Vor einem Jahr erschien das viel beachtete Original „Carry Me Home: A Reggae Tribute to Gil Scott-Heron and Brian Jackson“ von The Archives. Eine Big Budget Produktion von Eric Hilton (eine Hälfte der Thievery Corporation) und Darryl “Trane” Burke. Superb eingespielter, aufgenommener und vermarkteter Reggae-Retro-Sound. Die Dub-Version war da nur eine Frage der Zeit. Nun liegt sie vor: „Carry Me Home Dub“ von The Archives (Montserrat House). Das Big Budget ist bei jeder Note zu hören. Da stimmt soundtechnisch einfach alles. Und ja, es ist natürlich auch echter Dub, obwohl nicht selten auch Vocals zu hören sind. Aber mit Sound System-Nächten hat die Musik nichts zu tun. Sie will sonntags morgens beim Frühstück gespielt werden, oder beim gepflegten – aber coolen – Dinner. Es handelt sich um „niveauvollen“ Dub, geschmackssicher und stilvoll. Aber allzu oft, wohnt „niveauvollen“ Werken auch ein Quäntchen Langeweile inne. Alles ist kalkuliert, angemessen und ausgewogen, reflektiert und intellektuell. Es fehlt schlicht an dem, was Spaß macht: An harten Kontrasten, an überraschenden, manchmal disruptiven Ideen, an Mut und Waghalsigkeit. Deswegen weiß ich nicht so recht, wie ich das Album bewerten soll. Es ist zweifellos absolut hochwertig, aber viel Spaß habe ich beim Hören nicht. Puh! Vielleicht fehlt mir einfach das Niveau.
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2 Antworten auf „The Archives: Carry Me Home Dub“
„Who´s Correct ? Who is incorrect ?“ ………………
Was dachte ich doch „damals“ über diese geile Scheibe von den Archives ?! Ich meine es war die Zeit von „GröleReggae“, als alle Welt versuchte einen auf Sizzla zu machen. Dazu der gedämpfte und schlaffe Sound von VP-records ( was leider nicht für die Vocals galt ) und die ( mal ganz ehrlich gesagt ) üble Zeit des sogenannten neoreggae. Da kamen mir die Archieves wie die Rettung des Abendlandes vor. Leider konnten sie mich danach nicht mehr so begeistern, wie mit diesem Debut (?).
Ja; und auch diese gediegene DubScheibe kann ich ohne Probleme durchhören aber Begeisterung kommt auch bei mir nicht auf. Das klingt mir auch alles viel zu artig und die meisten Basslines erzeugen nur ein müdes Gäähnen bei mir. Da fehlt mir wohl auch das Niveau ;-) ……… ich habe mich über diese – deine – Erkenntnis köstlich amüsiert René.
Dennoch kann man sich die Scheibe ja mal geben. Zum Beispiel im Fahrstuhl. Denn ich finde, das die Elevator Dubs vom Umberto oder war es doch der Visionist, für den Fahrstuhl teilweise regelrecht radikal sind.
„There is much more to Dub“ …………………….. lemmi
Warum so knausrig mit den Sternen, Kollege Wynands? Ich hätte da glatt noch einen d’raufgelegt, zumal es bei Gil Scott Heron vorwiegend um eines geht: Seine brutal realistische Poesie, der auch in den Dubs entsprechend Platz eingeräumt wird. Insofern empfehle ich das Album nicht als Soundtrack zum Frühstück oder Abendessen, da würde einem wohl übel werden.
Davon abgesehen pflichte ich der Rezension gerne bei, möchte aber doch die sehr gelungene Abmischung hervorheben. Ansonsten bewegen sich Laurent Alfred’s Dubs in Richtung Umberto Echo – Big People’s Dub (in Anlehnung an den Begriff Big People’s Music)… in anderen Worten: exzellente, satte Langeweile.