Ein Dub-Album aus Amerika! Wer es nicht weiß, erkennt es sofort am Sound: fette Beats sind Sache der Amerikaner nicht. Trocken und gut abgehangen müssen die Rhythms klingen, handgespielt und ein bisschen wie Rock ,n‘ Roll. Das Luste Kings-Produktionsteam aus Kalifornien mach da keine Ausnahme. Seit 1995 produzieren Andrew Bain und Corrin Haskel Reggae nach diesem Muster und lassen ihre Riddims mit Vorliebe von unbekannten jamaikanischen Artists voicen. In 15 Jahren ist natürlich eine schöne Rhythm-Sammlung entstanden, aus der nun 11 Tunes in den Genuss eines Dub-Treatments gekommen und auf das Album „Lustre Kings in Dub, Vol. 1“ (Lustre Kings/Import) gepackt wurden. Weitere 6 Tunes sind als reine Versions mit von der Partie – zusammen also 17 Tracks. Abgesehen vom eher trockenen Sound, ist es doch erstaunlich, welch große stilistische Bandbreite die Stücke abdecken. Da gibt es ultra-softe Lovers-Nummern, handgespielten Roots, digital Dancehall, und sogar halbwegs deepe Dubs nach europäischem Vorbild. Wüsste man es nicht besser, würde man hier eine Compilation unterschiedlicher Produzenten vermuten. Die Frage, ob diese Variationsbreite nun eine Stärke oder Schwäche ist, stellt sich allerdings nicht, denn für fast alle Stücke gilt, dass die Beats etwas kraft- und saftlos bleiben – egal, welchen Stil sie gerade bedienen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen („Proverbs Dub“, „Takling Drum Version“), haben die Rhythms nicht genug Präsenz, um als Dub oder gar Version bestehen zu können. Sie bleiben schön im Hintergrund, fordern keine Aufmerksamkeit und alles ist nice & easy – perfekte Wohlfühlmusik als Hintergrundbeschallung fürs Büro. Ich weiß, dass die beiden Lustre Kings ihre Musik mit viel Herzblut produzieren, weshalb mir die Kritik nicht leicht fällt. Aber auch wenn‘s mit viel Liebe gemacht ist, ein gutes Album wird dadurch nicht garantiert. Vielleicht sollten die beiden Kalifornier ganz einfach bei Vocal-Tunes bleiben – darin sind sie viel besser.
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