Hä, was hat den Eighties-Pop-Ikone Robert Palmer mit Reggae zu tun? Ihr wisst es nicht? Hier ist die ganze Geschichte:
Robert Palmer ist weithin bekannt (vielleicht inzwischen aber auch vergessen) für seine Auftritte in eleganten Anzügen, mit einer Band bestehend aus Fotomodellen ohne Kabeln in ihren Instrumenten. Aber der 2003 verstorbene Sänger war mehr als der Dandy der MTV-Generation. Als Palmer mit „Addicted to Love“ und „Simply Irresistible“ in Deutschland die Charts eroberte, blickte der weltoffene Brite bereits auf eine höchst respektable Diskographie zurück, die weit über Steam-Hammer-Pop hinausging.
Als Teenager entdeckte der im Norden Englands aufgewachsene Robert Palmer seine Leidenschaft für schwarze Musik aus den USA und spielte in einigen Soul- und R&B-inspirierten Bands, bevor er von Chris Blackwell für sein neues Label Island unter Vertrag genommen wurde. Nach dem in New Orleans aufgenommenen Debüt „Sneaking Sally Through The Alley“ mit den Meters als Begleitband, zog Palmer nach New York und entdeckte den Reggae für sich: Er nannte sein Album „Pressure Drop“ (1975) nach dem Song von Toots & The Maytals, den er coverte. Nach einem weiteren Umzug auf die Bahamas wurde das Album „Double Fun“ im von Blackwell eingerichteten Compass Studio in Nassau produziert, inklusive des Klassikers „Every Kinda People“, der später passenderweise von Chaka Demus & Pliers gecovert wurde. In jenen Tagen besuchte Palmer auch das Black Ark Studio von Lee „Scratch“ Perry in Jamaika, in der Hoffnung, ein wenig vom Geist des ansässigen Reggae-Genies zu profitieren. Allerdings verlief die Session nicht wie erhofft: Die einheimischen Rastas hatten Spaß daran, den weißen Sänger zu ärgern, der von Perry produzierte Mix „Best of Both Worlds“ blieb unveröffentlicht (inklusive Dub), und am Ende erschien nur die Single B-Seite “Love Can Run Faster“. Nach dieser Folge stellte Palmer mit den Alben „Secrets“ und „Clues“ sowie dem Disco-Funk „Looking For Clues“ die Weichen für die Achtziger und die Chart-Highlights seiner Karriere: Rockgitarren, Prince-inspirierter Funk und schließlich The Power Station mit den Chic-Musikern Tony Thompson und Bernard Edwards sowie John und Andy Taylor von Duran Duran.
»Aber was wäre passiert, wenn an diesem Tag im Black Ark Studio alles glatt gelaufen wäre? Wenn Palmer an Jamaika und seinen Vibes festgehalten und all seine vergangenen und zukünftigen Hits in diesem legendären Studio produziert hätte?« fragt das Presse-Info von Echo Beach und das Label gibt auch gleich eine Antwort in Form des Albums »Palmer in Dub« (Echo Beach).
Mitgewirkt daran haben interessante Musiker: Schlagzeuger Achim Färber (Automat, Ben Lucas Boysen), Klangkünstler Max Loderbauer (Ambiq, Moritz von Oswald Trio), Bassist Zeitblom (Automat, Pole) und Ingo Krauss (Tonmeister, Teilmischung, ehemals Conny Plank Studio), und DEADBEAT (Scott Monteith) sowie Doug Wimbish.
Das Ergebnis ist – sagen wir mal: Interessant. Perry wäre damit sicher nicht d’accord gewesen. Abgesehen davon, das Robert Palmers mit Echos überhäufte Stimme nur stört, sind auch die Rhythms nicht wirklich gut geworden. Sie klingen schlicht monoton und uninspiriert. Der Sound wirkt stumpf und selbst der Bass entfaltet keine Dynamik. Erschwerend hinzu kommt, dass mache Songs bis zu drei mal (in leicht unterschiedlichen Mixen) auf dem Album wiederholt werden. Von dem Song »Jonny & Mary« gibt es sogar ein eigenes Remix-Album mit 8 Versionen des Stücks. Das Verrückte dabei: Es ist abwechslungsreicher als »Palmer in Dub«. Wir hier im dubblog lieben die Arbeit von Echo Beach, aber mit »Palmer in Dub« kann uns unser Lieblingslabel nicht überzeugen.
3 Antworten auf „Palmer in Dub“
D‘accord. Ich meine aber, dass das nicht Palmer‘s Stimme ist.
„2 Sterne“ Rezensionen lese ich ehrlich gasagt auch manchmal sehr gerne. Besonders dann, wenn ich in Sachen Dub mal wieder das Gefühl habe, mehr als nur gut versorgt zu sein.
Ich musste aber dennoch mal reinhören und ich muss sagen , ja, das Ergebnis ist durchaus Interessant. Is bei Dub aber IMMER so !!! Zumindest was meine Wahrnehmung betrifft. Auch hier finde ich die DubAtmosphäre ist gut gelungen. Ich würde das Album nicht unbedingt auflegen, wenn ich mal wieder Dub im klassischen „Royal Albert Hall Modus“ ( Nix und Niemand darf stören !!! ) Zuhause genießen möchte aber wenn ich zum Beispiel den Abwasch machen würde oder ich würde mich gar dazu durchringen, mal wieder aufzuräumen, könnte ich das Album ohne Probleme nebenbei laufen lassen. Für ein intensives DubErlebnis ist es mir allerdings zu langweilig, da ich hier mit BassLines abgespeist werde, die in der Arbeitswelt einem Hungerlohn gleichkommen würden. Das ist schon echt sehr dürftig und uninspiriert. Was will man aber von einem PopSänger aus den 80ern erwarten ?!? Bzw. was kann man da überhaupt erwarten. Wohlgemerkt aus der Sicht eines DubConnaisseurs. Mehr als nicht viel, geht da nicht.
Nun gibt es aber, wie schon so oft erwähnt, für DubFans so viel Gutes, das man dieses Album hier nicht auch noch unbedingt gebraucht hätte.
Trotzdem habe ich hier einen Dub gefunden, der mich zumindest auf Anhieb sehr erfreut, bzw. regelrecht begeistert. Und zwar ist das die „Candy Bomber Version“ von „Looking for Clues“ ( No. 13 auf Spotify ) !!! Der Dub ist für meine Ohren, für mein Groovegefühl und überhaupt vom ganzen Dubfeeling her richtig Spitze !!!
Kommt erst mal in die Liste meiner Alltime Favorites, bzw. ist schon drin.
Die BassLine taucht in dem ganzen Album ja öfter auf und obwohl sie ja nicht besonders kompliziert ist, würde es mich geradezu glücklich machen, wenn das die BassLine von Doug Wimbish ist. Es würde meine Theorie bestärken, das man das Feeling für Dub eben hat oder eben nicht hat. Egal, was dabei rauskommt, für mich hat Doug Wimbish nicht nur das richtige DubFeeling, sondern seine gesamte atomare und molekulare Zusammensetzung, sowie seine geistige Aura sind durch und durch DUB ! Wenn ich das hier mal „in aller Bescheidenheit“ zum Besten geben darf ;-)
Ja, also alles in allem ein überflüssiges Album für mich aber über die „Candy Bomber Version“ freue ich mich doch sehr !
https://www.youtube.com/watch?v=ilFUoUl-E5E …………………………. lemmi
How much crap do we really need? A completely unmotivated and superfluous album. Quite simply very bad and disappointing.