernt habe und ich hier für sehr passend halte. Wohlgemerkt, vielleicht ist Montag grundsätzlich nicht mein JazzTag.
Ja und dann mal ein Beispiel für meine Wahrnehmung von CoverVersions. „Mix Up“ mit und von Clinton Fearon und hier mit Mo Kalamity ! Da ich es nicht in Worte fassen kann, wie unterschiedlich ich die Versions von den Gladiators zu dieser Version hier finde, haue ich hier mal „eine“ OriginalVersion rein und lasse es jeden selbst fühlen.
https://www.youtube.com/watch?v=1ikRM5ZJRnQ
https://www.youtube.com/watch?v=b4vrodRqY7Y ( Auch diese Version ist ein echter Kracher für mich )
und das hier ist die Krönung für mich :
https://www.youtube.com/watch?v=w5DiYTd6p3s&list=OLAK5uy_nIFZ2L-gRgZgWwitMt5pwguCYDtPm_w2o
Würde ich nur die Version von Mo Kalamity kennen, würde ich sie vielleicht auch feiern aber ich hoffe ich konnte mit meinen Hörbeispielen für etwas mehr Verständnis sorgen.
Es ist ja auch immer so ( jedenfalls bei mir ). Die OriginalVersion ist „immer“ die Version, die ich zuerst kannte. Sollte jemand die Version von Mo Kalamity zuerst kennen und lieben gelernt haben, so sucht er viellicht bei den Gladiators nach dem gewissen Etwas, was er dort nicht wieder findet aber ich kenne und liebe die Versions von den Gladiators schon so lange, dass es nahezu unmöglich wird, da auch nur Anstzweise noch einen drauf zu setzen. Zudem ist es auch von den Gladiators ein Tune, den ich zu meinen ewigen Favoriten zähle und den ich für einen der besten ReggaeTunes aller Zeiten halte. Eine CoverVersion wäre also – für mich – keinesfalls nötig gewesen.
Ok …… aber lasst euch von mir nicht runterziehen. Ich habs nicht so mit dem Jazz ( seitdenn er wird von Prince Fatty auf mein Level gehoben oder eben gesenkt )
Greetings …………………… lemmi
Ok, da ich in den 1970ern mit Jazz-Rock (Weather Report, Herbie Hancock, John McLaughlin, Mahavishnu Orchestra, Soft Machine, Chick Corea) oder Rock-Jazz (Frank Zappas „Hot Rats“ oder „Waka Jawaka“) in Verbindung kam, habe ich mir ein Gehör angeeignet, dem diese Mucke immer noch nicht fremd ist.
Hier ein paar Beispiele, was mich Kubix‘ „Guitar Chant“ alles entdecken und hören lässt.
1. Deep Eyes: Der Dialog zwischen Aya Kato am Klavier und Kubix an der Gitarre erinnert doch tatsächlich an Monty Alexander und Ernest Ranglin. N’est-ce pas?
3. Sunday Children: Diese Frische und dieses offene Thema, initiiert vom Saxofon, begleitet von den Keyboards eines Marcus Urani und der Gitarre von Kubix atmet einen jazzigen Geist. Die Soli folgen einander und enden in einem Dub mit Schlagzeug und Bass.
4. Brand New Star: Hier hören wir komplexe Harmonien des Jazz, die sich mit Reggae-Groove verbinden, der wiederum von Drums und Percussions getragen wird.
5. Paris/New York: Man kann mühelos aus Soul und Black Music entlehnte Einflüsse hören. Im letzten Drittel des Stücks werde ich mit einer fetzigen Gitarre in den Rock der 70er entführt.
6. Sand & Salt: Kubix kombiniert mit seiner klassischen Gitarre kubanische und spanische Einflüsse, worauf Aya Katos Piano antwortet.
9: Grow old by your Side: Der Titel offenbart eine clevere Mischung aus Weltmusik, Reggae und Jazz.
11: Altitude: Zum Abschluss der musikalischen Reise. Im Grunde besteht das Stück aus zwei Teilen.
Teil A ist eine Hommage an die Popkultur der siebziger Jahre (The Beatles, Jimi Hendrix, Pink Floyd usw.) – ein entscheidender Einfluss auf Kubix.
Teil B ist meditativ, Kubix spielt indische Sitar und liefert uns ein psychedelisches Musikerlebnis.
Das Album ist so unglaublich vielseitig, und mit jedem Hören werden neue Pforten der Wahrnehmung aufgestoßen.
Quelle découverte fabuleuse. Cet album est exceptionnellement bon. J’aime bien. Merci beaucoup?!