Es gibt Musik, die einen im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen lässt. Vor einigen Wochen kam meine Tochter mit der Frage, ob ich „KMFDM: In Dub“ (Metropolis Records) kennen würde; ich müsse mir das Album unbedingt einmal anhören – nach tonnenschweren Sounds von frühestem Kindesalter an, kennt sie ihren „Alten“ zu gut. Und was soll ich euch sagen? Die vor fast exakt einem Jahr veröffentlichte „In Dub“ ist wieder einmal eines dieser Dub-Kuriosa, die mich schon immer in ihren Bann ziehen.
KMFDM wurde 1984 von Sascha „Käpt’n K“ Konietzko als Performance-Kunstprojekt in Hamburg gegründet, verlegte 1991 seinen Sitz nach Chicago und ist seit über 36 Jahren in Sachen Industrial Metal / Industrial Rock erfolgreich unterwegs. Kein geringerer als das ON .U Sound Mastermind Adrian Sherwood, der schon seit Label-Gründung die unendlichen Möglichkeiten der Dub-Musik auslotet, produzierte 1988 das KMFDM Album „Don’t Blow Your Top“ und setzte mit seinem Gemisch aus Industrial, Rock, Dub erneut kreative Maßstäbe.
Zu dem Album selbst erzählt „Käpt’n K“ in einem Interview: „Die Idee, eine Dub-Platte zu machen, braute sich seit einigen Jahren zusammen. Ich hatte bisher einfach nie die Zeit gefunden, mich hinzusetzen und das Projekt anzugehen. Einige meiner frühesten musikalischen Einflüsse waren Dub und Reggae und ich habe das Projekt wirklich Old-School gemacht. Die Demontage der Original-Tracks sowie die Bläser-Arrangements haben mir eine Menge Spaß bereitet. Dabei fand ich heraus, dass Songs mit 125 BPM zu dubben nicht so ideal ist. Es funktionierte am besten mit den langsamen und wirklich schnellen Titeln.“ Das klingt doch schon einmal hochinteressant. Also habe ich mich an das Album gemacht und die Materie vertieft. „Käpt’n K“ hat zwölf Songs, die ihre gesamte Karriere umspannen, neu interpretiert. Bereits nach dem ersten satten Rimshot auf der Snare bei „Dub Light“ wusste ich, dass dies ein Album so ganz nach meinem Geschmack ist. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass sich dieses groovelastige und rockige Ausgangsmaterial derart gekonnt in ein Dubkostüm transferieren lässt. Lucia Cifarelli singt „Everything Old Is New Again“ auf „Real Dub Thing“ und definiert damit perfekt die Kraft von „In Dub“. KMFDM-Hymnen werden neu interpretiert und so mit einem Sammelsurium meditativer Grooves mit fetzigen Gitarrenpassagen, schrillen Hörnern, intensiven Orgelklängen und schweren Basslines garniert, wie auf „A Dub Against War“, „Hau Dub“, „Bumaye“ präsentiert. Bei „Bumaye“ meine ich kurz eine Sequenz mit Nina Hagens Stimme herauszuhören.
Insgesamt ein Album, das vor Ideen nur so strotzt und dennoch Dubheads polarisieren wird. Zitat eines Fans: „Meine Freundin mag Reggae, aber KMFDM nicht so sehr. Jetzt mag sie auch KMFDM“. Für ON .U Sound Addicts der ersten Stunde, ist „KMFDM: In Dub“ eine leichte Übung und der Zugang zu diesen selten gehörten Klängen möglicherweise ein wenig einfacher.
Eine Antwort auf „KMFDM: In Dub“
In der Tat fühle ich mich sehr schnell und oft an On .U Sound erinnert. Strange Parcels und auch der krasse Mark Stewart lassen grüßen, habe ich das Gefühl. Womit ich dann auch schon beim Zugang zu den Dubs wäre. Auch Mark Stewart und die Strange Parcels haben mich nicht gleich auf Anhieb von A bis Zett komplett in ihren Bann gezogen. Oft musste ich das sogar Skippen oder die Nadel mal ne ganze Rille weiter rüber legen. Ich sag ja immer, On .U Sound bildet das gesamte Spektrum ab. Es geht von nahezu ungenießbar bis hin zu vollkommen faszinierend und sämtliche Ketten sprengend. Aber beeindruckend ist es immer ! On .U Sound ist da wie so ein Prisma und wenn Musik auch so etwas wie Licht wäre, würde das bedeuten, das das Spektrum hier nicht nur sichtbares Licht durchlässt, sondern auch sämtliche anderen Spektren ( oder Spektra ) von wohltuend über Infrarot – und Gammastrahlung, bis hin zum Spektrum der dunklen Materie.
Hier scheint Adrian Sherwood nicht dabei gewesen zu sein. Jedenfalls habe ich hier keine seiner markanten DubEffekte, die nur er und sonst keiner raushaut entdeckt. Davon wurde ja auch in der Rezension nix geschrieben, also ist das wohl auch so.
Und so kam es, das ich bei den ersten fünf Dubs noch einen ziemlich „trockenen Mund hatte“. Leider stammen die BassLines hier wohl nicht von Doug Wimbish und haben eventuell deshalb nicht so viel Magie. Auch bei „Amnesia“ spielt er den Bass wohl nicht aber ab „Amnesia“ werde ich dann eben erst richtig wach ;-) Hier dringt die Musik wieder ungebremst in meine
vertrackte Psyche ein und macht mich auch ohne Betäubung high. Dazu gesellen sich die von der Spielweise etwas härteren Dubs wie „Rebelz Dub“ „Hau Dub“ „No God“ und Para Dub und mal schauen, was sich noch alles für mich herauskristallisieren wird. Die genannten Dubs, empfinde ich als tief psychodelisch und daher sehr ansprechend. Bei den meisten anderen Dubs, erscheint mir der „Wechselgesang“ mit den Girls doch ein wenig zu poppig. Aber keinesfalls schlecht oder nicht hörbar. Geht alles ganz gut rein bei mir.
Ich muss gestehen, das ich bei kurzen Gesangspassagen den Gesang von Nina Hagen und Ari Up nicht unterscheiden kann. Von daher kann ich da wohl nicht weiterhelfen Ras Vorbei.
Bis denne …………. lemmi