Wie sehr liebte ich den Sound von Rockers Hi Fi, Dreadzone, Groove Corp., More Rockers und anderen progressiven Dub-Bands, die in den 1990er Jahren Dance-Music und Dub zu einem aufregenden, neuen Sound verschmolzen. Einem Sound, der nicht einfach nur Dance-Beats mit Dub-Ingredienzien versah. Nein, es war eine völlige Neuerfindung, die wunderbar komplexe Beats mit Reggae-Basslines und Offbeats synthetisierte. Break Beat, Industrial, Drum and Bass, Indietronic, Ambient und ja, auch House und Techno beeinflussten diesen Sound. Das waren Zeiten! Ich schrieb damals großspurig von der „Zukunft des Dub“. Tja, weit gefehlt. Der Sound evaporierte über die Jahre ins Nichts und von den alten Recken ist eigentlich nur noch Dreadzone mit mittelmäßigen Releases übrig geblieben. Aber zum Glück gibt es den brillanten Back-Katalog von Echo Beach und zum Glück gibt es Lee Groves. Ersterer enthält die passenden Tunes und letzterer hat den Dance/Dub-Groove der 90er mit der Muttermilch aufgesogen. Führt man nun beides zusammen entsteht: „Dance a Dub“ (Echo Beach) – eine glorreiche Renaissance des einst so progressiven Dub-Sounds. Lee Groves hat es einfach drauf, Tunes von den Dub Pistols, Dubblestandart, dem Dub Syndicate, und vielen anderen mehr, original so klingen zu lassen, als wären sie in Birmingham des Jahres 1995 aufgenommen worden. Dazu hat Mr. Groves die Vorlagen kräftig umgemodelt, overdubbed, mit einem ordentlichen Schuss Bewegungsenergie versehen und druckvoll abgemischt. Perfekt, wie ich finde. Was im Übrigen nicht verwundert, denn Lee Groves ist beinharter Musikprofi. Angefangen hat er mit der Programmierung von Sound-Karten für die angesagtesten Synthesizer der frühen 90er Jahre, Sounds die sich prominent in Stücken von Vangelis oder den Pet Shop Boys finden. Danach gründete er PuSH-Records, – unter anderem mit Spencer Graham von Dreadzone (!). In seiner Produzentenkarriere reihten sich anschließend Big Names aneinander: Depeche Mode, Marilyn Manson, Janet Jackson, Craig David, Goldfrapp, Beck, Britney Spears, Black Eyed Peas und sogar Janet Jackson. Und nun, zur Krönung seiner Laufbahn: Dance a Dub!
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6 Antworten auf „Lee Groves: Dance a Dub“
Ich mag das Album sehr – gut produziert und klanglich auf der Höhe, aber leider sind fast alle Tracks nach dem gleichen Schema aufgebaut: Sie fangen rootsy an und gehen nach 2 oder 3 Minuten nahtlos in einen Dancetrack über. Das ist zweifellos sehr gut gemacht, hat mich aber mit der Zeit doch ein wenig gelangweilt. Und doch war die Zeit reif für ein gutes „Hook, line & sinker“-Album – mal sehen ob’s Wirkung zeigt.
Ja, so wie ich mich kenne, steht die Scheibe am Ende ja dann doch bei mir Zuhause im Regal und wird „gelegentlich im privaten Bereich“ auch mal aufgelegt.
Als alter DreadZoneFan hatte ich beim Lesen der Rezension ( diesmal ausnahmsweise zuerst in der Riddim ) regelrecht Schnappatmung aus lauter Vorfreude. Sowas geht ja zu 99% immer nach hinten los. Auch bei mir läuft es zunächst auf Enttäuschung hinaus. Es gibt hier keine einzige Version, die ich nicht schon in mindestens EINER anderen Version schon viel besser in meinem „Archiv“ habe. Das liegt bestimmt auch daran, das all diese Versions von DubTopHeads ala Adrian Sherwood, Umberto Echo, AlDubb, Dubvisionist und all den anderen
DubProduzenten „around the world“ schon mehrfach gedubbed wurden und die das „höchstwahrscheinlich“ viel besser daruf haben, als ein „beinharter MusikProfi“, der seine Ohren schon mit sowas wie Depeche Mode, Marilyn Manson, Janet Jackson, Craig David, Goldfrapp, Beck, Britney Spears, Black Eyed Peas „versaut“ hat. ( Depeche Mode finde ich dabei noch recht akzeptabel muss ich gestehen ). All die anderen haben sicherlich auch ihre Daseinsberechtigung aber als DubNerd darf ich da ja wohl mal richtig „drüber stehen“, wenns recht ist ;-)
Außerdem, kann er noch so „beinhart“ sein, „wie er will“, dem ultraharten Business von Dub und Reggae Musik hat er sich ja bisher „gekonnt“ entzogen, indem er PopMusik produziert hat.
Is ja nicht schlimm aber kann er deswegen auch Dub ? Für meinen Geschmack reicht das auf Anhieb nicht. Vielleicht gewöhne ich mich ja noch dran, falls ich das Teil Zuhause doch noch mal reinschmeiße. Ich komme vor allem mit dem „sound“ in der 2. Hälfte oder wie gtkriz sagt, in den Minuten nach den ersten 2-3, nicht wirklich gut klar. Dieses hyperaktive rumgescheppere mit den Drums mag ich einfach nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel und so geht „Pump Up The Volume“ bei mir auch in dieser Version hier richtig gut ab. An das „Original“ (?) von Marrs kommt es für mich aber auch noch nicht ganz ran. Das feiere ich seit damals bis heute immer wieder gerne ab. Aber diese Version hier fetzt auch mächtig bei mir.
Ich denke aber auch, das hier überhaupt kein Bezug zu der Version von Marrs besteht, sondern ein ganz anderes Cover von „Pump Up The Volume“ gemeint ist. Ich wollte aber diese alte Version von Marrs unbedingt ins „Spiel“ bringen.
Rockers HighFi hat mich damals nie gepackt. Meine euphorische Schnappatmung kam durch die Namen DreadZone und Groove Corporation zustande. Die Fusion von ReggaeDub und Techno ist für mich sowas wie ein Markenzeichen von DreadZone. Auch ich hätte nicht das geringste dagegen gehabt, wenn das ein starker Ast am großen DubBaum geworden wäre.
Ich musste mir die, zunächst auch von mir verschmähte, DreadZone „Rare Dubs“ doch zulegen und ich habe es besonders unter dem TechnoAspekt nicht bereut. Kann und will ich nix gegen machen, DreadZone Rules !!! ( meistens ). Groove Corporation trägt den Namen „Groove“ vollkommen zurecht in seinem/ihren Namen. Rockers Hifi sind nicht umsonst -mal wider- die bekanntesten geworden, denn die haben ( so weit ich das beurteilen kann ) doch am ehesten den damaligen Hype bedient, der sogar weit in den Mainstream hineinreichte. Aber so richtig schlecht will ich die jetzt auch nicht machen.
Normalerweise lässt Echo Beach sich mit dem Verkauf einer CD ja nicht lumpen und sollte es eine geben, bin ich trotz aller „Mängel“ dabei. Falls nicht, wen interressiert´s ?! ……………
So long ………………………. lemmi
Kann mich da nur in den Kanon der vorherigen Kommentatoren einreihen… irgendwie ganz gut die Scheibe, aber…! Vermute, dass sie bei mir auch nicht allzu viele Umdrehungen machen wird und ihr Dasein eher im „Regal“ fristet… ist nicht die erste dieser Art und wird nicht die letzte sein.
Bin momentan gerade eher im Backflash des 90er-Jahre Dubs und feiere die im Showcase-Stil daherkommende Scheibe von Russ D aka The Disciples „A Vault Full Of Roots“ (https://russdisciples.bandcamp.com/album/a-vault-full-of-roots) voll ab, obwohl gewisse Sounds zugegebenermassen ein bisschen verstaubt oder gar altbacken daherkommen…
Das Werk groovt, ist bodenständig guter Reggae-Dub und hat richtig gute conscious Lyrics. Besonders die Songs und Dubversionen von „Breaking Away“, „Glad You Gone“ & „Love King Selassie“ stechen hervor und bleiben in den Gehörgängen und Gehirnwindungen haften und entpuppen sich als richtige Ohrwürmer, die auch stunden nach dem Konsum noch positiv und entspannend nachhallen und sich im Kopf weiterspinnen. Das, was ich eigentlich so richtig mag, wenn Sound inspiriert und sich im eigenen Universum weiterentwickelt… kommt sicher auch gut an einem Dance übers fette Sound System.
Ich erinnere mich noch an „Prowling Lion“ – DIE Dub-Hymne der 90er von den Disciples. Fand ich damals großartig. Leider hat Russ sich seit dem nicht weiter entwickelt, deshalb ist es wahrscheinlich eine gute Idee, das alte Material zu hören. Leider gibt’s das von dir erwähnte Album nicht im Stream – und irgendwie konnte ich mich bisher nicht überwinden, dafür 10 £ auszugeben. Nach deinem Plädoyer werde ich aber noch mal in mich gehen.
Es ist wohl schon einige Jahre her, dass ich mir zuletzt eine CD gekauft habe, aber als ich die Rezension im RIDDIM zu der „Dance A DUB“ gelesen habe ging das Kopfkino (alte Zeiten, Erinnerungen…) los und seit ein paar Tagen liegt die CD jetzt im Wechsler und wird täglich mindestens einmal gehört. Ich kann mich den vorherigen Kommentaren ebenfalls anschließen, insbesondere zum Ende wird mir alles etwas zu eintönig. ABER: Es ist einfach eine wunderebare Zeitreise.
[…] zum neuen Material, zur Neuaufnahme mit Seanie T am Micro. Erstmals zu hören auf Lee Groves „Dance A Dub„-Album als flotter Dance-Groove mit mehr als überzeugenden Vocals, gefolgt von einer eher […]